Die Entwicklung der Stadt verdankt sich vor allem dem Anschluss an das Eisenbahnnetz (South Wales Main Line) im Jahre 1850.
Ab 1937 wurde auf enteigneten Feldern beim Dorf Waterton, 2 km ostsüdöstlich der Stadtmitte, eine Royal Ordnance Factory, eine staatliche Munitionsfabrik, errichtet, die ab 1940 mit voller Kapazität produzierte. In der Fabrik waren fast 40.000 Arbeiter beschäftigt, es war damit der größte Betriebsstandort Großbritanniens (an der Mitarbeiterzahl gemessen).[1] Die Wahl war aus drei Gründen auf Bridgend gefallen:
weil die Stadt als „sicher“ galt, also ausreichend weit vom Ärmelkanal entfernt war (im Süden und Südosten Englands wurden keine Ordnance Factories angelegt)
weil es infolge der nachwirkenden Weltwirtschaftskrise sehr viele Arbeitslose als Arbeitskräftepotential gab
1945, nach Kriegsende, übernahm die Welsh Industrial Estates Corporation die Ordnance Factory Bridgend.[2] Heute heißt das Gelände der einstigen Munitionsfabrik „Bridgend Industrial Estate“ (Gewerbegebiet Bridgend) und ist der Standort vieler mittelgroßer und kleinerer Betriebe.
Als Unterkunft für Frauen, die in der Royal Ordnance Factory arbeiteten, war 1938 am linken Ufer des River Ogmore, südwestlich der Stadtmitte, ein Barackenlager gebaut worden.[3] Es wurde nach der Operation Overlord als Gefangenenlager genutzt: Ab November 1944 waren dort vor allem deutsche Offiziere untergebracht. Die amtliche Bezeichnung des Lagers war „Camp 198“, es war jedoch vor allem unter dem Namen Island Farm bekannt. Island Farm und Bridgend machten Schlagzeilen, nachdem bekannt wurde, dass 84 Gefangenen die Flucht durch einen Tunnel gelungen war.[4]
Bridgend erlangte überregionale Bekanntheit, weil Paul Potts in der Stadt als Verkäufer von Mobiltelefonen gearbeitet hatte, bis er im Jahr 2007 in der britischen CastingshowBritain’s Got Talent als Tenor entdeckt und international berühmt wurde. Zudem stammt die Band Bullet for My Valentine von dort.
Bridgend wurde seit 2007 von einer ungewöhnlichen hohen Anzahl von Suiziden betroffen, die vor allem durch Jugendliche begangen wurden. Von Februar 2007 bis Februar 2008 nahmen sich 17 Jugendliche das Leben.[5] Bis 2012 kamen weitere 62 Jugendliche – bis auf einen alle durch Erhängen – ums Leben. Die bis heute weitgehend ungeklärten Ereignisse wurden in der britisch-dänischen Koproduktion Dorf der verlorenen Jugend (2015) unter der Regie von Jeppe Rønde verfilmt.
↑Peter Phillips: The German Great Escape. The story of Island Farm. Seren, Bridgend 2005, ISBN 1-85411-383-6, S. 14.
↑Graham Humphrys: South Wales (in der Reihe Industrial Britain). David and Charles, Newton Abbot 1972, ISBN 0-7153-5478-7, S. 55.
↑Susan Hawthorne: Art. Island Farm. In: Jonathan F. Vance (Hrsg.): Encyclopedia of prisoners of war and internment. Grey House Publishing, Millerton, 2. Aufl. 2006, S. 211–212.
↑Peter Phillips: The German Great Escape. The story of Island Farm. Seren, Bridgend 2005, ISBN 1-85411-383-6.