Film | |
Titel | Gravity |
---|---|
Produktionsland | Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2013 |
Länge | 90 Minuten |
Altersfreigabe | |
Stab | |
Regie | Alfonso Cuarón |
Drehbuch | Alfonso Cuarón, Jonás Cuarón |
Produktion | David Heyman, Alfonso Cuarón |
Musik | Steven Price |
Kamera | Emmanuel Lubezki |
Schnitt | Alfonso Cuarón, Mark Sanger |
Besetzung | |
| |
→ Synchronisation |
Gravity (englisch für Gravitation) ist ein US-amerikanisch-britischer 3D-Weltraum-Thriller aus dem Jahr 2013. Die Hauptrolle spielt Sandra Bullock, die über weite Strecken des Films als einzige Darstellerin zu sehen ist. Regie führte Alfonso Cuarón, der auch am Drehbuch und Schnitt mitarbeitete und den Film mitproduzierte.
Premiere war bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2013. Der Filmstart in den deutschsprachigen Kinos war am 3. Oktober 2013. Im Filmjahr 2013 gewann der Film zahlreiche Auszeichnungen, darunter sieben Oscars.
Astronaut Matt Kowalski und Missionsspezialistin Dr. Ryan Stone führen von einem Space Shuttle namens „Explorer“ Reparaturarbeiten am Weltraumteleskop Hubble durch. Für Kowalski ist es der letzte Einsatz vor seinem Ruhestand, für die Biomedizinerin Stone ihr erster Flug im Space Shuttle und erster Außeneinsatz im All.
Sie müssen ihre Arbeit abbrechen, als ein versehentlich abgeschossener Satellit ein großes Trümmerfeld erzeugt hat, das sich ihnen mit hoher Geschwindigkeit nähert. Trümmer töten kurz darauf einen dritten Kollegen und zerstören die „Explorer“ sowie „Hubble“, Kowalski und Stone werden vom Schiff weggeschleudert. Die hilflos im freien Raum treibende Stone wird kurz darauf von Kowalski wieder eingefangen, der einen Düsenrucksack trägt. Da das Shuttle zerstört ist, steuern sie die nahe ISS an, um mit einem der dort vorhandenen Sojus-Raumschiffe zur Erde zurückzukehren.
Auch die ISS wurde schwer beschädigt. Mit einem der zwei Sojus wurde die Station evakuiert, am zweiten ist der Bremsschirm bereits ausgelöst, so dass es nicht mehr auf der Erde landen kann. Stones Verbindungsleine zu Kowalski reißt an einer scharfen Kante, doch kann sie sie zunächst in der Hand festhalten, während sie selbst nur notdürftig von Leinen des Bremsschirms an der ISS gehalten wird, in denen sich ihr Fuß verfangen hat. Kowalski sieht, dass sie sich nicht beide retten können, löst gegen Stones Proteste die Leine und treibt ins All hinaus.
Da Stones Sauerstoffvorrat aufgebraucht ist, muss sie ins Innere der Station. Kowalski assistiert ihr noch per Funk dabei, dann reißt der Kontakt ab. Sie gelangt in eine Druckschleuse, in der sie die Sauerstoffzufuhr aktiviert und ihren Raumanzug ablegt. Kurz darauf zwingt ein sich ausbreitender Brand sie dazu, sich in das letzte Sojus zu retten. Sie demontiert den Bremsschirm, dockt das Sojus ab und richtet es gemäß Kowalskis letzter Weisung auf die chinesische Station Tiangong als nächste Zuflucht aus. Doch mangels Treibstoff zünden die Triebwerke nicht. Stone versucht Notrufe abzusetzen, bekommt jedoch nur Funkkontakt zu einem grönländisch sprechenden Fischer. Dessen Stimme und das Gebell seiner Hunde beruhigen sie.
Stone ergibt sich in ihren bevorstehenden Tod und stellt die Sauerstoffversorgung des Sojus ab. Daraufhin sieht sie Kowalski außen an die Luftschleuse klopfen. Er setzt sich neben sie, erklärt seine Anwesenheit nur durch „eine irre Geschichte“ und ermahnt sie, sich nicht aufzugeben. Sie könne die Bremsdüsen zum Beschleunigen nutzen. Stone schöpft neuen Mut und aktiviert wieder die Sauerstoffversorgung, stellt dabei jedoch fest, dass sie sich alleine in der Kapsel befindet. Mit den Bremsdüsen nähert sie sich der Tiangong, kann jedoch kein Andockmanöver durchführen, sondern lässt sich durch die offene Luftschleuse in den Raum schleudern. Mit einem Feuerlöscher als behelfsmäßiger Steuerrakete kann sie knapp die Station erreichen, die sich, ebenfalls schwer beschädigt, im unkontrollierten Wiedereintritt in die Erdatmosphäre befindet.
Nachdem es Stone gelungen ist, das Raumschiff Shenzhou von der zerbrechenden Raumstation zu lösen, landet sie damit in einem See auf der Erde und rettet sich aus der versinkenden Kapsel ans Ufer. Dort ist sie nach der langen Schwerelosigkeit überwältigt vom Gefühl ihrer eigenen Schwere. Mühsam richtet sie sich auf und geht aufs Land.
Amerikanische Funksprüche in der chinesischen Kapsel hatten bereits angekündigt, dass ihr Wiedereintritt bemerkt wurde und ein Rettungsteam unterwegs sei.
Parallel zum Hauptfilm erschien noch der Kurzfilm Aningaaq, gedreht von Jonás Cuarón, dem Sohn des Regisseurs Alfonso Cuarón. Der Kurzfilm beleuchtet den sonderbaren Empfänger der SOS-Funkrufe von Dr. Ryan Stone.
Die deutsche Synchronbearbeitung fertigte die FFS Film- & Fernseh-Synchron, Berlin, an. Dialogregie führte Clemens Frohmann, von dem auch das Dialogbuch stammt.[3]
Rolle | Darsteller | Synchronsprecher |
---|---|---|
Dr. Ryan Stone | Sandra Bullock | Bettina Weiß |
Matt Kowalski | George Clooney | Detlef Bierstedt |
Mission Control | Ed Harris | Holger Mahlich |
Space Station Captain | Basher Savage | Imtiaz Haque |
Erste Reaktionen nach der Premiere auf den 70. Filmfestspielen in Venedig, die der Film eröffnete, waren durchweg positiv. Regieführung, Darsteller und Effekte wurden gelobt.[4]
„Was Cuarón mit Gravity geschaffen hat, ist Kino für das 21. Jahrhundert. Während sich der Rest Hollywoods in infantilen Jungs-Phantasien suhlt und uns immer und immer wieder die Vernichtung amerikanischer Großstädte als ultimativen Blockbuster-Showdown verkaufen möchte, zeigt der Mexikaner, was man mit den Werkzeugen moderner digitaler Effekte wirklich anstellen kann, wenn man sie nur zu nutzen weiß.“
„Das grandiose Science-Fiction-Drama ist ein zutiefst sinnliches Erlebnis und ein Triumph für Regisseur und Co-Autor Alfonso Cuarón (Children of Men). Der zelebriert hier eine ursprüngliche Lust am Erzählen in bewegten Bildern, verbeugt sich nebenbei subtil und formvollendet vor Klassikern des Genres und präsentiert einen der spannendsten und emotional forderndsten Filme des Jahres.“
„Viereinhalb Jahre hat Cuarón gewartet, zusammen mit seinem Kameramann Emmanuel Lubezki […], bis die Technik so weit war, um seine Vision aus dem All auf die Leinwand zu bringen, mit jeder Menge Computertechnik und Postproduction, in 3D. Die Dreharbeiten waren die Hölle, strapaziös und chaotisch, völlig unberechenbar. Wie Shackleton, sagt Emmanuel Lubezki. Was dabei rauskam, ist pures Kino, ein Film ohne gesellschaftskritische Ambition und ohne ästhetischen Hyperdrive. Eine Meditation. Ein Mobile. L’art pour l’art.“
Für den Kritiker Ian Haydn Smith ist der Film eine echte Rarität, da er sowohl ein kommerzieller Erfolg sei, als auch bei Kritikern beliebt. Der Film funktioniere nicht trotz, sondern wegen seiner „cineastischen Intelligenz“. Der Kritiker zieht Parallelen zu früheren Filmen Cuaróns wie Y Tu Mamá También – Lust for Life und Children of Men. Er bemängelt Schwächen des Drehbuchs, die aber von den Hauptdarstellern Bullock und Clooney „mehr als wett“ gemacht werden. Er vergleicht in diesem Zusammenhang Sandra Bullocks Leistung als Schauspielerin mit der von Sigourney Weaver in Alien, befindet, dass sie nicht an letztere heranreicht, bemerkt aber, dass sie ihrer Figur „genügend menschliche Züge“ verleihe, um sie zu einer der wenigen glaubwürdigen „Sci-Fi-Heldinnen“ zu machen. Am stärksten sieht er sie in den ruhigen Szenen, insbesondere wenn man erahnen könne, warum sie überhaupt ins Weltall geflogen ist.[8]
Es ist umstritten, ob der Film als Science-Fiction-Film bezeichnet werden kann. Science-Fiction-Filme beschäftigen sich mit fiktionalen Techniken sowie wissenschaftlichen Leistungen und deren möglichen Auswirkungen auf die Zukunft. In Gravity kommen keine fiktionalen Techniken vor und die Zukunft spielt kaum eine Rolle. So äußerte sich auch der Regisseur selbst explizit, dass es sich nicht um Science-Fiction handele.[9] Er betont hingegen die Drama-Anteile seiner Arbeit. So fassten es auch einige Kritiker auf:
„‚Gravity‘ mischt zwar souverän Science und Fiction, ist aber eigentlich kein Science-Fiction-Film – er gehört zu einem kleinen, faszinierenden Subgenre des Weltraumkinos, das hauptsächlich aus historischen Raumfahrtprogramm-Abenteuern wie ‚Apollo 13‘ und ‚Der Stoff aus dem die Helden sind‘ besteht.“
„Der Weltraum ist eine in Science-Fiction-Filmen häufig auftauchende Kulisse. Ein Zwischenfall auf einem Raumschiff und der anschließende Überlebenskampf ein Grundbaustein von Science-Fiction-Klassikern wie Alien oder Sunshine. Nur ist Gravity kein Science-Fiction-Film und einer der wenigen Filme, die im Weltraum der Gegenwart spielen, d. h. es existiert die Technologie, die man im Film bewundern kann wirklich.“
„Kein Science-Fiction sondern Fiction-Fact: In «Gravity» wird im Orbit schwebender Weltraummüll zur Bedrohung, nicht irgendein schiesswütiger Alien.“
Andere Kritiker und Juroren bezeichnen den Film dennoch als Science-Fiction.[13] So weichen eine Reihe von Details von der Wirklichkeit ab, was für die wissenschaftliche Fiktion spricht.[14]
Bei Produktionskosten von rund 100 Millionen US-Dollar erreichte Gravity am Startwochenende in den Vereinigten Staaten ein Einspielergebnis von 55,7 Millionen US-Dollar (Platz 1 der Kinocharts). Bis zum 8. Mai 2014 spielte der Film weltweit 723,19 Millionen US-Dollar ein.[15]
Im Jahr 2013 wurden bundesweit 1.296.052 Besucher an den deutschen Kinokassen gezählt, womit der Film den 24. Platz der meistbesuchten Filme des Jahres belegte.[16]
Gravity steht in der Liste der weltweit erfolgreichsten Filme derzeit auf Platz 118 (Stand: 12. August 2024[17]).
Gravity eröffnete am 28. August 2013 die Internationalen Filmfestspiele von Venedig. Dort konnte der Film den Future Film Festival Digital Award gewinnen. Sandra Bullock wurde außerdem als Darstellerin des Jahres auf dem Hollywood Film Festival in Los Angeles ausgezeichnet.[18]
Der Film führte sowohl bei den BAFTA Awards als auch bei den Academy Awards die Rangfolge der Nominierungen an und konnte in beiden Preisverleihungen die mit Abstand größte Zahl an Auszeichnungen auf sich vereinen (BAFTA Awards: 11 Nominierungen, 6 Auszeichnungen, Academy Awards: 10 Nominierungen, 7 Auszeichnungen). 2014 gewann er den deutschen Curt-Siodmak-Preis als bester Science-Fiction-Film.
Academy Awards 2014
British Academy Film Awards 2014
Golden Globe Awards 2014
Saturn Awards 2014
Critics’ Choice Movie Awards 2014
Cuarón erklärte, dass der Film nicht immer wissenschaftlich korrekt sei, da aus narrativen Gründen einige Freiheiten nötig waren.[19] Der Film ist für den Realismus der Bauten im All und die Einhaltung physikalischer Prinzipien gelobt worden, trotz einer Reihe von Ungenauigkeiten und Übertreibungen.[20][21][22] Der NASA-Astronaut Michael J. Massimino, der an den zwei Hubble-Missionen STS-109 und STS-125 teilnahm, lobte die Detailtreue bis hin zur Nutzung einzelner Werkzeuge.[23] Der Astrophysiker Neil deGrasse Tyson bemerkte einige Ungenauigkeiten.[24]
Beispiele von Übereinstimmungen und Ungenauigkeiten:
Nachdem die Indian Space Research Organisation (ISRO) am 30. Juni 2014 erfolgreich die PSLV-CA C23 gestartet hat, äußerte sich Premierminister Narendra Modi über die Kosten der Mars Orbiter Mission im Verhältnis zu Gravity: Diese Raumfahrt-Mission zum Mars sei günstiger als der Film.[35]
Für die Simulation von Schwerelosigkeit, die die meiste Zeit dieses Films vorkommt, wurden die Schauspieler an Seilen den ganzen Drehtag allein in einem blickdichten Raum aufgehängt, in dem sie nur über Monitore beobachtet werden konnten und auch die Drehpausen verbringen mussten.[36][37]
Astronaut Matt Kowalski hört mehrmals im Film den Country-Song Angels are hard to find von Hank Williams Jr. Der Songtext verrät einen emotionalen Subtext der Musik: Im Song besingt Williams eine verlorene Liebe und bittet Gott darum, bei der Suche nach einer neuen behilflich zu sein. Das kann als Prophezeiung gedeutet werden, denn es wird sich herausstellen, dass Dr. Stone in der Stille des Weltalls mit den Erinnerungen an den Verlust ihrer Tochter konfrontiert ist. Nicht zufällig bricht die Musik auf ihre Bitte hin bei der Textzeile „It’s my fault I lost the first one you sent to me“ ab.[38]