1858 ließ sich Erdmann in Düsseldorf nieder, wo er „ein mit feinster Empfindung für Duft und Zartheit des Kolorits ausgestatteter Spezialist für das Rokokozeitalter wurde“.[4] Er malte fortan fast ausschließlich Genrebilder mit Szenen aus dieser „galanten“ Zeit. Sie zeichnen sich durch feinen Humor, pikante Auffassung und gefällige Motive aus, die oft in einem höfischen Milieu angesiedelt sind.
Erdmann war Mitglied des Düsseldorfer Künstlervereins Malkasten.[5] Dem Vorstand dieses Vereins gehörte er für mehrere Jahre an, auch im Jahr 1877, als zu Ehren des Kaiserpaars das Kaiserfest veranstaltet wurde. Er beteiligte sich aktiv am Gelingen von Theateraufführungen im Malkasten-Haus. So spielte er am 27. Januar 1877 die Hauptrolle Enerique im „Degen- und Mantelstück“ Die Tochter des Hidalgo von Edmund Henoumont[6] sowie am 28. März 1882 die Hauptrolle Arnaldus in der Tragödie Erica, ebenfalls von Edmund Henoumont.[7][8] Gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Albert Baur überreicht Erdmann im Dezember 1885 Adolf Menzel die Ehrenmitgliedschaft des Künstlervereins Malkasten zu dessen 70. Geburtstag in Berlin.[9]
Erdmann war der Sohn des Chemikers und dreimaligen Rektors der Universität Leipzig Otto Linné Erdmann (1804–1869) und dessen Frau Clara, geborene Jungnickel (1801–1863).[13][14] Seit 1843 lebte die Familie Erdmann in dem neu errichteten Fridericianum, einem von Albert Geutebrück errichteten Universitätsgebäude, in dem neben den Lehr- und Forschungsräumen des Vaters auch die Sammlung des Leipziger Antikenmuseums untergebracht waren.[15] Er war das jüngste von insgesamt vier Kindern. Seine beiden älteren Brüder waren Karl Ludwig Erdmann, Rechtsgelehrter und Advokat in Leipzig und Bernhard Arthur Erdmann, Medizinalrat und Großmeister der Freimaurer-Loge in Dresden[16] Erdmanns Schwester Cora war die Mutter der deutsch-schweizerischen Malerin Clara Grosch (1863–1932), die ab 1902 mit ihrem Mann, dem aus dem schweizerischen Gelterkinden stammenden Landschaftsmaler Jakob Wagner (1861–1915)[17] in Locarno ein gemeinsames Atelier führte. Erdmann heiratete 1864 Franziska Hubertina Franken, die Tochter des Düsseldorfer Genremalers und Malkasten-Mitglieds Theodor Franken (1811–1876).[18][19] Nach dem frühen Tod seiner ersten Frau heiratete Erdmann 1872 deren Schwester, die 17 Jahre jüngere Elisabeth Franken (1872–1901). Bis zu seinem Tod 1905 lebte Erdmann in dem vom Düsseldorfer Architekten Lorenz Schilmann errichteten Haus in der Leopoldstraße Nr. 8.
Erdmanns Bilder waren in regelmäßiger Folge auf zahlreichen akademischen und internationalen Kunstausstellungen zu sehen.[20] Durch Schenkungen oder Ankäufe gingen einige seiner Gemälde schon zu seinen Lebzeiten an Museen und in öffentliche Kunstsammlungen über, wie beispielsweise die Städtische Gemäldesammlung Düsseldorf,[21] das Wallraf-Richartz-Museum[22] und die Galerie der Woburn Public Library in Massachusetts, USA.[23] Bilder von Erdmann wurden auch als Einrichtungs-Inventar des Wiesbadener Stadtschlosses und für die Ausstattung öffentlicher Einrichtungen angekauft.[24]
Maximilian Rück: Zwischen den Kulissen. Der Maler Otto Erdmann und die Aufführung des 19. Jahrhunderts, Deutscher Kunstverlag, Berlin 2024, ISBN 978-3-422-80254-4.
Babette Marie Warncke: Rokoko-Mode. Rokokorezeption in der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts. Dissertation an der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg im Breisgau 1995, S. 50 ff. (Onlinefassung im Portal freidok.uni-freiburg.de; PDF, 54,4 MB)
Erdmann, Otto. In: Friedrich von Boetticher:Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte. Band 1 /1, Bogen 1–30: Aagaard–Heideck. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1891, S. 275 (Textarchiv – Internet Archive).
↑O. A.: Am Familientische. Der Roccocomaler In: Daheim. Ein deutsches Familienblatt mit Illustrationen. Jg. 5, 1870, S. 688.
↑ abAkademie der Künste Dresden (Hrsg.): Verzeichnis der vom 13. Juli 1851 an der K. S. Akademie der Künste Dresden öffentlich ausgestellten Werke der bildenden Kunst. Dresden 1851, S. 28.
↑Deutsche Malerei der Gegenwart auf der Jubiläums-Ausstellung der Kgl. Akademie der Künste zu Berlin 1886. Franz Hanfstaengl, München 1886, S. 53.
↑Adolf Rosenberg: Aus der Düsseldorfer Malerschule. Studien und Skizzen. Leipzig 1890, S. 43.
↑Edmund Henoumont war Hauptmann a. D. und gehörte mit Otto Erdmann dem „Kaiserfest-Comité des Künstlervereins ‚Malkasten‘“ an, das 1877 den Besuch Wilhelm I. im Künstlerhaus „Malkasten“ vorbereitete. Bernhard Endrulat: Ein Kaiserfest im „Malkasten“ zu Düsseldorf. Düsseldorf 1878, S. 20 (digital.ub.uni-duesseldorf.de).
↑Künstlerverein Malkasten: Aus der Geschichte des Künstlervereins Malkasten. Zur Jubelfeier seines fünfzigjährigen Bestehens 1848–1898. Düsseldorf 1898, S. 77.
↑Kunstakademie Dresden (Hrsg.): Verzeichnis der vom 13. Juli 1851 an der K. S. Akademie der Künste Dresden öffentlich ausgestellten Werke der bildenden Kunst. Dresden 1851, S.29.
↑The Illustrated London News. 17. Mai 1890, S. 630.
↑Personalnachrichten. In: Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe. N.F. 9, 1898, Heft 32, S. 521 (digi.ub.uni-heidelberg.de).
↑Daheim. Deutsches Familienblatt, 23. Juli 1870. Band 6, Nr. 43. Leipzig 1870, S. 688.
↑Otto Linné Erdmann. In: Professorenkatalog der Universität Leipzig. Herausgegeben vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Historisches Seminar der Universität Leipzig. Leipzig 2016.
↑Lothar Beyer, Horst Remane: Justus von Liebig an Otto Linné Erdmann – kommentierte Briefe von 1836 bis 1848. Leipzig 2016, S. 222.
↑Michael Lang-Alsvik: Brüder reicht die Hand zum Bunde, (de.scribd.com).
↑Jakob Wagner, in Personenlexikon des Kanton Basel-Landschaft.
↑Moritz Blanckarts: Düsseldorfer Künstler. Nekrologe aus den letzten zehn Jahren. Stuttgart 1877, S. 116 (books.google.de).
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↑Verzeichnis der in der Städtischen Gemälde-Sammlung zu Düsseldorf befindlichen Kunstwerke. Düsseldorf 1902, S. 21 (digital.ub.uni-duesseldorf.de).
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↑Annual Report of the Government of the City of Woburn for the year 1913. Woburn 1914, S. 200.
↑Gerd Bartoschek: Zerstört – Entführt – Verschollen. Die Verluste der preußischen Schlösser im Zweiten Weltkrieg. Hrsg. v. d. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Berlin-Brandenburg 2004, S. 161.
↑Julia M. Nauhaus: Die Gemäldesammlung des Städtischen Museums Braunschweig. Vollständiges Bestandsverzeichnis und Verlustdokumentation. Hildesheim / Zürich / New York 2009, S. 132.
↑Dietulf Sander: Museum der bildenden Künste Leipzig. Katalog der Gemälde, hrsg. v. Herwig Guratzsch u.d. Museum der bildenden Künste Leipzig, Leipzig 1995, S. 45.
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