Die Greif bei der „Hanse Sail“ 2008
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Die Greif ist eine von der Stadt Greifswald und dem Förderverein Rahsegler GREIF e. V. gehaltene Brigantine (Schonerbrigg), die als Segelschulschiff der Jugendförderung durch maritime Ausbildung diente. Das aus Stahl gebaute Schiff war in der DDR von 1951 bis 1990 als Segelschulschiff Wilhelm Pieck in Dienst.
Am 27. Februar 1951 erfolgte auf der Warnow-Werft in Rostock-Warnemünde die Kiellegung der Schonerbrigg als erstem Schiffneubau dieser Werft in Niet- und Schweißtechnik. Der Stapellauf erfolgte am 26. Mai 1951 und die Indienststellung am 2. August 1951. Namensgeber war der damalige Präsident der DDR Wilhelm Pieck, der auch an der Jungfernfahrt teilnahm, getauft wurde es von Waltraud Zappe. Das Schiff war ursprünglich als Geschenk des Landes Mecklenburg an Wilhelm Pieck aus Anlass seines 75. Geburtstages gedacht. Wilhelm Pieck gab die Schonerbrigg an die DDR-Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend (FDJ) weiter, um die Ausbildung von Fachleuten für die aufstrebende Handelsflotte der DDR zu forcieren.[1] Das Schiff wurde dann der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) zugeteilt. Die Wilhelm Pieck war das einzige Hochseesegelschiff der DDR und führte meist Reisen auf der Ostsee nach Häfen in Polen und der Sowjetunion durch. Die längste Reise führte das Schiff 1957 in 99 Tagen und 8.000 Seemeilen (ca. 14.800 km) nach Albanien, Bulgarien, Rumänien und nach Odessa (Ukraine) am Schwarzen Meer. Die Wilhelm Pieck gehörte von 1954 bis 1989 zum Schiffsbestand der GST-Marineschule „August Lütgens“ in Greifswald-Wieck und war während dieser Zeit zugleich das Flaggschiff der Greifswalder GST-Schulschiffe.
1971/72 fanden eine Grundreparatur und ein Umbau in der VEB Neptunwerft Rostock statt. 1974 nahm die Wilhelm Pieck erstmals an einer „Operation Sail“ teil, die in jenem Jahr in der Ostsee stattfand. Die Kursanten wurden anfänglich in einem Vierteljahresturnus und später meist in Vierwochenlehrgängen ausgebildet.
1981 war das Schiff hauptsächlicher Handlungsort des Spielfilms Martin XIII. (Regie Konrad Petzold).[2]
1990 wurde das Schiff von der Stadt Greifswald übernommen und 1991 in Greif umbenannt. Sie ist als bewegliches Kulturdenkmal in die Liste der Kulturdenkmale der Stadt Greifswald eingetragen. Das traditionsreiche Segelschulschiff, das im August 2011 sein 60. Dienstjubiläum im Heimathafen beging, wurde auch Gegenstand in der modernen bildenden Kunst. Die bekannten Künstler Helmut Maletzke, Greifswald, und Eckhard Buchholz, Stralsund, porträtierten die Wilhelm Pieck als größere Ölbildnisse in Form eines modernen Kapitänsbildes, so Segelschulschiff „Wilhelm Pieck“ unter vollen Segeln (H. M. 1979) und Hochseejacht in stürmischer See (E. B. 1997).
Im Jahr 2020 wurden so große Mängel festgestellt, dass die Seetüchtigkeit nicht mehr gegeben war. Die Greif fand vorübergehend einen neuen Liegeplatz an der Südmole des Wiecker Hafens. Die geplante grundlegende Überholung in der Werft sollte etwa 3,5 Mio. € betragen. Nach einer weiteren Pressemitteilung stellte der Bund Hilfe für die Greif in Aussicht. Denkbar sind 1,75 Mill. €, also die Hälfte der Kosten für die Sanierung. Vorgesehen war eine Werftüberholung im Jahr 2021, nach der das Schiff 2022 wieder im See stechen sollte. Unter dem Motto „Rettet die Greif“ setzte eine private Spendenaktion für den Schiffserhalt unter den Einwohnern Greifswalds und ihren Gästen ein. Bisher sind 107.000 € auf dem Spendenkonto der „Greif“ bei der Sparkasse Vorpommern eingegangen. Allein eine Versteigerung von nicht mehr benötigtem Schiffszubehör und Souvenirs erbrachte einen Erlös von 14.500 €. Auch die Greifswalder Bürgerschaft hat sich für einen Erhalt ausgesprochen und will die Sanierung mit 940.000 € unterstützen.[3]
Aufgrund der Coronamaßnahmen verzögerte sich die Werftüberholung, so dass die Greif auch im Sommer 2022 noch immer an der Südmole in Wieck lag. Stammmannschaft und Förderverein nutzten diese zusätzliche Zeit für weitere Rückbauten im Schiff, so dass die Greif inzwischen ihres Gestänges, allen laufenden Gutes, sämtlicher Einbauten unter Deck, die nicht zwingend nötig sind, um das Schiff noch bewegen zu können, sowie ihrer hölzernen Decksbeplankung (Teile davon können über den Förderverein erworben werden, was der Sanierung zugutekommt) erleichtert wurde. Da die Ausschreibungsfrist für die Werften im Juni 2022 noch immer lief, war nicht bekannt, wann sie in welche Werft gehen wird. Die Verantwortlichen rechneten aber noch mit Herbst 2022 und einer Wiederaufnahme des Fahrbetriebes Ende 2023 bzw. Frühjahr 2024. Die derzeitige Situation erwies sich für das traditionsreiche Schiff im August 2022 so: „Für die Komplettsanierung der Schonerbrigg findet sich keine Werft. Die europaweite Ausschreibung verlief im Sande“ (P. Haase, OZ-GZ, 17.8.22).
Nach einer gut zweijährigen Wartefrist trat die Greif am 8. Oktober 2022 frühmorgens um 10 Uhr ihre medial begleitete Überführungsfahrt von ihrem Heimathafen Greifswald-Wieck in Richtung Stralsund Südhafen an, wo sie am Nachmittag desselben Tages festmachte. Diese nur mit Sondergenehmigung mögliche Überführung des seeuntauglichen Großseglers und beweglichen Denkmals bildete den Auftakt der Reparatur der Greif in der Stralsunder Werft. Nachdem das Schiff am 30. November 2022 trockengestellt und an den Reparaturplatz verbracht wurde, begannen die Reparaturarbeiten mit der Reinigung des Schiffs. Die Kosten der Generalsanierung wurden auf 4,5 Millionen Euro geschätzt.[4][5] Im Logbuch kann der Fortgang der Arbeiten verfolgt werden.[6] Die Sanierung liegt im Zeitplan und 2025 soll die Greif wieder in See stechen.[7] Nachdem ein Insolvenzverfahren über das Vermögen der Fosen Stralsund GmbH beantragt wurde, gerät die Sanierung nun ins Stocken.[8][9]
Anlässlich der Indienststellung schrieb 1951 der deutsche Schriftsteller Ehm Welk das Lied Das Schiff der Jugend, das durch den Komponisten Rudolf Neuhaus vertont wurde. 1952 veröffentlichte die deutsche Schriftstellerin Hanna-Heide Kraze das Gedicht Fahrt ins Licht und beschreibt in sechs Versen das stolze Segelschulschiff der Jugend.[10]
In der DDR wurden Briefmarken im Jahrgang 1972[11] und im Jahrgang 1982[12] zum Jahrestag der Gesellschaft für Sport und Technik Sondermarken mit dem Segelschulschiff Wilhelm Pieck ausgegeben.
Die Bundesrepublik Deutschland ehrte die Schonerbrigg Greif unter vollen Segeln 2005 in der Serie: „Für die Jugend – Großsegler“[13] mit einer eigenen Briefmarke.[14]
Der Komponist Ottmar-Wolfram Vogel komponierte 2001 das Werk Das Schiff, für Sprecher, 6 Trompeten und 2 Pauken zum 50-jährigen Bestehen der Greif. Das Werk wurde am 2. August 2001 bei der entsprechenden Festveranstaltung uraufgeführt.[15]