Amarant (Amaranthus), auch Fuchsschwanz genannt,[1] auch Amaranth geschrieben, ist eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Die 60 bis 98 Arten sind fast weltweit verbreitet.
Genutzt werden vor allem die feinkörnigen, an Hirse erinnernden Samen des Garten-Fuchsschwanzes (Amaranthus caudatus), in der Andenregion bis heute unter dem Namen Kiwicha (Aussprache: Kiwitscha) bekannt. Die Azteken nannten ihn huautli.[2] Anders als die echten Getreide, bei denen es sich um Einkeimblättrige handelt, gehört die Gattung Amaranthus zu den zweikeimblättrigen Pflanzen.
Die Blütenstände sind meist sehr vielblütig.
Die Blüten sind immer eingeschlechtig. Die Pflanzen sind entweder (bei den Untergattungen Amaranthus und Albersia) einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch) oder (bei der Untergattung Acnida) zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Bei den weiblichen Blüten können Blütenhüllblätter fehlen, oder es sind ein bis fünf vorhanden und ein Stempel. Bei den männlichen Blüten sind drei bis fünf Blütenhüllblätter und drei bis fünf Staubblätter vorhanden.
Die Gattung Amaranthus umfasst 60 bis 98 Arten, die auf allen Kontinenten außer der Antarktis vorkommen. Amaranthus-Arten sind in den wärmeren Zonen der Erde verbreitet, meist in trockenen Steppengebieten, in Ödland und Kulturland. Die größte Artenvielfalt findet sich in der Neuen Welt; allein in Nordamerika gibt es etwa 38 Arten.
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Einige Amaranthus-Arten sind Kulturbegleitpflanzen. Fast alle in Europa vorkommenden Arten sind in den letzten zwei Jahrhunderten, vor allem aus der Neuen Welt, eingeschleppt worden. Die in Europa vorkommenden Arten lieben warme und nährstoffreiche Böden. Da sie zur Keimung höhere Temperaturen benötigen, findet man sie vor allem in spät angebauten Kulturen wie Gemüse, Mais, Rüben, Kartoffeln in Weinbergen u. Ä. Mit der Ausweitung des Maisanbaus nach Mittel- und Nordeuropa breiten sich auch die Amarant-Arten als Unkräuter aus.
Die Gattung Amaranthus wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 989–991[3], aufgestellt. Ein Homonym ist AmaranthusAdans., veröffentlicht in Michel Adanson: Familles des Plantes, 2, 1763, S. 269. Die Lectotypus-Art ist Amaranthus caudatusL.; sie wurde 1930 durch Hitchcock und Green in Prop. Brit. Botanists, S. 110–199, festgelegt.[4]Synonyme für AmaranthusL. sind AcanthochitonTorr., AcnidaL., AlbersiaKunth, AmblogynaRaf., EuxolusRaf., GoerziellaUrb., MengeaSchauer, MonteliaA. Gray, SarratiaMoquin-Tandon und ScleropusSchrader.[5]
Die Gattung Amaranthus wird in drei Untergattungen gegliedert:[5]
Amaranthus australis(A.Gray) Sauer: Sie kommt in den südlichen Vereinigten Staaten, in Mexiko, in der Karibik, im nördlichen Südamerika und in Brasilien vor.[5]
Amaranthus ×budensisPriszter: Die Heimat ist Amerika.[6]
Amaranthus californicus(Moq.) S.Watson: Sie kommt im westlichen Kanada, in den westlichen und zentralen Vereinigten Staaten und im nördlichen Mexiko vor.[5]
Amaranthus dubiusMart. ex Thell.: Sie kommt ursprünglich in Mexiko, Mittelamerika, in der Karibik, im nördlichen und westlichen Südamerika und in Brasilien vor.[5] Im tropischen Afrika und Asien, in Europa, Florida und in Fidschi ist sie ein Neophyt.[5]
Amaranthus fimbriatus(Torr.) Benth. (Syn.: Amaranthus venulosusS.Watson): Sie kommt von den südlichen und südwestlichen Vereinigten Staaten bis ins nördliche und westliche Mexiko vor.[6]
Griechischer Fuchsschwanz (Amaranthus graecizansL., Syn.: Amaranthus paoliiChiov., Amaranthus parvulusPeter[6]): Er kommt ursprünglich in mehreren Unterarten in Süd-, Mittel- und Osteuropa, in Makaronesien, in Afrika, auf der Arabischen Halbinsel, in West- und Zentralasien, im Kaukasus-Raum und auf dem indischen Subkontinent vor.[5]
Ausgebreiteter Amarant, Ausgebreiteter Fuchsschwanz, Bastard-Amarant, Bastard-Fuchsschwanz, Grünähriger Fuchsschwanz (Amaranthus hybridusL.): Er kommt ursprünglich in Kanada, in den USA, Mexiko, Guatemala, Nicaragua, Costa Rica, Panama, in der Karibik, im nördlichen und westlichen Südamerika und in Brasilien vor.[5] Er ist in den tropischen, subtropischen und warm-gemäßigten Zonen der Erde ein Neophyt.[5]
Trauer-Amarant, Grünähriger Fuchsschwanz, Roter Fuchsschwanz (Amaranthus hypochondriacusL.): Seine ursprüngliche Heimat ist vermutlich Nordamerika.[5]
Amaranthus muricatus(Gillies ex Moq.) Hieron.: Sie kommt ursprünglich in Bolivien, Argentinien, Paraguay und Uruguay vor und ist im südöstlichen Australien, im südwestlichen Europa und in den südöstlichen Vereinigten Staaten ein Neophyt.[5]
Amaranthus palmeriS.Watson: Sie kommt ursprünglich in den Vereinigten Staaten und in Mexiko vor und ist in Spanien, Schweden, Madeira, Zypern, Indien und Australien ein Neophyt.[5]
Grünähriger Amarant (Amaranthus powelliiS.Watson): Sie kommt ursprünglich in den südwestlichen und südlich-zentralen Vereinigten Staaten bis Mexiko vor.[6] Es gibt zwei Unterarten.
Küsten-Amarant (Amaranthus pumilusRaf.): Er kommt in den östlichen Vereinigten Staaten vor.[5]
Zurückgebogener Amarant, Acker-Fuchsschwanz, Bogen-Fuchsschwanz, Gekrümmter Fuchsschwanz, Krummer Fuchsschwanz, Rauhaariger Amarant, Rauhaariger Fuchsschwanz, Zurückgekrümmter Fuchsschwanz (Amaranthus retroflexusL.). Seine Heimat ist Nordamerika, er ist aber fast weltweit ein Neophyt.[5]
Amaranthus ×soproniensisPriszter & Kárpáti: Sie kommt ursprünglich in Mexiko vor.[6]
Amaranthus sparganicephalusThell.: Sie kommt auf der Arabischen Halbinsel und vom nordöstlichen tropischen Afrika bis ins nördliche Tansania vor.[6]
Dorniger Fuchsschwanz, Malabarspinat (Amaranthus spinosusL., Syn.: Amaranthus caracasanusKunth[6]). Seine Heimat ist die Neotropis von Mexiko bis ins tropische Südamerika. Er ist aber in den tropischen, subtropischen und warm-gemäßigten Zonen ein weitverbreiteter Neophyt.[5]
Amaranthus squamulatus(Andersson) B.L.Rob.: Sie kommt im westlichen Ecuador und auf den Galapagos-Inseln vor.[6]
Standleys Amarant (Amaranthus standleyanusParodi ex Covas): Seine Heimat ist Bolivien bis Argentinien.[5][6]
Amaranthus ×texensisHenrickson: Sie kommt von Texas bis ins nordöstliche Mexiko vor.[6]
Amaranthus thellungianusNevski. Wird auch als Unterart Amaranthus graecizans subsp. thellungianus(Nevski) Gusev zu Amaranthus graecizans gestellt.[5]
Amaranthus thunbergiiMoq.: Sie kommt ursprünglich im tropischen und im südlichen Afrika vor und ist in Europa und Australien ein Neophyt.[5]
Amaranthus torreyi(A.Gray) Benth. ex S.Watson (Syn.: Amaranthus bigelowiiUline & W.L.Bray, Amaranthus pringleiS.Watson): Sie kommt von Kalifornien bis Texas und im zentralen Mexiko vor.[6]
Dreifarbiger Fuchsschwanz, Chinesischer Salat, Gemüse-Amarant, Surinamesischer Fuchsschwanz (Amaranthus tricolorL., Syn.: Amaranthus mangostanusL., Amaranthus polygamusL.[6]) Er kommt ursprünglich im tropischen Asien vor.[6]
Amaranthus tuberculatus(Moq.) Sauer: Sie kommt ursprünglich in Kanada und in den Vereinigten Staaten vor.[5]
Amaranthus ×tucsonensisHenrickson: Sie kommt ursprünglich in Arizona und im nördlichen Mexiko vor und ist wahrscheinlich hybriden Ursprungs.[5]
Amaranthus urceolatusBenth. (Syn.: Amaranthus haughtiiStandl.): Sie kommt ursprünglichvon Ecuador bis Bolivien vor.[6]
Grüner Amarant (Amaranthus viridisL.): Er ist vom südöstlichen Mexiko bis ins tropische Südamerika beheimatet und ist in den Tropen ein weitverbreiteter Neophyt.[5][6]
Amarant zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Menschheit. Er wurde bereits von der Coxcatlán-Kultur in Tehuacán (Mexiko) kultiviert, und in fast 9000 Jahre alten Gräbern wurden Samen nachgewiesen. Bei den Azteken, Inka und Maya waren die getreideähnlichen Amarant-Körner neben Quinoa und Mais ein Hauptnahrungsmittel.
Wegen der auch religiösen Bedeutung des Amarants, unter anderem im Rahmen einer kommunionsähnlichen Zeremonie im Zusammenhang mit einem Fest zu Ehren des Aztekengottes Huitzilopochtli[7] (bei der auch Menschenblut zur Anwendung kam), wurde der Amarant-Anbau im 16. Jahrhundert von den Spaniern unter Androhung der Todesstrafe verboten. Nach Aufhebung des Verbots blieb der Nutzen der Pflanze für Jahrhunderte fast völlig vergessen.
Die Samen des Garten- und Rispen-Fuchsschwanzes werden ähnlich wie Getreide verwendet. Botanisch allerdings ist Amarant ein Pseudogetreide: Es sieht zwar aus wie Getreide, und seine Samen werden auch so verwendet, aber es gehört nicht zu den Süßgräsern. Amarant ist glutenfrei. Dies macht es zu einem vollwertigen und verträglichen Getreideersatz bei Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie). Zudem ist der hohe Eisengehalt wertvoll bei Eisenmangelanämie und während der Schwangerschaft.[8]
Die Blätter aller Amarant-Arten[9] werden außerdem als Gemüse gegessen; sie haben einen deutlichen Geruch nach Spinat (wenn man sie zerreibt) und schmecken nach sehr zartem Spinat oder Mangold.[9] Auch die jungen Blütenstände sind als Gemüse verwendbar.[10] Die Samen und Blüten schmecken nussig, und zu Keimlingen gezogen sind sie ebenfalls essbar. Die Pfahlwurzel schmeckt süßlich und nach Rote Bete oder Runkelrübe. Sie ist jedoch meist verholzt und muss zum Beispiel kleingerieben werden, um verwendet werden zu können.[9]
Die Nahrungsmittelindustrie verwendet Amarant heute in der Baby- und Kindernahrung, als Zumischung in Brot, Gebäck und Müsli, bei Eierkuchen und Pasta, auch in Wurstwaren sowie im Fast-Food-Bereich bei Riegeln und Snacks. Es gibt auch Versuche zur Herstellung von Getränken auf Basis von Amarant, unter anderem zum Brauen von glutenfreiem Bier.
Amarant entfaltet beim Kochen seinen typisch nussigen Geruch. Vorbereitend sollte Amarant mit Hilfe eines Haarsiebs und warmem Wasser ausgewaschen werden. Er kann im Müsli, als Grundlage in Salaten, in Gemüsepfannen oder als allgemeine Beilage verzehrt werden. Amarant-Mehl eignet sich pur nur begrenzt zum Backen, es sollte im Verhältnis 1:3 oder 1:2 mit glutenhaltigem Mehl vermischt werden, da das Klebereiweiß sonst fehlt. Der Naturkosthandel führt Amarantkörner pur oder als Zutat (auch gepoppt) in Müsli-Mischungen.
Die Inhaltsstoffe sind in einem für die menschliche Ernährung günstigen Verhältnis kombiniert.
Allerdings enthält Amarant bestimmte Gerbstoffe, die die Aufnahme und Verdauung von Vitaminen, Proteinen sowie Spurenelementen hemmen können. Zudem ist Amarant sehr reich an Oxalsäure, weswegen Personen, die zu oxalat-haltigen Nierensteinen neigen, von übermäßigem Verzehr absehen sollten.[12]
Das Wort „Amaranth“ entstammt dem Griechischen [ἀμάραντος oder Amarantos in lateinischer Umschrift]. Es ist zusammengesetzt aus zwei Wortteilen, dem Präfix (ἀ)a = un- und dem Verb (μαραίνω) maraino = vergehen. Dies bedeutet so viel wie „der/die Eine, der/die nicht vergeht/ewig blüht“. Eine Pflanze Amarant wurde von Dioskurides in seiner „Materia Medica“ beschrieben. Auch Plinius der Ältere erwähnt sie (als amarantus) in seiner Naturalis historia. Die antiken Namen beziehen sich nicht auf die moderne Gattung, von der zumindest eine Art, Amaranthus blitum, den antiken Autoren bekannt war. Die von Dioskurides beschriebene, gelb blühende Pflanze war vermutlich die Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium). Plinius beschreibt eine rot blühende Art („spica purpurea“), vermutlich Silber-Brandschopf (Celosia argentea) aus der Familie Amaranthaceae. In beiden Fällen handelt es sich um Pflanzen, deren Farbe beim Trocknen erhalten bleibt.
Der Name blieb in der Antike und im Mittelalter für eine „immerwährende“ Pflanze gebräuchlich, der magische Eigenschaften zugesprochen wurden und die als Symbol für die Jungfrau Maria dienen konnte; es ist nicht in allen Fällen sicher, ob die literarischen Verwendungen des Namens sich überhaupt auf eine reale Pflanze bezogen oder eher mythisch-symbolisch gemeint waren.[13]
In dem Lied „Amaranth“ der finnischen Band Nightwish wird diese Pflanze als Symbol für immerwährende Schönheit und Vollkommenheit verwendet. Diese Symbolik wurde bereits mehrere Jahre zuvor von der schwedischen Doom-Metal-Band Draconian verwendet. An den Namen ist außerdem der Titel des Enya-Albums „Amarantine“ angelehnt.
Fangxiu Xu, Mei Sun: Comparative analysis of phylogenetic relationships of grain amaranths and their wild relatives (Amaranthus) using ITS, amplified fragment length polymorphism, and double-primer fluorescent intersimple sequence repeat markers. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 21, Nr. 3, 2001, S. 372–387.
Sergei L. Mosyakin, Kenneth R. Robertson: Amaranthus, S. 410 – textgleich online wie gedrucktes Werk, Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 4: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 1, Oxford University Press, New York und Oxford, 2003, ISBN 0-19-517389-9 (Abschnitt Beschreibung).
J. Marinelli: Stalking the Wild Amaranth: Gardening in the Age of Extinction. Henry Holt & Co., New York 1998, ISBN 0-8050-4415-9 (engl., Buch über die Suche nach dem seltenen Küsten-Amarant).
K. Pavlovic: Herstellung und Charakterisierung von fermentierten Getränken aus Körneramaranth. Diplomarbeit, Universität Wien, Wien 2002.
E. J. Jäger (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband, 20. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-1606-3.
↑ Harald Vogelsang: Zöliakie: Tendenz steigend. In: Journal für Ernährungsmedizin. Band 10(3), 2008, S. 12–15.
↑ abcJohannes Vogel: Pflanzliche Notnahrung. Survivalwissen für Extremsituationen. peitsch Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-613-50677-0, S. 84–86 & 117.
↑Meret Bissegger: Meine wilde Pflanzenküche. Bestimmen, Sammeln und Kochen von Wildpflanzen. AT Verlag, Aarau/München 2011, 2. Auflage, ISBN 978-3-03800-552-0, S. 91.