Teller, der einer Geigenbauerfamilie entstammt, wuchs in Bubenreuth bei Erlangen auf und begann nach der Schule eine Bogenmacherlehre, die er jedoch aufgrund einer Stauballergie abbrach. Von 1984 bis 1986 studierte er an der Fachakademie für Fotodesign in München. Im September 1986 zog er, um der Wehrpflicht zu entgehen, nach London, wo er seitdem lebt und arbeitet. Durch den Fotografen Nick Knight kam er bald an Aufträge aus der Musikbranche und porträtierte Musiker wie die Cocteau Twins, Sinéad O’Connor und Morrissey für Plattencover. Ende der 80er Jahre begann Teller für Zeitgeist- und Modemagazine wie i-D, The Face und Arena zu fotografieren.
Er lernte die Stylistin Venetia Scott kennen, mit der er häufig zusammenarbeitete. Zusammen haben sie eine Tochter. Von 2003 bis 2018 war er mit der Kunsthändlerin Sadie Coles, Leiterin der Galerie Sadie Coles HQ, verheiratet.[1] Mit ihr hat er einen Sohn. 2021 heiratete er seine 1982 in Kaunas geborene Mitarbeiterin Dovile Drizyte.[2] Mit ihr hat er eine Tochter, Iggy Teller.[3]
Im Jahr 1991 bekam er die Gelegenheit, die noch unbekannte Band Nirvana auf ihrer Nevermind-Tour zu begleiten. Seine Porträts von Kurt Cobain wurden später berühmt.
Kennzeichnend für die Ästhetik seiner Arbeiten ist die gnadenlose Demaskierung von Scheinwelten und autobiografisch intime Darstellung von Motiven.[4]
Die 1996 im Auftrag des SZ-Magazins entstandene Fotoserie Versace-Heart, die in ungeschönten, quasidokumentarischen Aktaufnahmen des Models Kristen McMenamy die körperlichen Strapazen wiedergibt, die ein Mannequin bei der Arbeit an einer Modepräsentation durchzustehen hat, machte Teller endgültig zu einem der Stars der zeitgenössischen Fotografie. Auch in vielen anderen seiner Bilder entwickelt er die Idee einer unperfekten Schönheit; Supermodels werden nicht wie üblich perfekt stilisiert, sondern z. B. ungeschminkt, mit sichtbaren Hautunreinheiten und Narben oder in vordergründig ungeschickten Posen gezeigt. In den 1990er Jahren revolutionierte er die Modeszene und arbeitet seitdem für zahlreiche namhafte Labels. Seine Bilder sind oft stark autobiographisch geprägt, manche Werke wie z. B. Märchenstüberl zeigen seine Auseinandersetzung mit seiner Jugend und seiner Heimat.
Strenesse, u. a. 2004 mit Boris Becker und Claudia Schiffer
Anna Molinari, Blumarine, Miu Miu, Comme des Garcons, Helmut Lang, Hugo Boss, Katharine Hamnett, Jigsaw, Yves Saint Laurent, Calvin Klein, „Eternity“ Commercials, Alberto Biani and Alessandro Dell' Aqua, Zucca, Marc Jacobs, Marc, Stussy, Shisedo, Louis Vuitton, Amex, Matsuda, Toyota, Calvin Klein Perfume, Rolex, Microsoft, Italian Telecom, Ungaro, Marc Jacobs Perfume, Adidas.
Jörn Glasenapp: „To see more of Seymour: Juergen Teller und der modefotografische Dienst an der Wahrheit.“ In: Fotogeschichte, Jg. 25 (2005), H. 98, S. 45–48.
Jörn Glasenapp: Die deutsche Nachkriegsfotografie: Eine Mentalitätsgeschichte in Bildern. Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2008, S. 352–373.