Der Aufruhr in den Cevennen ist eine unvollendete[1] Novelle in vier Abschnitten von Ludwig Tieck, deren erster und zweiter Abschnitt 1826 bei Reimer in Berlin erschien.
Der junge Edmund von Beauvais „wendet sich vom eifrigen Katholiken zum Hugenotten“ und kämpft in den Reihen der Kamisarden gegen die Truppen des katholischen Königs.
Die Novelle handelt 1703 nahe bei Florac in den Cevennen.
Am 22. Oktober 1685[2] widerrief Ludwig XIV. das Edikt von Nantes. Darauf kämpften die Kamisarden, wie die Hugenotten in den Cevennen hießen, um ihre Religionsfreiheit.
Der Kamisarde Cavalier gibt sich nach einem verlorenen Gefecht gegen die Truppen des Königs als Müllerbursche „Montan, oder Wilhelm“ aus und findet Obdach im Hause des katholischen Parlamentsrates von Beauvais. Edmund, der Sohn des Hauses, muss mit Verwunderung feststellen, wie der Gast in der Nacht das gewaltsame Eindringen angriffslustiger Kamisarden mühelos vereitelt.
Tage später sucht der Intendant[3] von Basville den Parlamentsrat auf und wirft ihm vor, flüchtige Rebellen beherbergt und beköstigt zu haben. Außerdem nimmt der Intendant dem Parlamentsrat übel, dass dieser dem Sohn Edmund nicht erlaubte, Jagd auf Kamisarden zu machen. Des Weiteren kann sich der Intendant mit dem Auftreten von Christine de Castelnau – das ist die Braut Edmunds – nicht abfinden. Christine hatte den Marschall von Montrevel – das ist der Oberbefehlshaber der königlichen Truppen in den Cevennen – in der Öffentlichkeit vorgeworfen, wehrlose Frauen und Kinder, angeblich Helfershelfer der Kamissarden, erschossen zu haben.
Alle diese Vorkommnisse zusammen genommen bewirken in dem guten Katholiken Edmund eine Umkehr. Er will hinauf ins Gebirge und sich den Empörern anschließen. Den Segen des Vaters erhält er zunächst nicht. Doch der Parlamentsrat, im Grunde ein Freund der „Unglückseligen“, lässt schließlich den Sohn doch ziehen und gibt ihm sogar Geld mit.
Edmund besitzt übernatürliche Fähigkeiten. Sein „inneres Auge“ kann einen Boten „hinter dem Berge“ sehen. Edmund weiß auch, wo der Kurier seine Botschaft verbirgt. Außerdem kann Edmund erstaunlicherweise die geheime Rede ziemlich weit entfernt spazierender Gesprächspartner verstehen.
Roland, Anführer der Kamisarden, überlässt den Befund, ob Edmund „treu“ ist, einem der Propheten unter den Aufrührern. Edmund wird als Bruder aufgenommen und staunt, als er im Lager Cavalier begegnet. Edmund will – als Neuling unter den Kamisarden – dem gefangenen Räuber Lacoste das Leben retten. Er erreicht dieses Ziel mit Cavaliers Unterstützung.
Edmund erhält Besorgnis erregende Nachricht von daheim. Der Vater wurde zum Intendanten nach Nîmes zitiert. Derweil plünderten die Soldaten des Königs das Vaterhaus und zündeten es an. Edmund muss hinab ins Tal. In der Ruine begegnet er dem Vater. Dieser beschwört den Sohn, mit ihm zusammen das Land zu verlassen. Doch Edmund will die Rache. Der Vater sieht das ein und verbirgt sich in einem abgelegenen Dorfe vor dem Intendanten.
Auch Cavalier hat, wie Edmund, „das prophetische Gesicht“. Oben im Gebirge hat er ein solches: Drunten im Tale wurde ein Kurier mit wichtigen Depeschen an den Marschall von Montrevel nach Nîmes geschickt. Die Kamisarden fangen den Kurier tatsächlich ab und geraten in den Besitz seiner Briefschaften. Somit wird die Stellung der königlichen Truppen bekannt. Zur Vorbereitung eines Präventivschlages soll ein Kundschafter ausgeschickt werden. Edmund bietet sich an und wird ausgewählt.
Also begibt sich Edmund wiederum hinab ins Tal und trifft in einem Dorfe nahe bei Florac auf den alten katholischen Priester und Namensvetter Edmund Watelet. Der alte Mann erzählt Edmund Wunderdinge: Als junger Mann hatte er zwei Freunde: Lacoste und Edmunds Vater. Watelet findet, Edmund sähe seinem Vater „sehr ähnlich“. Und von seiner Jugendliebe erzählt der alte Mann, von der schönen Euphemia. Aber das Mädchen wurde damals Nonne und Watelet wurde Mönch. Edmund von Beauvais gibt sich dem Alten noch nicht zu erkennen.
Es kommt, wie es kommen muss. Die Kamisarden gehen zu dem angekündigten Angriff über. Das Dorf Watelets wird verwüstet. Die Katholiken werden „geschlachtet“ – in der Sprache der Kamisarden, „die Abgöttischen werden hingerichtet“. Von den Katholiken überlebt nur Watelet – wie durch ein Wunder – verwundet das Blutbad. Edmund von Beauvais gibt sich dem Alten zu erkennen und beschützt ihn. Vor der ruinierten Dorfkirche begegnen die beiden Lacoste.
Zusammen mit Watelet macht sich Edmund von Beauvais auf den Weg nach Florac. Unterwegs kommt es noch zu einer wundersamen Annäherung. Die beiden passieren das Dorf, in dem Edmunds Vater Unterschlupf gefunden hat. Der junge Edmund hat ein weiteres Mal eines der Gesichte, „sieht die Gestalten seines Innern“, „sieht“ seinen Vater, der sich ganz nahe in einem Bauernhause aufhält – und geht vorbei.
Ein großes Wunder beschließt die Novelle. Das Schloss, das Euphemia beherbergte, wurde von den Kamisarden abgebrannt. Die todkranke Nonne konnte sich in den nahen Wald retten. Sich wieder findend, sterben die beiden Geliebten, der Priester und die Nonne, gemeinsam im Walde.
„Keiner steht so fest, daß er nicht fallen könnte.“[4]
„Es muß herrlich sein, alle Gedanken, die uns von Gott erlaubt sind, zu begreifen.“[5]