Die Germer (Veratrum) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Germergewächse (Melanthiaceae). Die 25 bis 40 Arten sind in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel weitverbreitet.
Germer-Arten sind ausdauerndekrautige Pflanzen. Sie bilden als Überdauerungsorgane senkrechte Rhizome, die an der Oberseite mit Resten der Blattscheiden bedeckt sind. Die kräftigen Stängel sind einfach und beblättert. Die zahlreichen wechselständig und schraubig am Stängel angeordneten Laubblätter sind in Blattscheide und Blattspreite gegliedert.[1] Die einfachen Blattspreiten sind schmal bis breit-kreisförmig[1] oder breit-elliptisch. Sie sind längs gefaltet, mehradrig.
In rispigenBlütenständen stehen viele Blüten zusammen. Die dreizähligen Blüten sind meist zwittrig, die oberen eines Blütenstandes manchmal rein männlich. Die sechs haltbaren Blütenhüllblätter sind ausgebreitet, nicht verwachsen und von weißer, grünlicher, rötlich-brauner oder schwarzer Farbe. Es gibt sechs Staubblätter. Die drei freien Griffel sind kurz und haltbar.[2]
Die septiziden, dreifächrigen Kapselfrüchte enthalten in jedem Fruchtfach einige Samen. Die Samen sind abgeflacht und schmal geflügelt.[2]
Die Gattung Veratrum wurde durch Carl von Linné aufgestellt. Der Gattungsname Veratrum leitet sich von den lateinischen Wörtern vere für echt und ater für schwarz ab, dies bezieht sich auf die schwarzen Rhizome mancher Arten.[1]Synonyme für VeratrumL. nom. cons. sind: AcelidanthusTrautv. & C.A.Mey., AnepsaRaf., EvonyxisRaf., HelleborusGueldenst. nom. illeg., LeimanthiumWilld., MelanthiumJ.Clayton ex L.[3]
Die Gattung Veratrum ist in den Gemäßigten Gebieten auf der Nordhalbkugel verbreitet. In China gibt es etwa 13 Arten, acht davon nur dort.[2] In Nordamerika kommen fünf Arten vor.[1]
Die Gattung der Germer (Veratrum) enthält 25 bis 40[2] Arten.[1] Die Zahl hängt vor allem davon ab, ob die einzelnen Untersippen der drei weitverbreiteten SippenVeratrum album, Veratrum nigrum und (die auch „unechte Nieswurz“[4] genannte Pflanze) Veratrum viride als Arten oder Unterarten eingestuft werden.
Veratrum dahuricum(Turcz.) O.Loes.: Sie kommt von Sibirien bis Korea und China (Heilongjiang, Jilin, Liaoning, vielleicht auch Nei Mongol) in Höhenlagen von 0 bis 500 Metern vor.[2][3]
Veratrum grandiflorum(Maxim. ex Miq.) O.Loes.: Sie kommt nur im südlichen China (Hubei, Hunan, Jiangxi, Sichuan, Yunnan, Zhejiang) in Höhenlagen zwischen 2600 und 4000 Metern vor.[2]
Veratrum hybridum(Walter) J.H.Zimmerman ex Zomlefer: Sie ist in den östlichen USA verbreitet.[3] Die Neukombination erfolgte 2012.[3]
Veratrum insolitumJeps.: Sie kommt nur in Washington, Oregon und im nördlichen Kalifornien vor.[1]
Veratrum lobelianumBernh.(wird auch von manchen Autoren als Unterart Veratrum album subsp. lobelianum(Bernh.) Schübl. & G.Martens zu Veratrum album gestellt): Sie kommt vom östlichen Mitteleuropa bis zum Kaukasus und Russlands Fernem Osten vor.[2][3]
Veratrum maackiiRegel[2]: Es gibt drei Varietäten. Sie kommt von Nordchina (Heilongjiang, Jilin, Liaoning, Nei Mongol, Shandong, vielleicht auch Hebei) in Höhenlagen zwischen 400 und 1700 Metern, in Korea und Japan bis zum äußersten russischen Ostasien vor.[3]
Veratrum maximum(Nakai) M.N.Tamura & N.S.Lee: Diese erst 2014 in den Artrang erhobene Art kommt im nördlichen und zentralen Japan vor.[3]
Veratrum mengtzeanumO.Loes.: Sie kommt in zwei Unterarten[3] vom nordwestlichen Thailand bis China (Guizhou, Yunnan) in Höhenlagen zwischen 1200 und 3300 Metern vor.[2]
Schwarzer Germer (Veratrum nigrumL.): Das Verbreitungsgebiet reicht von Mitteleuropa bis China und Korea.[2]
Veratrum oblongumO.Loes.: Sie kommt nur in China (Sichuan, Hubei, Jiangxi) in Höhenlagen von 1000 bis 2100 Metern vor.[2]
Veratrum oxysepalumTurcz. (Syn.: Veratrum alpestreNakai): Sie kommt von Sibirien und China (Heilongjiang, Jilin, Liaoning) bis Japan, Korea und Alaska vor.[2][3]
Veratrum schindleriO.Loes.: Sie kommt nur im südöstlichen China (Anhui, Fujian, Guangdong, Guangxi, Henan, Hubei, Hunan, Jiangsu, Jiangxi, Zhejiang) in Höhenlagen zwischen 700 und 1400 Metern vor.[2]
Veratrum shanenseW.W.Sm. (Syn.: Veratrum stenophyllumDiels, Veratrum yunnanenseO.Loes.): Sie ist vom südlichen-zentralen China bis ins nördliche Myanmar verbreitet.[3][6]
Einige Arten wurden aufgrund ihres Alkaloidgehaltes medizinisch genutzt. Einige Arten sind außerordentlich giftig. Die Beobachtung der Giftwirkung von intravenös injiziertem Germerextrakt führte zur Entdeckung des Bezold-Jarisch-Reflexes.[7] Manche Germerarten werden als Zierpflanzen kultiviert.[1]
Dale W. McNeal Jr., Aaron D. Shaw: Veratrum, S. 72 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 26: Magnoliophyta: Liliidae: Liliales and Orchidales, Oxford University Press, New York und Oxford, 2002. ISBN 0-19-515208-5
↑ abcdefghijklmnopqrstuvVeratrum. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 29. August 2016.
↑Vgl. etwa Paul Martini: Über das Wesen und die Behandlung des essentiellen Hochdrucks. In: Münchener Medizinische Wochenschrift. Band 95, Nr. 1, 2. Januar 1953, S. 33–42 (O. Bollinger-Vorlesung, gehalten in München am 11. Dezember 1952), hier: S. 36.
↑ Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1, Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.
↑ N. Tanaka: Veratrum shanense W. W. Sm. (Melanthiaceae) - A review of its taxonomic and distribution range. In: The Journal of Japanese Botany, Volume 85, 2010, S. 137–147.
↑Domingo M. Aviado, Domingo Guevara Aviado: The Bezold-Jarisch reflex. In: Annals of the New York Academy of Sciences. Januar 2006, doi:10.1111/j.1749-6632.2001.tb03666.x (englisch).