Game On ist eine Wanderausstellung der Barbican Art Gallery, die sich mit der Geschichte der Computerspielentwicklung von ihrer Frühzeit im Jahr 1962 bis zur Gegenwart beschäftigt. Sie gilt als die größte Ausstellung ihrer Art und wurde seit ihrer Ersteröffnung 2002 in der Barbican Art Gallery zudem weiter ausgebaut. Seit 2010 gibt es eine weitere, umfangreichere Form der Ausstellung mit dem Titel Game On 2.0. Nach eigenen Angaben haben bis 2008 mehr als eine Million Besucher weltweit die Ausstellung besucht.
Die Ausstellung wurde von der britischen Barbican Art Gallery in Kooperation mit den National Museum of Scotland konzipiert,[1] das durch Co-Kurator Lucien King die anfänglichen Forschungen für die Ausstellung finanzierte.[2] Ziel des ursprünglichen Kurators der Ausstellung, Conrad Bodman, war es “[…] [to] look at the history, culture and the future of video games and try to unlock that for the general public"” (deutsch: „[…] auf die Geschichte, Kultur und die Zukunft der Computerspiele zu schauen und sie für die allgemeine Öffentlichkeit zu entschlüsseln“).[3] Die Macher hoffen den kulturellen Einfluss von Computerspielen und Spielkonsolen aufzuzeigen. Zum Konzept der Ausstellung gehört daher auch, dass Besucher die Spiele bis zu den Anfängen in den 1960ern auf dem PDP-1 vor Ort anspielen können.[4] Aber auch gesellschaftliche Fragen wie „Sind Spiele für das Übergewicht unserer Kinder verantwortlich?“ und „Machen Spiele Kinder gewalttätig?“ werden angesprochen.[5]
Wenn möglich, erfolgt das Anspielen auf originaler Hard- und Software. Zur Problematik der Ausstellung zählte unter anderem, dass nur wenige der ausgestellten Objekte Teil von öffentlichen Sammlungen sind. Die meisten Stücke stammen von Privatsammlern. Ein weiteres Problem ist die Wartung der alten Geräte, da das Wissen um die Reparatur und die notwendigen Ersatzteile kaum noch vorhanden sind. Für die Wartung engagierte das Barbican Centre eigens einen Techniker aus einem Londoner Retrospiele-Laden, Barry Hitchings,[6] der die Ausstellung seither begleitet. In Fällen, wo das Spielen auf Originalhardware nicht mehr möglich ist, kommt Emulatorsoftware wie bspw. MAME zur Anwendung.[3]
Bodman bezeichnete die Entwicklung der Ausstellung als besonders interessant, weil viele der ausgestellten Maschinen nicht in öffentlichen Sammlungen zu finden seien, sondern lediglich von einer kleinen Zahl von Sammlern auf der gesamten Welt aufbewahrt würden.[3] Dass überhaupt noch Einblicke in die Frühzeit der Computerspiele möglich seien, sei zu einem Großteil Fans und Softwarepiraten zu verdanken.[2]
Am 3. Juli 2010 wurde in Launceston[6] eine überarbeitete Version der Ausstellung mit dem Titel Game On 2.0 veröffentlicht, die über die Inhalte der ursprünglichen Game On hinausgeht. Sie beinhaltet mehr Ausstellungsstücke und Spiele, darunter Uncharted 2: Among Thieves, Jak and Daxter und Tomb Raider. Der Abschnitt über die Zukunft der Spieleentwicklung wurde um die Aspekte Virtuelle Realität, 3D-Technik und Steuerung mit Gedankenbefehlen ergänzt.[7] Allerdings wurde bereits im Februar 2006, mit der wiederholten Ausstellung in Chicago, die Ausstellung unter dieser Bezeichnung angekündigt, nachdem die Sammlung zuvor um 20 neue Titel wie Centipede, Madden NFL 06, Pro Evolution Soccer 5 und Star Wars: Battlefront II aufgestockt worden war.[1]
Zu Beginn deckte die Ausstellung die Spielegeschichte von den Großrechnern der 1960er (z. B. PDP-1) bis zum GameCube ab,[8] später erweitert bis Xbox 360 und PlayStation 3.[6] Neben den Spielen werden bspw. auch Konzeptzeichnungen ausgestellt (u. a. von Shigeru Miyamoto[9] oder zu Grand Theft Auto III[5]) und Verbindungen zu anderen Kulturformen wie Anime, Manga und Filmen aufgezeigt.[10] Die Zahl der ausgestellten Spiele stieg von rund 120[11] auf 150[10] an. Die Ausstellung gliederte sich in anfangs elf,[8][12] später in 13 thematische Abschnitte:[13]
Im Laufe der Jahre wurde die Ausstellung weltweit in mehreren Technologie- und Kunstmuseen ausgestellt:[7]
Game On 2.0 war bislang an folgenden Orten ausgestellt:[7]
Die Ausstellung galt seit ihrer Ersteröffnung als die größte Ausstellung ihrer Art.[2][11] Henry Lowood von der Stanford University, der sich mit der Erhaltung der Computerspiele und ihrer Kultur beschäftigte, sagte “Since the late 20th century, cultural history includes digital game culture. […] It is not only the case that the history of this medium will be lost if we do not preserve the history of digital games, but also that we will not be able to provide a complete cultural history of this period” (deutsch: „Seit dem 20. Jahrhundert schließt die Kulturgeschichte auch die digitale Spielekultur mit ein. […] Es ist nicht nur der Fall, dass die Geschichte dieses Mediums verloren gehen wird, wenn wir nicht die Geschichte der digitalen Spiele erhalten, sondern dass wir dann nicht in der Lage sein werden, eine vollständige Kulturgeschichte dieser Zeit zu geben“).[3] Der Kulturwissenschaftler Raiford Guins, Associate Professor of Culture and Technology an der Stony Brook University, bezeichnete Game On im Vergleich mit anderen zeitgenössischen Ausstellungen als “perhaps the most ambitious in scale and curatorial aims” (deutsch: „vielleicht die ambitionierteste hinsichtlich Umfang und ihrer kuratorischen Ziele.“)[20]
Die britische Tageszeitung The Guardian kommentierte die Ersteröffnung in London positiv:
“In the end, that is what makes the Barbican exhibition important: it brings together the raw materials needed by anyone who wants to develop an aesthetic for a new genre. But if you are a gamer who doesn't care two hoots about the cultural implications, it still looks like a terrific day out.”
„Letztendlich ist es das, was die Barbican-Ausstellung so wichtig macht: sie bringt die Rohmaterialien zusammen, die jeder benötigt, der eine neue Ästhetik für ein neues Genre entwickeln will. Aber selbst wenn Sie ein Gamer sind, der keinen Cent auf die kulturellen Implikationen legt, wirkt es wie ein grandioser Tagesausflug.“[2]
Culture24 urteilte über die Ausstellung 2006 im Londoner Science Museum:
“Game On manages to highlight the ever deteriorating boundaries that exist between genres, as film, music, gaming and art all overlap to create a hybrid of unimaginable proportions and without limits.”
„Game On gelingt es, aufzuzeigen wie die Grenzen, die zwischen den Genres existieren, immer schmaler werdenden, nachdem Film, Musik, Spiele und Kunst sich überlappen, um einen Hybrid von unvorstellbarer Proportionen und ohne Grenzen zu erschaffen.“[5]
Die australische Spielewebsite PALGN urteilte 2008:
“Game On presents an incredibly diverse range of items and information to those that wander its floorspace. The exhibition is a great gathering of the cultural items that have created the imaginative alternate worlds gamers have immersed themselves in over the age.”
„Game On präsentiert denjenigen, die ihren Ausstellungsraum durchstreifen, eine unglaubliche Bandbreite von Dingen und Informationen. Die Ausstellung ist eine großartige Sammlung von kulturellen Dingen, die die imaginären Alternativwelten geschaffen haben, in die Spieler über die Jahre abgetaucht sind.“[21]
Bis 2008 besuchten mehr als eine Million Besucher die Ausstellung an den verschiedenen Ausstellungsorten.[3] In Melbourne (2008) zog die Ausstellung mehr als 117.000 Besucher an, 99.500 während der Ausstellung in der Barbican Art Gallery in London (2002) und 127.000 in Chicago (2005/2006).[22] In Edinburgh besuchten 55.000 Besucher die Ausstellung, in Tilburg 20.000 und 40.000 in Helsinki.[23]