Die Ligue 2, kurz L2 oder D2, ist die zweithöchste Spielklasse des französischen Fußballs. Sie existiert als Profiliga seit der Saison 1933/34, war von 1970 bis 1993 eine „offene Liga“, an der auch Amateurmannschaften teilnehmen durften, und hieß bis 2002 Division 2. Seit 2020 ist der indischeReifenherstellerBalkrishna Industries (kurz: BKT) offizieller Namenssponsor; die Bezeichnung wird allerdings von Medien und Zuschauern nur selten verwendet.
Der Liga haben bis einschließlich der Spielzeit 2020/21 Mannschaften von 161 Vereinen angehört, darunter am längsten für jeweils mindestens vierzig Jahre der Le Havre AC (44), Racing Besançon (42, davon 41 Saisons ab 1945/46 in ununterbrochener Folge), AS Cannes (41) und – nicht mit dem im 21. Jahrhundert für eine Saison zweitklassigen Avenir Sportif Béziers zu verwechseln – die AS Béziers sowie LB Châteauroux (je 40). Dahinter folgen Grenoble Foot (39), FC Valenciennes (37) (Stand: einschließlich der Saison 2020/21).
Jeder Verein bestreitet ein Heim- und ein Auswärtsspiel gegen jede andere Mannschaft der Liga. Es gilt auch hier die Drei-Punkte-Regel; bei Punktgleichheit entscheidet die bessere Tordifferenz, ist auch diese gleich, die größere Zahl der erzielten Treffer. In früheren Jahrzehnten gab es wechselnde Zahlen von Auf- und Abstiegsplätzen; teilweise existierte auch eine Kombination aus feststehenden Abstiegsplätzen (z. B. die ersten beiden) und Ausscheidungsspielen (Barrages) zwischen den nächstplatzierten Mannschaften der D2 gegen den Dritt- (und Viert-)letzten der D1. Von 1997 bis 2016 galt, dass die drei besten Vereine einer Saison in die Ligue 1 auf-, die drei schlechtesten in die National (D3) absteigen. Erstmals nach Ende der Saison 2016/17 gibt es wieder nur zwei direkte Aufstiegsplätze, während die Dritt-, Viert- und Fünftplatzierten zunächst unter sich das Team ausspielen, das anschließend gegen den D1-Drittletzten zwei Barrages bestreiten darf. Für den Ab- und Aufstieg zwischen zweiter und dritter Liga gilt hingegen, dass der L2-18. zwei Begegnungen gegen den D3-Dritten bestreitet, von deren Ausgang sein Klassenerhalt abhängt.
Hauptspieltag ist der Freitagabend; eine vermeintlich attraktive Begegnung wird entsprechend den Wünschen der Bezahlfernsehsender erst am Montagabend ausgetragen. Im Landespokal müssen die Zweitligaklubs in der 7. Runde – also vor Beginn des eigentlichen Hauptwettbewerbs („Compétition propre“) – eingreifen.
Auch in der zweiten Liga gilt, dass Frankreich einen Magneten für ausländische Fußballer darstellt. In der Saison 2010/11 besaß bei den 20 Klubs mehr als ein Drittel der Spieler keine französische Staatsangehörigkeit; allerdings unterliegen solche, die aus einem der Staaten des EWR, mit der EUassoziierten Gebieten sowie aus Frankreichs überseeischen Besitzungen beziehungsweise Regionen stammen, nicht den Ausländerrestriktionen des zuständigen Verbandes.
Der Löwenanteil der 158 „Fußballimmigranten“ stammte aus dem nordwestlichen (87 Spieler) und dem zentralen bzw. östlichen (32) Afrika; Algerien (16), der Senegal (15), Kamerun (12), Mali (11), Marokko und die Elfenbeinküste (je 10) stellten hier die größten Gruppen. Aus anderen europäischen Staaten kamen insgesamt 24 Spieler (darunter fünf Serben und je drei Kroaten, Portugiesen und Belgier). Zehn Amerikaner (davon sechs Brasilianer) und fünf Asiaten komplettierten diese Aufstellung.[1]
Die Ligue 2 hat ihr Gesicht häufiger verändert als die höchste Spielklasse. Dafür gibt es mehrere Gründe: der Fußball war bis mindestens in die 1980er Jahre in Frankreich in Zuschauergunst und Medieninteresse keineswegs so stark verwurzelt, dass für viel mehr als etwa zwei Dutzend Vereine eine tragfähige finanzielle Basis bestanden hätte, zumal die Tatsache, dass Frankreich großflächig und nicht so dicht wie Deutschland besiedelt ist, zu erhöhten Fahrtstrecken und Reisekosten führt und auch weniger zuschauerträchtige Lokalderbys ermöglicht.
Die verbreitete Diskrepanz zwischen relativ hohen Kosten und niedrigen Einnahmen hatte zur Folge, dass die D2 über längere Zeitabschnitte nicht ein-, sondern mehrgleisig organisiert war:
zwei Gruppen (Nord und Süd) 1933/34, 1945/46, 1972–1993
drei Gruppen (Nord, Mitte und Süd) 1970–1972
vier Gruppen (Nord, Ost, Süd und West) 1937/38 mit einer sich anschließenden „Meisterrunde“ (phase finale) der je vier bestplatzierten Mannschaften
Von 1970 bis 1992 war die Division 2 eine „offene“ Liga, in der sowohl Amateur- als auch Profiklubs antreten durften; vor 1970 und wieder ab 1992 handelt es sich um eine reine Profiliga.
In der Saison 1948/49 spielte nach kurzfristigem Rückzug der AS Angoulême übrigens der 1. FC Saarbrücken als FC Sarrebruck in der D2 mit – sehr erfolgreich, aber nur außer Konkurrenz: deswegen zeigt die offizielle Abschlusstabelle dieser Spielzeit auch bloß 19 Teilnehmer (mit Racing Lens und Girondins-AS du Port Bordeaux auf den Plätzen eins und zwei). Wären die 38 Begegnungen der Saarländer gewertet worden, hätten die beiden Aufsteiger Sarrebruck und Bordeaux heißen müssen. (Zu den politisch-geschichtlichen Hintergründen dieses Intermezzos siehe hier.)
Ebenfalls 1933/34 zugelassen waren die US Suisse aus Paris und der FC Arménienne aus Lyon; US Suisse zog sich während, Lyon noch vor Beginn der Saison zurück.
Die hierüber mit einem * versehenen sechs Vereine gehörten im Jahr zuvor bereits zu den Gründungsmitgliedern der Division 1, aus der sie abgestiegen waren.
Am häufigsten gewannen den Zweitligameistertitel der Le Havre AC und die AS Nancy (je fünf Titel), gefolgt von Racing Lens, OGC Nizza, Lille OSC (je vier) sowie SO/HSC Montpellier, OU/Olympique Lyon, FC Toulouse, AS Saint-Étienne, FC Metz und Racing Strasbourg (je drei).
Saison
Aufsteiger in die höchste Liga (D2-Meister zuerst genannt)
Anfang 2016 hat die Redaktion von France Football eine Liste von 50 Spielern, die die zweite Liga seit 1933 prägten, veröffentlicht.[10] Dabei wurde explizit darauf verzichtet, die ganz Großen des französischen Fußballs einzubeziehen, die zu Anfang oder am Ende ihrer Karriere – und oft kurzzeitig – in der D2 gespielt hatten wie Raymond Kopa (1949–1951 und 1964–1966), Michel Platini (1974/75) oder Jean-Pierre Papin (1984/85 und 1998); andere Nationalspieler hingegen sind durchaus darin enthalten. Auf den dritten Rang hat die Zeitschrift ausnahmsweise gemeinsam drei Mitglieder einer Familie gesetzt, weil der Vater René und seine beiden Söhne die Liga über „den langen Zeitraum von drei Jahrzehnten dominiert“ hätten.
Die besten 20 dieser Liste sind:
Jean-Pierre Orts, viermal Ligatorschützenkönig zwischen 1988 und 1993
Olaf Wuttke: Unterbau in Frankreich. 20 Klubs in der Ligue 1 – und Hunderte, die auch dorthin wollen., in: Zeitspiel (Magazin für Fußball-Zeitgeschichte), Heft 16, Oktober 2019, ISSN 2365-3175, S. 60–61
↑Die D2 startete in zwei Gruppen (Nord mit 13, Süd mit 8 Klubs); ein Endspiel der Gruppensieger um die Meisterschaft wurde nicht ausgetragen.
↑Die 25 Klubs der D2 spielten in dieser Saison in vier Gruppen mit anschließender Meister- (16) bzw. Abstiegsrunde (9 Vereine)
↑Die D2 spielte während der ersten Nachkriegssaison in zwei Gruppen
↑Dem Tabellenzweiten Red Star Olympique wurde der Aufstieg wegen Betrugs verwehrt
↑D2-Meister FC Gueugnon verzichtete auf den Aufstieg, weil der Verband ihn in der D1 nicht unter Amateurbedingungen spielen lassen wollte
↑Der Verband verweigerte dem zu Saisonbeginn mit Zwangsabstieg bestraften D2-Meister Olympique Marseille den sofortigen Wiederaufstieg („Bestechungsaffaire OM-VA“ in der Saison 1992/93)
↑Kurz vor Beginn der Saison 2005/06 wurde dem Aufsteiger ASOA Valence die Profilizenz entzogen, so dass Absteiger Clermont Foot in der Ligue 2 bleiben durfte
↑Châteauroux blieb dann doch in der zweiten Liga, weil der Ligaverband sich weigerte, den sportlich qualifizierten Aufsteiger Luzenac AP darin aufzunehmen.
↑„Les 50 qui ont fait la Ligue 2“, France Football vom 27. Januar 2016, S. 34–42
Torschützenkönige der Ligue 2 (bis 2001/02 Division 2)