Marktgemeinde Lunz am See
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Scheibbs | |
Kfz-Kennzeichen: | SB | |
Fläche: | 101,43 km² | |
Koordinaten: | 47° 52′ N, 15° 2′ O | |
Höhe: | 601 m ü. A. | |
Einwohner: | 1.772 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 17 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 3293 | |
Vorwahl: | 07486 | |
Gemeindekennziffer: | 3 20 05 | |
NUTS-Region | AT121 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Amonstraße 16 3293 Lunz am See | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Josef Schachner (ÖVP) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020) (19 Mitglieder) |
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Lage von Lunz am See im Bezirk Scheibbs | ||
Blick Richtung Südwesten mit dem Ortskern von Lunz am See | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Lunz am See ist eine Marktgemeinde mit 1772 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Scheibbs in Niederösterreich.
Lunz am See liegt im Mostviertel im Ybbstal in der niederösterreichischen Eisenwurzen. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 101,41 Quadratkilometer. 82,44 Prozent der Fläche sind bewaldet. Im Gemeindegebiet liegt der Lunzer See. Lunz liegt an der Ybbs, die vor Lunz Ois genannt wird.
Katastralgemeinden sind Ahorn, Bodingbach, Hohenberg, Lunzamt, Lunzdorf, Seekopf und Weißenbach.
Ybbsitz (Bezirk Amstetten) | Gresten-Land | |
St. Georgen am Reith (Bezirk Amstetten) | Gaming | |
Göstling an der Ybbs |
Funde aus der jüngeren Steinzeit, wie zum Beispiel ein etwa 4000 Jahre altes Serpentin-Steinbeil, belegen eine frühe Besiedelung. Später wechselten dann Kelten ins obere Ybbstal, gefolgt von den Römern. Das Gebiet von Lunz am See war Teil der Provinz Noricum. Die Kelten und später die Römer bauten das „norische Eisen“ am steirischen Erzberg ab und transportierten es über den Mendlingpass nach Lunz und weiter über den Bodingsattel zu den Schmiedewerkstätten von Cetium (St. Pölten) und Arelape (Pöchlarn).[1]
Während der Völkerwanderung durchsetzte sich die Bevölkerung vereinzelt mit Awaren und vermehrt mit Slawen. Viele Menschen flüchteten in dieser Zeit aus dem von kriegerischen Stämmen durchzogenen Donautal ins Gebirge.[1]
Das spärlich besiedelte Land wurde zur Zeit der karolingischen Ostmark von Westen, vor allem von den Bayern, wiederbesiedelt. Als „Liunze in Montanis“ – Lichtung in den Bergen – wurde der Ort erstmals 1203 urkundlich erwähnt. 1340 erwarb Herzog Albrecht XI. das Gebiet um Lunz und schenkte es dem Kloster Gaming.[1]
1392 folgte die erste Erwähnung der „Frauenkirche ze Lunz“, in der „Maria im goldenen Sessel“ verehrt wird. Der Bau dieser Kirche wurde durch die zunehmende wirtschaftliche Stärke ermöglicht, es entstanden in dieser Zeit die ersten Hammerwerke, da die einfachen Schmieden den steigenden Bedarf an Wirtschaftsgütern nicht decken konnten. Lunz am See erreichte mit der gesamten Eisenstraße eine lokale wirtschaftliche Bedeutung, insgesamt eine erste Blütezeit. Vom Wohlstand an der Eisenstraße zeugt noch heute das Amonhaus, das Meister Ofner 1551 im Renaissancestil erbauen ließ.[1]
Türkeneinfälle, die Pest sowie Reformation und Gegenreformation, die Kriege gegen die Franzosen und Churbaiern und die napoleonischen Invasionen erschütterten immer wieder die Gemeinde. Sowohl Dialekt als auch Ortsnamen (Franzosenreith) sind bis heute davon beeinflusst.
Im 19. Jahrhundert wurde wiederum ein Aufschwung möglich, die zweite Blüte. Der Scheibbser Unternehmer Andreas Töpper arbeitete intensiv an der Vermarktung der Metallerzeugnisse. 1832 wurde ein Eisenwalzwerk errichtet, der Energiebedarf wurde beinahe vollständig aus der Wasserkraft der Ybbs gedeckt. Eine Steinbrücke, die Töpperbrücke, die mit in Gußwerk bei Mariazell gegossenen Heiligenfiguren geschmückt wurde, zeugt vom Reichtum der Zeit der zweiten Blüte.
Ab 1869 gab es Planungen für eine Normalspurbahn von Pöchlarn über Gaming, Lunz, Göstling, Lassing und Palfau nach Großreifling ins Ennstal. Gebaut wurde schließlich aber nur der Abschnitt Pöchlarn – Kienberg (Erlauftalbahn). Ab 1880 folgten zahlreiche Initiativen aus dem oberen Ybbstal, eine Bahn von Waidhofen über Großhollenstein und Göstling nach Lunz sowie weiter nach Kienberg zu realisieren. Das Anfang 1882 gegründete „Ybbsthalbahn-Comité“ forderte wegen des einfacheren Gütertransports (keine Umladung erforderlich) einstimmig eine Normalspurbahn. Aus Lunz war der Unternehmer Andreas Töpper besonders aktiv bei diesen Bestrebungen zum Bahnbau. Das kk Handelsministerium stellte klar, dass entweder eine Schmalspurbahn oder gar keine Bahn gebaut würde. Realisiert wurde daher eine Schmalspurbahn, die Ybbstalbahn, die zwischen Gaming und Lunz über den Pfafffenschlager Sattel mit großen Steigungen den Anschluss zur normalspurigen Erlauftalbahn herstellt. Anschluss an das Ennstal und Richtung Westen besteht über Waidhofen an der Ybbs und die Strecke Amstetten–Kleinreifling der ehemaligen Kronprinz Rudolf-Bahn (später kkStB, heute ÖBB). In den folgenden Jahrzehnten stellte die Ybbstalbahn die wichtigste Verkehrsverbindung in und aus dem Ybbstal dar. Am 28. Mai 1988 wurde der Abschnitt Kienberg-Gaming–Lunz stillgelegt und in der Folge ein Museumsbetrieb der Österreichischen Gesellschaft für Lokalbahnen eingerichtet. Der verbleibende Abschnitt Waidhofen–Lunz wurde ab 1991 modernisiert. Mit Bescheid des Landeshauptmanns von Niederösterreich vom 22. November 2010, erfolgte aber die dauernde Einstellung des Abschnitts von Gstadt bis Lunz am See.[2]
1932 wurde hier in der Doline Grünloch mit −52,6 °C die tiefste Temperatur Mitteleuropas gemessen. Lunz am See ist auch in heutiger Zeit als einer der Kältepole Österreichs bekannt.[3]
Am Gelände des jetzigen Wasserclusters befand sich während der Zeit des Nationalsozialismus ein HJ-Wehrertüchtigungslager.[4]
Nach dem Ergebnis der Volkszählung 2001 gab es 2.045 Einwohner. 1991 hatte die Marktgemeinde 2.154 Einwohner, 1981 2.218 und im Jahr 1971 2.301 Einwohner.
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 105, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 117. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 881. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 43,86 Prozent.
In der Gemeinde gibt es einen Kindergarten,[9] eine Volksschule und eine Mittelschule.[10]
Der Gemeinderat hat 19 Mitglieder.