Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 31′ N, 7° 6′ O | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Münster | |
Höhe: | 48 m ü. NHN | |
Fläche: | 104,94 km2 | |
Einwohner: | 265.885 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 2534 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 45879–45899 | |
Vorwahl: | 0209 | |
Kfz-Kennzeichen: | GE | |
Gemeindeschlüssel: | 05 5 13 000 | |
LOCODE: | DE GEK | |
NUTS: | DEA32 | |
Stadtgliederung: | 5 Stadtbezirke mit 18 Stadtteilen | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Ebertstraße 11 45879 Gelsenkirchen | |
Website: | www.gelsenkirchen.de | |
Oberbürgermeisterin: | Karin Welge (SPD) | |
Lage der Stadt Gelsenkirchen in Nordrhein-Westfalen | ||
Gelsenkirchen [Großstadt im zentralen Ruhrgebiet in Nordrhein-Westfalen und gehört zur Metropolregion Rhein-Ruhr. Die kreisfreie Stadt im Regierungsbezirk Münster ist in der Landesplanung als Mittelzentrum ausgewiesen. Sie ist Mitglied im Landschaftsverband Westfalen-Lippe und im Regionalverband Ruhr. In Deutschland und darüber hinaus ist Gelsenkirchen vor allem als Heimat des Fußballclubs FC Schalke 04 und für den bis zur Jahrtausendwende betriebenen Bergbau bekannt.
] ist eineDie Stadt in ihren heutigen Grenzen ist das Ergebnis mehrerer Gebietsreformen, durch die einige umliegende Gemeinden und auch größere Städte, darunter die ehemalige Großstadt (seit 1926) Buer (seit 1912 Stadt Buer) sowie der Stadtteil Horst – früher die Freiheit Horst, seit 1891 Amt Horst – nach Gelsenkirchen eingegliedert bzw. mit dieser Stadt zusammengelegt wurden. Schon mit der ersten größeren Eingemeindung 1903 lag die Einwohnerzahl Gelsenkirchens über der 100.000-Grenze, was es zur Großstadt machte. Im Jahr 2022 lag Gelsenkirchen mit rund 260.000 Einwohnern auf Platz zwölf der 30 Großstädte Nordrhein-Westfalens. Früher hatte Gelsenkirchen aufgrund der vielen Fackeln, mit denen die Kokereien das überschüssige Koksofengas entsorgten, den Beinamen Stadt der 1000 Feuer. Seit den 1960er Jahren vollzieht sich ein Strukturwandel von der Montanindustrie zur Wissens- und Dienstleistungswirtschaft.
Gelsenkirchen liegt an den flachen Hängen des breiten Emschertales mit dem hier parallel verlaufenden Rhein-Herne-Kanal im Südwesten Westfalens. Die Kernstadt liegt südlich des Flusses bzw. Kanals, während die Stadtteile Horst und sieben aus Buer hervorgegangene Stadtteile nördlich der Gewässer am Vestischen Höhenrücken liegen. Ein Großteil des Stadtgebietes liegt infolge von Bergsenkungen unterhalb des Hauptvorfluters Emscher und muss deshalb ständig von der Emschergenossenschaft mit Entwässerungspumpen vor Überflutung geschützt werden.
Die größte Ausdehnung des Stadtgebietes beträgt in Nord-Süd-Richtung 17 Kilometer und in West-Ost-Richtung elf Kilometer. Die Stadtgrenze hat eine Länge von insgesamt 68 Kilometern.
In Gelsenkirchen sind etwa zehn Prozent des Stadtgebiets Park- und Freizeitflächen und 25 % Wälder und landwirtschaftliche Flächen. Gelsenkirchen gehört damit zu den Städten mit einem überdurchschnittlichen Grünflächenanteil.
Gelsenkirchen liegt in der Metropolregion Rhein-Ruhr.
Folgende Städte grenzen im Uhrzeigersinn, beginnend im Osten, an die Stadt Gelsenkirchen: Die kreisfreien Städte Herne, Bochum und Essen sowie die zum Kreis Recklinghausen gehörenden Städte Gladbeck, Dorsten, Marl und Herten.
Gelsenkirchen besitzt eine etwa zwei Hektar große Exklave an der Stelle, wo der Hüller Bach die Stadtgrenze zwischen Bochum und Herne bildet. Diese gehört zum Stadtteil Ückendorf.[2][3][4]
Das Stadtgebiet Gelsenkirchens besteht aus fünf Stadtbezirken mit je einer Bezirksvertretung, die sich in Stadtteile unterteilen. Die Stadtbezirke mit zugehörigen Stadtteilen (jeweils in alphabetischer Reihenfolge):
Die Grenzen zwischen den Stadtbezirken bilden, mit Ausnahme der Grenze des Bezirkes Nord, verschiedene Elemente der Verkehrsinfrastruktur der Stadt. So trennt die Eisenbahnstrecke Herne-Oberhausen die Bezirke Mitte und Süd, der Rhein-Herne-Kanal Mitte und West bzw. Ost und die Kurt-Schumacher-Straße Ost und West.
Den geringsten Anteil an der industriell und gewerblich genutzten Fläche der Stadt Gelsenkirchen haben heute die Bezirke Süd mit etwa 7,8 % (oder 9,11 % in Bezug zur Bezirksfläche) und Ost mit 8,9 %. Dagegen erkennt man noch im Bezirk Mitte mit einem Anteil von 37 %, gemessen an der industriell genutzten Stadtfläche (oder 16 % zum Bezirk), die industrielle Vergangenheit wieder. In den Stadtbezirken Nord und West spiegelt sich in den Zahlen von 31 % und 15 % (in Bezug zur industriell genutzten Stadtfläche) der große Flächenverbrauch der dortigen BP Raffinerieanlagen wider.
Die drei Bezirke Nord, Ost und West werden mit etwa 20 % der jeweiligen Bezirksfläche gleichermaßen stark landwirtschaftlich genutzt, wobei alleine im Bezirk Nord 42 % aller landwirtschaftlich genutzten Flächen der Stadt liegen. Schlusslichter sind die Stadtbezirke Mitte mit nur 5 % und Süd mit 11,9 % Anteil an der Bezirksfläche. Die forstwirtschaftliche Flächennutzung ist mit 14 % im Bezirk Ost (dort liegt das Waldgebiet Resser Mark) am größten. Bezogen auf das gesamte Stadtgebiet liegen im Bezirk Ost sogar 40 % aller forstwirtschaftlichen Flächen.
Während sich also besonders im Norden und Osten der Stadt sowie noch im Stadtteil Beckhausen auch eine gewisse land- bzw. forstwirtschaftliche Prägung bemerkbar macht, ist vor allem südlich des Rhein-Herne-Kanals die montanindustrielle Vergangenheit der Stadt mit dazugehöriger Wohnbebauung zu erkennen, auch wenn an die ehemals dort betriebenen Zechen Holland, Rhein-Elbe und Hibernia sowie an das Gussstahlwerk (heute Wissenschaftspark) nur noch wenige Gebäude erinnern.
Die drei nördlich der Emscher gelegenen Stadtbezirke Nord, West und Ost entsprechen weitgehend dem alten Amt Buer im Vest bzw. Kreis Recklinghausen abzüglich der Ämter Gladbeck (1885 abgespalten, heutige Stadt Gladbeck) und Westerholt (1911 selbstständig; seit 1975 Stadtteil von Herten). Horst schied zwar 1891 ebenfalls aus dem Amt Buer aus, wurde jedoch zusammen mit der Stadt Buer im Jahre 1928 mit Gelsenkirchen vereinigt, nachdem Horst bereits zuvor aus wirtschaftlichen Gründen den Anschluss an Buer gesucht hatte.[5] Innerhalb der drei nördlichen Stadtbezirke gibt es lediglich die Gemarkungen Horst (5128) und Buer; innerhalb der Letztgenannten liegen alle anderen Stadtteile nördlich der Emscher (sowie auch jener Teil des Geländes der BP Öl, der zum heutigen Stadtteil Horst gehört).
Südlich der Emscher existieren die folgenden Gemarkungen:
Der neue Ortsteil Schalke-Nord liegt nicht, wie es der Name vermuten ließe, in der Hauptsache auf Schalker Gemarkung, sondern nimmt vor allem den Nordosten der Heßleraner und den Westen der Bismarcker Gemarkung ein. Seinen Namen rechtfertigt er vor allem durch den Schalker Bahnhof und die Glückauf-Kampfbahn in seinem Süden, die jedoch seit jeher auf Heßleraner Gebiet stehen.
Der neue Ortsteil Feldmark nimmt den Nordwesten der Rotthausener, den Südwesten der Schalker Gemarkung und, zu kleineren Teilen, den Süden der Heßleraner Gemarkung ein. Die Einwohner des Stadtteils leben größtenteils auf altem Schalker Gebiet, da der wesentliche Teil des von Rotthausen übernommenen Teils von der Trabrennbahn und Halde Zollverein eingenommen werden.
Der Stadtkern, inzwischen geteilt in Alt- und Neustadt, wuchs nach Westen etwas in die Rotthausener Gemarkung hinein, jedoch wurde im Norden ein deutlich größerer Teil an Schalke abgetreten. Ückendorf übernahm im Norden einige Gebiete von den heute vereinigten Bulmke und Hüllen, das wiederum im Norden Gebiete von Bismarck übernahm.[6][7]
Gelsenkirchen Station Essen-Bredeney | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Gelsenkirchen
Station Essen-Bredeney
Quelle: DWD, Daten: 2015–2020[8]
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Auf dem Hügel nördlich der Emscher, auf dem heute Buer liegt, wurden mehr als 3000 Jahre alte Siedlungsspuren aus der Bronzezeit gefunden. Es gab zwar keine geschlossene Siedlung, aber dicht bei einander gelegene Einzelhöfe, in denen kurz vor der Zeitenwende germanische Brukterer gelebt haben. Ihr Name ist durch römische Geschichtsschreiber überliefert. Die römische Kontrolle über das Tiefland östlich des Rheins endete mit der Varusschlacht, aber es gab weiterhin viele Kontakte zwischen römischen Grenzprovinzen und unabhängigen Germanen. Um 700 n. Chr. wurde das Gebiet von den Sachsen besiedelt.
Der Ortsname Buer wurde erstmals 1003 n. Chr. urkundlich erwähnt, als Puira (vermutlich ein verunglücktes Buira) von Heribert I. erwähnt wurde. Auch einige weitere Orte, die heute im nördlichen Gelsenkirchen liegen, wurden bereits im frühen Mittelalter erwähnt; einige Beispiele sind Raedese (heute Stadtteil Resse), Middelvic (Middelich; heute zum Stadtteil Erle gehörend) oder Sutheim (Sutum) und Sculven (heute Stadtteil Scholven). Viele Bauerschaften wurden später mit der Bezeichnung iuxta Bure (bei Buer) näher lokalisiert.
Um 1150 taucht in Urbaren des Klosters Werden zum ersten Mal der Name Geilistirinkirkin auf. Er wurde von Franz Darpe 1908 mit Kirche (am Bach) der üppigen Stiere und von Paul Derks 1984 zustimmend mit Kirche am Platz, wo sich geile Stiere tummelten übersetzt. 1265 lautet der Name im Werdener Urbar Gelstenkerken, was Robert Jahn 1960, ohne Bezug auf die vorausliegende Form, mit Kirche bei den Siedlern (-seten) im Bruchland (gel) übersetzte.[9]
Die benannte Kirche bezeichnete vermutlich die Gelsenkirchener Dorfkirche, eine der Vorgängerbauten der Kirche St. Georg. Der Schutzpatron St. Georg hat jedoch nichts mit dem ersten Teil des Stadtnamens zu tun. Etwa gleichzeitig wurde im Norden des heutigen Stadtgebiets im Stadtteil Buer die erste Kirche gebaut; diese ecclesia Buron (Kirche zu Buer) wurde 1160 in einem Verzeichnis von Pfarrkirchen des Deutzer Küsters Theodericus aufgelistet.
Sicher nichts zu tun hat der Name mit den Gelsen, da dieser Begriff für Stechmücken nur in Österreich verwendet wird.
Allerdings lebten in der Frühzeit und im Mittelalter nur wenige Dutzend Menschen in den jeweiligen Siedlungen um die Emschermulde.
Vom Hochmittelalter bis 1928 gehörte das heutige Stadtgebiet Gelsenkirchens zu zwei verschiedenen Territorien: Nördlich der Emscher, wo auch Buer liegt, erstreckte sich die Vest Recklinghausen des Erzstiftes Köln. Das Gebiet südlich der Emscher mit dem Dorf Gelsenkirchen gehörte seit dem 12. Jahrhundert zur Grafschaft Mark, die vorläufig ab 1609 und definitiv seit 1666 eine Besitzung Brandenburg-Preußens war. Daraus ergab sich nach 1815 die Zugehörigkeit zu zwei verschiedenen preußischen Regierungsbezirken.
Von 1609 bis 1706 waren im Gebiet der heutigen Stadt Gelsenkirchen 15 Personen von Hexenverfolgungen betroffen. Anna Spiekermann, geboren in Gelsenkirchen-Buer (Bauerschaft Sutum), wurde am 31. Juli 1706 in Westerholt hingerichtet. Sie war das letzte Opfer der Hexenverfolgungen im Vest Recklinghausen.[10]
Bei den Hexenprozessen in der Freiheit Horst (Gelsenkirchen-Horst) wurden 14 Personen beschuldigt und sechs hingerichtet. 1609 wurden die Kinder Greitgen Nothoff, Johann Nothoff und die achtjährige Trina Nothoff der Herrschaft verwiesen. Ihre Eltern Johann Nothoff und Hille Nothoff wurden stranguliert und anschließend verbrannt.[11] Von den westfälischen Städten ist Gelsenkirchen heute die größte, die nicht in der Hanse war.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war das Gebiet in und um Gelsenkirchen nur dünn besiedelt und fast ausschließlich agrarisch geprägt. 1815 ging das heutige Stadtgebiet Gelsenkirchens – nach vorübergehender Zugehörigkeit zum Großherzogtum Berg – an Preußen, das es der Provinz Westfalen angliederte. Das damalige Gelsenkirchen wurde dem Amt Wattenscheid im Kreis Bochum des Regierungsbezirks Arnsberg zugeordnet. Das Amt Buer (mit Horst) kam zum Kreis Recklinghausen im Regierungsbezirk Münster. Diese Zuordnung zu zwei Regierungsbezirken endete erst 1928.
Während in Dortmund-Schüren beim Oberlauf der Emscher Steinkohlenbergbau seit 1277 urkundlich nachgewiesen ist, wurden die Flöze unter dem heutigen Stadtgebiet Gelsenkirchens erst 1840 entdeckt. Nach politischem Vorspiel seit den 1830er Jahren wurde 1843 die Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft gegründet. Deren Stammstrecke, die wegen geringerer Trassierungskosten nördlich am damaligen Bergbaugebiet vorbei geführt wurde, hatte einen Bahnhof in Gelsenkirchen. 1868 wurde Gelsenkirchen Sitz eines eigenen Amtes im Kreis Bochum. Dazu gehörten die Gemeinden Gelsenkirchen, Braubauerschaft (ab 1900 Bismarck), Schalke, Heßler, Bulmke und Hüllen. Friedrich Grillo gründete 1872 in Schalke die Aktiengesellschaft für Chemische Industrie und den Schalker Gruben- und Hüttenverein. Ein Jahr später gründete er ebenfalls in Schalke die Glas- und Spiegel-Manufaktur AG. Nachdem Gelsenkirchen zu einem wichtigen Standort der Schwerindustrie geworden war, erhielt es 1875 das Stadtrecht.[12]
Im Jahre 1885 wurde Gelsenkirchen nach der Aufteilung des Kreises Bochum Sitz eines eigenen Kreises, der bis 1926 bestehen sollte. Dem Kreis Gelsenkirchen gehörten die Städte Gelsenkirchen und Wattenscheid sowie die Ämter Braubauerschaft (ab 1900 Bismarck), Schalke, Ückendorf und Wanne an. Wenige Jahre später, am 1. April 1897, schied Gelsenkirchen aus dem Kreis Gelsenkirchen aus und wurde kreisfreie Stadt. Horst schied 1891 aus dem Amt Buer aus.
Die Verantwortungslosigkeit der Betreiber der Wasserversorgung führte 1901 zur Typhusepidemie in Gelsenkirchen.
Am 1. Juli 1907 wurde der Hauptbahnhof Gelsenkirchen eröffnet, weil der alte Bahnhof auf Grund des starken Bevölkerungszuwachses nicht mehr genügend Kapazitäten hatte. Im Zuge der Industrialisierung waren viele polnischsprachige Arbeitnehmer aus der Provinz Posen zugezogen, die im Jahre 1905 13,9 % der Gelsenkirchener Stadtbevölkerung ausmachten. Buer wurde 1911 zur Stadt erhoben und ein Jahr später kreisfrei; das bis dahin zum Amt Buer gehörende Westerholt wurde Sitz eines eigenen Amtes. 1924 kam die Landgemeinde Rotthausen, die bis dahin zum Kreis Essen gehört hatte, zur Stadt Gelsenkirchen.
Die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft baute von 1924 bis 1926 das Betriebswerk Gelsenkirchen-Bismarck, das bis 1981 in Betrieb war. Im Zuge der preußischen Gebietsreform wurden zum 1. April 1928 die Städte Gelsenkirchen und Buer mit dem Amt Horst zur neuen kreisfreien Stadt „Gelsenkirchen-Buer“ zusammengeschlossen. Seither gehört das gesamte Stadtgebiet zum Regierungsbezirk Münster. 1930 wurde der Name Gelsenkirchen-Buer durch den Rat der Stadt mit Wirkung vom 21. Mai in Gelsenkirchen geändert. In der neuen Konstellation hatte die Stadt nun eine Bevölkerung von etwa 340.000 Menschen.
Während der Zeit des Nationalsozialismus war Gelsenkirchen durch seine Lage im Herzen des Ruhrgebiets eines der Zentren der Rüstungswirtschaft. Mitte der 1930er Jahre baute die Hibernia AG als Tochterfirma das Hydrierwerk Scholven, in dem durch Kohleverflüssigung synthetisches Benzin erzeugt wurde. Im gleichen Jahr 1936 gründete die Gelsenkirchener Bergwerks-AG in Horst die Gelsenberg Benzin AG und erzeugte dort ab 1939 Benzin aus Kohle. Beide Werke gehören heute zu BP Gelsenkirchen. In keiner anderen Zeit war die Produktion der Gelsenkirchener Industrie so hoch. Dies schuf zwar zum einen – nach der Wegrationalisierung vieler Arbeitsplätze in den 1920er Jahren – kurzzeitig wieder mehr Arbeitsplätze im Bergbau und in der Schwerindustrie, zum anderen wurde Gelsenkirchen im Zweiten Weltkrieg zum Ziel alliierter Bomber, die bei den Luftangriffen auf das Ruhrgebiet drei Viertel des Stadtgebiets zerstörten. Noch heute besteht etwa ein Drittel Gelsenkirchens aus Gebäuden von vor dem Zweiten Weltkrieg[13] und es sind manch ehemalige Hochbunker im Stadtbild zu finden. Neben dem Rathaus in Buer ist ein Luftschutzbunker teilweise noch im Originalzustand erhalten, im Zuge der Entkernung des Hans-Sachs-Hauses wurden dort noch vorhandene Bunkerreste entfernt.
Der Fußballverein FC Schalke 04 passte sich zwar den politischen Gegebenheiten an, war dennoch nicht nationalsozialistisch aktiv.[14]
Adolf Hitler besuchte Gelsenkirchen zu den Trauerfeierlichkeiten des Industriellen Emil Kirdorf, die im Juli 1938 auf dem Gelände der Zeche Rheinelbe in Gelsenkirchen-Ückendorf stattfanden.[15]
Auch in Gelsenkirchen wurde im November 1938 die Synagoge im Stadtteil Buer von den Nationalsozialisten niedergebrannt, die Synagoge in der Gelsenkirchener Innenstadt wurde ebenfalls zerstört. Genau 66 Jahre später wurde dort der Grundstein für die am 1. Februar 2007 eingeweihte neue Synagoge Gelsenkirchen gelegt. Ab Oktober 1938 kam es zu immer grausameren Verfolgungsmaßnahmen gegen jüdisch-gläubige oder von ihnen abstammenden Gelsenkirchnerinnen/-ern. Bekannt sind vier SS-Deportationen mit dem Ziel ihrer Ermordung – am 27. Januar 1942 in das so genannte Ghetto Riga, – am 31. März die Deportation in das Ghetto Warschau, – am 31. Juli ebenfalls 1942 die Deportation in das zur Täuschung Ghetto genannte Konzentrationslager Theresienstadt und die Deportation der in „Mischehe“ lebenden Gelsenkirchener Bürgerinnen und Bürger am 19. September 1944.
In Gelsenkirchen-Horst gab es im Jahre 1944 ein Außenlager des KZ Buchenwald. Im Gelsenberg-Lager[16] auf dem Betriebsgelände der Gelsenberg Benzin AG waren etwa 2000 ungarische Frauen und Mädchen untergebracht, die zur Zwangsarbeit im Hydrierwerk eingesetzt waren. Bei den Bombenangriffen vom 11. September 1944 auf die Gelsenberg Benzin AG kamen etwa 150 von ihnen ums Leben. Ihnen war der Zutritt zu Bunkern und Schutzgräben verboten worden.
Von dem Chirurgen Rudolf Bertram, der ab 1937 das Krankenhaus in Rotthausen und das St.-Josefs-Hospital in Gelsenkirchen-Horst betreute, ist überliefert, dass er zusammen mit der Krankenhausfürsorgerin Ruth Theobald und der Ordensschwester Epimacha 17 schwerstverletzte Jüdinnen, die nach Bombenangriffen in Gelsenkirchener Krankenhäuser zur Behandlung gebracht worden waren, vor dem Abtransport nach Sömmerda in das dortige Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald rettete. Durch den Einsatz von Bertram und vielen weiteren Beschäftigten der Krankenhäuser erlebten diese Frauen und Mädchen ihre Befreiung im April 1945 im Rotthauser Marienhospital. Für diesen Akt der Menschlichkeit wurde Bernhard Rudolf Bertram posthum im Jahre 1980 von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem die Auszeichnung Gerechter unter den Völkern zuerkannt. Bertram blieb bis zur Pensionierung im Jahr 1965 Chefarzt am St.-Josefs-Hospital und verstarb 1975 in Gelsenkirchen. 1996 wurde ihm zu Ehren vor dem St.-Josefs-Hospital in Gelsenkirchen-Horst eine Stele mit einer Gedenktafel aufgestellt, die an die Ereignisse erinnert. Der Platz vor dem Krankenhaus erhielt den Namen Rudolf-Bertram-Platz.
Bis 1943 waren bei über 100 Luftangriffen fast 400 Gelsenkirchener Bürger ums Leben gekommen; anschließend verstärkten sich die strategischen Luftangriffe gegen kriegswichtige Industrien, die in Gelsenkirchen konzentriert waren.
Mitte Juni 1944 trafen Bombenangriffe das Horster Hydrierwerk, am 19. Juli 1944 das Hydrierwerk Scholven. Der Schalker Verein, wo man u. a. Granaten herstellte, wurde durch mehrere Bombardierungen im Herbst 1944 stark zerstört, ebenso wurden große Teile der Werksanlagen des Mannesmannröhrenwerkes Grillo-Funke zerstört. Besonders die beiden Tagesangriffe vom 6. November 1944 richteten große Verwüstungen an. Der größte Bombenangriff war von den Alliierten allerdings durch abgeworfene Flugblätter und Rundfunkmeldungen angekündigt worden. Die Behörden der Nationalsozialisten hatten die Warnungen aber als feindliche Propaganda abgetan. Gegen Mittag des 6. November, etwa um 14.00 Uhr, begann der Großangriff mit Spreng- und Brandbomben, die etwa 1.700 Bomber auf Alt-Gelsenkirchen abwarfen. Die überall tobenden Brände konnten nicht gelöscht werden, da auch die Wasserversorgung an vielen Stellen unterbrochen war. Ein zweiter Angriff erfolgte dann gegen Abend um 19.15 Uhr. In den Stadtteilen Altstadt, Bulmke, Hüllen und Schalke war kaum ein Haus noch unzerstört. 518 Menschen starben im Bombenhagel, weit über tausend Gelsenkirchener wurden verletzt.[17]
Weitere Bombenangriffe auf die kriegswichtige Industrie Gelsenkirchens folgten. Diese trafen unter anderem die Zeche Graf Bismarck, die Schachtanlagen 6 und 8 von Dahlbusch und deren Zentralkokerei sowie Consolidation 1/4. Ein weiterer Großangriff auf Gelsenkirchen am 5. März 1945 richtete große Verwüstungen an und forderte zahlreiche Menschenleben. Am 19. März 1945 trafen Bomben das Hans-Sachs-Haus, die Südecke stürzte ein und 81 Menschen starben im Luftschutzkeller des Gebäudes. Insgesamt forderte der Krieg in Gelsenkirchen 3.092 zivile Opfer.[17]
Das nördlich des Rhein-Herne-Kanals gelegene Gebiet wurde Ende März durch die US-Armee besetzt. Der südlich des Kanals gelegene Teil Gelsenkirchens wurde erst am 10. April 1945 besetzt. Andernorts in Deutschland wurde der Krieg noch bis Anfang Mai fortgesetzt. Der Zweite Weltkrieg endete am 8. Mai mit der bedingungslosen Kapitulation.[18] An der Cranger Str. 323 im Stadtteil Erle befindet sich heute die Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“.
Durch die Auswirkungen des Krieges waren von dem Bestand des Jahres 1939 von 93.028 Wohnungen 70.744 Wohnungen beschädigt, davon 10.904 Wohnungen zu 41–60 % und 12.021 Wohnungen zu über 60 %. Bis Ende März 1950 waren erst etwa die Hälfte der beschädigten Wohnungen repariert worden. So schlimm wie die Wohnungen hatte es die Industrie nicht getroffen. Tatsächlich war die Substanz industriellen Anlagevermögens nicht entscheidend angegriffen. Beispielsweise befanden sich wichtige Anlagen bei den Bergwerken untertage, viele Übertage-Anlagen waren zudem nur begrenzt beschädigt. Die Industriekapazität wurde durch die Zerstörung der Verkehrswege und die verheerende soziale Lage der Arbeiter stärker beeinträchtigt als durch die Schäden an Produktionsanlagen. Dennoch nahmen die meisten Betriebe schon bald die Produktion wieder auf.[17]
Am 8. Februar 1946 brach infolge der seit Tagen anhaltenden schweren Niederschläge der Damm der Emscher auf Karnaper Gebiet in unmittelbarer Nähe der Horster Grenze in einer Breite von 38 m. Die Wassermassen des überfüllten Emscherlaufes ergossen sich in die erheblich tiefer liegenden Gebiete von Karnap und besonders Horst und überfluteten eine Fläche von rund 300 ha. Etwa 120 ha des Stadtteils Horst lagen unter dem Mittelwasserspiegel der Emscher und wurden durch besondere Pumpwerke entwässert. Das eingedrungene Wasser überflutete das Horster Gebiet bis zum Schloss.[19]
Nach der weitreichenden Zerstörung der Stadt und ihrer Industrie durch die Luftangriffe auf das Ruhrgebiet ging am 17. Dezember 1953 die Kokerei Hassel als Deutschlands erster Kokereineubau nach dem Krieg in Betrieb.
Gelsenkirchen war ein bedeutender Standort der Bekleidungsindustrie. Diese war einmal eine der fünf tragenden Säulen der lokalen Wirtschaft. Der steile Aufstieg begann in den 1950er und 1960er Jahren, dies zeigt auch das ehemalige Bahnhofsfenster, das heute am südlichen Ende der Bahnhofstraße zu sehen ist. Etwa 50 Unternehmen, wie etwa die Kemper KG, Nienhaus & Luig, Marcona, Harald Feigenhauer, Hugo Kogge, Napieralla & Söhne, Schreck und Witschel&Markmann boten Anfang der 1950er Jahre Arbeit für über 6000 Beschäftigte. 1958 begann zunächst Kurzarbeit, fünf Unternehmen mussten schließen. Anfang der 1970er Jahre fielen der Ölkrise und der dadurch fast unbezahlbar gewordenen Kunstfaserstoffe weitere Unternehmen zum Opfer.
Mit Einführung der vierstelligen Postleitzahlen erhielt Gelsenkirchen 1961 als eine von wenigen Städten davon zwei: Gelsenkirchen 4650 und Buer 4660 (beide bis zum 1. Juli 1993 in Gebrauch). Die erste Gesamtschule in NRW wurde 1969 in Gelsenkirchen eingerichtet. Die Scholven-Chemie AG (ehemals Hydrierwerk Scholven) fusionierte 1975 mit der Gelsenberg-Benzin-AG zur VEBA-Oel AG.
Zwischen 1979 und 1981 wurden die Heinze-Frauen bundesweit bekannt. Die Beschäftigten eines Gelsenkirchener Fotounternehmens erstritten vor Gericht die gleiche Bezahlung wie ihre männlichen Kollegen.
Bei seinem Besuch in der Bundesrepublik Deutschland zelebrierte Papst Johannes Paul II. am 2. Mai 1987 im Parkstadion vor 85.000 Menschen eine Heilige Messe. Er nahm die ihm angetragene Ehrenmitgliedschaft im FC Schalke 04 an.
Bis weit in die Zeit der Montan- und Stahlkrisen gab und gibt es in Gelsenkirchen große produzierende Unternehmen aus diesem Industriebereich, unter anderem die heute weiterhin bestehende Schalker Eisenhütte Maschinenfabrik und das Gussstahlwerk der Thyssen AG.
In den 1990er Jahren wurde in Gelsenkirchen – später als in einigen anderen Ruhrgebietsstädten – die Umstrukturierung der Wirtschaft und der Stadt selbst sichtbar. So fand 1997 auf dem Gelände der stillgelegten Zeche Nordstern die Bundesgartenschau (BUGA) statt, die das ehemalige Zechengelände zum Landschaftspark umgestaltete. Zwei Jahre später fand das Finale der 1989 begonnenen, städteübergreifenden IBA Emscher Park statt.
Die Kokerei Hassel produzierte am 29. September 1999 zum letzten Mal Koks. Mit der Stilllegung stellte die letzte Kokerei auf Gelsenkirchener Stadtgebiet ihre Produktion ein. Bis dahin war in Gelsenkirchen über 117 Jahre und 12 Tage Koks produziert worden. Im selben Jahr nahm die Shell Solar Deutschland AG die Produktion von Photovoltaikanlagen auf. Mit der Schließung der letzten Zeche Gelsenkirchens, der Zeche Ewald Hugo, wurden am 28. April 2000 3000 Bergleute entlassen.
Der Stadtteil Buer feierte 2003 sein 1000-jähriges und der FC Schalke 04 am 4. Mai 2004 sein 100-jähriges Bestehen.
2015 geriet Gelsenkirchen im Jugendamt-Skandal wegen personeller Verflechtungen der Leitung des Jugendamts mit einem Kinderheim in Ungarn in die Schlagzeilen.
Stadtfilme
Zwischen 1951 und 1996 hat die Stadt Gelsenkirchen regelmäßig filmische Jahreschroniken produziert, von denen 34 erhalten sind und auch in digitaler Form vorliegen. In den Stadtfilmen wurde die politische, kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung Gelsenkirchens dokumentiert.[20][21][22]
Laut dem Zensus 2011 waren 33,7 % römisch-katholisch, 30,1 % der Einwohner evangelisch und 36,3 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe. [23] Nach einer Berechnung aus den Zensuszahlen für die Personen mit Migrationshintergrund lag der Bevölkerungsanteil der Muslime in Gelsenkirchen 2011 bei 14,4 % (rund 37.200 Personen).[24] Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist seitdem gesunken. Mit Stand Juni 2023 hatten 25,5 % der Einwohner die katholische Konfession und 21,0 % die evangelische. 53,5 % gehörten entweder einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder waren konfessionslos.[25]
In Gelsenkirchen gibt es eine jüdische Gemeinde, die durch den Zuzug einer größeren Zahl aus der Sowjetunion bzw. der Russischen Föderation Ausgewanderter in den letzten Jahren gewachsen ist. 2020 zählte die Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen 312 Mitglieder[26]. In der Reichspogromnacht hatten Nazis überall im Deutschen Reich jüdische Geschäfte, Wohnungen und Friedhöfe zerstört und Synagogen in Brand gesteckt. Auch die Synagoge in Gelsenkirchen, die 1885 eingeweiht worden war, wurde damals bis auf die Grundmauern abgebrannt. Seit 1963 erinnerte eine Mahntafel an die Zerstörung der alten Synagoge. 1993 schließlich wurde das Gelände zum Platz der alten Synagoge umbenannt und 66 Jahre später, am 9. November 2004, legte Paul Spiegel den Grundstein für die neue Synagoge. Am 1. Februar 2007 wurde das Haus feierlich eröffnet. Das neue Zentrum der Jüdischen Gemeinde ist an der Stelle entstanden, an der sich auch die 1938 zerstörte alte Synagoge befand. Der Betraum bietet Platz für insgesamt 400 Gläubige; zusätzlich ist ein Gemeindezentrum mit Veranstaltungsraum angeschlossen.
Von den Einwohnern (Stand 31. Dezember 2016) waren 85.002 (30,6 %) katholisch.[27][28] Von den Einwohnern waren Ende 2018 nur noch 80.027 katholisch.[29]
Gelsenkirchen hatte als Gründung von Essen von Anfang an die gleichen kirchlichen Verhältnisse wie die Mutterkirche in Essen selbst, d. h. die Kirche gehörte zum Erzbistum Köln und war dem Dekanat Essen unterstellt. Mit dem Übergang an die Grafschaft Mark war der Gelsenkirchener Pfarrer dem Dechanten zu Wattenscheid unterstellt. Die Kirchen in Buer und Horst waren dem Dechanten zu Dorsten zugeordnet. In Gelsenkirchen setzte sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Reformation nach lutherischem Bekenntnis durch, doch konnten die Katholiken noch bis Ende des 19. Jahrhunderts die einzige Kirche der Stadt (St. Georg, heute Altstadtkirche) mitbenutzen (Simultankirche). Anfang des 17. Jahrhunderts entstand auch eine reformierte Gemeinde. Der Anteil der Protestanten und Katholiken in Gelsenkirchen war relativ ausgewogen. Buer und Horst blieben als Orte des Vests Recklinghausen katholisch. Erst durch Zuzug im 19. Jahrhundert entstanden auch hier evangelische Kirchengemeinden. Doch kam der Anteil an der Gesamtbevölkerung nie über ein Drittel hinaus.
Die evangelische Kirchengemeinde Gelsenkirchens gehörte bis Ende des 19. Jahrhunderts zur Synode Bochum, doch wurde die Stadt 1892 Sitz eines eigenen Superintendenten bzw. einer Kreissynode für das gesamte Umland. Hieraus entstand später der Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid, zu dem heute 22 evangelische Kirchengemeinden der Stadt Gelsenkirchen und dem benachbarten Stadtbezirk Wattenscheid der Stadt Bochum innerhalb der Evangelischen Kirche von Westfalen gehören. Die nördlichen evangelischen Gemeinden bestehen aus Buer mit 8900 Mitgliedern, Markus-Gemeinde Hassel mit 1950 und Scholven mit 3350 Mitgliedern. Sie wollen sich 2007 zu einer Großgemeinde zusammenschließen.
Die Katholiken in Gelsenkirchen konnten bis Mitte des 19. Jahrhunderts zusammen mit den Protestanten die Kirche St. Georg nutzen. Infolge des starken Wachstums der Gemeinde war jedoch der Bau einer eigenen Kirche geboten. So wurde 1845 die Augustinuskirche erbaut. Weil sie aber schon bald zu klein war, entstand zwischen 1874 und 1884 die heutige St.-Augustinus-Kirche, die 1904 durch päpstlichen Erlass zur Propsteikirche erhoben wurde. Im Jahre 1905 waren in Gelsenkirchen 47,3 % der Bewohner evangelisch und 51,2 % katholisch.
Die Propsteikirche wurde Mutterkirche mehrerer anderer katholischer Kirchen der Stadt. Während des Zweiten Weltkriegs 1944 durch Bomben stark zerstört, wurde die Augustinuskirche 1948 bis 1952 wieder aufgebaut und inzwischen mehrfach restauriert. Die Pfarrgemeinden Gelsenkirchens gehörten ab 1821 zum (Erz-)Bistum Paderborn. Die Stadt wurde Sitz eines Dekanats. Die Pfarrgemeinden in Buer und Horst gehörten ab 1821 zum Bistum Münster. Während Buer Sitz eines eigenen Dekanats wurde, gehörte Horst zum Dekanat Gladbeck. Im Jahre 1955 erfolgte die Ernennung der Pfarrkirche Sankt Urbanus in Buer zur Propsteikirche. Als 1958 das Bistum Essen gegründet wurde, kamen alle Pfarrgemeinden der Stadt Gelsenkirchen zu diesem neuen Bistum. Sie bilden heute das Stadtdekanat Gelsenkirchen.
Sowohl von der evangelischen als auch von der katholischen Kirche werden in Gelsenkirchen eine Reihe größerer sozialer Einrichtungen betrieben, besonders im Gesundheitswesen. Dazu zählen unter anderem im Zentrum Gelsenkirchens die Evangelischen Kliniken und in Ückendorf die Zentrale der St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH, die dort das Marienhospital unterhält, dazu das St.-Vinzenzhaus (Altenpflegeheim) und das St.-Josefsheim (Kinderheim) in Gelsenkirchen-Mitte sowie, im Zentrum Buers gelegen, das katholische St.-Marienhospital. Daneben gibt es in Gelsenkirchen orthodoxe Gemeinden.
Zu den evangelischen Freikirchen in Gelsenkirchen werden gerechnet: eine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten), eine Freie evangelische Gemeinde, ein Korps der Heilsarmee und die zum Mülheimer Verband gehörige Kirche 62.
Durch die Gemeinschaftsbewegung bildeten sich parallel zur traditionellen Evangelischen Landeskirche in Preußen Ende des 19. Jahrhunderts in vielen Ortsteilen auch zahlreiche Landeskirchliche Gemeinschaften. Diese Gemeinschaften gehören in der Regel der Evangelischen Landeskirche an und halten neben den kirchlichen Gottesdiensten noch eigene Veranstaltungen ab. Hier ist zum Beispiel die Stadtmission zu nennen. Eine besondere Verbreitung erfuhren auch die zur Landeskirche gehörigen, aber ansonsten eigenständigen evangelisch-lutherischen Gebetsgemeinschaften (ELG). Viele dieser Gemeinschaften bestehen bis heute. Allein in Gelsenkirchen finden sich vier Gemeinden, die ELG Gelsenkirchen-Middelich, Erle, Hüllen und Ückendorf.
Auch die neuapostolische Kirche und die Apostolische Gemeinschaft sind in Gelsenkirchen vertreten. Die neuapostolische Kirche hat in Gelsenkirchen 15 Gemeinden. Die apostolische Gemeinschaft bietet eine Gemeinde.
Die Zeugen Jehovas betreiben neben ihren örtlichen Gemeinden einen Kongresssaal in Gelsenkirchen-Erle, in dem regelmäßig überregionale Treffen der Religionsgemeinschaft stattfinden.
Weiterhin sind islamische Gemeinschaften vertreten. Die islamischen Glaubensgemeinschaften sind durch Einwanderung, vor allem die türkischen Gastarbeiterfamilien (in den 1960er Jahren) allmählich entstanden. 2006 betrug der Anteil der Muslime an der Gelsenkirchener Gesamtbevölkerung 20 %.[30] Im Stadtteil Hassel gibt es seit den 1990er Jahren eine klassische Moschee, inzwischen existieren in Gelsenkirchen 20 Moscheen (Stand: Januar 2018).[31] 2001 wurde die Moschee Kesselstraße 25–27 gebaut. Es gab heftige Dispute zwischen dem Stadtteilbüro und dem Moscheeverein mit seinen (2005) 280 Mitgliedern. Dem Verein wurde vorgeworfen, mit der islamischen Gemeinschaft Millî Görüş, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, zusammenzuarbeiten.
Das Stadtgebiet Gelsenkirchens hat sich wie folgt entwickelt:[32]
Eingemeindung 1903:
Eingemeindung 1924 und 1926:
Zusammenschluss 1928:
Am 21. Mai 1930 wurde der Stadtname in Gelsenkirchen geändert.
1903 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt Gelsenkirchen nach der Eingemeindung von Schalke (26.077 Einwohner 1900), Ückendorf (21.937), Bismarck (21.169), Bulmke (11.001), Heßler (3508 Einwohner 1895) und Hüllen (2969 Einwohner 1895) die Grenze von 100.000 und machte sie zur Großstadt. 1924 erfolgte die Eingliederung von Rotthausen (29.413 Einwohner 1919), wodurch die Einwohnerzahl auf 206.595 stieg.
Am 1. April 1928 wuchs die Bevölkerung der Stadt nach dem Zusammenschluss der Städte Gelsenkirchen (207.153 Einwohner 1925) und Buer (99.307) sowie der Gemeinde Horst-Emscher (23.412) auf 340.077. Im Jahre 1959 erreichte die Einwohnerzahl mit 391.745 ihren historischen Höchststand. Seitdem ist die Bevölkerungszahl um fast 35 % gesunken. Am 31. Dezember 2011 lebten in der Stadt nach Fortschreibung des Landesbetriebs für Information und Technik Nordrhein-Westfalen 256.652 Menschen mit Hauptwohnsitz, was den historischen Tiefststand seit dem Jahr 1946 darstellte. Diese Zahl war in den folgenden Jahren zwischenzeitlich auf über 260.000 angestiegen, zum 31. Dezember 2020 hatte Gelsenkirchen 259.105 Einwohner mit Hauptwohnsitz. Laut Prognosen des Landesbetriebs aus 2019 werden für das Jahr 2040 noch 254.045 Einwohner erwartet.[33]
Die extremen Bevölkerungszuwächse seit dem Beginn der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts (hauptsächlich vor dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg) sind durch die angeworbenen Arbeiter der Montanindustrie zu erklären. Diese waren oft Polen und stammten vor dem Zweiten Weltkrieg überwiegend aus Ost- und Westpreußen sowie aus Posen und Schlesien. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der überwiegende Teil der Arbeiter aus Südeuropa und der Türkei. Der Ausländeranteil Gelsenkirchens lag am 31. Dezember 2023 bei 26,0 %.[34] Innerhalb des Stadtgebiets zeigen sich bezüglich des Anteils der ausländischen Bevölkerung erhebliche Unterschiede. Während der Ausländeranteil in den südlichen und innerstädtischen Wohngebieten tendenziell hoch ist, sind die Werte in vielen nördlichen Stadtteilen niedriger.[35] Der Anteil von Personen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung betrug 2021 34,0 %. Im Jahr 2021 sprachen 47,5 % der Kindertageseinrichtungen besuchenden Kinder in der Familie hauptsächlich eine andere Sprache als Deutsch.[36] 2021 waren 20,6 % der Gelsenkirchener Einwohner erwerbsfähige Leistungsberechtigte, darunter 14,7 % der deutschen und 39,0 % der nichtdeutschen Bevölkerung. Die Arbeitslosenquote betrug 2021 insgesamt 15,4 % (10,8 % bei Deutschen bzw. 36,1 % bei Nichtdeutschen) und lag somit deutlich über dem landesweiten Durchschnitt von 7,7 % (5,7 % bzw. 21,1 %).[37]
An der Spitze des Dorfes Gelsenkirchen standen 1608 zwei Bürgermeister, die von den Eingesessenen gewählt wurden. Während der Zeit der französischen Besetzung 1807 bis 1813 bildete Gelsenkirchen mit dem benachbarten Wattenscheid eine gemeinsame Munizipalität bzw. ab 1815 das Amt Wattenscheid im Kreis Bochum. Der dortige Amtmann war daher auch für Gelsenkirchen zuständig. 1868 wurde Gelsenkirchen eigene Amtsstadt und 1875 erhielt das Amt die Stadtrechte. An der Spitze stand danach der Bürgermeister, der nach Erlangung der Kreisfreiheit 1896 den Titel Oberbürgermeister erhielt.
Buer und Horst wurden bis 1891 unter dem gemeinsamen Amt Buer verwaltet, dann gab es ein eigenständiges Amt Horst. Jedes Amt wurde von einem Amtmann geleitet. Nach Erlangung der Stadtrechte in Buer 1911 stand an der Spitze Buers ebenfalls ein Bürgermeister, später Oberbürgermeister. Die Stadt Gelsenkirchen-Buer bzw. die neue Stadt Gelsenkirchen (ab 1928) wurde von einem Oberbürgermeister geleitet.
Während der Zeit der Nationalsozialisten wurde der Oberbürgermeister von der NSDAP eingesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die Militärregierung der Britischen Besatzungszone einen neuen Oberbürgermeister ein und 1946 führte sie die Kommunalverfassung nach britischem Vorbild ein. Danach gab es einen vom Volk gewählten Rat der Stadt, dessen Mitglieder man als Stadtverordnete bezeichnet. Der Rat wählte anfangs aus seiner Mitte den Oberbürgermeister als Vorsitzenden und Repräsentanten der Stadt, der ehrenamtlich tätig war. Des Weiteren wählte der Rat ab 1946 ebenfalls einen hauptamtlichen Oberstadtdirektor als Leiter der Stadtverwaltung. 1996 wurde die Doppelspitze in der Stadtverwaltung aufgegeben. Seither gibt es nur noch den hauptamtlichen Oberbürgermeister. Dieser ist Vorsitzender des Rates, Leiter der Stadtverwaltung und Repräsentant der Stadt. Er wurde 1999 erstmals direkt gewählt.
Folgende Persönlichkeiten waren Bürgermeister und Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen:
Bei der Stichwahl des Oberbürgermeisters am 27. September 2020 gewann Karin Welge (SPD) mit 59,4 % bei einer Wahlbeteiligung von 26,6 %.[38] Bei der regulären Wahl am 13. September 2020 lag die Wahlbeteiligung bei 41,5 % mit einer Stimmverteilung von 40,4 % SPD bzw. 25,1 % CDU (Grüne: 9,3 %, FDP: 4,3 %, Die Linke: 3,0 %, AfD: 12,1 %).[39]
Folgende Persönlichkeiten waren Oberstadtdirektoren in Gelsenkirchen:
Nach der Stadtratswahl am 13. September 2020 gibt es im Stadtrat folgende Sitzverteilung (Stand: Oktober 2020).[40]
SPD und CDU haben für die Wahlperiode 2020–2025 eine Koalition geschlossen.[41]
In der folgenden Tabelle sind die Ergebnisse der Bundestagswahlen im Wahlkreis Gelsenkirchen dargestellt (Zweitstimmenanteile).[42][43] Unter der Regierung von Gerhard Schröder (SPD, 1998–2005) hat sich der Stimmanteil der SPD von 62,3 % auf 53,8 % entwickelt. Unter der Regierung Angela Merkels (CDU, 2005–2021) reduzierte sich der Stimmanteil der SPD weiter von 53,8 % auf 37,1 %. Der Stimmanteil der CDU stagnierte in diesen 23 Jahren (mit kleinen Ausnahmen 2013 und 2021) um 23 %. In diesem Zeitraum hatte der Wahlkreis der kreisfreien Stadt Gelsenkirchen die Nummern 123 (2013–2021), 124 (2002–2009) sowie 93/94 (1998).[44]
Jahr | Wahlbet. | SPD | CDU | Grüne | FDP | 1 | LinkeAfD | Sonst. |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
2021 | 66,7 | 37,1 | 19,9 | 10,0 | 8,7 | 3,5 | 12,8 | 8,0 |
2017 | 68,2 | 33,5 | 22,4 | 4,6 | 9,2 | 7,4 | 17,0 | 5,9 |
2013 | 65,3 | 44,0 | 27,7 | 5,5 | 3,0 | 7,6 | 4,7 | 7,5 |
2009 | 64,9 | 42,0 | 23,2 | 6,9 | 9,0 | 12,1 | - | 6,8 |
2005 | 73,6 | 53,8 | 23,2 | 5,7 | 5,5 | 7,9 | - | 3,9 |
2002 | 75,0 | 56,5 | 24,0 | 7,1 | 6,9 | 1,4 | - | 4,1 |
1998 | 80,3 | 62,3 | 21,9 | 5,1 | 3,6 | 1,5 | - | 5,6 |
In der folgenden Tabelle sind die Zweitstimmenanteile für den Wahlkreis von Gelsenkirchen bei den Landtagswahlen seit 1995 abgebildet. Da Gelsenkirchen für alle Jahre aus mehreren Wahlkreisen bestand, wurde jeweils der ungewichtete (arithmetische) Mittelwert angegeben. Die Wahlkreise der Stadt Gelsenkirchen hatten in dem entsprechenden Zeitraum die Nummern 73 und 74, 74 und 75 sowie 87, 88 und 89.[45][46] Auffallend ist, dass der Anteil der Stimmen für die SPD im Zeitraum von 1995 bis 2022 von 61 % auf unter 40 % abgenommen hat. Auch lag die Wahlbeteiligung nicht über 60 %.
Jahr | Wahlbet. | SPD | CDU | FDP | Grüne | 1 | LinkeAfD | Sonst. |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
2022 | 45,0 | 37,6 | 27,7 | 4,4 | 11,9 | 1,9 | 10,0 | 6,7 |
2017 | 57,8 | 37,9 | 23,0 | 9,1 | 3,9 | 5,1 | 14,7 | 5,6 |
2012 | 52,4 | 50,7 | 17,8 | 4,4 | 8,1 | 3,2 | - | 15,8 |
2010 | 52,3 | 47,9 | 23,8 | 3,6 | 7,6 | 7,3 | - | 10,0 |
2005 | 56,4 | 50,6 | 33,0 | 3,6 | 3,8 | 1,2 | - | 7,9 |
2000 | 50,3 | 55,5 | 27,0 | 7,2 | 4,7 | 1,5 | - | 4,1 |
1995 | 58,7 | 61,0 | 26,3 | 1,8 | 8,1 | - | - | 7,9 |
Im Folgenden sind die Ergebnisse für den Wahlkreis Gelsenkirchen aufgelistet. Gelsenkirchen hatte bei Europawahlen bisher den Wahlkreis 513.[47][48]
Jahr | Wahlbet. | SPD | CDU | FDP | Grüne | 1 | LinkeAfD | Sonst. |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
2019 | 51,3 | 25,7 | 19,6 | 5,2 | 15,6 | 4,6 | 16,4 | 12,8 |
2014 | 45,2 | 46,1 | 23,6 | 2,2 | 6,1 | 5,2 | 7,6 | 9,2 |
2009 | 34,1 | 38,1 | 28,4 | 7,7 | 9,1 | 7,0 | - | 9,6 |
2004 | 34,2 | 36,7 | 34,1 | 5,0 | 9,1 | 3,1 | - | 12,0 |
1999 | 34,9 | 51,1 | 35,0 | 2,0 | 5,4 | 1,8 | - | 4,7 |
1994 | 52,1 | 53,3 | 26,0 | 2,2 | 8,7 | 0,9 | - | 8,9 |
Die Gesamtsumme der Verschuldung der Stadt Gelsenkirchen beläuft sich zum Jahresende 2012 auf 1,606 Milliarden Euro. Jeder Einwohner ist damit mit 6.230 Euro verschuldet.[49]
Gelsenkirchen unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:[50]
In den 1960er und 1970er Jahren hatte Gelsenkirchen eine Partnerschaft mit der senegalesischen Stadt Kaolack, die jedoch nicht fortgeführt wurde.[51]
Blasonierung: „Geviert; Feld 1 in Schwarz eine silberne Kirche mit einem Mittelturm und offenem Tor in Vorderansicht, Feld 2 in Silber eine bewurzelte grüne Linde, Feld 3 in Silber fünf blaue Balken, belegt mit einem doppelschwänzigen roten Löwen, Feld 4 in Schwarz schräggekreuzte silberne Schlägel und Eisen.“ | |
Wappenbegründung: Die Kirche stammt aus dem alten Gelsenkirchener Stadtwappen, Schlägel und Eisen stehen für die große Bedeutung des Steinkohlenabbaus und der Eisenindustrie. Die Linde (eine sogenannte „Buersche Linde“ verweist auf eine Gerichtslinde und erinnert an die eigenständige Amtsgerichtsbarkeit von Buer) stammt aus dem Buerschen Stadtwappen, der rote Löwe aus dem Familienwappen der Herren von Horst. Das Wappen wurde der Stadt im Jahre 1928 verliehen.[52] |
Das Stadtwappen vor dem Jahr 1928 zeigte eine stilisierte Kirche, mit der redend auf den Ortsnamen angespielt wurde. Die mittlere Öffnung symbolisiert Wehrhaftigkeit durch ein Stadttor mit Fallgitter; Schlägel und Eisen verweisen auf den Bergbau als Grundlage der Stadtwerdung. Das heraldisch rechte obere kleine Wappen zeigt den preußischen Schild, das heraldisch linke den Schachbalkenschild der Grafschaft Mark. Eine bildliche Darstellung des alten Stadtwappens befindet sich heute an der Außenfassade der Gertrud-Bäumer-Realschule in der Rotthauser Straße/Zeppelinallee.
Gelsenkirchen war bis in die 1980er Jahre stark von der Montanindustrie (Ruhrbergbau) geprägt. Weil dieser Wirtschaftszweig keine Zukunft mehr hatte und die Zechen in Gelsenkirchen eine nach der anderen schlossen, versuchte die Stadt, sich Ende der 1990er Jahre vor allem als Zentrum für Solartechnologie zu positionieren. Die wirtschaftliche Schwäche zeigt sich jedoch in einer weit über dem Bundesdurchschnitt von 5,2 % liegenden Arbeitslosenquote, die bei 14,1 % lag. (jeweils Stand Oktober 2021).[53]
Noch 2007 war die Stadt im Ranking des Prognos Zukunftsatlas[54] um 15 Plätze zur Erstausgabe 2004 auf Rang 306 von 439 gestiegen. Die Gesamtlage hieß dabei „ausgeglichener Chance-Risiko-Mix“.
Seit 2004 gab es eine stabile Mehrheit im Stadtrat und derselbe Oberbürgermeister wurde mit überwältigenden Mehrheiten immer wieder gewählt, bis er zur Wahl 2020 aufgab.[55]
Im Zukunftsatlas 2016 befand sich Gelsenkirchen auf Platz 389 von 402 Gebietskörperschaften in Deutschland und zählt damit zu den Regionen mit „hohen Zukunftsrisiken“. Die Stadt belegte damit den letzten Platz unter allen Kreisen und Städten in Westdeutschland sowie den letzten Platz unter allen kreisfreien Städten im gesamten Bundesgebiet.[56]
In der Ausgabe 2019 des Zukunftsatlasses[57] hat sich die absolute Position auf 377 von 401 verbessert, ebenfalls mit „hohen Zukunftsrisiken“. Das liegt vor allem am Faktor Demografie mit einem 73. Platz, während in der Kategorie Wohlstand & Soziale Lage der 398. Platz verzeichnet wird.
Folgende Unternehmen und Einrichtungen in Gelsenkirchen haben eine besondere Bedeutung:
Im Jahre 2016 erbrachte Gelsenkirchen, innerhalb der Stadtgrenzen, ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 7,656 Milliarden € und belegte damit Platz 49 innerhalb der Rangliste der deutschen Städte nach Wirtschaftsleistung. Das nominelle Wachstum zum Vorjahr betrug 1,8 %. Das BIP pro Kopf lag im selben Jahr bei 29.284 € (Nordrhein-Westfalen: 37.416 €/ Deutschland 38.180 €) und damit deutlich unter dem regionalen und nationalen Durchschnitt.[61] Am 31. März 2005 gab es in Gelsenkirchen 70.969 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, rund zwei Drittel davon im Dienstleistungssektor. Weiterhin gab es in Gelsenkirchen am 30. Juni 2005 rund 108.000 Erwerbstätige, zu denen rund 8900 Selbstständige und 7000 Unternehmer gehören. Die Arbeitslosenquote lag im Dezember 2018 bei 12,1 % und damit deutlich über dem Durchschnitt von Nordrhein-Westfalen mit 6,4 %.[62] Die Wirtschaft in Gelsenkirchen hatte im ersten Halbjahr 2005 einen Umsatz von knapp acht Milliarden Euro. Dieses stellt zum Vergleichszeitraum im Vorjahr eine Steigerung um 16,4 % dar. Der Umsatz des Exportes betrug im selben Zeitraum etwa 610 Millionen Euro und stellt zum Vergleichszeitraum im Vorjahr eine Steigerung um 19,4 % dar.
Die Stadt Gelsenkirchen ist laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung in Anbetracht ihrer Infrastruktur und Kommunalpolitik nach Leipzig, Karlsruhe und Bremen Deutschlands viertunternehmensfreundlichste Stadt. Im Widerspruch hierzu steht jedoch ein deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegender Gewerbesteuerhebesatz von 480 % (2016).[63]
Die beiden größten Einkaufsmeilen in Gelsenkirchen sind die Bahnhofstraße, welche, direkt an den Hauptbahnhof und das Bahnhofscenter anschließend, zum Neumarkt führt, sowie die Hochstraße im Stadtteil Buer, wobei die Bahnhofstraße mit etwa 55.000 täglichen Passanten zu den bedeutendsten Einkaufsmeilen des mittleren Ruhrgebiets und darüber hinaus zu den 30 meistbesuchten Einkaufsstraßen Deutschlands zählt.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Gelsenkirchen vor allem landwirtschaftlich geprägt; das Dorf hatte nur wenige Hundert Einwohner.
Dann begann in Gelsenkirchen, wie auch in der übrigen Region, mit dem Abbau der Steinkohle im Ruhrgebiet der wirtschaftliche Umschwung von der Landwirtschaft zur Schwerindustrie. Die Entwicklung der Industrie verlangte nach Verkehrsverbindungen; sie gab den Anstoß zum Bau der Stammstrecke der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft. Von der wachsenden Industrie angezogen kamen immer mehr Menschen, häufig aus Ostpreußen, das heute zu Polen und zu Russland gehört, in das Ruhrgebiet, um dort zu arbeiten. Bis um die Wende zum 20. Jahrhundert vervierfachte sich die Zahl der Einwohner Gelsenkirchens innerhalb weniger Jahre auf knapp 150.000.
Die Schwerindustrie entwickelte sich über die Jahre zum wichtigsten Wirtschaftszweig in Gelsenkirchen. Nachdem in den 1920er Jahren viele Arbeitsplätze wegrationalisiert worden waren, gab es in Gelsenkirchen in den 1930er Jahren wieder einen kräftigen wirtschaftlichen Aufschwung, der Gelsenkirchen zu Europas Steinkohlestandort Nummer 1 machte. Zu diesem Aufschwung trug die beginnende Kriegsproduktion bei. Auf Grund der hohen wirtschaftlichen Bedeutung Gelsenkirchens wurden im Zweiten Weltkrieg mehr als drei Viertel der Stadt zerstört.
Seit den 1960er Jahren verlor die Montanindustrie auch in Gelsenkirchen ihre einstige Bedeutung. Mit einigem Zögern und unter erheblichen strukturellen Problemen begab sich Gelsenkirchen auf neue Wege und versucht, sich als Standort für Zukunftstechnologien zu profilieren. Zum einen hat sich Gelsenkirchen als Solarstadt einen Namen gemacht (unter anderem wurden die Solarzellen für den neuen Berliner Hauptbahnhof in Gelsenkirchen produziert), zum anderen gibt es einen deutlich gewachsenen Dienstleistungssektor.
Dennoch ist Gelsenkirchen mit durchschnittlich 17.635 €/Jahr auch 2021 die landesweite Hauptstadt der Geringverdiener[64] und ein Gutachten des Instituts der deutschen Wirtschaft bescheinigt der Stadt im November 2023 die geringste Kaufkraft.[65] Das verfügbare Einkommen (Realeinkommen) liegt in Gelsenkirchen bei 18.886 € (22,5 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt).
Gelsenkirchen liegt an den Bundesautobahnen 2, 42 und 52 sowie an den Bundesstraßen 224, 226 und 227. Die Stadt hat 1500 Straßen mit einer Gesamtlänge von 763,93 km (einschließlich Autobahnen).
Der Gelsenkirchener Hauptbahnhof liegt an den Bahnstrecken Duisburg–Oberhausen–Herne–Dortmund und Essen–Recklinghausen–Münster. Hier fahren auf sechs Gleisen jeweils Züge des Regional- und Fernverkehrs. Es existieren fünf weitere Stationen des Schienenpersonennahverkehrs in den Stadtteilen Rotthausen, Hassel, Buer, Beckhausen und Bismarck.
Die Stadt liegt am Rhein-Herne-Kanal, an dem der Hafen Gelsenkirchen besteht. Er ist als Industrie- und Handelshafen mit einem Jahresumschlag von zwei Millionen Tonnen und einer Wasserfläche von rund 120 Hektar einer der größten und wichtigsten Kanalhäfen Deutschlands und zudem an das Schienennetz angebunden.
Den Nahverkehr in Gelsenkirchen bedienen Straßenbahnen und Busse der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (Bogestra) sowie primär im Stadtnorden der Vestischen (das Unternehmen heißt zwar Vestische Straßenbahnen GmbH, betreibt heute aber nur noch Omnibusse). Ferner gibt es auf verschiedenen stadtgrenzüberschreitenden Verbindungen SB-Linien der STOAG und des BVR, hinzu kommen die Stadtbusse der Ruhrbahn, welche auch eine Straßenbahnstrecke und eine Stadtbahn befährt. Dabei handelt es sich im Einzelnen um die drei Straßenbahnlinien 107, 301, 302, eine Stadtbahnlinie (U11, die -nördlich des Kanals oberirdisch- den Stadtteil Horst mit der Essener Universität, der dortigen Innenstadt und der Messe verbindet) sowie etwa 50 Buslinien. Außerdem sind am Wochenende/vor Feiertagen mehrere Nachtbuslinien unterwegs, die zwischen 0:00 und 5:00 Uhr eine stündliche Basisversorgung gewährleisten, ergänzend besteht dann auch ein (halb-)stündliches Angebot im DB-Nahverkehr.
Alle Linien sind in den Tarif des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr integriert.
In Gelsenkirchen verlaufen einzelne Straßen- oder Stadtbahnlinien abschnittsweise unterirdisch. Etwa 90 % der Gelsenkirchener U-Bahn-Tunnel sind, auf Grund ihrer speziellen Bauweise, senkungs- und erdbebensicher. Die Senkungssicherheit war der ausschließliche Grund für die neu entwickelte Bauweise, die vor allem Bergschäden vorbeugen soll, die durch nicht (ordentlich) verfüllte Schächte des Raubbergbaus entstehen. Der Nachteil dieser Bauweise liegt jedoch in den Kosten, die etwa doppelt so hoch sind wie die eines Standardtunnels.
Längere Zeiten war auch eine Linie U21 geplant, die vom Bahnhof Buer Nord über Buer Mitte, Erle, Bismarck, Schalke, Gelsenkirchen Hauptbahnhof, Ückendorf nach Witten führen sollte. Diese Planung wurde allerdings verworfen. In der Landesplanung 1998 war die Verlängerung der Linie 302 bis zum Bahnhof Buer Nord enthalten. Diese wurde bis heute (Januar 2019) noch nicht verwirklicht. Außerdem plante die damalige Essener Verkehrs-AG (EVAG) zwischenzeitlich, die Linie U11 bis zur Arena weiterzuführen, doch aus Kostengründen wurde auch dieses Projekt nicht realisiert.
Nach der Stadt ist seit dem 7. September 2004 ein Intercity-Express benannt.
Der in Teilen geplante Radschnellweg Ruhr führt auch durch Gelsenkirchen, die dort bereits fertiggestellte Trasse wird nun in Bochum erweitert.[66] Beim ADFC-Fahrradklima-Test 2022 erhielt die Stadt Gelsenkirchen Schulnote 4,3.[67]
Von 1912 bis etwa 1940 gab es im Stadtteil Feldmark einen Flugplatz, ebenso weitgehend zu militärischen Zwecken ab etwa 1934 im Berger Feld. Auf dieser Fläche entstand Jahrzehnte später das Parkstadion.
Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ist die Verkehrsinfrastruktur in Gelsenkirchen zur Veltins-Arena hin ausgebaut worden. Ab Anfang 2005 wurde der Gelsenkirchener Hauptbahnhof großzügig umgebaut und am 8. Juni 2006, also einen Tag vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, fertiggestellt. Das Deutsche-Bahn-Reisezentrum wurde deutlich näher zu den Bahnsteigen gelegt, das alte Reisezentrum abgerissen und dort ein bahnhofsnaher Taxistand gebaut. Zudem erhielten U-Bahn-Abgang und Taxistand eine Überdachung mit einer Photovoltaikanlage. Weiterhin wurde zu jedem Bahnsteig ein Aufzug gebaut und ein Blindenleitsystem verlegt, sodass der Bahnhof nun barrierefrei ist. Im U-Bahnhof wurden die Bahnsteige abgesenkt und die Stromversorgung der Linie 302 zudem so ausgebaut, dass sie nun mit zwei aneinander gekoppelten Fahrzeugen (Doppeltraktion) gefahren werden kann. Die Straßenbahn-Haltestelle Veltins-Arena hat durch eine großzügige Überdachung den Charakter eines Bahnhofs erhalten, allerdings ist diese nicht barrierefrei; Rollstuhlfahrer werden mittels Durchsage in der Straßenbahn gebeten, diese an der benachbarten Haltestelle Willy-Brandt-Allee zu verlassen.
Die Bauarbeiten im unmittelbaren Bahnhofsumfeld und an der Infrastruktur von und zur Arena werden durch eine Umgestaltung des Gelsenkirchener Einkaufsbereiches – der Bahnhofstraße und des Bahnhofcenters – ergänzt. Weitere Großprojekte waren unter anderem die Komplettsanierung der Uferstraße (wichtige Ost-West-Verbindung parallel zum Rhein-Herne-Kanal), die neue Anschlussstelle der A 42 mit der Bezeichnung Gelsenkirchen-Schalke sowie weitere Baumaßnahmen, wie etwa die Verlängerung von Abbiegespuren.
Einzig verbliebene lokale Tageszeitung ist die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ). Am 1. April 2006 haben die Ruhr-Nachrichten die Lokalausgabe für Gelsenkirchen eingestellt. Die Buersche Zeitung erschien nach 125 Jahren letztmals am 30. September 2006.[68] Stattdessen gibt es im nach wie vor erscheinenden Schwesterblatt Hertener Allgemeine (Kopfblatt der Recklinghäuser Zeitung) maximal eine Seite mit Gelsenkirchener, primär buerschen Kurzberichten, die aber stadtweit ohne Bedeutung sind. Gelsenkirchen ist somit ein Einzeitungskreis.[69] Weiterhin wird wöchentlich mittwochs und samstags das Anzeigenblatt Stadtspiegel Gelsenkirchen im Stadtgebiet verteilt, wovon es für Buer eine eigene Ausgabe gibt.
Ferner werden gratis monatlich die Anzeigendruckwerke 100 % Buer bzw. BUER ! und nachfolgend, seit November 2019, Hallo Buer[70] aufgelegt, letzteres auf Zeitungspapier im Tabloidformat, alternativ mit Onlineberichterstattung.[71] Daneben erscheinen die monatlichen bzw. unregelmäßigen Ausgaben von Familienpost[72], Beckhausener Kurier und Wochenblick für Gelsenkirchen. Einmal im Monat ist gratis das Gelsenkirchener Stadtmagazin isso. zu haben.[73] Das kostenlose Monatsmagazin GE:spräch wurde 2016 in das inzwischen kostenpflichtige Ruhrgespräch umgewandelt. Nur bis 2012 erschien das Magazin GE:kult, welches über aktuelle Kunst und Kultur mit lokalem Bezug informierte. Diesem Genre widmet sich auch die von der Stadt publizierte und ebenfalls online verfügbare Broschüre Kulturtipps Gelsenkirchen[74]. Seit März 2013 gibt die Stadtverwaltung viermal jährlich das achtseitige Bürgermagazin GELSENKIRCHEN heraus, welches auch über die Homepage der Stadt einsehbar ist.[75]
Gelsenkirchen ist Sitz des 1987 gegründeten Verbands Lokaler Rundfunk in Nordrhein-Westfalen e. V. (VLR), der die Interessen der Veranstaltergemeinschaften im nordrhein-westfälischen Lokalfunk vertritt. In Gelsenkirchen-Buer ist auf der Hochstraße der Radiosender Radio Emscher-Lippe beheimatet.
Der TV-Lernsender nrwision bündelt in seiner Mediathek Fernsehsendungen über Gelsenkirchen bzw. von Fernsehmachern aus Gelsenkirchen.[76]
Zwischen 1948 und 1983 wurden die Gelsenkirchener Blätter vom städtischen Presseamt herausgegeben.[77]
Die lokalhistorische Website Gelsenkirchener Geschichten wurde 2006 gestartet.[78][79] Hierzu gibt es ein Regiowiki.[80] Ferner publiziert der örtliche Heimatbund seit 2019 die themenbezogen erscheinende Emscher-Zeitung.[81] Eine derartige Vereinigung gibt es auch in Buer.[82]
Seit April 2022 ist ein Gelsenkirchen-Podcast der Stadtverwaltung mit dem Namen Das GEhört sich so verfügbar.[83]
Die Westfälische Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen wurde 1992 als Fachhochschule Gelsenkirchen gegründet und erhielt 2012 ihren heutigen Namen.[84] Die Hochschule unterhält folgende Fachbereiche: Wirtschaft, Wirtschaftsrecht, Informatik, physikalische Technik, Elektrotechnik, Maschinenbau, Journalismus & Public Relations und Versorgungs- und Entsorgungstechnik. Gelsenkirchen ist darüber hinaus Sitz und einer von sieben Standorten der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen (Fachbereiche: Kommunaler Verwaltungsdienst, Polizeivollzugsdienst, Modellstudiengang Verwaltungsbetriebswirtschaftslehre).
In Gelsenkirchen gibt es 51 Grundschulen (36 Gemeinschaftsgrundschulen, zwölf katholische Grundschulen, drei evangelische Grundschulen), acht Hauptschulen, sechs Realschulen, sieben Gymnasien (vier altstadtnah, drei in Buer; das heutige Schalker Gymnasium ist mit seiner Gründung im Jahre 1876 das älteste der Stadt) und vier Gesamtschulen, von denen die Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck[85] die einzige Gesamtschule in der Trägerschaft der westfälischen Landeskirche und zudem die einzige Schule in freier Trägerschaft in Gelsenkirchen ist. Die Gesamtschule Berger Feld liegt in unmittelbarer Nähe des Vereinsgeländes des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, mit dem eine intensive Zusammenarbeit besteht. Seit 1995 besteht das Talentzentrum Gelsenkirchen und seit 2000 die Fußballschule Auf Schalke/Teilinternat Gesamtschule Berger Feld. Von 53 Nutzern dieses Teilinternats haben bisher 23 den Sprung in den Profi-Bereich geschafft, darunter Mesut Özil, Manuel Neuer, Alexander Baumjohann, Benedikt Höwedes, Sebastian Boenisch, Tim Hoogland, Michael Delura, Julian Draxler und Joel Matip. Im Juni 2007 wurde die Gesamtschule Berger Feld als vierte deutsche Schule vom DFB als Eliteschule des Fußballs ausgezeichnet.[86] Die Gesamtschulen Horst und Ückendorf bieten Oberstufenbildung in den südlichen Stadtteilen.
Darüber hinaus gibt es vier Berufskollegs: Im Süden das Berufskolleg für Technik und Gestaltung (BTG) und das Berufskolleg Königstraße, im Norden das Eduard-Spranger-Berufskolleg und das Hans-Schwier-Berufskolleg. Zudem gibt es in Gelsenkirchen für Schülerinnen und Schüler mit besonderen Förderbedarfen 14 Förderschulen (Förderschwerpunkte: Lernen, geistige Entwicklung, Sprache, emotionale und soziale Entwicklung, Hören und Kommunikation, Sehen, körperliche und motorische Entwicklung, sowie eine Schule für Kranke).
In Sutum wird im FloristPark International an der Theodor-Otte-Straße auf einem früheren Bauernhof, der unter Denkmalschutz steht, die deutschlandweit einzige Fachschule des Fachverbandes Deutscher Floristen e. V. betrieben, wo regelmäßig Meisterkurse zum Beruf des Floristmeisters und Fortbildungsveranstaltungen für Floristen stattfinden.[87]
In der Virchowstraße in Gelsenkirchen-Ückendorf unterhalten christliche Krankenhäuser aus Gelsenkirchen und Umgebung für die Ausbildung in der Altenpflege, der Krankenpflege und der Kinderkrankenpflege das Kirchliche Bildungszentrum für Gesundheitsberufe im Revier.[88]
Die Stadtverwaltung Gelsenkirchen betreibt eine Volkshochschule sowie eine Stadtbibliothek mit drei Zweigstellen in den Stadtteilen Horst, Buer und Erle[89] mit mehr als 100.000 Büchern, Filmen und CDs sowie einer Kinderbibliothek[90]. Ebenso gibt es einen Bücherbus, der an verschiedenen Straßen im Stadtgebiet hält.[91][92]
Gelsenkirchen ist Standort vieler forschender Einrichtungen, die sich mit den verschiedensten Fachbereichen beschäftigen. Der Wissenschaftspark Rheinelbe ist ein Forschungszentrum im Stadtteil Ückendorf. Es werden dort unter anderem Solartechnologien verschiedener Unternehmen erforscht; das Institut für Stadtgeschichte erforscht die Vergangenheit der Stadt und das Institut für Arbeit und Technik erforscht neue Methoden, Techniken und Technologien rund um die Arbeitswelt. Das ebenfalls im Stadtteil Ückendorf beheimatete IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur entwickelt innovative Technologien für die Kanalisationstechnik.
Einige weitere forschende Institutionen sind die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in NRW (unter anderem Institut für Verwaltungswissenschaften), das Hygieneinstitut des Ruhrgebiets, die Westfälische Hochschule (unter anderem Forschungsschwerpunkt Komponentenbasierte Softwareentwicklung (CombaSoft), Institut für Internet-Sicherheit, Institut zur Förderung von Innovation und Existenzgründung, Institut für biologische und chemische Informatik, Institut für demand logistics), das Labor und Servicecenter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme und das Pathologische und Gewebepathologische Institut.
In Gelsenkirchen sind eine Geschäftsstelle und ein Ortsverband der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk beheimatet. Die zwei Technischen Züge bestehen aus vier Bergungsgruppen und den Fachgruppen Infrastruktur, Räumen und Elektroversorgung. Die Unterkunft befindet sich im Katastrophenschutzzentrum der Stadt Gelsenkirchen, Adenauerallee 100.
Besondere kulturelle Einrichtungen[93] sind die ZOOM Erlebniswelt (ehemaliger Ruhr-Zoo), der Wissenschaftspark Rheinelbe, das Sport-Paradies, die Kaue (sozio-kulturelles Zentrum) und das Kulturzentrum Die Flora. Auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Nordstern (Bundesgartenschau 97) befand sich die Modellbahndauerausstellung Der Deutschlandexpress,[94] bis 2001 die größte digitale Dreileiter-Modellbahnanlage der Welt; heute sind nur das Miniatur Wunderland in Hamburg und die Loxx Miniatur Welten Berlin größer.
Weiterhin gibt es in Gelsenkirchen einige Siedlungen, Aussichts- und Ankerpunkte der Route der Industriekultur. Die Gelsenkirchener Aussichtspunkte der Route sind die Halden Rungenberg und Rheinelbe. Ebenfalls in die Route wurden die Siedlungen Flöz Dickebank und Schüngelberg aufgenommen. Der Nordsternpark bietet Informationen über das ehemalige Zechengelände sowie über die industrielle Vergangenheit der Region. Er wird deshalb als einer der Ankerpunkte der Route bezeichnet.
In Gelsenkirchen gibt es mehrere Theater mit verschiedenen Schwerpunkten. Das Musiktheater im Revier, kurz MiR, beherbergt zwei Bühnen, das große und kleine Haus. Das Programm des MiR besteht vor allem aus Oper, Operette, Musical, Ballett, Schauspiel (Gastspiele), Puppenspiel und Kinder- und Jugendtheater.
Von 2012 bis 2019 hatte die US-amerikanische Tänzerin und Choreographin Bridget Breiner die Stelle der Ballettdirektorin inne.[95] Seitdem Giuseppe Spota ihre Nachfolge angetreten hat, wird der Bereich nicht mehr unter „Ballett“, sondern unter „Tanz“ geführt.[96]
Die Neue Philharmonie Westfalen, die unter anderem im MiR spielt, entstand 1996 aus der Fusion der Orchester von Recklinghausen und Gelsenkirchen und spielt heute als eines von drei Landesorchestern in ganz Nordrhein-Westfalen.
Das im Nordsternpark gelegene Amphitheater Gelsenkirchen wurde 1997 zur Bundesgartenschau am Rhein-Herne-Kanal errichtet. Im Frühjahr und Sommer finden im Amphitheater unter anderem das Rock-Hard-Festival, verschiedene andere Musikveranstaltungen und Freilichtkinoaufführungen statt.
Das Consol-Theater in Bismarck war einst das Lüftermaschinengebäude mit den Ventilationsmaschinen der Zeche Consolidation. Seit 2001 finden im Consol-Theater regelmäßig Aufführungen mit dem Programmschwerpunkt Kinder- und Jugendtheater statt.
Das Emscher-Lippe-Theater ist ein Ensemble junger Künstler der Emscher-Lippe-Region rund um Gelsenkirchen. Die Aufführungen finden in städtischen Schulen der Region statt.
Die Theatergesellschaft Preziosa 1883 e. V. ist ein weiteres Ensemble, das sich ausschließlich aus Amateuren zusammensetzt und ebenfalls städtische Schulen für seine Aufführungen nutzt.
Weiterhin finden in der Veltins-Arena verschiedene Musikveranstaltungen mit internationalen Künstlern und Musicals in unregelmäßigen Abständen statt – bisher wurden zum Beispiel die Opern Aida, Carmen und Turandot aufgeführt.
Im Zentrum des Stadtteils Buer liegt an der Horster Straße 5–7 das Kunstmuseum Gelsenkirchen. Es wurde 1984 nach zweijähriger Bauzeit eröffnet. Die Sammlung umfasst etwa 1300 Exponate der klassischen Moderne, des Konstruktivismus, der Kinetik und der zeitgenössischen Kunst, eine Grafiksammlung und die Sammlung von Anton Stankowski. Jährlich werden sechs bis acht Wechselausstellungen durchgeführt.
Museum Schloss Horst mit Videoanimationen und technischen Effekten. Das Thema ist „Leben und Arbeiten in der Renaissance“. Die Eröffnung war am 4. November 2010.
Die kleine Sammlung Der Treudank[97] an der Vattmannstraße beherbergt Dokumente der ehemals deutschen Stadt Allenstein (Ostpreußen).
Daneben gibt es einige private Museen.
Im Kleinen Museum in der Eschweiler Str. 11 wird die Geschichte des Bergbaus in Gelsenkirchen und insbesondere der Zeche Hugo gezeigt.[98]
Auch die Bergbausammlung Rotthausen, Belforter Str. 20, widmet sich dieser Epoche der Industriegeschichte.[99]
Das Motorradmuseum an der Wallstraße 52 verfügt über 90 Oldtimer und wurde von Karl Rebuschat (* 1932; † 4. Juni 2012) geleitet. Die älteste Maschine ist eine DKW-Blutblase von 1925. Angeschlossen ist ein Teilemarkt mit seltenen Stücken, der jeden zweiten Sonntag im Monat geöffnet ist und Tausende von Motorradinteressenten anzieht.[100]
Das Schalke-Museum in der südlichen Veltins-Arena thematisiert die Geschichte des FC Schalke 04.[101]
Nach Angaben der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Gelsenkirchen gibt es in der Stadt 343 Baudenkmale.
Ein charakteristisches Gebäude in der Gelsenkirchener Innenstadt ist das Hans-Sachs-Haus, ein 1927 von dem Essener Architekten Alfred Fischer erbautes Büro- und Geschäftshaus mit Konzertsaal. Besonderes Stilmerkmal sind seine abgerundeten Ecken sowie ein expressionistischer Turm. Stilistisch stellt das Haus ein Bindeglied zwischen Backsteinexpressionismus und der neu-sachlichen Architektur des Bauhaus-Stils dar. Das Hans-Sachs-Haus diente jahrzehntelang als Rathaus und beherbergte im Konzertsaal die größte weltliche Saal-Orgel Europas, eine Walcker-Orgel mit 92 Registern. In den Fluren des Hauses befand sich das mutmaßlich erste Farbleitsystem der Welt.
Das Vorhaben, das (laut Gutachten) teilweise baufällige Hans-Sachs-Haus denkmalgerecht zu sanieren, scheiterte an ungünstig abgeschlossenen Verträgen und der desolaten finanziellen Lage der Stadt Gelsenkirchen. Eine Kostenexplosion verhinderte die ursprünglich für 2007 vorgesehene Wiedereröffnung, stattdessen folgte ein langer Baustopp. Schließlich wurden im Rahmen eines Architektenwettbewerbs Möglichkeiten zu Erhalt und Wiederbelebung des Hauses gesucht. Gewinner des Wettbewerbs war das Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner, dessen Entwurf eine Entkernung des historischen Hans-Sachs-Hauses und einen Neubau unter Erhalt der Backsteinfassade und des Turmes vorsah. Nach der Phase des Innenausbaus fand die anschließende Übergabe im August 2013 statt. Seitdem ist das Hans-Sachs-Haus wieder der Sitz von Stadtverwaltung und Oberbürgermeister.
Das 1956–1959 von Werner Ruhnau, Harald Deilmann, Ortwin Rave und Max von Hausen erbaute Musiktheater im Revier ist eines der bedeutendsten Bauwerke der deutschen Nachkriegsarchitektur und bietet 1005 Besuchern Platz. Besonders bei Nacht strahlt das an der Florastraße gelegene MiR ein besonderes Flair aus. Im Foyer des MiR befinden sich große blaue Schwammreliefs des französischen Künstlers Yves Klein. Das angegliederte Kleine Haus (für 347 Besucher) beherbergt eine frühe kinetische Arbeit von Jean Tinguely.
Der Architekt Josef Franke prägte in den 1920er Jahren das Stadtbild Gelsenkirchens mit mehreren repräsentativen Bauten, die man dem Backsteinexpressionismus zurechnet. Hierzu gehören unter anderem das Ricarda-Huch-Gymnasium[102] (früher Lyzeum Aloysianum), das Wohn- und Geschäftshaus Ring-Eck[103], das Straßenbahndepot an der Wanner Straße und die Heilig-Kreuz-Kirche (Bochumer Straße 115) in Ückendorf, eine katholische Parabelkirche von 1927 bis 1929. Über drei Portalen wurde ein 41 m hoher Turm errichtet, welcher in der Mitte zwei Glockentürme verbindet. Ganz oben wurde eine Christusfigur aus Backsteinen gemauert. 1993 bekam die Kirche die Auszeichnung Europa Nostra und steht seit den 1990er Jahren unter Denkmalschutz. Sie wurde 2008 als Kirche geschlossen und dient als Ausstellungsgebäude.
Weitere Beispiele für den in Gelsenkirchen weit verbreiteten Backstein-Expressionismus sind das 1928 erbaute ehemalige Finanzamt Süd, das 1920 erbaute Volkshaus Rotthausen und das Hans-Sachs-Haus (s. o.). Westlich des Finanzamts an der Zeppelinallee 15 hat der Bauherr Hohen-Hinnebusch in den 1930er Jahren ein Mehrfamilienhaus gebaut. Oben in die Fassade hat er den Mann mit leeren Taschen aus Sandstein einbauen lassen. Die Figur weist noch heute unwidersprochen zum ehemaligen Finanzamt.
Das bekannteste und größte Bauwerk in Gelsenkirchen ist die 2001 im Stadtteil Erle erbaute Veltins-Arena (ehemalige Arena Auf Schalke); es hat einen herausfahrbaren Rasen und ein schließbares Dach. Die Heimspielstätte des FC Schalke 04 bietet bei nationalen Fußballspielen 62.271 Gästen Platz, bei internationalen Spielen gibt es auf Grund des Stehplatzverbotes lediglich 54.740 Plätze in der Arena. Bei Konzerten hat die Arena sogar eine Kapazität von 79.612 Zuschauern. Das nach dem UEFA-Stadioninfrastruktur-Reglement zunächst als Elitestadion, seit 2010 in die Klassifikation 4 eingestufte Stadion ist von vielen, selbst weit entfernten Punkten im Ruhrgebiet aus zu sehen.
In unmittelbarer Nachbarschaft der Veltins-Arena befindet sich ihr Vorgänger – das Parkstadion. Es wurde 1973 als Nachfolger der Glückauf-Kampfbahn eröffnet, die sich allerdings noch auf der Gemarkung Heßler (heute im Stadtteil Schalke-Nord) befand, und war ein Jahr später ein Spielort der Fußball-Weltmeisterschaft 1974. Nach dem Abriss eines Großteils des Stadions wurden dort zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ein Hotel sowie ein Reha-Zentrum gebaut. Das Parkstadion besteht heutzutage nur noch aus der ehemaligen Gegengeraden und dort finden seit 2020 die Spiele der 2. Mannschaft des FC Schalke 04 statt.
Die 1965 erbaute und 1979 erweiterte Tribüne des GelsenTrabParks war bei ihrer Eröffnung die größte geschlossene Tribüne Europas. Die Tribüne ist 112 Meter lang und ist mit 9.600 Sitzplätzen ausgestattet.
Gelsenkirchen gehörte vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zu den größten Städten mit einer überwiegend montanen Wirtschaft. Aus dieser Zeit sind viele Industrieanlagen der Montanindustrie erhalten geblieben. Einige der Anlagen wurden restauriert und zum großen Teil umfunktioniert.
Einige Paradebeispiele für die Umnutzung alter Zechenanlagen sind die Schachthalle der Zeche Nordstern, die heute nach umfassender Restaurierung unter anderem die Hauptverwaltung der THS GmbH beheimatet, die Maschinenhalle des Schachtes Oberschuir der ehemaligen Zeche Consolidation im Stadtteil Feldmark ist regelmäßig Ort für Ausstellungen aller Art, die restaurierte Bergbausiedlung Schüngelberg in Buer an der Halde Rungenberg oder das Consol-Theater, das im Lüftermaschinengebäude der Zeche Consolidation beheimatet ist.
Gelsenkirchen hat neben kleineren Wäldern, wie dem Buerschen Stadtwald im Stadtteil Buer, auch einige Parks. Der in Gelsenkirchen-Horst nördlich des Rhein-Herne-Kanals gelegene Nordsternpark und seine Fortsetzung, der Landschaftspark Heßler südlich des Kanals waren 1997 Ausstellungsgelände der Bundesgartenschau und sind nicht zuletzt wegen des großen Spielplatzes, des Klettergartens, eines Lehr- und Erlebnisbauernhofes und des Herkules von Gelsenkirchen ein beliebtes Ausflugsziel. Im südwestlich gelegenen Revierpark Nienhausen finden viele jährliche Veranstaltungen statt, wie das Sommerfest oder die Mineralienbörse. Ferner befinden sich dort ein Minigolfplatz, ein Freibad, mehrere Spielplätze und das Aktivarium (Therme). Am Nordrand der Stadt wurde 2020 der Glückaufpark Hassel eröffnet.
Im Zentrum der Stadt liegt der etwa 22 Hektar große Gelsenkirchener Stadtgarten, der 1897 unter dem Namen Kaiser-Wilhelm-Park angelegt worden war. Dort gibt es einen großen Enten- und Schwanenteich sowie weitläufige Wiesen.
Der etwa sechs Hektar große Bulmker Park im Stadtteil Bulmke-Hüllen in der Nähe des Stadtzentrums besteht aus einem See mit umherführendem Fußweg. In der Nachkriegszeit galt er als der größte Schwarzmarkt des Ruhrgebietes.[104]
Auf halbem Weg zwischen Veltins-Arena und der Buerer Innenstadt liegt das Schloss Berge mit seinem Park, dessen zentraler Punkt der Berger See ist. Dort findet jährlich ein großes Sommerfest statt, das 2003 mehr als eine halbe Million Besucher hatte. Nördlich steht auf dem Vestischen Rücken das Ehrenmal Gelsenkirchen-Buer. Jenseits des Sees und der Kurt-Schumacher-Str. ist der Lohmühlenteich in einer parkähnlichen Anlage zu finden.[105]
Zusammen mit dem Von-Wedelstaedt-Park und dem Skulpturenwald Rheinelbe kommen so insgesamt 35 km² Grünfläche zusammen – ein Drittel Gesamtfläche Gelsenkirchens (siehe auch: Liste der Landschaftsschutzgebiete und Liste der Naturschutzgebiete).
Der bekannteste Sportverein aus Gelsenkirchen ist der FC Schalke 04 (voller Name seit 1928: FC Gelsenkirchen-Schalke 04), dessen Spielstätte die Veltins-Arena (ehemalige Arena AufSchalke) ist, die auch durch viele Konzerte, Musicals, Opern und andere Veranstaltungen bekannt ist. Zahlreiche Fußballpokal- und Weltmeisterschaftsspiele fanden in Gelsenkirchen statt, darunter drei DFB-Pokalendspiele. Auffälligerweise fanden jedoch von Endspielen deutscher und Weltmeisterschaften, der UEFA Champions League, der UEFA Euro 2024, der UEFA Women’s Champions League, der UEFA Europa League, des Europapokals der Pokalsieger, des DFB-Pokals der Frauen lediglich das der Champions League 2004 sowie mit Mailand geteilt, das des damaligen UEFA-Cups 1997 in Gelsenkirchen statt.
Eishockey wird in der Emscher-Lippe-Halle im Sport-Paradies Gelsenkirchen gespielt. Erfolgreichster Verein war der ESV Schalker Haie, der Mitte der 1980er Jahre zweitklassig spielte. Der momentane Nachfolgeverein, der EHC Gelsenkirchen, widmet sich ausschließlich dem Nachwuchs und spielt mit seinen Nachwuchsmannschaften in den unteren Ligen des LEV-NRW.
In Gelsenkirchen gibt es auch mehrere Basketballvereine, wie die Citybasket Gelsenkirchen, die CSG Bulmke und die Basketballabteilung des FC Schalke 04. Der FC Schalke 04 spielt als ranghöchster Verein in der 2. Bundesliga Pro A und spielte in der Saison 1988/89 sogar in der Basketball-Bundesliga. Außerdem sind in Gelsenkirchen drei Badmintonvereine beheimatet.
Der Boxverein BC Erle 49 war von 1979 bis 1991 in der Ersten Boxbundesliga vertreten und brachte zudem seit 1954 über 40 Deutsche Meister im Einzel hervor.[106]
In Gelsenkirchen gibt es in jedem Stadtteil mindestens eine städtische Sportanlage mit einem Asche- oder Rasenfußballplatz und einer Laufbahn. Zu jedem dieser Sportplätze gehört meistens auch ein Fußballverein. Der nach dem FC Schalke 04 bekannteste war der 2007 aufgelöste STV Horst-Emscher, erwähnenswert sind außerdem der SC Buer-Hassel 1919, der SSV Buer, der SuS Beckhausen 05, SpVgg Erle 1919, der RWW Bismarck 1925 e. V. und der ETuS Gelsenkirchen 34. Insgesamt hat Gelsenkirchen etwa 70 Fußballvereine mit ungefähr 10.000 Mitgliedern.
Ferner hat Gelsenkirchen eine Trabrennbahn im Stadtteil Feldmark in direkter Nähe des Revierpark Nienhausen (GelsenTrabPark). Hier finden häufig sonntags ab 13:30 Uhr oder donnerstags ab 18:30 Uhr Trabrennen statt (in Ausnahmefällen freitags). In Gelsenkirchen gab es eine Galopprennbahn im Stadtteil Horst, die aber schon vor einigen Jahren geschlossen wurde. Inmitten der ehemaligen Galopprennbahn befindet sich eine 9-Loch-Golfanlage.
Außerdem existiert eine Windhundrennbahn an der Wiedehopfstr. im Stadtteil Resser Mark, unweit der Stadtgrenze zu Herne.[107]
Des Weiteren gibt es Freibäder in Heßler (Jahnstadion), das Sport-Paradies in Erle, in dem im Winter nur dessen drei Hallenschwimmbecken zur Verfügung stehen, und im Revierpark Nienhausen (Feldmark). Neben diesen Freibädern gibt es Hallenbäder im Zentrum (Zentralbad), in Horst, in Erle (Sport-Paradies; beinhaltet auch Kegelbahnen und Schießstände) sowie in Buer.
Der Verein TTC Horst Emscher war Ende der 1980er Jahre mit einer Damenmannschaft in der 2. Tischtennis-Bundesliga vertreten.[108]
Gelsenkirchen besitzt zudem einen American-Football-Verein. Die Gelsenkirchen Devils wurden 1992 gegründet und spielen zurzeit in der Regionalliga NRW.[109]
Ferner hat Gelsenkirchen 25 ansässige Schützenvereine. Der älteste, der Schützenverein Buer, wurde 1769 und der jüngste, die Bürgerschützengilde Sutum, 2001 gegründet. Während 15 dieser 25 Vereine heute noch die alte Tradition der Schützen aufrechterhalten, widmen sich die anderen zehn Vereine ausschließlich dem Schießsport. Bekanntester Schützenverein ist der Luftgewehr-Bundesligist BSV Buer-Bülse 1926 e. V.
Mit dem VfB 09/13 Gelsenkirchen hat die Stadt einen Verein, in dem Cricket gespielt wird. Die Black-Miners sind in der Saison 2020 in die 1. Cricket Bundesliga aufgestiegen.
Seit 1966 wurde die Deutsche Dreiband-Meisterschaft insgesamt fünfmal in Gelsenkirchen ausgetragen.
2021 bewarb sich die Stadt als Host Town für die Gestaltung eines viertägigen Programms für eine internationale Delegation der Special Olympics World Summer Games 2023 in Berlin. 2022 wurde sie als Gastgeberin für Special Olympics Seychellen ausgewählt.[110] Damit wurde sie Teil des größten kommunalen Inklusionsprojekts in der Geschichte der Bundesrepublik mit mehr als 200 Host Towns.[111]
In Gelsenkirchen finden das ganze Jahr über zahlreiche Veranstaltungen statt, darunter
Die bestbesuchte Diskothek der Stadt ist die Alte Hütte im Stadtteil Resse, die im Januar 2013 ihr 30-jähriges Bestehen feierte. Die Diskothek Apfelbaum an der Willy-Brandt-Allee schloss im Juli 2008 und wurde im Oktober unter dem Namen Mad-House wieder eröffnet, wurde aber im Sommer 2011 erneut aufgegeben.
Die Kaue, die sich in Teilen der Gebäude der ehemaligen Zeche Wilhelmine Victoria in Gelsenkirchen-Heßler befindet, ist regelmäßig Gastgeber für Kabarett, Konzerte und andere Veranstaltungen. In der Gelsenkirchener Altstadt gibt es mehrere Kneipen und Bars, die mit Partys und ähnlichen Anlässen ein Nachtleben in Gelsenkirchen bieten. Der Irish Pub Consilium (geschlossen 2018)[113], Bang Bang Burger & Beer (ebenfalls bereits wieder geschlossen – an der Stelle befindet sich aktuell das Noah) sowie Rosi sprechen hier eher jüngeres Publikum an. Dazu gibt es noch das Flash Light, welches eine Reminiszenz an die alte Gelsenkirchener Disco Flash ist, sowie den City Pub Musiktreff. Unregelmäßige Partys auf Gelsenkirchener Stadtgebiet veranstaltet ein Zusammenschluss, der unter dem Namen Bang Bang Gelsen alles von Hip-Hop bis House bietet.
Des Weiteren gibt es das in einem nachempfundenen Barock-Ambiente gestalteten Amadeus im Alten Schlachthof, sowie die ebenfalls bekannten, im Stadtteil Buer gelegenen Kneipen Zutz und Fliegenpils, die gelegentlich DJs für Diskoabende engagieren, sowie das Lokal ohne Namen, das in Gelsenkirchen auch Fuck (aufgrund eines nie entfernten Graffitos an der Häuserfront) genannt wird. Auch Cocktailbars wie z. B. das Manyos sind in Buer etabliert. 2007 feierten 25.000 Tanzwillige die größte Ü-30-Party Deutschlands in der Veltins-Arena.
Für folgende Kino-, Kurz- und Fernsehfilme wurden Szenen in Gelsenkirchen gedreht: