Die gotische Architekturlandschaft Litauens verfügt über wenige, teils recht unterschiedliche, teils einzigartige, Beispiele dieses Baustils.
Litauen, an der Grenze zwischen griechischer[1] und römischer Kirche gelegen, hatte sich in der Behauptung seines Heidentums (vor allem gegenüber dem Deutschen Orden) zum Staat und im 14. Jahrhundert zur Großmacht entwickelt. Das Gebiet der heutigen Republik war bis auf das dem Ordensstaat angehörende heutige Kleinlitauen (1919–1939 Memelgebiet) der Litauisch sprechende Teil des Großfürstentums Litauen, dessen Untertanen mehrheitlich orthodoxe Slawen waren. Das Machtzentrum dieses Reiches erstreckte sich von Kaunas über Trakai bis nach Vilnius.
Mit der Heirat zwischen dem erst kurz vorher katholisch getauften Großfürsten Władysław II. Jagiełło und der polnischen Königin Hedwig von Anjou begann die Personalunion Polen-Litauen. Nach der Schlacht bei Tannenberg (1410) und dem Frieden vom Melnosee (1422) gab es keine Übergriffe des Deutschen Ordens mehr. Nach dem Zweiten Frieden von Thorn 1466 war der Ordensstaat kein ernsthafter Konkurrent der unter den Jagiellonen verbundenen Staaten mehr.
Die aus Stein und Ziegeln errichteten Burgen Litauens, Zeitangabe jeweils für die erste Ausbaustufe nach hölzernen Vorläufern:
So gut wie alle übrigen mittelalterlichen Burgen der Litauer waren Anlagen aus Holz und Erde.
Die älteste gemauerte Kirche Litauens ist die orthodoxe Kathedrale der Himmelfahrt der Gottesmutter in Vilnius. 1346 in einem byzantinisch-gotischen Übergangsstil errichtet, gilt sie als erstes Werk der weißrussischen Gotik, siehe unten. Nach mehreren äußerlichen Umgestaltungen erscheint sie heute als überwiegend verputzter Ziegelbau in neobyzantinischem Stil.[4][5]
Nachdem Großfürst Władysław II. Jagiełło sich 1384/85 hatte taufen lassen, wurde das Land offiziell christlich, und man baute auch für die litauische Bevölkerung im Zentrum und im Nordwesten de Großfürstentums Kirchen, die wichtigsten alsbald im Stil der Backsteingotik:
In der Spätgotik entstanden zwei Bauwerke, in denen Formen aus dem üppigen französischen Flamboyantstil in Backstein ausgeführt wurden:
Mehrere Kirchen und andere Gebäude wurden, wie auch in den slawischen Teilen des Großfürstentums, heute überwiegend Belarus, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in einem Übergangsstil aus Gotik und Renaissance mit byzantinischen Einflüssen errichtet, auch als Belarussische Gotik bezeichnet. Dazu gehören: