Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 24′ N, 11° 49′ O | |
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Saale-Orla-Kreis | |
Höhe: | 454 m ü. NHN | |
Fläche: | 24,13 km2 | |
Einwohner: | 2147 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 89 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 07927 | |
Vorwahl: | 036644 | |
Kfz-Kennzeichen: | SOK, LBS, PN, SCZ | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 75 046 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktstraße 2 07927 Hirschberg | |
Website: | www.stadt-hirschberg-saale.de | |
Bürgermeister: | vakant Erste Beigeordnete Patricia Duch (komm.) | |
Lage der Stadt Hirschberg im Saale-Orla-Kreis | ||
Hirschberg ist eine Landstadt im Süden des thüringischen Saale-Orla-Kreises, am Oberlauf der Sächsischen Saale. Sie grenzt unmittelbar an den Freistaat Bayern und liegt im thüringischen Teil des Vogtlandes.
Angrenzende Gemeinden sind die Städte Rosenthal am Rennsteig und Gefell im Saale-Orla-Kreis sowie Berg, Köditz und Töpen im bayerischen Landkreis Hof.
Ein Saaleübergang war sicherlich der Anlass zum Bau einer Burg und somit die Voraussetzung für die Entwicklung der Stadt Hirschberg. Von der Burg sind nur noch Mauerreste des Turmstumpfes erhalten geblieben.[2] 1154 wurde Hirschberg erstmals urkundlich erwähnt.[3] 1232 nannte man einen „Rudegerus von Hirschberg“. Dann begannen wechselhafte Besitzverhältnisse: 1296 erwarb Rudolf von Habsburg die Burg und verpfändete sie an die Vögte von Plauen. 1357 waren die Wettiner Besitzer. 1359 erwarb die böhmische Krone die Veste. 1480–1664 besaßen die Herren von Beulwitz die Burg. 1664 kaufte Heinrich X. aus der Linie Reuß-Lobenstein-Ebersdorf das Anwesen und begann mit dem Wiederaufbau. 1680–1711 war eine Seitenlinie der Reußen am Ort, das Schloss diente als Residenz. In dieser Zeit baute man ein neues Schloss, das 1825 weiter ausgebaut wurde. Bis 1808 blieb Hirschberg böhmisches Lehen. Ab 1920 diente das Schloss Wohnzwecken und als landwirtschaftliches Verwaltungsgebäude.[4][5]
Die urkundliche Ersterwähnung der Stadt war 1296. 1479 verlieh der böhmische König Vladislav die Stadtrechte. Im März 1848 war die Stadt das bedeutendste Revolutionszentrum im Fürstentum Reuß-Lobenstein-Ebersdorf. Nach der Abdankung des Fürsten Heinrich LXXII. im selben Jahr ging Lobenstein-Ebersdorf in der Schleizer Linie als Reuß jüngere Linie auf, zu der Hirschberg bis 1918 gehörte.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten 77 Ostarbeiter in der Lederfabrik Knoch Zwangsarbeit leisten. Im April 1945 wurden KZ-Häftlinge eines Todesmarsches vom KZ Buchenwald zum KZ Flossenbürg durch den Ortsteil Sparnberg und die Saale getrieben, denn die Brücke war bereits gesprengt. Zwei Häftlinge wurden von SS-Männern ermordet und fanden auf dem Friedhof von Sparnberg ihre letzte Ruhe. Zwei Grabdenkmale erinnern an das Geschehen.[6]
Von 1945 bis 1989 war Hirschberg Grenzort an der innerdeutschen Grenze (im Sperrgebiet, neben den üblichen Sperranlagen auch durch eine Mauer von Bayern getrennt) sowie ab 1966 Mit-Namensgeber des Grenzübergangs an der A 9.
500 Jahre lang war die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt von der Lederverarbeitung geprägt. Im 20. Jahrhundert war die Lederfabrik Hirschberg, die 1741 gegründet worden war, zeitweise größter Produzent von Schuh- und Sohlenleder in Deutschland. Auch nach der Enteignung der Familie Knoch 1947 war der VEB Lederfabrik der wirtschaftliche, aber auch soziale und kulturelle Mittelpunkt der Stadt. 1992 ging die Firma in Konkurs, von 1993 bis 1996 wurde die 16 Hektar große Fabrik bis auf das heutige Museum für Gerberei- und Stadtgeschichte abgerissen.
Am 1. Januar 1974 wurde die Gemeinde Venzka (24. Juli 1348) mit dem Ortsteil Juchhöh (1713–1715) in die Stadt eingemeindet.
Am 8. März 1994 wurden Göritz (20. Februar 1282) mit Lehesten, Sparnberg (1202) und Ullersreuth (1327,13.04)[7] eingemeindet.
In Klammern: urkundliche Ersterwähnung[8]
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1994: Stand jeweils 31. Dezember):
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Die Kommunalwahl am 26. Mai 2024 führte zu den in nebenstehenden Diagrammen dargestellten Ergebnissen:
Parteien und Wählergemeinschaften | Prozent 2024[9] |
Sitze 2024 |
Prozent 2019[10] |
Sitze 2019 |
Prozent 2014[11] |
Sitze 2014 | |
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BB Hirschberg | Bürgerbündnis Hirschberg | 55,8 | 8 | – | – | – | – |
WG Hirschberg | Wählergemeinschaft Hirschberg | 31,7 | 4 | 67,7 | 10 | – | – |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 12,6 | 2 | 16,9 | 1 (2)1 | 15,8 | 2 |
DIE LINKE | Die Linke | – | – | 15,4 | 1 (2)1 | 11,4 | 2 |
WG Hirschberg/SPD | Wählergemeinschaft Hirschberg / Sozialdemokratische Partei Deutschlands | – | – | – | – | 41,1 | 6 |
BI Hirschberg | Bürgerinitiative Hirschberg e.V. | – | – | – | – | 31,7 | 4 |
Gesamt | 100 | 14 | 100 | 12 (14)1 | 100 | 14 | |
Wahlbeteiligung | 62,9 % | 59,7 % | 54,2 % |
1 Sowohl der CDU als auch der Linken hätten nach dem Wahlergebnis rechnerisch zwei Mandate zugestanden. Da beide mit je nur einem Kandidaten angetreten sind, bleiben je ein Mandat und in Summe zwei Mandate unbesetzt.
Von 1990 bis 2024 war Rüdiger Wohl Bürgermeister von Hirschberg. Bei der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2024 trat er nicht erneut an. Da keine Wahlvorschläge eingereicht wurden, fand die Wahl als Wahl ohne Bindung an zugelassene Wahlvorschläge nach § 24 Abs. 7 ThürKWG statt. Im ersten Wahlgang am 26. Mai 2024 konnten der bei der Hirschberger Stadtverwaltung angestellte Ronald Schricker und der bisherige Erste Beigeordnete Benjamin Lill mit je 323 (40,3 %) bzw. 88 (11,0 %) Stimmen zwar die meisten Stimmen, aber keiner von beiden die notwendige absolute Mehrheit erzielen.[12][13] Die Stichwahl am 9. Juni 2024 konnte Schricker mit 864 Stimmen (82,8 %) gegenüber Lill mit 179 Stimmen (17,2 %) gewinnen.[14][15] Schricker nahm die Wahl allerdings nicht an[16]; am 13. Oktober 2024 fand daher eine Neuwahl statt.[17] Auch bei dieser gab es keine zugelassenen Wahlvorschläge; die meisten Stimmen erzielten erneut Ronald Schricker (87 Stimmen, 22,5 %) und Benjamin Lill (58 Stimmen, 15,0 %), die Wahlbeteiligung lag bei nur noch 24,4 %.[18] Die Stichwahl am 27. Oktober 2024 konnte, wie bereits am 9. Juni 2024, Schricker mit 226 Stimmen (72,0 %) vor Lill mit 88 Stimmen (28,0 %) für sich entscheiden. Die Wahlbeteiligung sank im Vergleich zum 1. Wahlgang abermals, auf 18,6 %.[19][20] Schricker lehnte die Wahl erneut ab; eine Neuwahl soll nicht vor dem Frühjahr 2025 stattfinden.[21] Seit dem Ende der Amtszeit Wohls am 30. Juni 2024 wird das Amt kommissarisch von der Ersten Beigeordneten Patricia Duch (BB Hirschberg) ausgeübt.
Wahl | Bürgermeister | Vorschlag | Wahlbeteiligung (in %) | Wahlergebnis (in %) | Anmerkungen |
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2024 (II) | Ronald Schricker | Schricker | 24,4, dann 18,6 | 72,0 (Stichwahl) | Wahl wurde nicht angenommen |
2024 (I) | 62,0, dann 61,4 | 82,8 (Stichwahl) | Wahl wurde nicht angenommen | ||
2018 | Rüdiger Wohl | Wohl | 35,9 | 92,1 | ehrenamtlich |
2012 | 42,3 | 79,7 | ehrenamtlich | ||
2006 | 50,5 | 98,8 | hauptamtlich | ||
2000 | 46,7 | 98,3 | hauptamtlich | ||
1994 | 73,6 | 97,0 | hauptamtlich |
Hirschberg unterhält Partnerschaften zu Berg (Oberfranken), mit deren Ortsteil Rudolphstein es im Namen des Autobahngrenzüberganges verbunden war und zu Pilismarót in Ungarn. Es bestehen außerdem freundschaftliche Beziehungen zu den nahe gelegenen Städten Gefell, Tanna, Schleiz und Bad Lobenstein.[22]
Durch Hirschberg führen der Saale-Orla-Wanderweg, der Karl-Bock-Weg und der Saale-Radweg.
An der Saalebrücke befindet sich ein Museum für Gerberei- und Stadtgeschichte.
Das Schloss Hirschberg thront über der Stadt. An dieser Stelle wurde bereits Anfang des 13. Jahrhunderts eine Burg erbaut.
Das Kulturhaus der Stadt wurde als eines der ersten in der sowjetisch besetzten Zone 1947 errichtet. Nach der Sanierung enthält es einen großen Saal mit zirka 600 Sitzplätzen und eine Galerie mit 180 Plätzen.
Der Naturpark Hag ist eine bewaldete Felswand mit Laub- und Nadelwald direkt an der Saale. Von der Stadt aus ist der Hag über einen Hängesteg entlang der Saale und vom Schlossberg aus zu erreichen. Durch den Hag verläuft der Saale-Orla-Wanderweg.
Das traditionelle Wiesenfest findet seit 1852 mit Unterbrechungen im Zweiten Weltkrieg und wieder seit den 1970er Jahren jährlich am letzten Augustwochenende von Donnerstag bis Sonntag statt.
Das holzverarbeitende Unternehmen Rettenmeier betreibt hier ein Werk.
Die Stadt befindet sich zwischen der Bundesstraße 2 und der Bundesautobahn 9.
1892 bekam Hirschberg mit der Bahnstrecke Schönberg–Hirschberg Anschluss an die Bahnstrecke Leipzig–Hof. Die Strecke wurde bis 1994 im Personenverkehr und bis 2000 im Güterverkehr bedient. Die nächstgelegenen Bahnhöfe sind jetzt Grobau am Abschnitt Plauen–Hof der Sachsen-Franken-Magistrale und Köditz an der Bahnstrecke Hof–Bad Steben, beide etwa elf Kilometer entfernt.
Mit den Linien 710, 721 und 163 des Verkehrsunternehmens KomBus besteht eine Busverbindung nach Schleiz und Plauen.
Die Stadt Hirschberg hat die Aufgaben der Trinkwasserversorgung und der Abwasserbeseitigung auf den Zweckverband Wasser/Abwasser "Obere Saale" übertragen.