Das Geschlecht derer von der Schulenburg ist ein zunächst markbrandenburgisches, später brandenburg-preußisches Adelsgeschlecht. 1237 taucht es erstmals in der Altmark mit dem Ritter Wernerus de Sculenburch auf. Stammsitz der sich später weit verzweigenden Adelsfamilie war im 13. Jahrhundert die kleine Burganlage Schulenburg an der Jeetze bei Salzwedel.
Der Adelsfamilie entstammten Feldmarschälle, Generäle und zahlreiche hohe Offiziere der preußischen Armee. Andere Vertreter erlangten hohe Positionen wie Staatsminister und Bischof. Zwei Angehörige des Geschlechts, Fritz-Dietlof und Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg, gehörten bei der Erhebung gegen Hitler zum Verschwörerkreis des 20. Juli 1944 und wurden hingerichtet.
Das Geschlecht von der Schulenburg trat im 13. Jahrhundert aus dem Dunkel der Geschichte hervor. Eventuell stammt es von dem alten holsteinischen Adelsgeschlecht Scharpenberg ab, das in den Elbmarschen ansässig war und im 13. Jahrhundert verschwand.[1][2] Angehörige des Geschlechts wurden in Urkunden dieser Zeit als Ritter und Burgmannen genannt. Sie erschienen im heutigen östlichen Niedersachsen und in der Altmark, dem nordwestlichen Teil des heutigen Sachsen-Anhalts. Durch eine bischöfliche Urkunde von 1237 wird als Erster des Adelsgeschlechts im Bereich der Altmark der Ritter Wernerus de Sculenburch bekannt. In weiteren Dokumenten aus den Jahren 1264 und 1271 werden der Ritter Thidericus de Sculenborch und Wernerus de Sculenburg genannt. Seit Ende des 13. Jahrhunderts dienten Familienmitglieder als Burgmannen auf der askanischen Burg Salzwedel.
Das Wappenmotiv des Geschlechts stellt drei rote Adlerfänge mit scharfen Krallen dar. Im Mittelalter gab es nur drei Familien, deren Wappen drei Adlerfänge zeigte, darunter die von der Schulenburg. Als Familienwappen tauchte es erstmals in einer Urkunde von 1324 auf, die den Ritter Bernhard I. von der Schulenburg, Stammherrn des weißen Stamms, betraf. Der Adlerfang war ein häufiges Wappenbild brandenburgischer Geschlechter, das sich wahrscheinlich vom roten märkischen Adler Brandenburgs ableitete.
Der Name des Geschlechts beruht auf der Stammburg Schulenburg an der Jeetze bei Stappenbeck in der Altmark, wenige Kilometer südöstlich von Salzwedel. Die Namensgebung der Schulenburg leitete sich aus ihrer geographischen Lage und dem Wort schulen, sich verstecken (engl. skulk – im Verborgenen lauern) ab. Die Redewendung te der sculenden borch bedeutete bei der versteckten Burg und daraus wurde Schulenburg.
Die kleine Burgstelle mit den Ausmaßen von 20 × 25 Meter lag verborgen in den Jeetzesümpfen und hatte den Charakter einer Turmhügelburg. Davon ist heute nur noch ein Erdhügel zu sehen. Sie war bereits im 14. Jahrhundert wüst gefallen. Bei Nachforschungen im 19. Jahrhundert waren noch Reste von Burgturm, Wohnhaus und Keller vorhanden. Landesdirektor Wilhelm von der Schulenburg (langjähriger Vorsitzender des Altmärkischen Vereins für Vaterländische Geschichte und Industrie) grub seinerzeit mittelalterliche Waffen sowie Geräte aus und richtete die Burgstelle wieder her.
Im Jahr 2016 nahm die Universität Göttingen archäologische Untersuchungen an der Burgstelle vor. Dabei wurden Reste des achteckigen Burgturms mit 12 Meter Durchmesser und des Palas entdeckt sowie zum Teil freigelegt.[3]
Nachdem die kleine, im Sumpf gelegene Turmhügelburg Schulenburg bei Stappenbeck zum großen Teil zerfallen war, wurde 1345 die bereits bestehende Burg Beetzendorf etwa 12 km südwestlich der Schulenburg zum Hauptsitz derer von der Schulenburg; sie hatte sich schon seit 1204 zeitweise in ihrem Pfandbesitz befunden. Diese wesentlich größere Burg wertete das Geschlecht auf. Von da an galt es als schlossgesessen und gehörte zu den bedeutendsten Familien des märkischen Adels.[4] Zu dieser Schicht zählten in der Altmark daneben die von Alvensleben, Bartensleben, Bismarck, Jagow, von dem Knesebeck, Platen sowie Schenck von Flechtingen (und Schenck von Dönstedt). Diese acht Geschlechter unterstanden unmittelbar dem Landeshauptmann und bekamen vom Kaiser und den Markgrafen als zum Heeresstande gehörend das Prädikat Edle.
Über Jahrhunderte war der Familienmittelpunkt die Burg Beetzendorf. Weiteren Machtzuwachs erlangten die von der Schulenburg 1351 durch das Lehen über Burg und Ort Apenburg in der Altmark, das östlich benachbart zu Beetzendorf liegt. Die Besitzungen Beetzendorf und Apenburg waren die Stammgüter des Geschlechts, die den Kern ihrer Grundherrschaft bis ins 19. Jahrhundert bildeten. Die 1343 zerstörte Burg Apenburg wurde bis 1363 wieder aufgebaut. Auch Teile des nordöstlich von Apenburg gelegenen Gutes Winterfeld kamen in Schulenburg'schen Besitz, nachdem der dortige Zweig der Familie von Winterfeld 1361 erloschen war.
Die Burg Beetzendorf war bis um 1600 mit umgebenden Wassergräben festungsartig ausgebaut. Danach siedelten sich die Mitglieder der adligen Familie im Dorf Beetzendorf und der Umgebung an, so dass die Befestigungsanlage nutzlos wurde. Im Dreißigjährigen Krieg war sie nicht mehr verteidigungsfähig. Die letzte Kanone war 1642 verkauft worden und 1780 wurden die letzten Burggebäude abgerissen. Heute sind davon noch einige Ruinen vorhanden. Ab 1648 verfiel auch die Apenburg, der Gutsbetrieb wurde in das Dorf verlegt.
Diese Stammgüter befanden sich bis 1945 in Schulenburg’schem Besitz, aufgeteilt in die Rittergüter Beetzendorf I (Großer oder Altenhäuser Hof), Beetzendorf II (Lieberoser Hof) und Beetzendorf III (Apenburger Hof) sowie das Rittergut Apenburg.
Im 14. Jahrhundert teilte sich in der Altmark die Familie in zwei Linien. Dietrich II. (1304–1340) begründete die Schwarze Linie, sein jüngerer Bruder Bernhard I († nach 1340) die Weiße Linie. Beide Linien teilten sich im Laufe der Jahrhunderte weiter auf und werden genealogisch nach „Ästen“, „Zweigen“ und „Häusern“ sortiert. Heute befindet sich das Geschlecht in der 22. Generation. Die Weiße Linie dominiert heute zahlenmäßig. Von allen Zweigen breitete sich der Wolfsburger Zweig am stärksten aus, der auf Adolph Friedrich zurückgeht.
Das Weiterbestehen des Geschlechts war wegen hoher Kindersterblichkeit, Seuchen, Kriegen und durch den Eintritt von Mitgliedern in den geistlichen Stand nicht immer gesichert. 1499 gab es nur 42 männliche Vertreter, 1610 waren es schon 70 Personen. Der Rückgang auf 58 männliche Erben im Jahr 1700 erklärt sich aus den Verlusten durch den Dreißigjährigen Krieg. Während es um 1800 70 männliche Schulenburger gab, waren es um 1900 trotz der allgemeinen Bevölkerungszunahme nur 100 Personen. 1983 betrug die Zahl der männlichen Familienmitglieder 91 Personen. Im 20. Jahrhundert nahm das Aussterben einzelner Häuser des Geschlechts zu. Trotz des Verlustes von 15 Angehörigen im Zweiten Weltkrieg war die Ursache des Rückgangs vielmehr Ehe- und Kinderlosigkeit.
1563 wurden Jakob von der Schulenburg und seine Brüder Alexander und Daniel, Söhne von Matthias von der Schulenburg aus der Linie Altenhausen, durch Kaiser Ferdinand I. mit Freiherrendiplomen ausgezeichnet. Über die Söhne Daniels setzte sich die Freiherrenlinie wie folgt fort:
Am 4. Dezember 1713 bestätigte Kaiser Karl VI. dem hannoverschen Generalleutnant Alexander von der Schulenburg (1662–1733) aus dem Hause Altenhausen die seinem Urgroßvater Daniel verliehene Erhebung zum Freiherrn. 1715 zeichnete er dessen Vettern, den venezianischen Feldmarschall Matthias Johann und seinen Bruder, den sächsischen Generalleutnant Daniel Bodo mit dem Reichsgrafentitel aus, ferner auch deren Schwester Melusine, die langjährige Mätresse des hannoverschen Kurfürsten und britischen Königs Georg I. Aus der Verbindung mit dem König stammten drei uneheliche Töchter, welche Melusine ihren beiden Schwestern als Ziehtöchter (und offiziell deren Kinder) anvertraute. Die beiden älteren kamen zu Anna Luise, verheiratet mit Friedrich Achaz von der Schulenburg-Hehlen, und erhielten folglich den Namen von der Schulenburg, die jüngste kam zu Sophia Juliana, verheiratet mit Raban Christoph von Oeynhausen, und erhielt den Namen von Oeynhausen. 1721 wurde diese Jüngste, Margarethe Gertrud, in den persönlichen Reichsgrafenstand erhoben, um den Erbgrafen Albrecht Wolfgang zu Schaumburg-Lippe standesgemäß heiraten zu können. Ihre Zieheltern, das Ehepaar Oeynhausen, wurden im Jahr darauf ebenfalls in den Reichsgrafenstand erhoben. Deren eigener Sohn, Ferdinand Ludwig Graf von der Schulenburg-Oeynhausen (1699–1754), wurde kaiserlicher General-Feldzeugmeister und erhielt 1724 von seinem Onkel, dem venezianischen Feldmarschall Matthias Johann Graf von der Schulenburg, die Erlaubnis, seinem eigenen Familiennamen Oeynhausen den am Wiener Kaiserhof bekannteren Namen Schulenburg voranzustellen. So entstand für drei Generationen eine gräfliche Linie Schulenburg-Oeynhausen (des Stammes Oeynhausen).
1644 wurde Heinrich Joachim von der Schulenburg (1610–1665), Herr auf Lieberose, durch Kaiser Ferdinand III. mit einem Freiherren-Diplom ausgezeichnet. Seine beiden Ehen blieben jedoch kinderlos. Testamentarisch hatte er verfügt, dass der als sein Universalerbe vorgesehene Achaz von der Schulenburg aus dem Hause Beetzendorf (1610–1680) den Freiherrentitel erhalten solle. Dies erreichte Achaz am 21. März 1667 bei Kaiser Leopold mit gleichzeitiger Wappenmehrung.
Der Lebensweg der männlichen Familienangehörigen der Adelsfamilie war vorgezeichnet und entsprachen den üblichen wirtschaftlichen Grundlagen des deutschen Adels. Neben der Verwaltung ihrer Güter betätigten sie sich in großer Zahl beim Militär: im Mittelalter als Burgmannen und als Hauptleute der Lehnsaufgebote in der Mark Brandenburg, in der frühen Neuzeit als Führer von Söldnertruppen und später als Offiziere, vor allem in der preußischen Armee, aber auch in anderen Ländern. Am bekanntesten wurde Matthias Johann von der Schulenburg, der im Dienste der Republik Venedig zum Feldmarschall aufstieg und von Kaiser Karl VI. 1715 als erstes Mitglied der Familie in den erblichen Reichsgrafenstand erhoben wurde.
Etliche Mitglieder der Adelsfamilie erlangten hohe Positionen. Dazu gehörten vier Feldmarschälle, 25 Generäle, drei Herrenmeister des Johanniterordens, sechs Staatsminister und vier Bischöfe.
Die Familie hatte mehrere Erbämter inne. Sie waren spätestens seit dem 14. Jahrhundert Erbküchenmeister der Kurmark Brandenburg.[5] Sie waren auch Erbkämmerer der Landgrafschaft Thüringen seit dem 18. Oktober 1861.[6] Ferner hatten sie einen erblichen Sitz im preußischen Herrenhaus für den jeweiligen Standesherrn der Freien Standesherrschaft Lieberose vom 12. Oktober 1855 bis 1918.[7]
Im Einschreibebuch des Klosters Dobbertin befinden sich auch zwei Eintragungen von Töchtern der gräflichen Familien von der Schulenburg aus dem mecklenburgischen Tressow und Groß Krankow von 1874 und 1903 zur Aufnahme in das adelige Damenstift.
Viele Vertreter der Familie haben auch Positionen in der Staatsverwaltung bekleidet. Die Neigung der Schulenburger zum Soldatenberuf brachte es mit sich, dass die Familie in Kriegen zahlreiche Gefallene zu beklagen hatte, zuletzt im Ersten und Zweiten Weltkrieg.
Im 20. Jahrhundert waren zwei Angehörige des Geschlechts (Graf Dietlof und Graf Friedrich-Werner) Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 gegen das Regime Adolf Hitlers in der Zeit des Nationalsozialismus. Beide wurden vom Volksgerichtshof verurteilt und hingerichtet.
In den Reihen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei fanden sich etwa 41 Mitglieder aus dem Geschlecht von der Schulenburg.[8]
Ab dem 15. Jahrhundert dehnte sich das Geschlecht durch den Erwerb von Besitzungen außerhalb der Altmark weiter aus. Um 1600 erreichte der Grundbesitz des Geschlechts seine größte Ausdehnung. Sie hielten Lehen in der Mark Brandenburg, dem Erzstift Magdeburg, Anhalt, Wolfenbüttel, Lüneburg, Braunschweig, Kursachsen, Pommern, der Mark Lausitz und Böhmen.
Ihren Lebensunterhalt erzielten die Familienangehörigen, soweit sie ihn nicht aus Staats-, Hof- oder Militärdiensten bezogen, vorwiegend dadurch, dass sie die landesherrlichen Lehen den Bauern zur Bewirtschaftung überließen. Diese zahlten darauf Abgaben oder leisteten Frondienste. Ansätze zu eigener Landwirtschaft zeigten die Schulenburg durch die Gründung von Vorwerken, aus denen sich später Güter entwickelten. Die Bauernbefreiung im 19. Jahrhundert führte einerseits zum Verlust von Einnahmequellen (der Fronen, Zehnten und Naturalabgaben), andererseits ermöglichte sie die Vergrößerung mancher Güter durch Zukäufe mittels der hierfür erhaltenen Geld-Ablösungen.
Alle genealogischen Linien waren 1940 in der Deutschen Adelsgenossenschaft vertreten.[9]
Der schwerste Einschnitt im Lauf vieler Jahrhunderte war die Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone 1945, durch die fast alle Familienbesitzungen der Schulenburgs entschädigungslos enteignet und die Familienzweige aus ihrer Heimat, deren Geschichte sie mitgeprägt hatten, vertrieben wurden. Seither betätigen sich die meisten Familienmitglieder in „bürgerlichen“ Erwerbsberufen, denn nur wenige Besitze lagen in Westdeutschland, darunter das 1742 von der Familie von Bartensleben im Erbgang auf Adolph Friedrich von der Schulenburg aus dem Haus Beetzendorf übergegangene Schloss Wolfsburg in Niedersachsen mit Bisdorf und Burg Brome und dem 1846 hinzu erworbenen Rittergut Nordsteimke (siehe unten: Wolfsburger Linie). Das Wolfsburger Schloss hatte jedoch 1943 – samt einem Großteil des Gutes – an die Stadt des KdF-Wagens verkauft werden müssen und der neu erbaute Familiensitz Schloss Neumühle bei Beetzendorf wurde mit dem dazugehörigen Landbesitz durch die Bodenreform enteignet. Erst nach der Deutschen Wiedervereinigung konnte der Grundbesitz in Neumühle (ohne das Schloss), neben weiteren Flächen in Brandenburg, zurückerworben werden. Sitz der Forstverwaltung ist heute das Forsthaus Groß Wismar bei Neumühle. Der Gesamtbetrieb des Grafen Günther von der Schulenburg-Wolfsburg mit Sitz in Nordsteimke besteht heute aus ca. 820 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche und 4.900 Hektar Forstfläche.[10]
Ein noch älterer niedersächsischer Besitz der Familie war das um 1558 von dem Söldnerführer Fritz von der Schulenburg aus der „weißen Linie“ erworbene Gut Hehlen mit seinem 1579–1584 errichteten Wasserschloss Hehlen, das 1956 samt allem Grundbesitz und Inventar ohne Not verkauft wurde. Ein weiterer, seit 1748 bis heute im Besitz der Grafen Schulenburg befindlicher Betrieb ist das Gut in Osten-Altendorf bei Cuxhaven.
Das seit 1351 im Familienbesitz befindliche Stammgut Apenburg wurde nach der Deutschen Wiedervereinigung von Paul-Werner von der Schulenburg zurückerworben; die Familie betreibt dort inzwischen eine biologische Landwirtschaft auf knapp 450 Hektar Ackerland, 100 Hektar Grünland und ca. 120 Hektar Wald.[11] Der Beetzendorfer Zweig erwarb Forstflächen in Tylsen (bei Salzwedel).
Das seit 1448 im Familienbesitz befindliche Gut Angern im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt, das ebenfalls 1945 enteignet worden war, konnte 1997 zurückerworben werden und wird heute mit 800 ha Forst sowie 150 ha Ackerland von Alexander Graf von der Schulenburg wieder bewirtschaftet (siehe unten: Linie Angern).
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gingen außerdem das lippische Rittergut Hovedissen in Leopoldshöhe, das Schloss Schönbrunn in Oberbayern und Schloss Philippsburg in Ostfriesland auf dem Erbweg an Familienmitglieder über. Die 1936 wieder aufgebaute oberpfälzische Burg Falkenberg wurde hingegen 2008 verkauft.
Die Linie Angern weist mit rund 500 Jahren neben der Linie Beetzendorf die älteste schulenburgische Tradition auf. Die 1341 entstandene Wasserburg Angern (heute Landkreis Börde) kam 1448 in Familienbesitz. Die Brüder Busso, Bernhard und Matthias von der Schulenburg erhielten sie für 400 Gulden als magdeburgisches Lehen. Während des Dreißigjährigen Krieges brannten Burg und Gutsgebäude 1631 komplett nieder. 1736 wurde auf den alten Kellergewölben ein Schloss mit drei Gebäudeflügeln errichtet. Die Anlage blieb weiterhin von einem breiten Wassergraben umgeben, der ihr auch heute noch den Charakter eines Wasserschlosses verleiht. 1849 erfolgte eine Modernisierung im Stile des Klassizismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Sigurd Graf von der Schulenburg als Besitzer von Schloss Angern und den dazugehörigen Ländereien entschädigungslos enteignet. Die sowjetische Besatzungsmacht wies ihn 1946 aus, nachdem seine Familie dreizehn Generationen lang dort gelebt hatte.
Zu DDR-Zeiten war im Schloss eine Berufsschule untergebracht. Aber erst nach der Wende von 1989 wurde die Bausubstanz durch Leerstand und Wassereinbruch nachhaltig geschädigt. 1997 erwarb Alexander Graf von der Schulenburg die vom Verfall bedrohte Schlossanlage. Nach einer Sanierung zogen er und seine Familie im Jahr 2000 aus Hamburg nach Angern. Der Schlossherr vermietet für Veranstaltungen repräsentative Säle und Salons im Barock- sowie Rokoko-Stil. Außerdem pflegt er die landwirtschaftliche Familientradition des Hauses Angern und bewirtschaftet auf zurückerworbenen Flächen 800 ha Forst sowie 150 ha Ackerland.
1746/47 kamen die Schulenburg durch Erbgang in den Besitz der Güter des Geschlechts von Bartensleben mit der Wolfsburg. Die Ehefrau von Adolph Friedrich von der Schulenburg-Beetzendorf (1685–1741), Anna Adelheit Catharina von Bartensleben (1699–1756), brachte die wehrhafte Schlossanlage in die Familie ein, wobei ihr Mann bereits vor dem Erbeintritt 1741 gefallen war. Sie war Alleinerbin, als ihr Vater Gebhard Werner von Bartensleben 1742 verstarb und das Geschlecht im Mannesstamm erlosch. Aus den Kindern von Adolph Friedrich und Anna Adelheid Catharina entwickelte sich der Wolfsburger Familienzweig derer von der Schulenburg. Zum bedeutendsten Nachfolger wurde der 1722 auf der Wolfsburg geborene Gebhard Werner Graf von der Schulenburg.
Als Familienbegräbnis nutzten die Herren von der Schulenburg nach der Übernahme der Wolfsburg Mitte des 18. Jahrhunderts die unmittelbar an der Burg errichtete Kirche St. Marien im heutigen Alt-Wolfsburg. In der Gruft ruhen aus der Zeit zwischen 1759 und 1805 elf ihrer Angehörigen neben neun Vertretern der vorherigen Schlossherren von Bartensleben. Der Wolfsburger Familienzweig hatte seit dem 18. Jahrhundert viele Kirchenpatronate inne, bei denen die Erhaltung der entsprechenden Gotteshäuser und die Betreuung der Geistlichen zu leisten war. Als Günther Graf von der Schulenburg 1985 als letzter Schlossherr der Wolfsburg verstarb, hatte er das Patronat in 26 Kirchen der Umgegend inne.
In den 1930er Jahren wurde das Gebiet um das Schloss Wolfsburg zum Mittelpunkt des Großdeutschen Reiches erklärt. Hier sollten das Volkswagenwerk und die Stadt des KdF-Wagens entstehen. Ende 1937 stand fest, dass die Familie von der Schulenburg ihren angestammten Besitz Schloss Wolfsburg verlassen musste. Ihr Grund und Boden von etwa 2.000 ha landwirtschaftlicher Fläche wurde zum Aufbau von Stadt und Werk benötigt und enteignet. Familienoberhaupt Günther Graf von der Schulenburg entschied, im alten schulenburgischen Waldbesitz Neumühle bei Tangeln (damals Landkreis Salzwedel) ein neues Schloss zu bauen, das sich nur wenige Kilometer südwestlich des alten Schulenburg'schen Stammsitzes Beetzendorf befand. In vierjähriger Bauzeit entstand ab 1938 Schloss Neumühle als einer der letzten großen Schlossbauten des 20. Jahrhunderts in Deutschland, geplant und gebaut durch den bekannten Architekten Paul Bonatz. Das neue Schloss wurde in moderner Bauweise aus Stahlbeton mit vier runden Ecktürmen errichtet und fiel nur wenig kleiner als die Wolfsburg aus. Im November 1942 bezog die Familie etwa 35 km nordöstlich der „alten“ die „neue“ Wolfsburg im Forst Neumühle, zum Transport des Inventars des Schlosses Wolfsburg wurden etwa 1000 m Reichsbahnwaggons benötigt. Die Stadt des KdF-Wagens erwarb 1943 die alte Wolfsburg für 560.000 Reichsmark (heute: 2.598.786 EUR).
Kurz vor dem Abzug der britischen Truppen und dem Einzug der Roten Armee am 1. Juli 1945 flüchtete die Familie von der Schulenburg aus ihrem Schloss in Neumühle unter Zurücklassung fast der gesamten Habe zurück zur Wolfsburg in die britische Besatzungszone. Die sowjetischen Besatzungssoldaten plünderten das Inventar von Schloss Neumühle, warfen das Archivgut auf den Hof und zündeten es an. Den Schlossverwalter, Herrn Gaal, brachten die neuen Machthaber in das Internierungslager Buchenwald, wo er umkam. Die Familie nahm nach dem Krieg und dem Verlust der Güter im Osten durch Enteignung ihren Sitz auf dem einst im Herzogtum Braunschweig gelegenen Rittergut Nordsteimke nahe Wolfsburg, das seit 1846 im Familienbesitz war. Die Burg Brome im Landkreis Gifhorn wurde 2001 verkauft. Das zur Lüneburger Ritterschaft zählende Gut Bisdorf gehört noch zum Besitz.
Grundstein für den Neubeginn war der land- und forstwirtschaftliche Familienbesitz im Raum Wolfsburg. Die Mitglieder der gräflichen Familie sind seither als Land- und Forstwirte tätig und betätigen sich als mittelständische Unternehmer. Die Verwaltung der schulenburgischen Güter erfolgt heute vom Rittergut in Wolfsburg-Nordsteimke aus, wo eine Straße nach dem Geschlecht benannt ist. Das Familienoberhaupt (2005–2018) war Günzel Graf von der Schulenburg-Wolfsburg, der 1934 auf Schloss Wolfsburg zur Welt kam. Sein 1965 geborener Sohn, Günther Graf von der Schulenburg, übernahm 1998 die Verantwortung für den land- und forstwirtschaftlichen Betrieb. Die Forstverwaltung bewirtschaftet insgesamt 5.300 ha Forstfläche in der Region Wolfsburg, der Altmark, der Colbitz-Letzlinger Heide sowie im Fläming (Brandenburg). Von Nordsteimke aus erzeugt der landwirtschaftliche Betrieb im Stadtgebiet und im benachbarten Landkreis Helmstedt auf rund 600 ha Fläche Ackerfrüchte wie Getreide, Raps und Zuckerrüben.
Als Begräbnisstätte wählte die Wolfsburger Linie die unmittelbar an der Wolfsburg gelegene St.-Marien-Kirche in Alt-Wolfsburg. Sie war Patronatskirche derer von der Schulenburg und diente den Schlossbewohnern etwa ab dem 16. Jahrhundert als Hauskirche. In der Gruft unter dem Glockenturm befinden sich 27 prunkvoll verzierte Särge aus Alabaster und schwarzem Marmor, darunter auch Kindersärge. Elf Verstorbene tragen den Namen von der Schulenburg. In den übrigen Särgen liegen weitläufigere Familienangehörige und acht Angehörige des Geschlechts derer von Bartensleben, die vor den Schulenburgs Schlossherren auf der Wolfsburg waren. Die hier Bestatteten verstarben zwischen 1670 und 1832. Nach der letzten Beisetzung wurde die Gruft verschlossen und erst bei einer Renovierung 1984 wieder geöffnet. Später wurden verstorbene Familienangehörige auf dem Friedhof in Rothenfelde sowie auf dem Familienfriedhof in Nordsteimke bestattet.