Gegen den Trend der Analytischen Philosophie und des Naturalismus bzw. der Philosophie der Natürlichen Sprache vertrat Findlay eine phänomenologische Position, machte sich für einen Neo-Hegelianismus stark und verfasste von Theosophie,[4]Buddhismus, Neuplatonismus und Idealismus durchdrungene Werke. In seinen Werken aus den 1960er Jahren darunter zwei Reihen der Gifford Lectures, entwickelte Findlay einen „Rationalen Mystizismus“, demzufolge sich philosophische Probleme des Zusammenhangs von Einzelding und Allgemeinbegriff, Körper und Geist, Wissen und externer Welt, des Solipsismus, der Willensfreiheit und des Determinismus, von Zweck- und Kausalursache, Gerechtigkeit und Moral etc. grundlegende Erfahrungen von tiefen Widerspruchen und Absurditäten zum Ausdruck bringen.[5] Findlay kommt zu dem Schluss, dass es notwendig ist, höhere Sphären („latitudes“) anzunehmen, die die Individualität und kategorische Verschiedenheit sowie die körperlichen Grenzen der Gegenstände verblassen lassen, so dass sie auf der höchsten Ebene ganz verschwinden. Diese Ebene identifiziert Findlay mit Hegels Idee des Absoluten.[6]
Findlay übersetzte HusserlsLogische Untersuchungen ins Englische. Er hielt sie für Husserls wichtigstes Werk, da sie ein Entwicklungsstadium der Phänomenologie darstelle, in der die phänomenologische Reduktion („epoché“) noch nicht zur Basis eines Philosophischen Systems geworden ist, sondern eine subjektivistische Position ausmacht. Für Findlay stellt das Werk einen Höhepunkt der Philosophie dar, da es sowohl dem reduktionistischen Naturalismus in der Ontologie als auch der Philosophie der natürlichen Sprache in der Erkenntnistheorie und Bewusstseinsphilosophie überlegen sei.[7][8]
Findlay war zunächst Anhänger, dann aber scharfer Kritiker von Ludwig Wittgenstein. Findlay wies alle Versuche Wittgensteins um eine Theorie der Bedeutung zurück. Gegen die Gebrauchstheorie der Bedeutung, wie sie von Wittgenstein in seinen späteren Jahren und seinen Schülern vertreten wurde, brachte er vor, dass eine Untersuchung der Bedeutung eines Zeichens ohne Berücksichtigung von begrifflichem Gehalt und mitgetragenen Vorstellungen, Implikation und Syntax unzureichend bleiben muss, und das die Bedeutung sprachlicher Zeichen voraussetzt, dass Bewusstseinsinhalte und Sachverhalte in der Welt unabhängig von ihnen gegeben sind.[8]
„Time: A Treatment of Some Puzzles“, Australasian Journal of Psychology and Philosophy, Vol. 19, Issue 13 (December 1941): 216-235.
„Morality by Conventions“, Mind, Vol. 33, No. 210 (1944): 142-169
„Can God’s Existence Be Disproved?“, Mind, Vol. 37, No. 226 (1948): 176-183; reprinted with discussion in Flew, A. and MacIntyre, A. C. (Hrsg.): New Essays in Philosophical Theology, New York: Macmillan, 1955 online
„Linguistic Approach to Psychophysics“, Proceedings of the Aristotelian Society, 1949–1950
„The Justification of Attitudes“, Mind, Vol. 43, No. 250 (1954): 145-161
„Use, Usage and Meaning“, Proceedings of the Aristotelian Society, Supplementary Volumes, Vol. 35 (1961), S. 223–242 (sfu.ca (PDF; 504 kB) )
„Foreword“, in Hegel’s Logic, Being Part One of The Encyclopaedia of the Philosophical Sciences (1830), Clarendon Press, 1975, ISBN 0-19-824512-2online
Robert S. Cohen, Richard M. Martin, Merold Westphal (Hrsg.): Studies in the Philosophy of J.N. Findlay. State University of New York Press, Albany NY 1985, ISBN 0-87395-795-4 (includes autobiographical note by Findlay and his account of encounters with Wittgenstein).
Michele Marchetto: L’etica impersonale: La teoria dei valori di John Niemeyer Findlay. Edizioni scientifiche italiane, 1989, ISBN 88-7104-138-0; Eng. tr. 1989, Impersonal Ethics: John Niemeyer Findlay’s Value-theory, Avebury, 1996, ISBN 1-85972-272-5.
Bockja Kim: Morality as the End of Philosophy: The Teleological Dialectic of the Good in J.N. Findlay’s Philosophy of Religion. University Press of America, 1999, ISBN 0-7618-1490-6.
Alasdair MacIntyre: John Niemeyer Findlay, 1903–1987. In: Proceedings of the British Academy. Band111, 2001, S.499–512 (online [PDF; abgerufen am 27. Mai 2020]).
↑“The Discipline of the Cave and the Transcendence of the Cave … represent my attempt to cull an eternal, necessary theosophy from the defective theosophic teaching of my adolescence” (John Niemeyer Findlay: Studies in the Philosophy of J. N. Findlay, S. 45, deutsch: „Der Zwang der Höhle und die Tranzendenz der Höhle … stehen für meinen Versuch, eine ewige und notwendige Theosophie aus den fehlerhaften theosophischen Lehren meiner Jugendzeit herauszuschälen.“) (Gemeint sind die beiden Vorlesungen, deren Titel auf die Höhle des Höhlengleichnisses anspielen).
↑The Discipline of the Cave 1964–1966.University of Glasgow, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. April 2014; abgerufen am 4. Februar 2016 (englisch, Originalwebseite nicht mehr verfügbar).
↑The Transcendence of the Cave 1964–1966.University of Glasgow, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. April 2014; abgerufen am 4. Februar 2016 (englisch, Originalwebseite nicht mehr verfügbar).