Hans Blum (Architekturtheoretiker)

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Hans Blum (erstmals erwähnt 1549 in Zürich, letztmals 1552 in Basel[1]) war ein aus Lohr am Main (Unterfranken) stammender, als Schreiner ausgebildeter Architekturtheoretiker.

Hans Blum aus Lohr am Main wird erstmals erwähnt, als er am 18. Juli 1549 in Zürich die Einheimische Rägali (Regula) Kuchymeister heiratete. Am 26. Mai 1550 und am 21. Januar 1552 wurden hier seine beiden Söhne Christoffel und Hans getauft.[2] Im März 1552 erwarb er das Bürgerrecht von Basel und im September des gleichen Jahres das Zunftrecht der dortigen Spinnwetternzunft. Bei dieser Gelegenheit wird er als Tischmacher bezeichnet.[3] Damit ist auch die in der älteren Literatur aufgeworfene Frage nach Blums Beruf eindeutig geklärt.[4] Da Blum nach dem Kauf des Zunftrechts nicht mehr in den Quellen erscheint und sein jüngerer Sohn beim Zürcher Drucker Christoph Froschauer aufwuchs, liegt die Vermutung nahe, dass er kurz nach seiner Übersiedlung nach Basel – etwa an der damals grassierenden Pest – gestorben ist. Seine Gattin und sein älterer Sohn waren möglicherweise bereits tot, als sich Hans Blum – vielleicht angelockt durch den Buchdruck – in Basel niederliess.[5]

Die in der älteren Literatur angeführte Überlieferung, dass Hans Blum in Rom gewesen sei, lässt sich nicht erhärten.[6]

Hans Blums 1550 bei Christoph Froschauer in Zürich veröffentlichte Qvinqve Colvmnarvm Exacta descriptio atque deliniatio, die im gleichen Jahr und im gleichen Verlag auch auf Deutsch erschien und mit Holzschnitten illustriert ist, erlebte bis 1662 zahlreiche Neuauflagen und Übersetzungen ins Holländische, Französische und Englische. Blum gilt damit als der einflussreichste Architekturschriftsteller der Renaissance nördlich der Alpen. Er ist der Schöpfer der Gattung „Säulenbuch“, die dadurch gekennzeichnet ist, dass die Säulenlehre isoliert wird. Blums Säulenlehre ist keine eigenständige Leistung, sie ist vielmehr identisch mit derjenigen im vierten der Sette Libri d'architettura des Italieners Sebastiano Serlio; ihr besonderer Erfolg ist darin begründet, dass Serlio durch ein mechanisches Vorgehen Verhältniszahlen entwickelt, die es erlauben, für jede vorgegebene Höhe in jeder Ordnung einschließlich der Postamente sofort die absoluten Maße zu erreichen.[7]

  • Qvinqve Colvmnarvm Exacta descriptio atque deliniatio, cum symmetrica earum distributione. Froschauer, Zürich 1550 ([1]).
  • Von den fünff Sülen / Gründlicher Bericht / unnd deren eigentliche contrafeyung / nach Symmetrischer uszteilung der Architektur. Froschauer, Zürich 1550 (deutsche Ausgabe von Qvinqve Colvmnarvm Exacta descriptio) [2].
  • Ein kunstreich Buch von allerly antiquiteten so zum verstand der fünff Seulen der architectur gehörend. Froschauer, etwa 1560 [3].
  • Erik Forssman: Säule und Ornament. Studien über das Problem des Manierismus in den nordischen Säulenbüchern und Vorlageblättern des 16. und 17. Jahrhunderts. Stockholm 1956, S. 75–79.
  • Hubertus Günther: Deutsche Architekturtheorie zwischen Gotik und Renaissance. Düsseldorf 1988, S. 140–145.
  • Stefan Hess, Wolfgang Loescher: Möbel in Basel. Kunst und Handwerk der Schreiner bis 1798. Basel 2012. ISBN 978-3-85616-545-1.
  • Ernst von May: Hans Blum von Lohr am Main. Ein Bautheoretiker der deutschen Renaissance. Straßburg 1910.
  • Yves Pauwels: Les éditions françaises du traité de Hans Blum aux Pays-Bas (XVIe et XVIIe siècles). In: Monte Artium. Revue de la Bibliothèque Royale de Belgique. 1, 2008, S. 123–134.
  • Yves Pauwels: Hans Blum et les Français, 1550–1650. In: Scholion. Mitteilungsblatt der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin 6, 2010, S. 77–88.
  • Kurt Pilz: Blum, Hans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 324 (Digitalisat).
  • Hans Rott: Ottheinrich und die Kunst, in: Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses, Bd. 5, 1905, S. 156.
  • Alfons Ruf (Hrsg.): Die Säulenbücher des Meisters Hans Blum aus Lohr am Main 1550–1560. Lohr a. M. 2006, ISBN 978-3-934128-20-0.
  • David Thomson: Hans Blum. In: Dora Wiebenson (Hrsg.): Architectural Theory and Practice from Alberti to Ledoux. University of Chicago Press, 1982.

Anmerkungen und Einzelnachweise

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  1. Stefan Hess: Blum, Hans. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2020. Ernst von May, Hans Blum von Lohr am Main. Ein Bautheoretiker der deutschen Renaissance, Straßburg 1910, S. 27, errechnete ein Geburtsjahr zwischen 1520 und 1527 aufgrund der ersten Erwähnung anlässlich der Heirat. In der Literatur gibt es auch abweichende Angaben wie „um 1515“ oder „um 1520/1530“.
  2. Alfons Ruf: Die Säulenbücher des Meisters Hans Blum aus Lohr am Main 1550–1560. Lohr a. M. 2006, Kommentar, S. 65.
  3. Stefan Hess, Wolfgang Loescher: Möbel in Basel. Kunst und Handwerk der Schreiner bis 1798. Basel 2012, S. 87, 300.
  4. Seit May ging man meist davon aus, dass Blum als Baumeister tätig war.
  5. Stefan Hess, Wolfgang Loescher: Möbel in Basel. Kunst und Handwerk der Schreiner bis 1798. Basel 2012, S. 87.
  6. Alfons Ruf: Die Säulenbücher des Meisters Hans Blum aus Lohr am Main 1550–1560. Lohr a. M. 2006, Kommentar, S. 69 f.
  7. Hanno-Walter Kruft: Geschichte der Architekturtheorie. München 1985, S. 188.

Licensed under CC BY-SA 3.0 | Source: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Blum_(Architekturtheoretiker)
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