Die Metaphysik (lateinisch metaphysica; griechisch μετά metá ‚danach‘, ‚hinter‘, ‚jenseits‘ und φύσις phýsis ‚Natur‘, ‚natürliche Beschaffenheit‘) ist eine Grunddisziplin der Philosophie. Metaphysische Systementwürfe behandeln in ihren klassischen Formen die zentralen Probleme der theoretischen Philosophie, nämlich die Beschreibung der Fundamente, Voraussetzungen, Ursachen oder „ersten Begründungen“ der allgemeinsten Strukturen, Gesetzlichkeiten und Prinzipien sowie von Sinn und Zweck der gesamten Realität bzw. allen Seins.
Konkret bedeutet dies, dass die klassische Metaphysik „letzte Fragen“ behandelt, beispielsweise: Gibt es einen letzten Grund, warum die Welt überhaupt existiert? Gibt es einen Grund dafür, dass sie gerade so eingerichtet ist, wie sie es ist? Gibt es einen transzendenten Daseinsbereich – Gott/Götter, Weltseele usw. –, und wenn ja, was können wir darüber wissen? Was macht das Wesen des Menschen aus? Gibt es so etwas wie „Geistiges“, insbesondere einen grundlegenden Unterschied zwischen Geist und Materie (Leib-Seele-Problem)? Besitzt der Mensch eine unsterbliche Seele, verfügt er über einen freien Willen? Verändert sich alles oder gibt es auch Dinge und Zusammenhänge, die bei allem Wechsel der Erscheinungen immer gleich bleiben?
Dinge der Metaphysik sind dabei, so der klassische Erklärungsanspruch, nicht durch empirische Einzeluntersuchungen zugängliche, sondern diesen zugrundeliegende Bereiche der Wirklichkeit. Der Anspruch, überhaupt Erkenntnisse außerhalb der Grenzen der sinnlichen Erfahrung zu formulieren, wurde vielfach auch kritisiert – Ansätze einer allgemeinen Metaphysikkritik begleiten die metaphysischen Systemversuche von Anfang an, sind insbesondere aber im 19. und 20. Jahrhundert entwickelt und oftmals als ein Kennzeichen moderner Weltanschauung verstanden worden. Andererseits hat man Fragen nach einem letzten Sinn und einem systematisch beschreibbaren „großen Ganzen“ als auf natürliche Weise im Menschen angelegt, als ein „unhintertreibliches Bedürfnis“ verstanden (Kant), ja den Menschen sogar als „animal metaphysicum“, als ein „metaphysiktreibendes Lebewesen“ bezeichnet (Schopenhauer). Seit Mitte des 20. Jahrhunderts werden, klassischer analytisch-empiristischer und kontinentaler Metaphysikkritik zum Trotz, wieder komplexe systematische Debatten zu metaphysischen Problemen von Seiten meist analytisch geschulter Philosophen geführt.
Der Begriff „Metaphysik“ hat seinen Ursprung in der bibliographischen Bezeichnung eines Werks des Aristoteles, das aus 14 Büchern allgemeinphilosophischen Inhalts bestand. Der Peripatetiker Andronikos von Rhodos (1. Jahrhundert v. Chr.) ordnete in der ersten Aristotelesausgabe diese Bücher hinter dessen acht Bücher zur „Physik“ ein (τὰ μετὰ τὰ φυσικά tà metà tà physiká ‚das nach/neben der Physik‘). Dadurch entstand die Bezeichnung „Metaphysik“, die also eigentlich bedeutet: „das, was hinter der Physik im Regal steht“, aber gleichzeitig didaktisch meint: „das, was den Ausführungen über die Natur folgt“ bzw. wissenschaftlich-systematisch bedeutet: „das, was nach der Physik kommt“. Welchen von beiden Gesichtspunkten man für ursprünglicher hält, ist unter Philosophiegeschichtlern umstritten.[1] Die genaue damalige Bedeutung des Wortes ist unklar. Erstmals belegt ist der Begriff bei Nikolaos von Damaskus. Aristoteles selber verwendete den Begriff nicht.[2]
Seit der Spätantike wird mit „Metaphysik“ auch eine eigenständige philosophische Disziplin benannt. In der Spätantike und vereinzelt im Frühmittelalter erhält die Metaphysik auch den Namen Epoptie (von griechisch schauen, erfassen).[3] Auf der anderen Seite wurde das Adjektiv „metaphysisch“ besonders seit dem 19. Jahrhundert aber auch in abwertender Weise im Sinne von „zweifelhaft spekulativ“, „unwissenschaftlich“, „sinnlos“, „totalitär“ oder „nicht-empirische Gedankenspielerei“ gebraucht.
Ziel der Metaphysik ist die Erkenntnis der Grundstruktur und Prinzipien der Wirklichkeit. Je nach philosophischer Position kann sich Metaphysik auf unterschiedliche, i. a. sehr weit gefasste Gegenstandsbereiche erstrecken.
Darüber hinaus stellt die klassische Metaphysik eine Grundfrage, die sich etwa wie folgt formulieren lässt:
Diese Frage nach einer letzten Erklärung dessen, was die Wirklichkeit als solche ausmacht, ist grundsätzlicherer Art als die speziellen Einzelfragen der klassischen Metaphysik. So wird in der allgemeinen Metaphysik beispielsweise gefragt, wodurch ein Zusammenhang alles Seienden konstituiert wird, sowie klassischerweise oft auch, wie dieser Gesamtzusammenhang sinnvoll deutbar ist.
Im Einzelnen behandelt die klassische Metaphysik Themen wie:
Die Metaphysik entwickelt Grundbegriffe wie Form/Materie, Akt/Potenz, Wesen, Sein, Substanz usw.
Sofern diese Grundbegriffe von allem Seienden aussagbar sind, heißen sie etwa bei Aristoteles, Kant und auf diese bezugnehmenden Autoren Kategorien. Allerdings ist in der Interpretation teilweise unklar, ob Kategorien bloße Worte oder Begriffe sind oder diesen unabhängig existierende Objekte bzw. Typen von Objekten entsprechen.
Auf metaphysischen Konzepten bauen verschiedene philosophische Einzeldisziplinen auf, mittelbar auch verschiedene Einzelwissenschaften. Insofern kann die Metaphysik als grundlegend für Philosophie überhaupt betrachtet werden.
Traditionell wird die Metaphysik in einen allgemeinen (metaphysica generalis) und einen speziellen (metaphysica specialis) Zweig geschieden; den ersten bildet die Ontologie, der andere umfasst die rationale Theologie, Psychologie und Kosmologie:
Metaphysik kann verschieden vorgehen:
Eine kritische Reflexion ihrer eigenen Grundbegriffe, Grundsätze und Argumentationsstrukturen gehörte ebenso von Beginn an zur Metaphysik wie eine Abgrenzung gegenüber den übrigen philosophischen Disziplinen und zu den Einzelwissenschaften (Physik, Mathematik, Biologie, Psychologie usw.).
Von entscheidender Bedeutung für die Aussagen der jeweiligen Metaphysik ist der zugrunde gelegte Seinsbegriff. In der Tradition gibt es dabei zwei grundsätzlich verschiedene Ansätze:
In einem univoken Seinsverständnis wird „Sein“ als das aller-allgemeinste Merkmal beliebiger Dinge (genannt „Seiendes“ oder „Entitäten“) verstanden. Es ist das, was allen Seienden nach Abzug der jeweils individuellen Eigenschaften immer noch gemeinsam ist: dass sie sind, oder anders ausgedrückt: dass ihnen allen Sein zukommt (vgl. ontologische Differenz). Dieser Seinsbegriff führt zu einer „Wesensmetaphysik“. „Wesen“ (essentia) bezieht sich hier auf Eigenschaften (etwa das, was einen jeden Menschen zu einem Menschen macht), „Sein“ (existentia) auf die Existenz. So unterscheidet beispielsweise Avicenna sowie in seiner Rezeption etwa (der frühe) Thomas von Aquin (prägnant und bekannt in De ente et essentia).
In einem analogen Seinsverständnis wird „Sein“ als das verstanden, was allem zukommt, wenn auch auf je verschiedene Weise (Analogia entis). Das Sein ist das, worin einerseits alle Gegenstände übereinkommen und worin sie sich zugleich unterscheiden. Dieses Seinsverständnis führt zu einer (dialektischen) „Seinsmetaphysik“. Der Gegenbegriff zum Sein ist hier das Nichts, da nichts außerhalb des Seins stehen kann. Sein wird hier als Fülle verstanden. Ein Beispiel für diesen Ansatz liefert die Spätphilosophie des Thomas von Aquin (Summa theologica).
In der ontologischen Tradition gilt das „Sein“ als der zentrale Grundbegriff. Grundsätzlich können drei Verwendungsweisen des Begriffs „Sein“ unterschieden werden, die sich bereits bei Platon finden:[6] Existenz („cogito, ergo sum“), Identität („Kant ist der Verfasser der Kritik der reinen Vernunft“) und Prädikation („Peter ist ein Mensch“).[7] In der traditionellen Ontologie wird auch die Frage diskutiert, wie sich das Sein zum Seienden verhält. Martin Heidegger spricht hier von der „ontologischen Differenz“, die für den Unterschied zwischen Sein und Seiendem steht.[8][9]
Die geläufigste Verwendung des Wortes „ist“ ist die Verwendung im Sinne der Prädikation. Nach klassisch-aristotelischer Auffassung, die bis ins 19. Jahrhundert bestimmend geblieben ist, bezieht das Wort „ist“, verstanden als Kopula der Aussage, das Prädikat auf das Subjekt. In Orientierung an dieser sprachlichen Form kommt Aristoteles zu seiner Ontologie, wonach die Welt aus Substanzen und deren Attributen besteht. In diesem Modell wird durch das Prädikat einem Individuum eine allgemeine Eigenschaft zugesprochen.
In der Analytischen Philosophie wird das „ist“ des Aussagesatzes nicht mehr als Kopula verstanden, sondern als Teil des Prädikats. In diesem Verständnis steht das „ist“ für eine bestimmte Verbindung, die Beziehung, die das Individuum mit der Eigenschaft verbindet (Exemplifikation). Im Zentrum der Betrachtung steht der Satz als Ganzes, der sich auf einen Sachverhalt bezieht.
Unter Kategorien (griechisch: kategoria eigentlich „Anklage“, später „Eigenschaft“ oder „Prädikat“) versteht man ontologische Grundbegriffe, mit denen man Grundmerkmale des Seienden kennzeichnet. Da das Verb kategorein ins Lateinische übersetzt praedicare lautet, heißen Kategorien gerade auch im Mittelalter Prädikamente.
Nach Aristoteles lässt sich eine Reihe allgemeinster ontologischer Begriffe ausmachen, denen zugleich höchste Gattungen des Seienden entsprechen – er nennt diese Kategorien und unterscheidet ihrer zehn, darunter die Substanz, die Quantität, die Qualität, Relationen, räumliche und zeitliche Lokalisierung u. a. Zweck der Kategorisierung ist es, Strukturen in der Wirklichkeit aufzuzeigen und logische Fehler in der Beschreibung des Seienden aufzudecken und zu vermeiden. Mit Kategorien werden die Bausteine, aus denen die Welt als Ganzes oder in ihren Teilen (Domänen) zusammengesetzt ist, klassifiziert. Sie sind vollständig disjunkt und insofern (im Gegensatz zu den Transzendentalien) keine allgemeinen Grundmerkmale alles Seienden. Die aristotelische Kategorienlehre ist bis in die Gegenwart prägend für zahlreiche ontologische Ansätze und wird auch heute noch von einigen Metaphysikern für fruchtbar gehalten, z. B. in der formalen Ontologie.[10]
Autoren der lateinischen Scholastik des Mittelalters bezeichnen mit dem Ausdruck Transzendentalien (lateinisch transcendentalia, von transcendere „übersteigen“) solche Begriffe, die allem Seienden zukommen und daher die einteilenden Kategorien umgreifen. Während Kategorien nur von bestimmten Seienden ausgesagt werden, kommen alle Transzendentalien jedem Seienden zu, werden aber von unterschiedlichen Seienden in unterschiedlicher Weise ausgesagt (Analogielehre). Als Transzendentalien gelten meist das Wahre (verum), das Eine (unum) und das Gute (bonum), häufig auch das Schöne (pulchrum). In der klassischen Ontologie galten diese Transzendentalien untereinander als austauschbar: Was (in höchstem Maße) gut war, galt zugleich auch als (in höchstem Maße) wahr und schön, und umgekehrt. Im 13. Jh. wurde kontrovers diskutiert, wie diese transzendentalen Begriffe zu verstehen sind.[11] In der modernen Ontologie finden sich weitere Transzendentalien wie Wirklichkeit (Aktualität), Existenz, Möglichkeit, Ähnlichkeit, Identität oder Verschiedenheit (Differenz).
In der Ontologie ist „Individuum“ (das Unteilbare; auch „Einzelding“, engl.: particular) ein Grundbegriff, der nicht durch andere ontologische Begriffe definiert ist. So haben Individuen zwar Charakteristika, man verwendet sie aber nicht zur Charakterisierung. Somit besitzen Eigennamen von Individuen keinen prädikativen Charakter. Man kann zwar über Sokrates etwas aussagen, aber Sokrates nicht als Prädikat verwenden. Weiter sind Individuen dadurch charakterisiert, dass sie nicht zur selben Zeit an verschiedenen Orten sein können. Multilokalität gibt es nur für Eigenschaften. Zum Dritten sind Individuen nach Gottlob Frege gesättigte Entitäten, das heißt, sie sind Objekte, die in sich abgeschlossen sind, keiner weiteren Benennung bedürfen.
Eine wichtige Unterscheidung innerhalb der Individuen ist die von physischen Individuen (Gegenstände, Körper) und nicht-physischen Individuen (Abstrakta). Beispiele für letztere sind Institutionen, Melodien, Zeitpunkte oder Zahlen, wobei der ontologische Charakter von Zahlen umstritten ist. Diese können auch als Eigenschaften aufgefasst werden. Für die Ontologie ebenfalls problematisch ist die Einordnung der in der Philosophie des Geistes diskutierten mentalen Zustände und die damit verbundenen Inhalte der Begriffe Bewusstsein, Geist, Seele (siehe auch Qualia und Dualismus (Ontologie)). Daneben wird zwischen abhängigen und unabhängigen Individuen unterschieden. Ein Individuum ist abhängig, wenn es nicht existieren kann, ohne dass ein bestimmtes anderes Individuum existiert. Beispiele hierfür sind etwa ein Schatten oder ein Spiegelbild. Ob auch ein Lächeln als abhängiges Individuum zu betrachten ist, oder ob es sich hierbei um eine reine Eigenschaft handelt, ist wiederum umstritten. Unabhängige körperliche Individuen nennt man in der Ontologie auch Substanz (Ousia).
Umstritten ist weiterhin, ob und inwieweit Eigenschaften, die in einer Substanz realisiert sind, als eine besondere Form von Individuen, als Eigenschaftsindividuen,[12] aufzufassen sind. So kann man das Weiß im Bart des Sokrates als einen Namen für ein bestimmtes einmaliges Vorkommen auffassen. Weitere Beispiele sind die Körpergröße eines bestimmten Menschen oder die Geschwindigkeit eines bestimmten Autos jeweils zu einem bestimmten Zeitpunkt. Eigenschaftsindividuen werden manchmal auch als Tropen bezeichnet. Sie sind Akzidenzien einer Substanz, haben also immer einen Träger und sind immer abhängig.
Sachverhalte sind strukturierte Entitäten, die sich auf Konstellationen in Raum und Zeit beziehen, die sich aus Individuen, Eigenschaften und Relationen zusammensetzen. Sofern Sachverhalte in der Wirklichkeit eine Entsprechung haben, spricht man von Tatsachen. Für realistische Ontologen haben Aussagen über Sachverhalte eine Entsprechung in der Wirklichkeit, die die Aussagen als Wahrmacher zu Tatsachen erheben.[13]
Ludwig Wittgenstein hat im Tractatus logico-philosophicus eine Ontologie skizziert, die ganz auf Sachverhalten beruht. Kernsätze:
Es gibt eine Reihe von Ontologen, so etwa Reinhardt Grossmann, die Sachverhalte zu den grundlegenden Kategorien der Welt zählen. Bei Uwe Meixner, der im ersten Schritt zwischen den Kategorien der Objekte und Funktionen unterscheidet, sind die Sachverhalte neben den Individuen eine grundlegende Form der Objekte. In Sachverhalten werden Eigenschaften und Relationen exemplifiziert.[14] Andererseits hat etwa Peter Strawson bestritten, dass Tatsachen neben den Dingen eine Realität in der Welt haben.[15] Weil der Begriff der Tatsache nicht ausreichend geklärt ist, zog Donald Davidson den Schluss, dass Theorien, die auf dem Begriff der Tatsache beruhen, selbst als nicht ausreichend geklärt anzusehen sind.[16] Zu den Vertretern, die Sachverhalte als grundlegende Konstituenten der Welt halten, zählt David M. Armstrong.[17]
Im Gegensatz zu Individuen und Sachverhalten sind Universalien räumlich und zeitlich nicht gebunden. Man kann vier Arten von Universalien unterscheiden. Zum einen werden darunter Eigenschaften gefasst, die einem Gegenstand zukommen können, wie die Röte in einer Billardkugel (Eigenschaftsuniversalien). Zum zweiten gibt es Begriffe, mit denen Individuen als Arten und Gattungen zusammengefasst werden, etwa Sokrates – Mensch – Säugetier – Lebewesen (Substanzuniversalien). Den dritten Fall, die Relationen, hat Aristoteles noch unter den Eigenschaften erfasst. Man kann die Beziehung „ist Vater von“ als Merkmal einer Person auffassen, durch das sie in einer Beziehung zu einer anderen steht. Bertrand Russell hat dies als „Monismus“ bezeichnet und abgelehnt. Für ihn und in der Folge für die meisten Ontologen ist eine Relation aRb eine den Individuen externe Beziehung R, die zwischen den Individuen a und b besteht.[18] Eigenschaften werden in Individuen, Relationen in Sachverhalten „exemplifiziert“. Sie haben ein Vorkommen in einem bestimmten Objekt. Zum vierten schließlich gibt es nicht-prädikative Universalien, die den Charakter eines Objektes und nicht den einer Eigenschaft haben, wie etwa die Platonischen Ideen, Beethovens Neunte, die Schildkröte (als Gattung) oder das hohe C. Solche Typenobjekte (types) können räumlich und zeitlich mehrfach vorkommen. Es gibt verschiedene Aufführungen von Beethovens Neunter und verschiedene Notendrucke. Typenobjekte können nicht durch ein Adjektiv ausgedrückt werden. Man kann nicht sagen „schildkrötig“.
Von Anbeginn an bestand das Problem, wie man das, was mit diesen Allgemeinbegriffen bezeichnet wird, ontologisch einordnen soll (Universalienproblem). Dabei stehen sich Positionen gegenüber, die auf verschiedene Weisen den Universalien eine eigene Realität zusprechen (Universalienrealismus) oder aber solche, die eher der Überzeugung sind, dass Universalien rein begriffliche, mentale Produkte sind, mit denen bestimmte Merkmale von Einzeldingen z. B. aufgrund von Ähnlichkeit oder anderen Kriterien einen Namen erhalten (Nominalismus). Eine modernere Bezeichnung für Universalien ist „abstrakte Gegenstände“. Hierdurch soll vor allem klargestellt werden, dass auch Typenobjekte wie die Zahl Pi in die Betrachtung einbezogen werden.[19]
Die Teil-Ganzes-Beziehung (Mereologie) wird auf verschiedenen Ebenen diskutiert. So ist der Kopf des Sokrates ein Individuum, das ein räumlicher Teil des Individuums Sokrates ist. Weil es zum Wesen des Sokrates gehört, einen Kopf zu haben, wird der Kopf ein essenzieller Teil des Sokrates genannt. Es gibt aber auch Gruppenindividuen (plurale Individuen) wie die Berliner Philharmoniker, die Hauptstädte der EU oder die drei Musketiere, die jeweils aus mehreren einzelnen Individuen bestehen. Dabei hat die Teil-Ganzes-Beziehung unterschiedlichen Charakter. Scheidet ein Musiker bei den Berliner Philharmonikern aus oder tritt ein weiterer Staat der EU bei, so verändert sich der Charakter des Gruppenindividuums nicht, auch wenn die numerische Identität sich verändert hat. Scheidet hingegen einer der drei Musketiere aus der Gruppe aus, so erlischt der Charakter dieser Gruppe. Hier sind einzelne Individuen als Teile gruppenkonstitutiv für das Ganze.
Ein bekanntes Beispiel für Probleme, die sich aus der Teil-Ganzes-Beziehung ergeben ist das aus der Antike stammende Gedankenexperiment vom Schiff des Theseus. Topologische Begriffe wie „Rand“ und „Zusammenhang“ lassen sich mit mereologischen Mitteln untersuchen, woraus die Mereotopologie entsteht. Anwendungen finden sich unter anderem im Bereich der Künstlichen Intelligenz und der Wissensrepräsentation. Weil die Teil-Ganzes-Beziehung für verschiedene Entitäten ein zutreffendes Merkmal ist, kann man sie auch zu den Transzendentalien rechnen.
Einen wichtigen Beitrag dazu leisteten die Quantenphysiker und Wissenschaftsphilosophen Werner Heisenberg ("Das Teil und das Ganze") und Carl Friedrich von Weizsäcker.
Die Metaphysik war seit ihrer Entstehung, insbesondere jedoch seit dem 17. Jahrhundert, grundsätzlicher Kritik ausgesetzt. Häufig vertraten Kritiker der Metaphysik eine Variante der Position, die Fragen der Metaphysik seien mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln nicht in adäquater Weise zu beantworten. Während die Kritik im 17. und 18. Jahrhundert vor allem mit Bezug auf die Abhängigkeit menschlicher Erkenntnis von empirischen Gegenständen als Erkenntnisobjekten argumentierte, sind seit Ende des 19. Jahrhunderts Aspekte der gültigen Verwendung der Sprache als Medium philosophischer Erkenntnis ins Zentrum der Metaphysikkritik gerückt. Als zentraler Autor der Metaphysikkritik wird häufig Kant angesehen, der Ende des 18. Jahrhunderts argumentierte, die Grundbegriffe, mittels derer Metaphysik betrieben würde, besäßen keine Gültigkeit für die Gegenstände der Metaphysik. Er forderte jedoch nicht das Ende der Metaphysik, sondern trat für eine Philosophie ein, die auf einer grundsätzlichen kritischen Reflexion ihrer Methoden aufbaut.
Philosophiebibliographie: Metaphysik – Zusätzliche Literaturhinweise zum Thema
Weitere Literatur findet sich auch bei Metaphysikkritik