Das Wunsiedler Brunnenfest ist ein traditionelles, jährlich in der Stadt Wunsiedel (Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge) stattfindendes Fest am Samstag und Sonntag vor Johanni (24. Juni).
Für das Wunsiedler Brunnenfest werden die 35 Brunnen der Stadt festlich geschmückt und bei Einbruch der Nacht illuminiert. Sänger und Musikanten ziehen von Brunnen zu Brunnen und bringen an jedem ein Ständchen dar. Einheimische und Gäste begleiten sie oder wandern in kleinen Gruppen durch die an diesen Tagen für den Verkehr gesperrte Innenstadt, um die einzelnen Brunnen zu besuchen und sich an dem Zusammenklang von Wasser, Blüten und Licht zu erfreuen. Laut Angaben des Bürgermeisters kommen „alljährlich Tausende von Besuchern“ und es sei „neben den Luisenburg-Festspielen (der) wichtigste Werbeträger“ für den Ort.[1] Jedoch wird Wert darauf gelegt, daraus kein jahrmarktartiges Spektakel zu machen. Dem Stadtarchivar Wolfgang Daum zufolge ist das Brunnenfest „trotz Verpflegungsstationen ein stilles Fest.“[2]
Brunnenfeste sind in ganz Deutschland verbreitete, volkstümliche Brauchtumsfeiern unterschiedlicher religiöser, kultischer, stadthistorischer oder legenden- und sagenbehafteter Herkunft. Solche Traditionen werden jedoch besonders intensiv im Süddeutschland und in Bayern gepflegt. Dafür ist Wunsiedel ein hervorstechendes Beispiel. Aus diesem Grund wurde es 2016 von der Deutschen UNESCO-Kommission in das bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe aufgenommen. Es zählt dort zum Bereich „Gesellschaftliche Bräuche, Rituale und Feste; Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum; Formen gesellschaftlicher Selbstorganisation“.[2][3]
Das Wunsiedler Brunnenfest hat eine lange Geschichte, wobei man das Entstehungsjahr nicht genau kennt. Man erzählt sich die Sage, dass einmal in einem heißen Sommer die Röhrenbrunnen in den Straßen der Stadt versiegt waren und Menschen und Vieh dadurch großen Mangel litten. Als das Wasser wiederkam, habe man zum Dank Kränze gebunden und die Brunnen damit geschmückt. Was damals nicht bekannt war, ist die Tatsache, dass man damit einen uralten heidnischen Brauch wieder aufleben hatte lassen. Einst glaubte man in ganz Europa, man könne die Geister der Quellen und Gewässer günstig stimmen, wenn man ihnen frische Blumen in magischer Form darbringe.
Es waren die Bürgersleute, die von Jahr zu Jahr am Vorabend von Johanni die Blumenkränze für die Wasserspender banden.[4] Die städtische Obrigkeit dagegen sah solche alten Sitten nicht gerne und versuchte wiederholt das „Brunnenputzen“ zu verhindern, was ihr jedoch nicht gelang. Die Umwohner der einzelnen Brunnen bildeten Brunnengemeinschaften und wetteiferten miteinander in der Verzierung der Wasserkästen.[5] Am 24. Juni 1879 erschien ein Bericht in der lokalen Zeitung Bote aus den sechs Ämtern in
dem es hieß: „Am gestrigen Johannisabend wetteiferten verschiedene Personen an der herkömmlichen Beleuchtung und Decoration sämtlicher hiesiger öffentlicher Brunnen...Da der Abend ein sehr schöner war, bewegte sich auch eine sehr große Menschenmenge auf den Straßen, von einem Brunnen zum anderen ziehend“.[1] Als 1899 die Hochdruckwasserleitung in der Stadt eingerichtet wurde, erzwang es die Bürgerschaft, dass die alten Röhrkästen auf den alten Straßen stehen blieben. Auch heute noch werden bei öffentlichen Bauten oder beim Bau von Privathäusern Brunnen errichtet.
Sparkassenbrunnen vor dem Eingang der Sparkasse Hochfranken-Wunsiedel
Brunnen in der Egerstraße
Brunnen bei der Sigmund-Wann-Realschule (Nordendstraße)
Bahnhofsbrunnen nördlich der Sechsämterlandstraße
Karl-Schmidt-Brunnen in der Sechsämterlandstraße
Bezirksamtbrunnen in der Bezirksamtstraße
Brunnen bei der Staatlichen Wirtschaftsschule
Hofbrünnlein im Hof südlich der Bezirksamtstraße
Brunnenbuberl an der Sechsämterlandstraße/Maximilianstraße
Brunnenmäderl an der Sechsämterlandstraße/Maximilianstraße
Brunnen am Luitpoldplatz
Brunnen in der Sigmund-Wann-Straße
Winkelbrunnen
Brunnen in der Feldstraße
Koppetentorbrunnen westlich des Koppetentores
Wilmabrunnen beim Gymnasium
Brunnen am Gymnasium
Brunnen im Innenhof des Gymnasiums
Brunnen in der Koppetentorstraße östlich des Koppetentores
Gabelmannsbrunnen auf dem Gabelmannsplatz
Regenbogenbrunnen beim Ludwig-Hacker-Platz
Fichtelgebirgsbrunnen vor dem Eingang zum Landratsamt
Künzelsbrunnen am Alten Markt
Profibrunnen beim Hagebaumarkt (wurde abgebaut und wird nicht mehr erneuert)
Brunnen Mutter Erde im Schulzentrum Stein/Marktredwitzer Straße
Kastanienbrunnen an der Straße Am Bahnhof
Königin-Luise-Brunnen beim ehemaligen Autohaus König in der Luisenburgstraße
Schülerheimbrunnen An der Bergstraße
Findlingsbrunnen Waschpark Fichtelgebirge/Kemnather Straße
Brunnen beim Möbelhaus Unglaub
Brunnen im Garten der Stadt Volterra
Blechzinnerbrunnen
Osmanischer Brunnen beim Landratsamt
Viehtränke an der Markus-Zahn-Allee
Sankt-Elisabeth-Brunnen
Brunnen im Bahnhofspark
Jeder Brunnen, ob ursprünglich für die Wasserversorgung der Bevölkerung errichtet oder in moderner Bauart als Zierbrunnen, hat eine eigene Geschichte.[6]
↑ abWunsiedler Brunnenfest. In: Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe. Deutsche UNESCO-Kommission, abgerufen am 1. Oktober 2024.
↑Deutsche UNESCO-Kommission (Hrsg.): Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe. 5. Auflage. Bonn März 2023, S.154 (unesco.de [PDF; abgerufen am 1. Oktober 2024]).
↑Hermann Kirchhoff: Christliches Brauchtum: Feste und Bräuche im Jahreskreis. 2. Auflage. Kösel, 1995, ISBN 3-466-36416-7, S.249 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 31. Dezember 2016]).
↑Marianne Waas-Frey: Alte Bräuche, frohe Feste: zwischen Flensburg und Oberstdorf, Aachen und Bayreuth. Mairs Geographischer Verlag, 1984, OCLC214990249, S.53ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 31. Dezember 2016]).