16. August: Katharina I. von Russland tritt dem bestehenden Wiener Vertrag, dem österreichisch-spanischen Bündnis vom 30. April 1725 bei. Sie erkennt die Pragmatische Sanktion an und gewinnt dafür die österreichische Garantie der 1721 erworbenen Besitzungen. Ein Geheimartikel des Vertrages sieht eine Türkenhilfe des Wiener Hofes für Russland vor. Das enge Zusammengehen Russlands mit den Habsburgern beeinflusst in der Folgezeit die europäische Mächtepolitik nachhaltig.
20. August: Ein preußisch-russischer Allianzvertrag wird in St. Petersburg unterzeichnet. Beide Parteien verpflichten sich in 16 Vertragsartikeln, einander im Angriffsfall Hilfstruppen in Höhe von 5000 Mann zu stellen. Zum ersten Mal enthält eine vertragliche Absprache zwischen beiden Mächten Bestimmungen über Polen-Litauen, die darauf abzielen, den politischen und auch territorialen Status quo zu zementieren. Die Bündnispartner verpflichten sich nicht nur, das Herzogtum Kurland in seinem bisherigen Status zu erhalten, sondern auch das Wahlkönigtum sowie den verfassungsmäßigen Status Polens zu bewahren und das Wahlkönigtum gegen jeden Versuch der dynastischen Verfestigung zu schützen. Die Allianz wird auf 18 Jahre festgelegt.
Der britische Premierminister Robert Walpole setzt die Royal Navy als außenpolitisches Druckmittel ein. Er verstärkt das britische Mittelmeergeschwader und entsendet ein Geschwader in die Ostsee, das von Mai bis September den Hafen Reval blockiert, um die russische Regierung einzuschüchtern und deren Flotte am Auslaufen zu hindern. Ein drittes Geschwader soll gleichzeitig den spanischen Handel in der Karibik stören und den Hafen von Portobelo blockieren. Davon erhofft sich Walpole einen doppelten Erfolg. Einmal soll verhindert werden, dass die spanische Silberflotte Europa erreicht und damit die Wiener Verbündeten in den Besitz zusätzlicher finanzieller Mittel kommen. Zum anderen soll auf diese Weise dem spanischen König Philipp V. demonstriert werden, wie abhängig er und sein Kolonialreich vom britischen Wohlwollen sind.
Im Sommer kommt es in der Karibik zu Kampfhandlungen zwischen England und Spanien. In der Ansicht, durch das Wiener Bündnis abgesichert zu sein, entschließen sich Philipp V. und seine Frau Elisabetta Farnese gegen den Rat ihres neuen leitenden Ministers José de Patiño y Morales zu einem offenen Konfrontationskurs gegenüber Großbritannien, als die ersten Nachrichten von britischen Aktionen aus der Karibik eintreffen. Im Dezember werden alle britischen Handelsprivilegien einseitig aufgekündigt. Anfang 1727 beginnt der Englisch-Spanische Krieg.
11. Juli: König Ludwig XV. von Frankreich entlässt seinen leitenden Minister Louis IV. Henri de Bourbon, prince de Condé, und verbannt ihn mittels lettre de cachet mit seiner Mätresse Madame de Prie auf seine Güter. Sein Nachfolger wird André-Hercule de Fleury. Dessen Autorität wird zusätzlich gehoben, als er am 11. September von Papst Benedikt XIII. zum Kardinal erhoben wird. Fleury stellt die Kreditwürdigkeit des Staates wieder her, indem er dessen Schulden abzubauen beginnt. Durch die Durchsetzung der durch das feudale Recht vorgesehenen Straßenfronarbeit der Bauern sorgt er für einen guten Zustand der französischen Straßen, allerdings um den Preis steigender Unzufriedenheit.
26. Februar: Auf den verstorbenen Maximilian II. Emanuel folgt sein Sohn Karl Albrecht als Kurfürst von Bayern. Dieser bemüht sich von Beginn an zielstrebig darum, nach dem Tod von Kaiser Karl VI., der keine männlichen Nachkommen hat, die Habsburger zu beerben und als Karl VII. die Kaiserwürde zu erlangen.
21. Mai: Die Ermordung des protestantischen Predigers Hermann Joachim Hahn durch den Katholiken Franz Laubler in der sächsischen Residenzstadt Dresden führt in den nächsten Tagen zu einem gegen die Katholiken der Stadt gerichteten Bürgeraufstand.
Herbst: Der osmanische Gouverneur von Bagdad Ahmad Pascha greift das Persische Reich an und gibt zu verstehen, dass er plant, die Safawiden wieder als persische Herrscher einzusetzen. Schah Aschraf Khan aus der Hotaki-Dynastie lässt daraufhin den letzten Safawidenherrscher Sultan Hosein hinrichten und sendet seinen Kopf mit einer Nachricht ins osmanische Zeltlager. Als die Osmanen nur noch wenige Kilometer vor der Hauptstadt Isfahan stehen, werden sie in einer Schlacht bei Kermānschāh besiegt. Daraufhin stimmt die Hohe Pforte Friedensverhandlungen zu.
Die Real Academia Española gibt dreizehn Jahre nach ihrer Gründung die erste Auflage des Diccionario de Autoridades heraus, ein Wörterbuch der spanischen Sprache, in dem der wahre Sinn der Wörter, ihre Natur und Qualität erläutert wird, mit Sätzen oder Sprechweisen, den Sprichwörtern oder Redewendungen und anderen zum Gebrauch der Sprache nützlichen Dingen.
Der irische Schriftsteller Jonathan Swift veröffentlicht den satirischen RomanGullivers Reisen. Das sozialkritische Werk wird zu einem großen Erfolg und ist bis heute in Druck.
8. September: Die geistliche Kantate Geist und Seele wird verwirret von Johann Sebastian Bach wird in Leipzig uraufgeführt.
29. September: Die Kantate Es erhub sich ein Streit hat ihre Uraufführung in Leipzig. Wahrscheinlich wurde der ursprüngliche Text von Picander von Johann Sebastian Bach selbst umgearbeitet.
27. Oktober: Die Kantate Ich will den Kreuzstab gerne tragen (BWV 56) von Johann Sebastian Bach wird in Leipzig an jenem 19. Sonntag nach Trinitatis aufgeführt.
5. Mai: Die Opera seria Alessandro von Georg Friedrich Händel nach einem weiteren Libretto von Paolo Antonio Rolli wird am King’s Theatre am Londoner Haymarket uraufgeführt. Die literarische Vorlage La superbia d’Alessandro stammt von Ortensio Mauro. Bei der Uraufführung kommt es zum erstmaligen Aufeinandertreffen der beiden berühmtesten Sängerinnen der Zeit: Francesca Cuzzoni (Sopran) und Faustina Bordoni (Mezzosopran), die mit dem Mezzosoprankastraten Senesino ein „Triumvirat“ bilden. Die Oper ist so erfolgreich, dass die übliche Anzahl von zwei Aufführungen wöchentlich nicht ausreicht. Bereits im November gelangt die Oper zweimal unter dem Titel Der hochmüthige Alexander an der Hamburger Oper am Gänsemarkt zur Aufführung.
Voltaire wird wegen eines Streits mit einem Mitglied der Adelsfamilie Rohan in die Bastille geworfen. König Ludwig XV. gewährt ihm die Freiheit für das Versprechen, ins Ausland zu gehen. Der Philosoph geht daraufhin für drei Jahre ins Exil nach England.
Das seit zwei Jahren existierende Molly House der Margaret Clap in London wird von der Polizei gestürmt und drei bei der Razzia verhaftete Männer nach einem kurzen Prozess wegen sodomy zum Tode verurteilt und am 9. Mai öffentlich gehängt. Margaret Clap wird zur öffentlichen Schaustellung am Pranger verurteilt und dabei vom Mob so schwer misshandelt, dass sie wahrscheinlich bald darauf stirbt.
23. bis 25. September: Innerhalb von 38 Stunden werden 80 % der Stadt Reutlingen durch einen Großbrand zerstört, wodurch rund 1.200 Familien obdachlos werden. Wie durch ein Wunder sind fast keine Todesopfer zu beklagen.