Die 27. Verleihung des Europäischen Filmpreises fand am 13. Dezember 2014 in Riga statt. Nachdem im Vorjahr die Fernsehgala in Berlin stattgefunden hatte, wurde sie anlässlich der Feierlichkeiten zur Kulturhauptstadt Europas in der lettischen Hauptstadt, in der Nationaloper, abgehalten. Als bester Film wurde Paweł Pawlikowskis Ida ausgezeichnet, der drei seiner fünf regulären Nominierungen in Siege umsetzen konnte.
Die 14 nominierten Filmproduktionen in den Kategorien Film, Regie, Darsteller, Darstellerin und Drehbuch waren aus einer Auswahlliste („Longlist“) von den über 3000 Mitgliedern der Europäischen Filmakademie ermittelt worden. Ein sieben Mitglieder zählendes Auswahlgremium entschied über die sogenannten Jurypreisträger in den Kategorien Kamera, Schnitt, Szenenbild, Kostüme, Filmmusik und Ton, die im Vorfeld der Gala bekanntgegeben wurden. Die Jurypreise waren bei der Verleihung im Vorjahr eingeführt worden.
Ebenfalls bereits als Laureaten fest standen der britische Regisseur Steve McQueen und die französische Regisseurin und Drehbuchautorin Agnès Varda. Der britische Filmemacher, 2008 für seinen Debütfilm Hunger als Entdeckung des Jahres ausgezeichnet, hatte den Oscar-prämierten Spielfilm 12 Years a Slave (2013) inszeniert und wurde Ende September 2014 von der Europäischen Filmakademie (EFA) der Preis in der Kategorie Beste europäische Leistung im Weltkino zuerkannt. Ende Oktober wurde Varda als Gewinnerin des Ehrenpreises für ein Lebenswerk bekanntgegeben. Die Filmemacherin hatte bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises im Jahr 2000 den Dokumentarfilmpreis für ihr Werk Die Sammler und die Sammlerin (Les Glaneurs et la Glaneuse) erhalten und war zuletzt 2009 für Die Strände von Agnès in der gleichen Kategorie nominiert gewesen.
Die Preisverleihung wurde wie im Vorjahr als Live-Stream über das Internet angeboten.
Statistik (aufgeführt werden Filme mit mehr als einer Nominierung; gewonnene Jurypreise oder der Publikumspreis werden nicht berücksichtigt) N=Nominierung; S=Sieg | ||
Film | N | S |
---|---|---|
Ida | 5 | 3 |
Leviathan | 4 | 0 |
No Turning Back | 3 | 0 |
Nymphomaniac – Director’s Cut – Volume I & II | 3 | 0 |
Winterschlaf | 3 | 0 |
Höhere Gewalt | 2 | 0 |
Die süße Gier | 2 | 0 |
Zwei Tage, eine Nacht | 2 | 1 |
Ida – Regie: Paweł Pawlikowski
La mafia uccide solo d’estate – Regie: Pierfrancesco Diliberto
Marion Cotillard – Zwei Tage, eine Nacht (Deux jours, une nuit)
Timothy Spall – Mr. Turner – Meister des Lichts (Mr. Turner)
Paweł Pawlikowski und Rebecca Lenkiewicz – Ida
Kategorie | Preisträger |
---|---|
Beste Kamera | Łukasz Żal und Ryszard Lenczewski – Ida |
Bester Schnitt | Justine Wright – No Turning Back (Locke) |
Bestes Szenenbild | Claus-Rudolf Amler – Das finstere Tal |
Bestes Kostümbild | Natascha Curtius-Noss – Das finstere Tal |
Beste Filmmusik | Mica Levi – Under the Skin |
Bestes Sounddesign | Joakim Sundström – Mauern der Gewalt (Starred Up) |
In die Auswahlliste gelangte unter anderem der Hauptpreisträger der Filmfestspiele von Cannes 2014, Winterschlaf, gleichzeitig der türkische Oscar-Kandidat 2015 auf eine Nominierung in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film. Ebenfalls auf der Auswahlliste befanden sich die offiziellen Oscar-Beiträge für 2015 aus Belgien (Zwei Tage, eine Nacht), Finnland (Betoniyö), Italien (Die süße Gier), Österreich (Das finstere Tal), Polen (Ida), Russland (Leviathan), Schweden (Höhere Gewalt), Spanien (Vivir es fácil con los ojos cerrados), der Tschechischen Republik (Fair Play) und Ungarn (Underdog).
Die für die regulären Kategorien nominierten und mit Jurypreisen ausgezeichnete Filme (Am Sonntag bist du tot, Das finstere Tal, Ida usw.) sind hellblau hervorgehoben.
Steve McQueen, britischer Regisseur
Agnès Varda, französische Regisseurin und Drehbuchautorin
Ed Guiney (Element Pictures)
Die fünf Nominierungen für das beste europäische Spielfilmdebüt kamen durch ein Auswahlkomitee, bestehend aus vier EFA-Mitgliedern und drei Mitgliedern der Fédération Internationale de la Presse Cinématographique (FIPRESCI), zustande. Den Sieger kürten die über 3000 Mitglieder der Europäischen Filmakademie, der auf der Preisverleihung bekanntgegeben wurde.
The Tribe – Regie: Myroslaw Slaboschpyzkyj (Ukraine)
15 Filme qualifizierten sich für den Preis in der Kategorie Bester europäischer Kurzfilm. Diese wurden von unabhängigen Jurys auf 15 Filmfestivals ausgewählt. Den Sieger kürten die über 3000 Mitglieder der EFA, der auf der Preisverleihung bekanntgegeben wurde.
Film | Regie | Land | Länge (in min.) | Nominierung (Festival) |
---|---|---|---|---|
The Chicken | Una Gunjak | Deutschland/Kroatien | 15’ | Bristol |
The Chimera of M. | Sebastian Buerkner | Vereinigtes Königreich | 25’ | Rotterdam |
Dinola (დინოლა) | Mariam Khatchvani | Georgien | 15’ | Grimstad |
Fal (Wall) |
Simon Szabó | Ungarn | 11’ | Tampere |
Hätäkutsu (Emergency Calls) |
Hannes Vartiainen Pekka Veikkolainen |
Finnland | 15’ | Sarajevo |
Hvalfjord (Whale Valley) |
Guðmundur Arnar Guðmundsson | Dänemark/Island | 15’ | Ghent |
Ich hab noch Auferstehung_ (Still Got Lives_) |
Jan-Gerrit Seyler | Deutschland | 23’ | Drama |
LATO 2014 (Summer 2014) |
Wojciech Sobczyk | Polen | 12’ | Krakau |
The Missing Scarf | Eoin Duffy | Irland | 7’ | Valladolid |
Panique au village: La Bûche de Noël (A Town Called Panic: The Christmas Log) |
Vincent Patar Stéphane Aubier |
Belgien/Frankreich | 27’ | Vila do Conde |
Pat-Lehem (Daily Bread) |
Idan Hubel | Israel | 20’ | Venedig |
Pequeño bloque de cemento con pelo alborotado conteniendo el mar (Little Block of Cement With Dishevelled Hair Containing the Sea) |
Jorge López Navarrete | Spanien | 16’ | Cork |
Pride | Pavel Vesnakov | Bulgarien/Deutschland | 30’ | Clermont-Ferrand |
Shipwreck | Morgan Knibbe | Niederlande | 15’ | Locarno |
Taprobana | Gabriel Abrantes | Portugal/Dänemark/Sri Lanka | 24’ | Berlin |
Die sechs Nominierungen für den besten europäischen Dokumentarfilm kamen durch ein Auswahlkomitee bestehend aus drei EFA-Mitgliedern und drei Dokumentarfilm-Experten zustande. Den Sieger kürten die über 3000 Mitglieder der Europäischen Filmakademie, der auf der Preisverleihung bekanntgegeben wurde.
Master of the Universe – Regie: Marc Bauder (Deutschland, Österreich)
Die drei Nominierungen für den besten europäischen Animationsfilm kamen durch ein Auswahlkomitee bestehend aus zwei EFA-Mitgliedern und drei Repräsentanten des europäischen Verbands für Animationsfilm CARTOON zustande. Den Sieger kürten die über 3000 Mitglieder der Europäischen Filmakademie, der auf der Preisverleihung bekanntgegeben wurde.
L’arte della felicità – Regie: Alessandro Rak (Italien)
Durch den Publikumspreis (People’s Choice Award) hatten Kinozuschauer die Möglichkeit vom 1. September bis zum 31. Oktober 2014 ihren Favoriten via Internet aus einer Auswahlliste zu kürten.[2] Unter den nominierten Filmen waren die auf der offiziellen Auswahlliste befindlichen Ida, Nymphomaniac, und Zwei Tage, eine Nacht. Der Gewinner wurde im Rahmen der Preisgala bekanntgegeben.
Ida – Regie: Paweł Pawlikowski