Arles Arle | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Provence-Alpes-Côte d’Azur | |
Département (Nr.) | Bouches-du-Rhône (13) | |
Arrondissement | Arles (Unterpräfektur) | |
Kanton | Arles | |
Gemeindeverband | Arles-Crau-Camargue-Montagnette | |
Koordinaten | 43° 41′ N, 4° 38′ O | |
Höhe | 0–57 m | |
Fläche | 758,93 km² | |
Bürgermeister | Patrick de Carolis | |
Einwohner | 50.415 (1. Januar 2021) | |
Bevölkerungsdichte | 66 Einw./km² | |
Postleitzahl | 13200 | |
INSEE-Code | 13004 | |
Website | www.ville-arles.fr | |
Église Saint-Julien |
Arles [okzitanisch Arle [ ], ist eine französische Stadt mit 50.415 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Bouches-du-Rhône in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Sie ist Sitz der Unterpräfektur des Arrondissement Arles.
];Der historische Ortskern liegt am Ostufer der Rhone, 24 km vom Mittelmeer entfernt. Zu Arles gehören ein neueres Stadtgebiet am Westufer (Stadtteil Trinquetaille) und das Gebiet der nördlichen und östlichen Camargue, deshalb ist Arles mit ca. 760 km² die flächenmäßig größte Gemeinde Frankreichs (zum Vergleich: Paris 105 km²). Links der Rhone liegen die Gemeinden Raphèle, Moulès und Mas Thibert, in der östlichen Camargue Le Sambuc und Salin-de-Giraud, alle südlich des Zentrums von Arles. Zusätzlich liegen noch elf Dörfer und zahlreiche Weiler in bis zu 40 Kilometern Entfernung vom Stadtzentrum.
Nördlich des Stadtgebietes, in Fourques auf dem anderen Rhôneufer, beginnt das Department Gard. Südlich schließt sich die Camargue an. Die großen natürlichen Sandstrände von Beauduc und Piémanson bieten kilometerlang Dünen und feinsten Sandstrand in einer unberührten Landschaft.
Arles hieß im Altertum Arelas oder Arelate (kelt. „sumpfiger Ort“) und wurde wohl zuerst von den Salluviern gegründet. An dessen Stelle erbaute die von griechischen Siedlern angelegte Stadt Massalia (heute Marseille) im 6. Jahrhundert v. Chr. das Emporion Theline. Dieses war seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. Teil des Gebiets von Massalia. Der Ort kam gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. in römischen Besitz und wurde von Gaius Julius Caesar 46. v. Chr. zur römischen Militärkolonie Colonia Iulia Paterna Arelate Sextanorum gemacht. Arelate diente dem römischen Feldherrn auch als Flottenstützpunkt gegen Massalia.[1]
Der Ort erhob sich bald zu hoher Bedeutung, wurde 22 v. Chr. Municipium, wetteiferte mit Massalia im Handel und erreichte seine Blütezeit unter Kaiser Konstantin, der Arles vergrößerte und ausschmückte. Im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. diente die Stadt mehrmals als Residenz römischer Kaiser und führte zeitweilig den Namen Constantia. 395 wurde sie Hauptstadt Galliens. Im Jahre 402 wurde dann die Praefectura Galliarum, die oberste Behörde des römischen Westreiches, von Trier nach Arles verlegt.
In Arles kreuzte sich die Römerstraße Via Agrippa nach Lugdunum (Lyon) und weiter nach Augusta Treverorum bis zur Colonia Claudia Ara Agrippinensium mit der Via Aurelia, die Massilia mit Rom verband.
Arles wurde im 3. Jahrhundert Bischofssitz, im Jahr 400 Metropolitansitz des Erzbistums Arles. Im späten 5. Jahrhundert war die Stadt einige Zeit Residenz des Westgotenkönigs Eurich. 508 fiel sie an das Ostgotenreich und 536 an das Frankenreich. 879 wurde Arles Hauptstadt des Königreichs Burgund und kam mit diesem 1033 zum Heiligen Römischen Reich. Seit 933 stand die Stadt unter der Herrschaft des Erzbischofs, wurde 1220 unabhängig von ihm und 1237 für nur zwei Jahre Freie und Reichsstadt. 1251 unterwarf sich die Stadt Karl von Anjou und fiel 1481 mit der Grafschaft Provence an Frankreich. Der Erzbischof wanderte später nach Aix-en-Provence ab. Arles war bis 1801 Bischofssitz.
Im Ort fanden mehrere wichtige arelatische Synoden statt: so 314 gegen die Donatisten, 354 gegen Athanasius, 452 zur Regelung der Kirchen- und Klosterdisziplin, 475 gegen den Prädestinatianer Lucidus.
In dem zu Arles gehörenden Ort Saliers befand sich von März 1942 bis Herbst 1944 ein Internierungslager für Nomades.[2]
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2019 |
Einwohner | 41.932 | 45.774 | 50.059 | 50.500 | 52.058 | 50.426 | 51.970 | 50.454 |
Quellen: Cassini und INSEE |
Beschreibung: In Blau ein sitzender hersehender goldener Löwe mit durch die Beine zurückgeschlagenem Schwanz, ein langstieliges goldenes Labarum (Christusmonogramm Chi-Rho) mit der Inschrift in schwarzen Majuskeln „CIV.AREL“ haltend. Der Löwe wird auch als Arlesianer (Wappen-)Löwe bezeichnet.
Bürgermeister von Arles ist seit 2020 Patrick de Carolis.
Nennenswert sind die Olivenöl-Erzeugung und die Schafzucht in der Umgebung. Die Werkstätten der Bahn (SNCF), in denen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts ca. 1.200 Arbeiter beschäftigt waren, sowie die Papierfabrik sind geschlossen. Die Industrie ist wirtschaftlich eher unbedeutend, etwa 2000 Menschen sind hauptsächlich in den Branchen Chemie- und Lebensmittelindustrie beschäftigt. Die Haupteinnahmequelle der Stadt ist wie in vielen Gemeinden entlang der Mittelmeerküste der Tourismus. Außerdem sind einige Verlage ansässig, und ein geringes Handelsvolumen wird über den Hafen abgewickelt. Die Arbeitslosigkeit im Gemeindegebiet von Arles ist hoch und liegt durchschnittlich bei mehr als 16 Prozent (Stand 2006).[3]
Die Rhône kann wegen ihrer geringen Tiefe nur von kleineren Schiffen (bis 200 t) befahren werden; um dieses Hindernis für die Schifffahrt zu beseitigen, wurde 1834 der Kanal von Arles nach Bouc angelegt und, da auch dieser nicht genügte, 1864 der Kanal St. Louis, der, 60 m breit und 7,9 m tief, vom Hafen von Bouc aus die Mündung der Rhône mit ihrer Barre umgeht.
Südlich des Ortes Salin-de-Giraud kann mit der Fähre Bac de Bacarin die Rhône nach Port Saint Louis du Rhône überquert werden.
Der Bahnhof Arles war lange Zeit ein Eisenbahnknoten.[4] Neben den üblichen Anlagen bestand von 1843 bis 1984 auch eine große Eisenbahnwerkstatt der SNCF.[5][6]
Die Bahnstrecke Avignon–(Arles)–Miramas–Marseille wird 2022 noch befahren. Sie war auch die erste, die Arles erreichte. Geplant und gebaut wurde sie von der Compagnie du chemin de fer de Marseille à Avignon. Der Abschnitt Tarascon–(Arles)–Saint-Chamas wurde am 18. September 1847 eröffnet. Die Gesellschaft wurde später Teil der Compagnie du chemin de fer de Lyon à la Méditerranée, die wiederum 1857 in die PLM aufging. Die PLM wurde 1938 Teil der SNCF. Die Strecke ist zweigleisig angelegt und mit 1500 Volt Gleichstrom elektrifiziert. Der touristische Verkehr auf der normalspurigen Strecke von Arles über Salon nach Fontvieille wurde 2013 nach 12 Jahren beendet.[7] Jenseits von Fontvieille ist die Strecke stillgelegt. Auch die normalspurige Strecke nach Saint-Louis wurde stillgelegt und größtenteils abgebaut. Eine normalspurige Strecke führte nach Saint-Gilles. Die Brücke über die Rhône wurde nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1944 nicht wieder aufgebaut.
In Trinquetaille hatte bis 1958 die schmalspurige Chemins de fer de Camargue ihren Endbahnhof, von dem die Strecke nach Saintes-Maries und Salin-de-Giraud, sowie über Bouillargues nach Nîmes führte.
– Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Arles –
Arles gehört zu den sehenswerten Städten der Provence, zumal es zahlreiche Relikte der römischen Antike, nennenswerte Zeugnisse des Mittelalters und Moderne Kunst des 21. Jahrhunderts besitzt.
Seit 1981 stehen viele der antiken und romanischen Denkmäler der Stadt auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Die Kirche Saint-Honorat auf dem Alyscamps wird zudem seit 1998 als Teil des Welterbes „Wege der Jakobspilger in Frankreich“ ausgezeichnet. Arles ist der Startpunkt der Via Tolosana, eines französischen Abschnitts auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela.
Viele Einzelstücke sind im Musée départemental Arles antique ausgestellt, siehe auch Abschnitt Museen
siehe Hauptartikel St-Trophime d’Arles
Das bedeutendste Bauwerk der Stadt ist die ehemalige Benediktiner-Abteikirche Saint-Trophime mit berühmtem Portal und Kreuzgang. Bei ihrem Bau wurden Steine vom antiken Theater verwendet. Der hl. Trophimus christianisierte die Provence und war vor 250 n. Chr. der erste Bischof in Arles; seine Gebeine ruhen in der Kirche, die ihm geweiht ist. In ihr wurde Friedrich Barbarossa am 30. Juli 1178 zum König von Burgund gekrönt.[9]
Die Kathedrale ist eine Basilika mit einem 20 m hohen Mittelschiff und besitzt sowohl romanische als auch gotische Stilelemente. Während Langhaus, Turm und Fassade 1152–80 im romanischen Stil errichtet wurden, entstand der gotische Umgangschor erst 1454–65. Das der Westfassade um 1190 vorgeblendete Haupt-Portal mit seinem Tympanon gilt als Hauptwerk der provenzalischen Plastik der Hochromanik. Das Tympanon zeigt Christus als Weltenrichter, umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten. Das Innere der Kirche ist modernisiert.
Der Kreuzgang des Klosters wurde in mehreren Bauphasen zwischen 1130 und dem 14. Jahrhundert errichtet. In den vier Galerien – zwei romanisch, zwei gotisch – sind alle Arten des Rund- und Spitzbogenstils zu finden; hier wechseln sich Pfeiler und Säulen mit fein gearbeiteten Kapitellen ab. Die Geviertecken sind figurengeschmückt, z. B. mit einer Trophimusfigur von 1188.
Im Kapitelsaal sind Gobelins zu sehen.
Das Portal ist zwischen 1150 und 1200 errichtet worden und gilt neben dem von St-Gilles als das bedeutendste romanische Portal der Provence. Es handelt sich um ein vorgesetztes, giebelbekröntes Doppelportal. Zwischen den Freisäulen an den Seiten stehen überlebensgroße Standbilder der Apostel. 1998 wurde es gereinigt.
Diese Anlage ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Antikenrezeption in Südfrankreich im 12. Jahrhundert, also für die Rückbesinnung auf antike Gestaltungsformen. So ist man beim Portal von St-Trophime von der damals traditionellen Gestaltung einer Fassade abgewichen und hat das antike Motiv eines römischen Triumphbogens aufgegriffen. Während das übrige Portal in die Fassade integriert ist, scheint es hier durch die Vorblendung ein deutliches Eigenleben zu führen, das den Blick des Betrachters allein auf sich zieht. Über den gesamten Türsturz zieht sich ein reliefierter Kämpferfries hin, der u. a. die zwölf Apostel in sitzender Haltung zeigt. Das ikonographische Programm des Portals, aber auch des Kreuzganges erinnert mit der Präsentation von Charaktergesichtern der Plastiken stark an die Antike.
Das klassizistische Rathaus (Hôtel de Ville) am Place de la République wurde 1673–1675 gebaut. Besonders sehenswert ist sein Gewölbe in der Eingangshalle, das perfekte Fugen aufweist und deshalb als ein Besuchsort französischer Maurergesellen auf ihrer Gesellenfahrt, der sogenannten Tour de France galt.[10]
Auf dem ehemaligen Eisenbahngelände entstand seit 2014 (Grundsteinlegung) LUMA, gefördert von Maja Hoffmann. Ihr war es ein Anliegen, der Stadt und der Region nicht nur kulturelle Vielfalt, sondern auch wirtschaftlichen Auftrieb zu geben.[11] Der Architekt Frank O. Gehry schuf dafür einen 56 Meter hohen kantigen Spiegelturm.[12]
Auch wenn die Region wirtschaftlich von den zahlungskräftigen Touristen lebe, brächten immer weniger Stadtbewohner Verständnis für die solventen Touristen vor allem aus Paris auf, schrieb die Süddeutsche Zeitung im August 2021. Es seien nur drei, vier Monate im Jahr, in denen die Touristen scharenweise an die Rhône pilgerten; danach werde Arles wieder zu einer ganz normalen Kleinstadt in der französischen Provinz. Dafür, so sähen es hier viele, müssten sie ihre Stadt opfern und zuschauen, wie sie mehr und mehr zum Spekulationsobjekt und Freilichtmuseum werde.[15]