Die Antike Numismatik ist ein Teilgebiet der Münzkunde (Numismatik), das sich mit den Münzen der klassischen Antike (altgriechische und römische Währung) sowie ihrer Randkulturen befasst.
Gegenstand der antiken Numismatik sind alle Münzen von ihren frühesten Erscheinungsformen im 7. Jahrhundert v. Chr. bis zum Frühmittelalter, darunter auch Vorgeldformen, Medaillons und Kontorniaten. Dies umfasst nicht nur griechische und römische Münzen, sondern auch die Prägungen benachbarter Kulturen dieser Zeit, darunter orientalische Reiche, Lyder, Perser, Parther, Sassaniden, hellenistische Monarchien sowie deren graeco-baktrische und griechisch-indische Sonderformen (zum Beispiel Kuschana). Weitere Sonderbezirke der Forschung stellt etwa die jüdische Numismatik oder die karthagische Münzprägung dar.
In Europa gehören zur antiken Numismatik neben iberischen auch west- und ostkeltische Münzen, Nachprägungen der Germanen sowie anderer Nachbarn des griechisch-römischen Kulturgebiets. Prägungen der Völkerwanderungszeit und byzantinische Münzen leiten schließlich über in die mittelalterliche Numismatik.[1]
Antike Münzen können auf vielfältige Weise Einblicke in die Geschichte geben. Die antike Numismatik ist eingebettet in zahlreiche Nachbardisziplinen, die sich bemühen, ihre Ergebnisse einzubeziehen. Die einzelne Münze kann auf ihr Gewicht und ihre Metallzusammensetzung untersucht werden und gibt Einblicke in die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Untersucht werden neben der Herstellungstechnik auch die Organisation der Prägestätten sowie künstlerische Entwicklungen. Münzbilder und -legenden liefern Erkenntnisse zur politischen, Verfassungs-, Religions- und Geistesgeschichte. Durch die Analyse von Fundmünzen erforscht die antike Numismatik den Währungsumlauf und die Chronologie von Siedlungen, Befestigungen und Fundstätten kriegerischer Ereignisse.[2] Erst die Auswertung von Fündmünzen im archäologischen Kontext ermöglicht die Bedeutung und Funktion von Münzen in verschiedenen Lebenssituationen der antiken Menschen zu ermitteln. Befundorientierte Studien haben zuletzt das große Potential dieser Forschungsrichtung aufgezeigt.[3]
Die antike Numismatik stellt heute ein altertumswissenschaftliches Spezialgebiet dar, welches an der Schnittstelle zwischen Archäologie und Alter Geschichte angesiedelt ist. Analog dazu wird antike Numismatik in universitärer Lehre und Forschung in der Alten Geschichte (meist mit der Epigraphik und der Papyrologie zu den Hilfswissenschaften der Altertumskunde zusammengefasst) und in der Klassischen Archäologie betrieben. In Deutschland bestehen Lehrstühle oder Institute in Frankfurt[4] und Tübingen.[5] An letztgenanntem Ort stellt die institutionelle Verbindung zwischen Numismatischer Arbeitsstelle, Klassischer Archäologie und Universitätsmünzsammlung ein besonderes Merkmal dar. In Wien wurde bereits 1965 unter Robert Göbl das heutige Institut für Numismatik und Geldgeschichte begründet.[6] Weitere Schwerpunkte oder bedeutende Sammlungen bestehen in Köln,[7] Münster,[8] Salzburg, Bern und Zürich.