Vorgänger des Black History Month war die Negro History Week, die in der zweiten Februarwoche gefeiert wurde. Initiiert wurde diese 1926 von Carter G. Woodson, der heute auch als „Vater der Schwarzen Geschichte“ bekannt ist.[2] Der Historiker Woodson, Sohn ehemaliger Sklaven, reiste im Sommer 1915 wie tausende andere Afroamerikaner nach Chicago zum 50-jährigen Jubiläum der Abschaffung der Sklaverei. Die Feierlichkeiten umfassten auch Ausstellungen zur Schwarzen Geschichte, darunter eine eigene von Woodson. Inspiriert durch den Andrang auf die mehrwöchige Veranstaltung gründete Woodson im September mit A. L. Jackson und drei weiteren die Association for the Study of African American Life and History (ASALH). Sein Ziel war es die breite Öffentlichkeit auf den Beitrag von Afroamerikanern zur Geschichte ihres Landes aufmerksam zu machen. 1916 gründete er The Journal of Negro History. 1926 kündigte er über einen Zeitungsbericht die Negro History Week an. Den Februar wählte Woodson deshalb, weil in diesem Monat der Präsident Abraham Lincoln am 12. Februar und Frederick Douglass, ehemaliger Sklave und späterer Abolitionist und Schriftsteller, als Annahme am 14. Februar geboren wurden. Beide Geburtstage wurden bereits in der afroamerikanischen Bevölkerung gefeiert, sodass sich die zweite Februarwoche als Erweiterung dieser Tradition anbot. Die Negro History Week inspirierte landesweit Schulen und andere Einrichtungen zu Veranstaltungen rund um die afroamerikanische Geschichte und etablierte sich in den folgenden Jahren mehr und mehr.[3] Anfang der 70er Jahre wandelte der Name sich zu Black History Week.[4] Während der Black-Power- und weiteren Bürgerrechtsbewegungen weiteten sich die Feierlichkeiten aus und 1976 expandierte die ASALH sie im Zuge dessen offiziell von einer Woche auf den ganzen Februar als Black History Month.[3] Präsident Gerald Ford erklärte 1976 während der Feierlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten den Monat Februar offiziell zum Black History Month.[1] In einer Erklärung rief er dazu auf die „Gelegenheit zu ergreifen, die zu oft vernachlässigten Leistungen Schwarzer Amerikaner in allen Bereichen unserer Geschichte zu würdigen“.[5] Gesetzlich festgehalten wurde der Black History Month wenig später unter Präsident Jimmy Carter.[6]
Inzwischen findet der Black History Month nicht nur an Bildungseinrichtungen statt, sondern hat eine breitere Akzeptanz. Auch viele amerikanische Unternehmen greifen den Black History Month in Produkten, Werbespots und Projekten auf.[7] Am 18. Februar 2016 besuchte die 106-jährige Virginia McLaurin das Weiße Haus anlässlich des Black History Month. In einem viral gehenden Video antwortete sie auf die Frage Präsident Barack Obamas wieso sie hier sei: „Ein Schwarzer Präsident. Eine Schwarze Ehefrau. Und ich bin hier, um Schwarze Geschichte zu feiern.“[8] Im Jahr 2021 wurde eine Version des Liedes Biko von Peter Gabriel von dem Multimedia-Musikprojekt Playing for Change aufgenommen und zu Ehren des Black History Month veröffentlicht, 40 Jahre nach der ersten Veröffentlichung des Songs. Mehr als 25 Musiker aus sieben Ländern wirkten an der Aufnahme mit, darunter die beninische Sängerin und Aktivistin Angélique Kidjo, der CellistYo-Yo Ma und der BassistMeshell Ndegeocello.[9]
Das Thema des Black History Month in den USA wird jedes Jahr durch die ASALH gewählt. Für 2021 war es beispielsweise „Die Schwarze Familie: Repräsentation, Identität, und Vielfalt.“, für 2022 „Schwarze Gesundheit und Wohlbefinden“ und für 2023 „Schwarzer Widerstand“. Für 2024 wurde das Thema „Afroamerikaner und die Künste“ ausgewählt:[10][11]
1928: Civilization: A World Achievement
1929: Possibility of Putting Negro History in the Curriculum
1930: Significant Achievements of the Negro
1931: Neglected Aspects of Negro History
1932: What George Washington Bicentennial Commission Fail to Do
1933: Ethiopia Meets Error in Truth
1934: Contribution of the Negro in Poetry, in Painting, in Sculpture and in Science
1935: The Negro Achievements in Africa
1936: African Background Outlined
1937: American Negro History from the Time of Importation from Africa up to the Present Day
1938: Special Achievements of the Race: Oratory, Drama, Music, Painting, Sculpture, Science and Inventions
1939: Special Achievements of the Race: Religion, Education, Business, Architecture, Engineering, Innovation, Pioneering
1940: Negro Labor
1941: The Career of Frederick Douglass
1942: The Negro in Democracy
1943: The Negro in the Modern World
1944: The Negro and the New Order
1945: The Negro and Reconversion
1946: Let us Have Peace
1947: Democracy Possible only Through Brotherhood
1948: The Whole Truth and Nothing but the Truth
1949: The Use of Spirituals in the Classroom
1950: Outstanding Moments in Negro History
1951: Eminent Negroes in World Affairs
1952: Great Negro Educators (Teachers)
1953: Negro History and Human Relations
1954: Negro History: A Foundation for Integration
1955: Negro History: A Contribution to America’s Intercultural Life
1956: Negro History in an Era of Changing Human Relations
1957: Negro History
1958: Negro History: A Factor in Nationalism and Internationalism
1959: Negro History: A Foundation for a Proud America
1960: Strengthening America Through Education in Negro History and African Culture
1961: Freedom and Democracy for the Negro after 100 years (1861-1961)
1962: Negro History and a New Birth of Freedom
1963: Negro History Evaluates Emancipation (1863-1963)
1964: Negro History: A Basis for the New Freedom
1965: Negro History: Freedom’s Foundation
1966: Freedom from Racial Myths and Stereotypes Through Negro History
1967: Negro History in the Home, School, and the Community
1968: The Centennial of the Fourteenth Amendment Afro American History Week
1969: Changing the Afro American Image through History
1970: 15th Amendment and Black America in the Century (1870-1970)
1971: African Civilization and Culture: A Worthy Historical Background
1972: African Art, Music, Literature; a Valuable Cultural Experience
1973: Biography Illuminates the Black Experience
1974: Helping America Understand
1975: Fulfilling America’s Promise: Black History Month
1976: America for All Americans
1977: Heritage Days: The Black Perspective; the Third Century
1978: Roots, Achievements and Projections
1979: History: Torch for the future
1980: Heritage for America
1981: Black History: Role Model for Youth
1982: Afro American Survival
1983: Afro Americans in the United States
1984: Afro Americans and Education
1985: Afro American Family
1986: Afro American Experience: International Connection
1987: Afro Americans and the Constitution from Colonial Times to the Present
1988: Constitutional Status of Afro Americans in the 21st Century
1989: Afro Americans and Religion
1990: Seventy-Five Years of Scholarly Excellence: A Homage to Our Forebearers
1991: Educating America: Black Universities and Colleges, Strengths and Crisis
1992: African Roots Experience New Worlds, Pre-Columbus to Space Exploration
1993: Afro-American Scholars: Leaders, Activists and Writers
1994: Empowering Black Americans
1995: Reflections on 1895: Douglass, Du Bois & Washington
1996: Black Women
1997: African Americans and Civil Rights; a Reprisal
1998: Black Business
1999: Legacy of African American Leadership for the Present and the Future
2000: Heritage and Horizons: The African American Legacy and the Challenges for the 21st Century
2001: Creating and Defining the African American Community: Family, Church Politics and Culture
2002: The Color Line Revisited: Is Racism Dead?
2003: The Souls of Black Folks: Centennial Reflections
Mitinitiatorinnen im Vereinigten Königreich und Kanada: Betty Campbell (links) und Jean Augustine (rechts).
Im Vereinigten Königreich wird der Black History Month im Oktober gefeiert. Die Feierlichkeiten fanden erstmals 1987 statt.[12] Zu den Mit-Initiatorinnen der britischen Variante zählt die Schulleiterin und Aktivistin Betty Campbell (1934–2017). Sie gilt als erste Schwarze Schulleiterin in Wales und lehrte in ihrem Unterricht selbst Schwarze Geschichte. Campbell erklärte dazu einmal: „Ich habe mir die Schwarze Geschichte angesehen, die Karibik, Afrika und die Sklaverei und die Auswirkungen. Es gab Leute, die sagten: "Das solltest du nicht unterrichten." Warum nicht? Es passierte. Kindern sollte dies zu Bewusstsein geführt werden.“[13]
In Kanada wurde der Februar 1995 durch das House of Commons einstimmig als Black History Month anerkannt. Voraus ging ein Antrag der ersten ins Parlament gewählten Schwarzen Kanadierin Jean Augustine. 2008 erkannte auch der Senat von Kanada nach einem Antrag des ersten Schwarzen Senators Kanadas Donald Oliver den Februar offiziell als Black History Month an.[4]
Irland war 2014 das vierte Land, das einen Black History Month offiziell einführte. Ähnlich wie im Vereinigten Königreich wird dieser im Oktober gefeiert.[14]
Bereits bei Einführung des Black History Month wurde dieser kontrovers diskutiert. Gegner argumentieren, dass der Unterricht afrozentrischer amerikanischer Geschichte unehrlich und spaltend sei, und nicht dazu beitrage Kinder auf das Berufsleben vorzubereiten. Hinsichtlich Unehrlichkeit schrieb beispielsweise die AltphilologinMary Lefkowitz, dass „afrozentrische Mythologien der antiken Welt“ entstanden seien. Eine andere Kritik ist, dass der Unterricht afroamerikanischer Geschichte nicht auf einen Monat begrenzt sein sollte. Weiterhin wird die vereinfachte Heroisierung einzelner Personen kritisiert.[21] Der Schauspieler Morgan Freeman bezeichnete den Black History Month 2005 als „lächerlich“ und ergänzte „Ich möchte keinen Black History Month. Schwarze Geschichte ist amerikanische Geschichte.“.[22] Befürworter sehen im Black History Month und dem Unterricht afroamerikanischer Geschichte allgemein dagegen eine Förderung der kulturellen Vielfalt und des Selbstbewusstseins der afroamerikanischen Bevölkerung, sowie eine Richtigstellung zahlreicher Mythen der eurozentrischen Geschichtsschreibung.[6]
Phil Tomsovic, Thomas Preston: President Ford, the ASALH, and the political origins of black history month. In: Presidential Studies Quarterly. Band53, Nr.1, März 2023, S.4–18, doi:10.1111/psq.12802 (englisch).
↑Daryl Michael Scott: Betty Campbell. Zitat: “I looked at black history, the Caribbean, Africa and slavery and the effects. There were people that said: ‘You should not be teaching that.’ Why not? It happened. Children should be made aware.” In: Hidden Heroines.BBC, abgerufen am 23. Dezember 2021 (englisch).
↑African History month. In: ahm.africa. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Januar 2023; abgerufen am 28. Januar 2023 (englisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ahm.africa