Gianin Conrad (* 1. Februar 1979 in Chur) ist ein Schweizer bildender Künstler im Bereich der Plastik, Installation und Performance.
Gianin Conrad ist in Chur geboren und aufgewachsen. Er lebt und arbeitet in Zürich, Chur und Domat/Ems. 1995–1999 Ausbildung als Steinbildhauer in Chur. 2001–2002 Vorkurs an der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Zürich. 2002–2006 Studium der Bildenden Kunst an der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Zürich. 2005–2006 Studienaustausch an der Universität der Künste (UdK), Berlin, in der Klasse von Christiane Möbus. 2010 Master of Arts in Art in Public Spheres an der Hochschule Luzern. 2012 Master of Fine Arts, FHNW an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel. Noch während des Studiums erhält Gianin Conrad Förderpreise – etwa von der Stadt Chur und vom Kanton Graubünden sowie mehrere Werkbeiträge. Ab 2009 werden regelmässig Atelierstipendien an ihn vergeben: unter anderem durch die Kantone St. Gallen und Graubünden. Seit 2006 Ausstellungen im In- und Ausland. Einzelausstellungen unter anderem in der Kunsthalle Winterthur, in der Kunsthalle Wil, im Kunstraum LLLLLL, Wien, und im Engländerbau Vaduz.
Gianin Conrad arbeitet in verschiedenen Medien. Sein Werk umfasst Skulptur, Plastik, Installation und Performance. Den gelernten Steinbildhauer beschäftigen immer wieder grundlegende Themen seiner Disziplin: Raum, Form und dessen Negativ, die Hohlform, wobei im Zentrum immer die Frage nach den Möglichkeiten der heutigen Plastik steht. Die Geschichte der Plastik und die damit einhergehende Auseinandersetzung mit der menschlichen Gestalt sind dabei wichtige Bezugspunkte. Als Beispiel dient die Arbeit Liegende von 2015, die aus einem Gebilde aus rosa bemalten, zusammengezimmerten Ästen besteht. Zentral in Gianin Conrads künstlerischem Schaffen ist zudem die Beschäftigung mit dem Material: Nebst gestalterischer Charakteristika interessiert ihn dabei insbesondere der philosophische Aspekt der Beziehung von Material- und Kunstwert sowie deren gesellschaftliche Bewertung. Immer wieder verwendet er vorgefundene Materialien, die er in verändertem Kontext präsentiert: Beispiele sind die aus verschiedenfarbigen, unterschiedlich grossen Zollstock-Stücken gefertigten Reliefs, die der Antike und dem Ursprung der abendländischen Kultur die Reverenz erweisen (Götterdämmerung, 2013) oder das Werk AusSicht von 2014 mit den bunten, unter Strom stehenden Elektrozaun-Bändern, die gebündelt auf einer alpinen Hotelterrasse angebracht sind. Die Wahrnehmung der Betrachtenden changiert zwischen beglückendem Panorama und dem Erkennen, dass sämtliche Eindrücke nur elektrische Impulse in unserem Gehirn sind.
Mit der Werkinstallation Urklumpen, die 2015 in der Kunsthalle Winterthur zu sehen war, erweitert Gianin Conrad sein Formenrepertoire. Mit der Aufforderung an das Publikum, den riesigen Tonklumpen regelmässig zu befeuchten, beteiligt er die Besucher am Werkprozess. Interaktive Elemente prägen auch die Installation playing the game 2018 in der Kunsthalle Wil. Ein surreales Setting empfängt die Besucher: eine Wohnzimmersituation, definiert durch einen sich über Wand und Boden ergiessenden Teppich und ‹möbliert› mit vermeintlichen Sitzgelegenheiten, bestehend aus gebranntem und bemaltem Ton in Form überdimensionaler Icons, die von der grafischen Benutzeroberfläche am Computer bekannt sind, zum Beispiel ein Cursor, ein Papierkorb, ein On-Off-Schalter oder das Ordner-Symbol. Die Anwesenden sind eingeladen, mit Rackets und Geldscheinen bestückten Federbällchen über das quer im Raum hängende Netz Badminton zu spielen. Mit Leichtigkeit gelingt es Gianin Conrad, in solchen Inszenierungen aktuelle gesellschafts- und sozialpolitische Fragen wie beispielsweise das Finanzjonglieren in Wirtschaft und Sport anzusprechen.
In seinen Arbeiten finden sich nebst zeitgeschichtlichen Bezügen auch vielfältige Verweise auf die Ideengeschichte. Für ihn prägend war beispielsweise Platons Höhlengleichnis. Es geht Conrad jedoch nicht um eine bildhaft konkrete Abbildung dieser Metapher über fehlende Erkenntnis und die Vorzüge von Bildung – vielmehr steht Platons theoretischer Grundgedanke für die verschiedenen Wirklichkeitswahrnehmungen und das Nachdenken darüber, wo innerhalb dieser Seins-Ebenen wir uns befinden.
Claudia Reeb, 2019, SIKART
Personendaten | |
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NAME | Conrad, Gianin |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer bildender Künstler |
GEBURTSDATUM | 1. Februar 1979 |
GEBURTSORT | Chur |