Erste musikalische Eindrücke erhielt Legrand durch seinen Vater Raymond Legrand, der als Leiter eines Varieté-Orchesters Musiker wie Édith Piaf und Maurice Chevalier begleitete, oder Arrangements für Ray Ventura schrieb. Auch seine Mutter stammte aus einer Musikerfamilie. Ihr Bruder, Jacques Hélian, leitete ein Orchester. Legrand hatte armenische Wurzeln. Einer seiner Großväter sang Oum Kalsoum und beherrschte das Spiel auf der Oud. Die Eltern des kleinen Michel ließen sich scheiden, als ihr Sohn drei Jahre alt war.[1] Legrand schloss sein Studium mit 17 Jahren am Conservatoire de Paris, u. a. bei Nadia Boulanger, 1952 ab.[2] Bereits in diesem Jahr arrangierte er ein Streicheralbum für Dizzy Gillespie. 1952 begleitete er Maurice Chevalier auf einer USA-Tournee.
Seit Ende der 1950er Jahre wandte er sich verstärkt der Filmmusik zu. Seine Soundtracks für Hollywood-Filme begründeten seinen Weltruhm. Eines seiner weltweit bekanntesten Werke ist das Musical-Filmdrama Die Regenschirme von Cherbourg(Les Parapluies de Cherbourg) aus dem Jahre 1964, in dem Catherine Deneuve ihren ersten Auftritt hatte.
Zwölfmal wurde er für den Oscar nominiert, den er dreimal erhielt: für den Filmsong zu Thomas Crown ist nicht zu fassen – The Windmills of Your Mind (1968) – sowie für die Soundtracks zu den Filmen Sommer ’42 (1971) und Yentl (1983). Daneben wurde er dreimal für den César nominiert und zwölfmal für den Golden Globe Award, den er für Thomas Crown ist nicht zu fassen einmal erhielt. Insgesamt schrieb er Musiken zu etwa 200 Kino- und Fernsehfilmen, etwa für den Spielfilm Atlantic City, USA (1980) von Regisseur Louis Malle mit Burt Lancaster in der Hauptrolle. Er komponierte auch die Musik für die französische Zeichentrickserie Il etait une fois la vie (1987), die in Deutschland unter dem Titel Es war einmal … das Leben bekannt ist. Als einer der ersten Musiker Frankreichs machte er sich zudem den Bossa Nova[1] zu eigen. Eine französische Version von The Windmills of Your Mind mit dem Titel Les moulins de mon cœurinterpretierte Legrand selbst, deren Text wurde von Eddy Marnay geschrieben.
Bemerkenswert war auch seine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Barbra Streisand, die er erstmals 1966 auf deren Album Je m’appelle Barbra als Arrangeur, Orchesterleiter und Komponist begleitete.[4] Streisand nahm auf ihren folgenden Alben immer wieder Lieder von Legrand auf.[5] Die Zusammenarbeit fand ihren Höhepunkt im preisgekrönten Soundtrack zu Yentl. Noch 2011 wählte sie für das Album What Matters Most seine Komposition The Windmills of Your Mind als Eröffnungslied aus.[6]
Neben den ihm verliehenen Oscars wurde Legrand mit zahllosen weiteren Auszeichnungen bedacht. Im November 1984[1] überreichte ihm der damalige Kulturminister Jack Lang die Médaille de la Légion d’honneur. 17 Mal wurde er für den Grammy nominiert und fünfmal ausgezeichnet.[7] 1990 wurde er in die Songwriters Hall of Fame aufgenommen.[8] 1998 wurde ihm der ASCAP Henry Mancini Award zuerkannt.[9] In Deutschland wurde ihm im Juni 2011 der „Look & Listen – Telepool-BR-Music-Award“ für sein Lebenswerk als Komponist von Filmmusik verliehen.[10]
Daneben trat Legrand auch als Dirigent und Pianist mit Werken von klassischen Komponisten wie z. B. Eric Satie auf.[11] 2013 legte Legrand seine AutobiographieRien de grave dans les aigus (Éditions du cherche midi) vor.
Legrand war bis zu seinem Tode im Januar 2019 im Alter von 86 Jahren aktiv. Seine letzte Filmmusik entstand 2018 für den französischen Film Wo ist Albert?(J’ai Perdu Albert).[12][8]
Michel Legrand war der jüngere Bruder der VokalistinChristiane Legrand, Mitglied der Swingle Singers. Legrand war dreimal verheiratet: Von 1958 bis 1992 mit Christine Bouchard, von 1994 bis 2007 mit Isabelle Rondon und ab 2014 bis zu seinem Tod mit der Schauspielerin Macha Méril. Er hatte vier Kinder.[13] Seine Tochter Eugénie, verheiratet mit dem Reiter Cédric Angot, ist als Springreiterin aktiv und nahm an den Olympischen Spielen 2004 teil.[14] Der Freund seines Vaters und Bruder seiner Mutter war der Orchesterleiter Jacques Hélian; sie stammen aus einer armenisch-französischen Familie.[15]