Ernst Fuhrmann stammt aus einer wohlhabenden Hamburger Familie. Nach Abschluss seiner kaufmännischen Lehre arbeitete er zunächst bis 1914 in einem Hamburger Übersee-Handelshaus. Er schrieb Lyrik und Prosa im Kreis des Schriftstellers Richard Dehmel. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, ab 1920, leitete Fuhrmann die völkerkundliche Abteilung des Folkwang-Museums in Hagen. In den Jahren 1921 bis 1931 erschienen seine gesammelten Schriften in einer zehnbändigen Werkausgabe.[1]
Als Fotograf gehört Fuhrmann zu den Pionieren der Neuen Sachlichkeit. Er war ein bedeutender Vertreter der botanischen Fotografie, der zahlreiche Makrofotografien von Pflanzen aufnahm. 1930 erschien sein Fotoband „Die Pflanze als Leben“ mit 200 Aufnahmen. Für Fuhrmann arbeiteten Fotografen wie Albert Renger-Patzsch und Lotte Jacobi. Fuhrmann war Begründer einer organisch-ökologischen Denkweise, die er „Biosophie“ nannte. Seinem biosophischen Weltbild legte er eine Analogie zwischen Pflanze und Staatswesen zugrunde („Die Pflanze ist ein Staat“).[2]
Er war Leiter des Folkwang-Verlags, nach dessen Konkurs 1923 war er beteiligt an der Gründung des Auriga-Verlages in Darmstadt und Berlin, 1928 des Folkwang-Auriga-Verlags in Friedrichssegen/Lahn.
Ab 1931 lieferte er regelmäßig Beiträge für die von Franz Jung und Harro Schulze-Boysen herausgegebene Zeitschrift „Der Gegner“. Er war beteiligt an der Zeitschrift Der Dom von 1930, in der Vertreter der Lebensreform (Gusto Gräser, Max Schulze-Sölde), der Jugendbewegung (Friedrich Muck-Lamberty, Karl Otto Paetel) und der Biosophischen Bewegung (Ernst Fuhrmann, Hugo Hertwig, Franz Jung) zusammenfanden. In seinem gleichnamigen Buch von 1932 hat er die naturmystischen Ideen dieser Vorläufer einer „grünen“ Bewegung näher ausgeführt.
Er war letzter Direktor des Folkwang-Museums und der Nachlassverwalter des Kunstmäzens Karl Ernst Osthaus. Fuhrmann emigrierte 1938 nach New York, er hinterließ sein Archiv dem Hamburger Verleger Wilhelm Arnholdt. Ein weiterer umfangreicher Nachlassteil befindet sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach.
Er war verheiratet mit der Dichterin Elisabeth Paulsen (1879–1951), einer Tochter des Theologen Theodor Paulsen. Sie blieb mit dem Sohn Arend in Deutschland. 1953 heiratete Ernst Fuhrmann die Emigrantin Ilse Wassermann.[3][4] Er starb am Vortag seines 70. Geburtstags in New York City.
Ulrich Linse: Barfüßige Propheten. Erlöser der zwanziger Jahre. Berlin 1983.
Rainer Stamm: Fuhrmann, Ernst. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 46, Saur, München u. a. 2005, ISBN 3-598-22786-8, S. 199 f.
Rainer Stamm: „Ein Versuch phantastischen Ausmaßes“. Ernst Fuhrmann – Schriftsteller, Verleger, Biosoph und Bildregisseur. In: John M. Spalek, Konrad Feilchenfeldt, Sandra H. Hawrylchak (Hrsg.): Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Band 3: USA. Teil 5. Zürich, München 2005, S. 72–92.
Rainer Stamm: Der Strom - Verlag für die werdende Moderne. In: Buchhandelsgeschichte 2000/3, S. 137–145.
Franz Jung: Bausteine für einen neuen Menschen. Über Wilhelm Reich und Ernst Fuhrmann. Edition Moderne, Zürich 1982.
Franz Jung: Ernst Fuhrmann – 70 Jahre. In: Aufbau. New York, 26. Oktober 1956.
Ernst Fuhrmann. Verzeichnis seines Nachlasses und des Nachlasses von Elisabeth Fuhrmann-Paulsen in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky. Bautz 2000, ISBN 3-88309-082-4.
Wiebke Hinden: Ernst Fuhrmann: Fotoregisseur. Die Pflanzenfotografien des Auriga-Archivs. Zivilisationskritische Tendenzen in der Fotografie der Neuen Sachlichkeit. Lang, 2003, ISBN 3-631-50550-7.
Fuhrmann, Ernst. In: Ernst Fischer: Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933: Ein biographisches Handbuch. Elbingen: Verband Deutscher Antiquare, 2011, S. 90
↑Alexander Streiberger, „Fuhrmann“, in: Prestel-Lexikon der Fotografen. Von den Anfängen 1839 bis zur Gegenwart, herausgegeben von Reinhold Mißelbeck, München, Berlin, London, New York, Prestel-Verlag, 2002, S. 94
↑Alexander Streiberger, „Fuhrmann“, in: Prestel-Lexikon der Fotografen. Von den Anfängen 1839 bis zur Gegenwart, herausgegeben von Reinhold Mißelbeck, München, Berlin, London, New York, Prestel-Verlag, 2002, S. 94