Um das Jahr 1050 löste sich die Zent Höchst im Odenwald von der Mark Umstadt, welche bereits ca. 755 von der Reichsabtei Fulda errichtet worden war, und die Fuldaer Äbte setzten dort die edelfreien Herren (Reiz) von Lützelbach, die bereits über Allodialbesitz in der Region verfügten, als Vögte ein. Ludwig von Luetzlebach wird urkundlich 1115[1] erwähnt, Wiknand von Luetzelbach, der Großvater des ersten Breubergers Konrad Reiz von Lützelbach 1160[2] erstmals und dessen Sohn Konrad erneut in 1189.[3]
Ihre Stammburg wurde bisher in der Nähe der Lützelbacher Evangelischen Kirche vermutet. 2001 wurde beim Ausheben von Leitungsgräben auf dem Lützelbacher Friedhof ein starkes Fundament gefunden, mutmaßlich ein Bergfried, was diese Vermutung archäologisch stützt (Burg Lützelbach).[4]
Konrad I. und seine Nachkommen erbauten um 1200 die gleichnamige Burg Breuberg und benannten sich fortan nach ihr. Durch die Heirat seines Sohnes Eberhard I. Reiz von Breuberg mit Mechtild (Elisabeth?), einer der Erbtöchter des Landvogts Gerlach II. von Büdingen, im Jahre 1239 verlagerten sich Macht, Besitz und Interessen auch in die Wetterau, wo die Breuberger Konrad II. (Erbauer der Burg Frankenstein), Arrois, Gerlach und Eberhard III. nacheinander das Amt des Landvogtes der Wetterau innehatten. Sie fanden im Kloster Konradsdorf bei Ortenberg ihre letzte Ruhestätte.
Unter Gerlach (1245–1306) und dessen Sohn Eberhard III. erreichte das Geschlecht seine Blütezeit, mit der größten territorialen Ausdehnung, Macht und Besitz. Unter König Rudolf von Habsburg konnte der Besitz der Breuberger, zusätzlich zum ursprünglichen Büdinger Besitz, 1282 um das Gericht Selbold und die MünzeGelnhausen, und 1297 um die Reichsstadt Mosbach am Neckar, die Münze Schwäbisch Hall sowie Köppern, Bergen und Oberrad als Reichslehen erweitert werden. Höhepunkt dieser Machterweiterung war 1282 der Erwerb der Frankfurter Burg Saalhof als Reichslehen (Pfandlehen) von König Rudolf I. König Ludwig der Bayer bestätigte Eberhard III. von Breuberg im Jahre 1317 die Belehnung mit der Ortschaft Gründau und dem Saalhof mit den dazugehörigen Fischerei- und Schifffahrtsrechten.
Grabplatte des Gerlach von Breuberg (ca. 1245–1306)
Grabplatten des Eberhard III. von Breuberg, seiner Frau Mechthild (geb. von Waldeck) und deren Sohn Gerlach in der Burg Breuberg
Grabplatte der Agnes von Breuberg, verh. Gräfin von Erbach († 1304)
Mit Eberhard III., der auch bis etwa 1322 als Wetterauer Reichslandvogt eine wichtige Rolle in der Reichspolitik spielte, starb die ältere Linie des Geschlechts im Jahre 1323 aus. Eberhards Töchter und Erbinnen waren Elisabeth, seit 1321 verheiratet mit Graf Rudolf IV. von Wertheim (1306–1355), und Luckarde (Lukardis, Lutgard) (* vor 1317; † nach 1365), seit 1328 verheiratet mit Gottfried V. von Eppstein († 1339).[5] Die Herrschaft Breuberg im nördlichen Odenwald bestand als kondominaler Besitz weiter bis 1806. Das Grafenhaus Erbach und das Fürstenhaus Löwenstein-Wertheim führen die Bezeichnung Herr zu Breuberg in ihrer Titulatur und das Breuberger Wappen (in Silber zwei rote Balken) in ihren großen Wappen.
Die bis heute existierenden, im Mannesstamm direkten Nachkommen des Geschlechts sind die Reichsfreiherren von und zu Frankenstein durch Konrad I. von Breuberg, der den Namen Frankenstein nach dem Bau seiner gleichnamigen Festung um 1252 annahm.
Die Herren von Breuberg änderten mehrmals ihr Wappen. In alten Siegeln erscheinen zuerst ein im gespaltenen Schild rechts in Rot ein goldener blaubekrönter und -bezungter Löwe, links in Silber und Blau gerautet, ursprünglich das Wappen der Herren von Lützelbach. Später im 13. Jahrhundert wurde wohl das Wappen der Büdinger als deren Haupterben und Rechtsnachfolger übernommen, ein Schild mit 2 roten Balken in Silber. Eine letzte Änderung erfolgte durch Konrad II. Reiz von Breuberg, in Folge der Erbauung der Burg Frankenstein und Inbesitznahme der Herrschaft Franckenstein mit einer auf Gold schräggestellten roten Streitaxt.
Wappen der Herren von Lützelbach-Breuberg
Breuberger Siegel im Laufe der Zeit
Siegel des Johannes von Breuberg um 1291
Wappen der Herren von Breuberg um 1290–1350
Stammwappen in Siebmachers Wappenbuch
Wappen der Herren von Frankenstein
Gemehrtes Wappen der Grafen zu Erbach als mitregierende Herren zu Breuberg in der Herrschaft Breuberg (Feld 2 und 3)
Gemehrtes Wappen der Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenstein als mitregierende Herren zu Breuberg in der Herrschaft Breuberg (Feld 4)
↑Neues allgemeines Deutsches Adels - Lexicon im Vereine mit mehreren Historikern herausgegeben von Prof. Dr. Ernst Heinrich Kpeschke. Dritter Band, Seite 321. Leipzig, Verlag von Friedrich Voigt. 1861.
↑M. Stimmlng, Mainzer Urk.- Buch I 1932 Nr. 586 und 6(5).
↑Valentin Ferdinand Gudenus: Codex Diplomaticvs: Exhibens Anecdota Ab Anno DCCCLXXXI, Ad MCCC. Mogvntiaca, Ivs Germanicvm, Et S.R.I. Historiam Illvstrantia. Göttingen 1743, S. 293f. Nr. 106.
↑Thomas Steinmetz: Burgen im Odenwald. Verlag Ellen Schmid, Brensbach 1998, ISBN 3-931529-02-9, S. 44; Holger Göldner: Stammburg der Breuberger entdeckt? In: hessenARCHÄOLOGIE 2001, S. 139.
↑Störmer, Wilhelm, Stadt und Amt Homburg/Main im politischen Kalkül der Wittelsbacher, der Luxemburger und der Wertheimer, in: Homburg am Main. 1200 Jahre Hohenburg. 880 Jahr Kallmuth-Weinbau. 550 Jahre Stadt Homburg, Hrsg. Markt Triefenstein (Würzburg 1981), Seite 37
Wolfgang Bläsing: Gerlach von Breuberg. Eine Studie zum Verhältnis von Königtum und Edelfreiheit nach dem Interregnum
Breuberg-Bund e. V. Historische Vereinigung zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften: Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften
Elisabeth Kleberger: Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, (Grafschaft Erbach, Herrschaft Breuberg, Herrschaft Fränkisch-Crumbach). 2. Auflage, unveränderter Neudruck der Ausgabe von 1958, Marburg 1987, ISBN 3-7708-0867-3
Genealogisches Handbuch des Adels. Band 61; 1975, Adelslexikon
Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels. Verlag Degener.
Hellmuth Gensicke: Untersuchungen zur Genealogie und Besitzgeschichte der Herren von Eschollbrücken, Weiterstadt, Lützelbach, Breuberg und Frankenstein.
Wolfgang Weißgerber: Die Herren von Frankenstein und ihre Frauen. Landschaften, Personen, Geschichten. Schlapp, Darmstadt-Eberstadt 2002, ISBN 3-87704-050-0.