Die Stadt liegt in der historischen Region Ostpreußen, an der Łyna(Alle), etwa 25 Kilometer nördlich von Olsztyn(Allenstein). Südlich der Stadt erstreckt sich die Allensteiner Seenplatte als Teil des Masurischen Seengebietes.
1325 wurde der Ort in der Landschaft Gudicus im altpreußischen Bezirk Glottowia (Glottau), einem Untergau von Pogesanien, erstmals als Guthinstat erwähnt. Die Stadt wurde 1326 erbaut.[2] Gegründet durch den Bischof von Ermland ersetzte der regelmäßig rechteckige Siedlungsplatz eine altpreußische Fluchtburg. Die Nachfahren der Ansiedler aus Niederschlesien bewahrten ihre Mundart, so dass in Guttstadt bis 1945 eine niederschlesische Sprachinsel existierte. Der Name leitete sich von prußisch „gudde“ Gebüsch ab. Der Name wurde nach mittelalterlicher Gewohnheit in wörtlicher Übersetzung zu Bona Civitas latinisiert, und bereits im 16. Jahrhundert von den polnischen Ansiedlern, die nach dem Reiterkrieg die benachbarte Gegend rings um Allenstein besiedelten, zu Dobre Miasto polonisiert. Älter als Guttstadt selbst sind einige benachbarte, im Zuge der hochmittelalterlichen Ostsiedlung angelegte Dörfer deutschsprachiger Siedler, die heute Ortsteile von Dobre Miasto sind, darunter Knopen (polnisch: Knopin).[3]
Anfang Juni 1807 befand sich während des Vierten Koalitionskrieges in Guttstadt das Hauptquartier der verbündeten Preußen und Russen während der Kämpfe mit napoleonischen Truppen an der Alle und um Heilsberg. Am 6. Juni 1807 siegten hier die Russen über die Franzosen,[4] mussten sich jedoch anschließend nach Bartenstein zurückziehen. Am 9. Juni übernachtete Napoleon Bonaparte im Gebäude des Kollegiatstifts.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Guttstadt eine evangelische Kirche, die 1830–1834 von Karl Friedrich Schinkel auf Veranlassung von Friedrich Wilhelm III. erbaut worden war, ferner zwei katholische Kirchen (darunter der Dom), eine Synagoge (erbaut 1855), ein Amtsgericht und eine Eisengießerei.[4] Nahe Guttstadt lag der gut besuchte Wallfahrtsort Glottau. Die Synagoge wurde am 9. November 1938 niedergebrannt; später wurde die jüdische Gemeinde gezwungen, das Gebäude an die NSDAP zu verkaufen.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt im Frühjahr 1945 teilweise zerstört. Nach Kriegsende wurde Guttstadt im Sommer 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß dem Potsdamer Abkommen zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens unter polnische Verwaltung gestellt. Es begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Guttstadt erhielt seinen heutigen polnischen Namen Dobre Miasto.
Die St.-Nikolaus-Kirche wurde von 1736 bis 1741 im spätbarocken Stil erbaut, wurde ab 1957 von der Griechisch-Orthodoxen Gemeinde genutzt. Heute gehört sie zur Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in Polen.
Die ehemalige Evangelische Kirche wurde 1833 eingeweiht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie als Gaststätte genutzt und brannte 1968 aus. Instandgesetzt dient sie als Stadtbibliothek.[12]
Die barocke St.-Georg-Kapelle stammt aus dem 18. Jahrhundert.
Der Storchenturm (Baszta Bociania) mit Resten der Stadtmauer stammt aus dem 14. Jahrhundert.
August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 509, Nr. 101; Textarchiv – Internet Archive.
Nachricht von den kirchlichen Bauten zu Guttstadt in den Jahren 1828 und 29, insbesondere von der am 10. Juni 1829 gefeierten Grundsteinlegung in der dasigen neuen evangel. Kirche. In: Preußische Provinzial-Blätter, Band 3, Königsberg 1830, S. 65–72.
Mikkels Klussis: Deutsch-Prußisches Grundwörterbuch für nachfolgende Wortschatzrekreation (Mundart Samlands) = Bāziskas prūsiskai-miksiskas wirdeīns per tālaisin laksikis rekreaciōnin = Prūsų-vokiečių-prūsų kalbų žodynas. Institut Européen des Minorités Ethniques Dispersées mit Unterstützung des deutsch-prußischen Vereins Tolkemita. Biznio Mašinų Kompanijos, Vilnius 1998/99, ISBN 9955-430-06-0.
Hans Georg Podehl: 4444 ostpreußische Namen prußisch erklärt. Rautenberg, Leer 1987, ISBN 3-7921-0356-7.
Victor Röhrich: Die Besiedlung des Ermlandes mit besonderer Berücksichtigung der Herkunft der Siedler. In: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, 22, 1926, S. 256–279; ISSN0342-3344 (Wiederabdruck in: Tolkemita-Texte, 62, Dieburg 2002, S. 275 f.).
↑Rüdiger Sander: 700 Jahre Knopen, Kr. Heilsberg. Ein kleines Dorf vor den Toren Guttstadts. Recklinghausen 1993.
↑ abcMeyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 8, Leipzig/Wien 1907, S. 553.
↑ abcdAlexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z. Halle 1823, S. 290–291, Ziffer 238.
↑August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 509, Nr. 101; Textarchiv – Internet Archive.
↑Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 110, Ziffer 37.
↑Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 19, Ziffer 14.
↑ abcdeMichael Rademacher: Heilsberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900