Die seit den 1970er Jahren im Silicon Valley entwickelten und weltweit verkauften Produkte des Unternehmens Apple trugen mit ihrem Design, ihrer Ästhetik und ihrem Marketing maßgeblich zur Etablierung eines digitalen Lebensstils bei. Im Januar 2001 stellte Steve Jobs, CEO von Apple, auf der Macworld erstmals das Konzept „a digital hub for a digital lifestyle“ vor:[20][21][22][23]
„We are living in a new digital lifestyle with an explosion of digital devices. It's huge. And we believe the PC, or more importantly the Mac, can become the digital hub of our new emerging digital lifestyle, with the ability to add tremendous value to these other digital devices.“
Vertreter der Post-Privacy gehen davon aus, dass mit dem Internet eine Welt entstanden ist, in der es keine Privatsphäre mehr gibt und Datenschutz nicht mehr praktikabel ist.[47] Praktiken der Entnetzung können dieser Entwicklung möglicherweise entgegenwirken.[48]
Digitalisierungsgrad, Generationen und Soziale Milieus
Als erste mit dem Internet und WWW aufgewachsene Generationen werden die Generation Y und die Generation Z zwar am stärksten mit einem digital geprägten Lebensstil in Verbindung gebracht (Digital Native), aber auch ältere Generationen (Generation X, Baby-Boomer, Silver Surfer[49][50]) nutzen digitale Technologien zunehmend intensiver in ihrem Alltag.
Bei den in der Marktforschung verwendeten Sinus-Milieus wird die sogenannte Digitale Avantgarde[51][52] (Digitale Individualisten,[53][54] Digitale Kosmopoliten[55]) als eine neue transnationale Leitzielgruppe identifiziert.
Seit 1997 wird die Entwicklung der Internetnutzung in Deutschland mit der ARD/ZDF-Onlinestudie untersucht. Im Rahmen der ARD/ZDF-Online-Studie 2004 wurde dabei eine OnlineNutzerTypologie erstellt.[56][57]
Der von der Initiative D21 publizierte Digital-Index für 2020/2021 unterscheidet Digitale Vorreiter, Digital Mithaltende und Digital Abseitsstehende und stellt fest, dass sich der Digitalisierungsgrad in Deutschland, differenziert nach Sozialen Milieus und Geschlecht, insgesamt weiter erhöht hat.[58][59]
Als Kooperationsprojekt des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) und dem SZ-Institut der Süddeutschen Zeitung liefert seit Anfang 2022 das bidt-SZ-Digitalbarometer Befragungsdaten zum Stand der digitalen Transformation in Deutschland. Erhoben werden dabei Daten zum Nutzungsverhalten, zu digitalen Kompetenzen, zur Arbeitswelt, zu E-Government und zur Künstlichen Intelligenz.[62]
Seit 2020 findet im Sommer jährlich ein bundesweiter Digitaltag statt, der die digitale Teilhabe in der Gesellschaft mit unterschiedlichen Aktionen fördern soll.
Seit 2006 findet der Digital-Gipfel statt, ein jährlich ausgerichteter Kongress, der zusammen mit seinem unterjährigen Prozess als zentrale Plattform zur Gestaltung der Digitalisierung und der Digitalen Transformation von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland dienen soll.
Vom Kabinett Scholz wurde am 21. August 2022 die Digitalstrategie DeutschlandGemeinsam digitale Werte schöpfen verabschiedet.
Die vielfältige Nutzung digitaler Produkte und Dienste in alltäglichen Praktiken und Kontexten der Lebenswelt verändert auf radikale Weise die Beziehungen zu anderen Menschen, zu sich selbst und zur Welt. Im Rahmen der Digitalen Agenda für Europa 2020 hatte die Europäische Kommission (DG Connect) im Februar 2012 die ONLIFE Initiative gestartet, um diese Zusammenhänge zu erforschen.[64][65] Unter der Leitung des Philosophen Luciano Floridi wurden vier Fragen erörtert: 1. die Auflösung der Grenze zwischen Realität und Virtualität, 2. die Auflösung der Unterschiede zwischen Mensch, Maschine und Natur, 3. der Umschlag von Informationsknappheit zu Informationsüberfluss und 4. der Vorrang von Interaktionen. Die Ergebnisse des Projekts wurden 2015 als The Onlife Manifesto. Being Human in a Hyperconnected Era publiziert.[66]
Zur Frage, wie die Menschen in Deutschland die digitale Transformation erleben, zeichnet die bisherige Forschung kein einheitliches Bild.[67][68][69][70] Vielfach werden die negativen Aspekte eines digital geprägten Lebens thematisiert:
Im Jahr 2016 veröffentlichte das Institut für Digitale Ethik an der Hochschule der Medien Stuttgart „10 Gebote der Digitalen Ethik“. Sie sollen anhand kleiner, eingängiger Geschichten Leitlinien für ein „gutes, gelingendes Leben in der digitalen Gesellschaft“ aufstellen.[80]
Die Digitalisierung des kommunikativen Alltags geht auch mit einem Wandel der Funktionen und Erscheinungsformen von Schriftlichkeit einher.[81]
Der Verein Digitalcourage hat einen „Digitalzwangmelder“ eingerichtet und setzt sich für die Wahlfreiheit zwischen analogen und digitalen Handlungsalternativen im Alltag ein.[82][83][84][85]
Der Philosoph und Wissenschaftsjournalist Alexander Grau sieht die gesamte Gesellschaft als „Opfer des Digitalisierungswahns“ der Tech-Konzerne. Die Digitalisierung sei längst keine Technologie mehr, sondern eine Ideologie, die uns die Freiheit raube.[86][87]
Vom Digital Lifestyle zur Digitalen Daseinsvorsorge
2007 wurde in Stuttgart erstmals die Messe „Digital Lifestyle“ ausgerichtet.[88] Die Innovationsplattform Digital Life Design (DLD) thematisiert seit 2006 mit jährlichen Konferenzen jeweils unterschiedliche Aspekte des digitalen Lebensstils.
Mit dem Trend zu ‚Tele-Everything’ und ‚online only’ ist ein digital geprägtes Leben seit den 2010er Jahren damit weniger Ausdruck einer bewussten individuellen Wahlentscheidung (Digital Lifestyle), sondern notwendige Anpassung (Sozialisation) an gesellschaftliche Erfordernisse im postdigitalen Zeitalter. Der Weg in die Smart City und Smart Society erscheint unaufhaltsam und im globalen politischen Wettbewerb alternativlos.
Digitalization for Sustainability (D4S): Digital Reset. Redirecting Technologies for the Deep Sustainability Transformation, oekom verlag 2023, ISBN 978-3-98726-022-3. (depositonce.tu-berlin.de)
2022:
Annika Bush, Jonas Birke (Hrsg.): Nachhaltigkeit und Social Media. Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in der digitalen Welt, Springer VS 2022, ISBN 978-3-658-35659-0.
Sigrid Kannengießer: Digitale Medien und Nachhaltigkeit. Medienpraktiken für ein gutes Leben, Springer VS 2022, ISBN 978-3-658-36166-2.
Dirk Stederoth: Reale Avatare. Zur Versponnenheit des Menschen in der Netzkultur, J.B. Metzler 2022, ISBN 978-3-662-65478-1.
Hans-Jörg Pochmann: The Thing between You and Me. The Question Concerning the Sustaining Support of Digital Objects, Birkhäuser 2022, ISBN 978-3-0356-2526-4.
Adi Kuntsman, Esperanza Miyake: Paradoxes of Digital Disengagement. In Search of the Opt-Out Button, University of Westminster Press 2022, ISBN 978-1-914386-32-9.
2021:
Pablo J. Boczkowski, Eugenia Michelstein: The Digital Environment. How We Live, Learn, Work, and Play Now. The MIT Press, 2021, ISBN 978-0-262-04619-0.
Mary Chayco: Superconnected: the Internet, digital media and techno-social life. 3. Auflage. Sage Publ., Los Angeles 2021, ISBN 978-1-0718-0527-5.
Heidrun Friese, Marcus Norden, Gala Reben, Miriam Schreiter (Hrsg.): Handbuch Soziale Praktiken und Digitale Alltagswelten, Springer VS, 2020, ISBN 978-3-658-08356-4.
Valentin Dander, Patrick Bettinger, Estella Ferraro, Christian Leineweber, Klaus Rummler (Hrsg.): Digitalisierung – Subjekt – Bildung. Kritische Betrachtungen zur digitalen Transformation, Verlag Barbara Budrich 2020, ISBN 978-3-8474-2350-8.
Andreas Dohmen: Wie digital wollen wir leben? Die wichtigste Entscheidung für unsere Zukunft. Patmos Verlag, 2019, ISBN 978-3-8436-1151-0.
Rolf G. Heinze, Sebastian Kurtenbach, Jan Üblacker (Hrsg.): Digitalisierung und Nachbarschaft. Erosion des Zusammenlebens oder neue Vergemeinschaftung? Nomos Verlag, 2019, ISBN 978-3-8487-5093-1.
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2018:
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