Matthias Reinmuth wuchs in Bad Wimpfen auf. Er studierte ab 1999 Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin bei Georg Baselitz und Dirk van der Meulen. 2004 war er Meisterschüler bei Georg Baselitz. Reinmuth wird von der Galerie Reinhold Maas Reutlingen[1], der Galerie ASPN Leipzig[2], der Galerie Bendana-Pinel Paris[3] und in den USA von der Galerie Edward Cella Art & Architecture Los Angeles[4] vertreten.
Reinmuths Kunstwerke sind der abstrakten, gegenstandsfreien Kunst zuzuordnen. Sie zeichnen sich durch das Arrangement und die Übereinanderlagerung verschiedener Farbschichten aus, sodass durch unterschiedlichen Lichteinfall jeweils neue Farbnuancen hervortreten. Obschon Reinmuths Bilder keine Motive verwenden, erinnern sie an verschwommene Landschaften oder die unterschiedlichen Farbgebungen des Himmels. In diesem Sinne stehen sie in der Tradition der Landschaftsmalerei,[5] beziehen jedoch aufgrund der Abstraktion und der ästhetischen Technik der Farbschichtauftragung auf die Leinwand durchaus die Digitalisierung mit ein.
Während im Frühwerk der 1990er Jahre auch organische Materialien unter dicken Öl- oder Schellackfarbschichten zu Bildreliefs modelliert werden, bestimmt eine permanent weiterentwickelte Abstrahierung die Werke insbesondere der Gegenwart. Farbschichten werden so übereinander gelegt, dass großflächige Farbschauspiele entstehen.[6] Edward Cella sieht in den Werken nicht nur eine narrative Bezugnahme auf die Digitalwelt, sondern geradezu einen dynamischen Ausdruck, der sich kinetisch als Bewegung in den Werken darstellt. Das erinnert ihn an kinematographische Bilddarstellung, die sich gerade in den abstrakten Schichtenmalerei von Reinmuth wiederfindet:
"His paintings are kinetic (or cinematic) as they capture the swiping back and forth of the hundreds of images that blur across our smartphones and screens and create the permanent background noise of our digital media society. Building on the methodology of the Avant Guard which endeavors to mix, remix, and reinterpret itself; Reinmuth has begun to consider his paintings in a serialize practice allowing the glazes, colors and pigments shift over the course of the sequence."[7]
Die serielle Auftragung von Farbpigmenten, Farben und (Wachs-)Lasuren verändern sich ständig im Entstehungsprozess eines Werkes, was an die digitalen Techniken des Remixes und der damit verbundenen ständigen Reinterpretation erinnert. Auf diese Weise nimmt Reinmuths Werk durch die Abstrahierung der Malerei auf die Farbschichten und die serielle Komposition ganzer Bilderfolgen medienästhetische Bezüge zu Techniken des Films, digitaler Satellitenaufnahmen oder Spektralaufnahmen auf.[8]
Reinmuths Werke sind aufgrund der mehrschichtigen Auftragung der Farben nicht leicht zu fotografieren, da die Fotografie den Bildern die Tiefe entzieht und insbesondere in der Digitalfotografie das Farbspektrum nicht vermittelt werden kann.[9]
↑Matthias Reinmuth im Gespräch mit Thomas Lavin und Edward Cella (Video-Interview): Report from Berlin: Matthias Reinmuth. 4. Mai 2021, abgerufen am 14. November 2022.