Dual
| |
---|---|
Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1. Februar 1907 |
Sitz | Landsberg am Lech |
Leitung | Josef Zellner |
Branche | Unterhaltungselektronik |
Website | dual.de |
Das Unternehmen Dual wurde 1907 von den Gebrüdern Steidinger in St. Georgen im Schwarzwald gegründet. Dual war zeitweise der größte deutsche Hersteller von Plattenspielern und hatte zu seinen besten Zeiten 3500 Mitarbeiter.
Die Marke Dual gehört heute für den größten Teil Europas der Dual GmbH in Landsberg am Lech.
Christian Steidinger (1873–1937) begann um 1900 in einer Werkstatt in St. Georgen mit der Fertigung von Kleinteilen für Uhren.[1] Sein älterer Bruder Josef Steidinger (1867–1925) startete zur gleichen Zeit im Untergeschoss eines St. Georgener Gasthauses.[2] Zum 1. Februar 1907 gründeten die Brüder in St. Georgen die Gebrüder Steidinger – Fabrik für Feinmechanik, in der man neben verschiedenen Uhrmacherwerkzeugen von Anfang an auch Grammophone mit Federantrieb herstellte.[3] Mit zunächst 25 Mitarbeitern wurden die ersten Federwerke für Grammophone hergestellt.[2]
1912 trennten sich die Brüder wieder. Nach dem Ersten Weltkrieg profitierte Christian Steidingers Unternehmen vom Aufschwung der Phonoindustrie und dem Bedarf an Laufwerken für Grammophone. 1927 präsentierte er die Kombination aus Federlaufwerk und Elektromotor, den Elektro-Feder-Motor, der Dual genannt wurde und später auch der Firma den Namen gab.[2] Im Jahr 1933 überließ er aus gesundheitlichen Gründen seinen Söhnen die Firmenleitung; Oskar Steidinger († 1964) den kaufmännischen, Siegfried Steidinger den technischen Bereich. Sie wurden dabei unterstützt von ihren Brüdern Christian jun. († 1963; Werkzeug- und Maschinenkonstruktion), Richard († 1969, Montage), Erwin (Verkauf), und Kurt Anton (Einkauf), dem Ehemann ihrer jüngsten Schwester Otty.[4] Ab Mitte der 1930er Jahre richtete sich der Fokus des Unternehmens verstärkt auf die Entwicklung und Fertigung der damals noch neuen elektrischen Plattenspieler.
Nach dem Zweiten Weltkrieg weitete sich die Produktpalette von Dual weiter aus, und es entstanden die ersten Plattenwechsler für Schellackplatten. Anfang der 1950er Jahre begann Dual sehr bald damit, Plattenspieler und Plattenwechsler für die neuartigen Mikrorillenplatten herzustellen. Mitte der 1950er Jahre folgten die ersten sogenannten Phono-Koffer mit eingebautem Verstärker und Lautsprecher. Der große Erfolg dieser Produkte bescherte dem Unternehmen, und damit auch der Stadt St. Georgen, ein rasantes Wachstum. Nach Werksneubauten in der ersten Hälfte der 1950er Jahre in St. Georgen eröffnete man 1956 in Meßkirch ein Zweigwerk. Es bestand bis zum Konkurs 1982. 1958 wurde im nahegelegenen Mönchweiler das Werk 3 und 1964 in St. Georgen das Werk 4 gegründet.
Anfang der 1960er Jahre entwickelte Dual mit dem Modell 1009 den ersten umfassend HiFi-tauglichen Plattenwechsler aus deutscher Fertigung und stieg auf Basis dieses Modells und der daraus abgeleiteten Weiterentwicklungen in der Folge dank einer umfangreichen Modellpalette zum größten deutschen Hersteller von Plattenspielern auf. Bis in die späten 1970er Jahre fand man zudem Dual-Plattenspieler in Musikschränken und Kompaktanlagen namhafter Hersteller wie Grundig, SABA, Wega, Rosita, ITT und zahlreichen anderen internationalen HiFi- und Tonmöbel-Herstellern.
Zum Jahreswechsel 1972/1973 übernahm Dual den bisherigen Mitbewerber Perpetuum-Ebner und festigte damit seine Marktposition nochmals entscheidend.
Die Produktpalette zu jener Zeit bestand aus
Josef Steidingers Zusammenarbeit mit seinem Bruder Christian (s. o.) blieb Episode, bereits 1911 trat Josef aus der gemeinsamen Firma wieder aus und wurde in Federlaufwerken ausgezahlt. Er gründete nur wenige Straßen entfernt sein eigenes Unternehmen, die Perpetuum Schwarzwälder Federmotoren und Automatenwerke. 1920 trat Josef mit Aufnahme der Produktion von Grammophonen in Wettbewerb zu seinem Bruder.[2] Als Josef 1925 starb, wurde Perpetuum von seinen Söhnen Hermann und Arthur sowie der Tochter Hermine Steidinger weitergeführt. Die Firma wurde in PERPETUUM – Spezialfabrik für Sprechmaschinenlaufwerke, Steidinger & Co. KG, St. Georgen / Schwarzwald umbenannt.[7]
1936 heiratete Hermine Steidinger den Cannstatter Entwickler und Fabrikanten Albert Ebner (1891–1956). Nach der Heirat wurde die Firma in Perpetuum - Ebner, Fabrik für Feinmechanik und Elektrotechnik, Steidinger & Co. KG (PE) umbenannt.[8]
Gleich wie Dual expandierte auch PE nach dem Zweiten Weltkrieg und hatte Ende der 1960er Jahre rund 1400 Beschäftigte. 1971 wurde die ins Schlingern gekommene Firma von Dual übernommen.[2]
Während Anfang der siebziger Jahre das Unternehmen noch ungebremst expandierte und z. T. mit zweistelligen Umsatzzuwächsen aufwarten konnte, wurde in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre der Konkurrenzdruck größer; insbesondere japanische Marken drängten erfolgreich auf den deutschen Markt. Dies ging zu Lasten der einheimischen Hersteller, deren Produkte plötzlich als „altbacken“ galten. Auch im traditionellen Hauptexportbereich Nordamerika ließ die fernöstliche Initiative den traditionell hohen Dual-Marktanteil deutlich schrumpfen. Das Unternehmen musste trotz Restrukturierungsmaßnahmen im Jahr 1981 Insolvenz anmelden, wodurch mehrere hundert Arbeitsplätze in der Stadt verloren gingen. Dual wurde von der französischen Thomson-Gruppe, die u. a. die Marken Telefunken, SABA und Nordmende hielt, übernommen. Von den noch bestehenden 2000 Arbeitsplätzen blieben nur 650 übrig. Die von Thomson eingeleitete Positionierung von Dual als deutschem Hifi-Spezialist schlug trotz innovativer Produkte wie dem ersten in Deutschland gefertigten CD-Spieler nicht ein und das Unternehmen ging im Jahr 1988 an die Schneider Rundfunkwerke AG. Die in der ersten Hälfte der achtziger Jahre erschienene Compact Disc bedrängte in den Folgejahren immer mehr die Schallplatte und somit auch den Plattenspieler am Markt.
Der Schneider-Konzern behielt die Produktpalette bei und ergänzte sie um Fernsehgeräte aus eigener Fertigung. In St. Georgen wurden nur noch Plattenspieler produziert. Alle anderen Geräte wie Tuner, Verstärker, Receiver, Kassettengeräte und Mini- oder Midianlagen stammten von Zulieferern wie Rotel und Inkel.
Nach Umstrukturierungen wurde der Standort St. Georgen 1993 endgültig aufgegeben und die Plattenspielerfertigung vor Ort nur noch als Montagebetrieb durch die Fa. Alfred Fehrenbacher weitergeführt.
Schneider konzentrierte sich in jenen Jahren völlig auf ein Laser-TV-Projekt und veräußerte die Traditionsmarke, die nach einem kurzen Aufschwung nach der Wiedervereinigung nunmehr wieder rote Zahlen lieferte, 1994 an die Karstadt AG. Die Nutzungsrechte am Markennamen für analoge Plattenspieler behielt sich Schneider allerdings zurück.
Die Karstadt AG versuchte mit Dual als Eigenmarke ab 1995/96 mit einem neuen Programm (ohne Plattenspieler) und einem leicht veränderten Logo diverse Geräte der Unterhaltungselektronik über seine Kaufhaus- und Handelsketten zu vertreiben. Diese Geräte zeichneten sich durch ein besonderes Design („Retrofuturismus“) aus.[9]
Allerdings hatte dieses Projekt wenig Erfolg. 2004 verkaufte die mittlerweile umfirmierte KarstadtQuelle AG die Nutzungsrechte der Marke Dual für Europa an Linmark Electronics Ltd. Für den asiatischen und pazifischen Raum sowie für Nordamerika gingen die Rechte an die Namsung Corp. in Südkorea, die dann als Tochterunternehmen die Dual Electronics in Florida gründete.
Nachdem Linmark Electronics Ltd. im Juli 2009 Insolvenz angemeldet hatte, erwarb die Dual GmbH (bis Ende 2019 als DGC firmierend) vom Insolvenzverwalter die Markenrechte für Europa. Die Dual GmbH produziert heute neben Plattenspielern auch noch zahlreiche weitere Audio-Produkte, insbesondere DAB+- und Internetradios. Das Flaggschiff bei den Plattenspielern ist der Primus Maximus, der in Einzelfertigung in Deutschland hergestellt wird.
Die Dual GmbH meldete am 15. November 2022 Insolvenz an.[10] Im März 2023 wurde gemeldet, dass ein nicht näher genanntes Investorenkonsortium das Unternehmen übernommen hat.[11]
Die Fertigungsstraße und die Produktpalette der analogen Dual-Plattenspieler wurden 1993 von der Alfred Fehrenbacher GmbH, ebenfalls in St. Georgen ansässig, übernommen.[12] 2002 und 2007 erwarb Alfred Fehrenbacher Lizenzrechte zur Verwendung des Markennamens Dual für die von ihm hergestellten Plattenspieler von den jeweiligen Rechte-Inhabern.
Die hierfür gegründete Dual Phono GmbH, eine Tochtergesellschaft der Alfred Fehrenbacher GmbH, ließ von dieser bis 2023 analoge Plattenspieler herstellen. Die dafür notwendige Lizenz zur Nutzung des Namens Dual wurde nicht verlängert. Die in St. Georgen hergestellten Plattenspieler werden kaum verändert nun unter dem Markennamen Rekkord vertrieben.
Derweil lässt die Dual GmbH nun in Deutschland entwickelte, hochwertige Plattenspieler in China vom koreanischen Plattenspielerspezialisten Hanpin produzieren.[13] Die Produktpalette wird ständig erweitert und umfasst mit dem Dual CS 618Q nun auch ein mit einem quarzstabilisierten elektronischen Direktantrieb und einer berührungslosen Endabschaltung ausgestattetes Gerät.
Derzeit sind im europäischen Raum Dual-Produkte der Dual GmbH und der Alfred Fehrenbacher GmbH erhältlich. Das Produktsortiment der Dual GmbH beinhaltet heute neben Plattenspielern auch Digital- und Internetradios.
Dual hatte einen herstellerspezifischen Standard für die Tonarmbefestigung, siehe Tonarm#TK.