Promnitz ist der Name einer Familie des sächsischen Uradels mit Stammhaus in Promnitz an der Elbe. Als Stammvater wird im Jahre 1270 Adam Herman von Promnitz erstmals erwähnt. Wanderungsbewegungen führten die Familie in die Niederlausitz, nach Pirna und nach Schlesien.
Die reich begüterte gräfliche Linie, verschwägert mit zahlreichen Familien des Hochadels, erlosch mit Johann Erdmann Graf von Promnitz (1719–1785). Die freiherrliche Linie blüht noch.
Ausgehend vom Dorf Promnitz an der Elbe (Ersterwähnung 1185) in der Mark Meißen – zunächst Vorwerk, dann schriftsässiges Gut mit Schloss – hatte die Familie in den Orten Röderau, Brockwitz, Böhla und Zehren zahlreiche Besitzungen.
Mit den Bannerherren Sigismund von Promnitz (1380–1444) auf Lessendorf und Otto II. von Promnitz (ca. 1377–1430) auf Weichau beginnen die Hauptlinien des Adelsgeschlechts in Schlesien und mit Heinrich I. Promnitz († 1485) eine Linie, die in Pirna zum patrizischen Stadtadel gehörte, einige Bürgermeister stellte und das dortige Promnitz-Haus[1] (Lange Str. 43) im 17. Jahrhundert repräsentativ ausgestalten ließ. Weiterhin befanden sich das Marieneck und das sogenannte Canalettohaus in Promnitzschem Besitz.
Als erster der Familie errang Balthasar von Promnitz aus dem Haus Lessendorf ein Amt von überregionaler Bedeutung. Er wurde 1539 Fürstbischof von Breslau und Landeshauptmann von Schlesien. Er erwarb die bedeutendsten Güter der Familie, die Herrschaften Pleß im Jahr 1542, Triebel 1556 sowie Sorau 1558. In seinem Testament stiftete er für die Nachkommen seiner Familie eine Majoratsherrschaft und ein Minorat.
Fürstbischof Balthasars älterer Bruder Caspar III. von Promnitz auf Lessendorf war Hauptmann der WeichbilderFreystadt und Grünberg in Niederschlesien. Sein erster Sohn Stanislaus erbte von seinem Onkel, dem Bischof, das Majorat Pleß. Caspars gleichnamiger jüngster Sohn erhielt das von seinem bischöflichen Onkel gestiftete Minorat. Stanislaus starb kinderlos und hinterließ Pleß seinem jüngeren Bruder Karl, der 1572 die verschuldete Herrschaft Bielitz erwarb, die vom Kaisers Maximilian II. zur Minderstandesherrschaft erhoben wurde.
Balthasar Herrmann von Promnitz auf Skarsina aus der Neu-Weichauer Linie wurde vom letzten Vertreter der Weichau-Dittersbacher Hauptlinie, Hans von Promnitz, adoptiert. Er erbte daher dessen gesamte Besitzungen: die Güter Dittersbach, Greisitz und Küpper.
Anselm I. von Promnitz aus dem Haus Weichau hatte mit Ursula von Nostitz einen gemeinsamen Sohn Seyfrid von Promnitz. Dieser erbte 1562 Sorau und Triebel vom Bischof von Breslau. Sein Sohn Heinrich Anselm, Landvogt der Niederlausitz, folgte dem Vater 1597 im Besitz der Güter. Dessen Sohn war Siegmund Seyfrid († 1654), der erste Graf von Promnitz.
Schloss Pleß (in der Gestalt des 19. Jh.; 1548–1765 im Besitz der Familie)
Siegmund Seyfrid, Freiherr aus dem Haus Alt-Weichau zu Pleß, Sorau und Triebel, Landvogt in der Niederlausitz, wird mit Diplom vom 9. Mai 1652 von Kaiser Ferdinand III. in den böhmischen Grafenstand erhoben. Von 1654 bis 1664 ist sein ältester Sohn, Erdmann I. Leopold Graf von Promnitz († 1664), im Besitz der Güter. Dieser engagierte Wolfgang Caspar Printz als Director musices für die Promnitzsche Hofkapelle.
Aus Balthasar Erdmanns 1682 geschlossener Ehe mit Gräfin Emilie Agnes Reuß zu Schleiz (1667–1729) entstammt als ältester Sohn Graf Erdmann II. von Promnitz. Dieser machte besonders die Verbesserung des Schulwesens zu seinen Hauptaufgaben. Neben der Errichtung und dem Unterhalt von Schulen, übernahm er auch die Besoldung der Lehrer. 1704 berief Erdmann II. den jungen Georg Philipp Telemann zum Promnitzschen Hofkapellmeister. Mit seiner 1705 mit Anna Maria Prinzessin von Sachsen-Weißenfels (1683–1731) geschlossenen Ehe war der Anschluss an den Hochadel besiegelt. Am Hauptsitz der Grafen in Sorau ließ er von 1710 bis 1728 neben dem alten Schloss der Bibersteiner einen barocken Neubau durch Giovanni Simonetti errichten, einen monumentalen Vierflügelbau.
Mit ihm starb das gräfliche Haus Promnitz im männlichen Stamm aus, mit seiner Schwester Gräfin Agnes Sophie (1720–1791), auch im weiblichen Stamm. Die freiherrliche Linie besteht bis heute.
Einerseits erfolgte die Auswanderung zahlreicher Familienmitglieder nach Amerika, Australien und Südafrika, andererseits blieb die freiherrliche Linie auf Gütern wie Pitschkau (heute Pietrzyków), Züllichau, Croischwitz und Adlig Krummendorf ansässig. 1753 verfügte Kaiserin Maria Theresia die Namenserweiterung dieser Linie zu Freiherren Promnitz von Promnitzau.
Das im Jahr 1861 von den Grafen von Hochberg zu Pleß im Forst bei Pless (heute Pszczyna) anstelle eines älteren Promnitz’schen Schlosses errichtete Jagdschloss Promnitz erinnert dem Namen nach noch immer an die frühere Besitzerfamilie.
Das Stammwappen zeigt in Rot ein aufwärtsgerichteten schrägrechten silbernen Pfeil von zwei silbernen Sternen beseitet. Auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken drei (silber, schwarz, rot) Straußenfedern.
Möglicherweise erhielt Ritter Nicolaus von Promnitz das Stammwappen im Jahre 1324 für seine Verdienste in der Schlacht bei Mühldorf.
Thielmann von Promnitz (Ersterwähnung 1296), zu Promnitz-Röderau
Fritsche von Promnitz (gest. 1439), auf Freiwaldau
Heinrich III. von Promnitz (gest. 1462), auf Dittersbach
Otto III. von Promnitz (gest. 1465), a. d. H. Weichau, Altarista zu Sagan
Caspar I. von Promnitz (gest. 1491), a. d. H. Lessendorf
Melchior I. von Promnitz (gest. 1483), a. d. H. Hirschfeldau
Balthasar I. von Promnitz (gest. 1480), a. d. H. Weichau
Nicolaus III. (gest. 1512), a. d. H. Weichau, geistlichen Standes
Martin I. von Promnitz (um 1475–1532), auf Schüttlau, Burggraf Herzog Friedrich II. zu Liegnitz
Balthasar III. Baron von Promnitz a. d. H. Lessendorf (1488–1562), 34. Fürstbischof von Breslau und Neiße mit dem Wahlspruch „DOMINUS ADJUTOR MEUS“, Oberlandeshauptmann Schlesiens, Herzog von Grottkau, Pfandbesitzer des Fürstentums Sagan, Erwerber der Freien Standesherrschaft Pleß in Oberschlesien und der Herrschaft Sorau und Triebel in der Oberlausitz
Caspar III. von Promnitz (1470–1543), auf Lessendorf, Hauptmann
Anselm I. von Promnitz (1500–1545), auf Altweichau
Stanislaus Freiherr von Promnitz (gest. 1568), auf Pleß
George II. Freiherr von Promnitz (um 1520–1572), auf Schüttlau, Truchsess Ferdinand I. und Stabelmeister/Stabhalter
Carolus Freiherr von Promnitz (gest. 1591), auf Pleß und Bielitz
Caspar IV. Freiherr von Promnitz (gest. 1606), auf Pleß
Weighard d. Ä. Freiherr von Promnitz (1570–1618), Rektor der Universität Wittenberg
Chilianus Freiherr von Promnitz (1587–1632), Bürgermeister zu Pirna
Franns I. Herman Freiherr von Promnitz (1593–1643) a. d. H. Dittersbach
Siegmund Seyfrid von Promnitz (1595–1654), erster Graf von Promnitz, zu Pleß, Sorau und Triebel, Landvogt der Niederlausitz
Heinrich V. Freiherr von Promnitz (1622–1685), Regierender Bürgermeister zu Pirna
Erdmann I. Leopold Graf von Promnitz (1631–1664), kaiserlicher Obrister zu Fuß
Ulrich Graf von Promnitz (1636–1695/97), 1667 Begründer der Linie Pförten, Generalmajor der Kavallerie, 1. Compagniechef der Sächsischen Gardereiter zu Dresden
Benigna Gräfin zu Solms-Laubach, geb. Gräfin von Promnitz (1648–1702), deutsche Pietistin
Bibiana Herzogin von Schleswig-Holstein-Norburg, geb. Gräfin von Promnitz (8. August 1649–19. August 1685)
Balthasar VII. Erdmann Graf von Promnitz (1656–1703)
Julius Graf von Promnitz (geb. 1675), genannt der Springer
Anshelm II. Graf von Promnitz (1678–1726), Sohn von Ulrich Graf von Promnitz, ab 1699 Herr zu Forst und Pförten, Oberamtspräsident der Niederlausitz
Erdmann II. Graf von Promnitz a. d. H. Kreppelhof (1680–1704)
Jacob d. J. Freiherr von Promnitz (1680–1727), zu Dammitsch und Hertwigswaldau
Christine Johanna Emilie Fürstin von Anhalt-Köthen, geb. Gräfin von Promnitz (1708–1732), zweite Ehefrau von Fürst August von Anhalt-Köthen (1697–1755) und Tochter des Grafen Erdmann III. von Promnitz
Anna Friederike Fürstin von Anhalt-Köthen, geb. Gräfin von Promnitz (1711–1750), dritte Ehefrau von Fürst August von Anhalt-Köthen (1697–1755) und Schwester von Emilie
Johann Wilhelm Freiherr von Promnitz und Promnitzau (1712–1769), Oberstleutnant zu Raab
Johann Gotthard Freiherr von Promnitz und Promnitzau (1716–1788), auf Liebenzig, Pirnigk und Adlig Krummendorf
Johann Erdmann Graf von Promnitz (1719–1785)
Agnes Sophie Gräfin Reuß zu Ebersdorf, geb. Gräfin von Promnitz (1720–1791)
Wilhelmine Loise Caroline Gräfin von Promnitz, geb. Gräfin zur Lippe-Biesterfeld (1733–1766)
Paul Schubert: Honori Illustris Ac Generosi Domini Dn. Vichardo Lir Baronis A Promnitz, Domini In Plessa. Sorau. Tribella Et Hoiersverda Etc. Domini Ac … 1590.
Martin Opitz: Illustris Domini Seyfridi Promnicii Baronis Plessensis, Sorauiae, Tribellii & Hoierswerdae Domini. & c. Grunderus, Bregae 1624.
Franns Wilfrid von Promnitz: Die Kinder des Herman von Promnitz: Beleuchtende Familienchronik einer chronisch unterbelichteten Familie. Eigenverlag Leipzig 2015 (online abrufbar).
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Hans Friedrich von Ehrenkrook: Ahnenreihen aus allen deutschen Gauen. Band 1, Verlag für Sippenforschung und Wappenkunde C. A. Starke, Görlitz 1928.
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