Social Learning [ˈsəʊʃəl ˈlɜː.nɪŋ] (englisch für Soziales Lernen), im Englischen auch Social Pedagogy (Soziale Pädagogik), bezeichnet sowohl eine Lerntheorie als auch die Didaktik, die mit dieser Lerntheorie zusammenhängt. Die grundlegende Idee des sozialen Lernens ist nicht neu. Sie stützt sich in der Lernpraxis ausschließlich auf Gruppenarbeit. Social Learning geschieht vor allem durch die aktive Rolle der Lerner, die sich im Regelfall aus einer Vernetzung im Rahmen einer Gemeinschaft (Community) und ihrer spezifischen Aufgabenstellung ergibt. Dabei kommt den Gestaltungsbedingungen von Gruppen, ihrer Einbindung in eine Sozialstruktur oder Hierarchie, sowie dem konkreten Setting, eine Schlüsselrolle beim Ermöglichen (Enabling) von Social Learning zu. Realisiert wird die notwendige Struktur innerhalb der Gruppen meist über eine Moderation, die im Idealfall neben der Entwicklung der Gruppenmitglieder die Entwicklung der Gruppe insgesamt befördert. Ein Beispiel dafür ist die Themenzentrierte Interaktion nach Ruth Cohn. Aktuell wird Social Learning im Zusammenhang bzw. unter den besonderen Bedingungen der Social Media diskutiert[1] und dabei oft als Konnektivismus oder konnektivistische Lerntheorie bezeichnet.[2]
Die Lerntheorie hinter Social Learning ist alt und auch die Didaktik von Gruppenarbeit ist nicht neu. Dabei gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Konzepten oder Zugängen, die dieses Thema bis heute behandelt und geprägt haben.[Zitat 1]
Der Begriff Soziales Lernen kommt aus der Lernpsychologie und wurde erstmals von Julian B. Rotter verwendet. Seine inhaltliche Ausprägung im Sinne einer psychologischen Lerntheorie bekam dieser Begriff durch die Forschungsarbeiten von Albert Bandura, vor allem seiner „Social Learning Theory“ von 1963. Bis heute bestimmt das Lernen am Modell die sozialpädagogische und erziehungswissenschaftliche Rezeption des Sozialen Lernens und die Auslegung der sozialkognitiven Lerntheorie. Hier geht es vor allem um die Betonung des praktischen Lernzieles bzw. der sozialen Kompetenzbildung durch Rollenvorbilder in der Gruppe. Die zentrale Bedeutung der umgebenden Sozialgemeinschaft bzw. der Strukturen der Gruppe für Social Learning wurden vor allem bei der Diskussion um „Communities of Practice“ deutlich. Auch bei der Theorie des situierten Lernens, mit der Betonung der Bedeutungsaushandlung von Wissen in Gruppen, kann von einem Social Learning Zugang gesprochen werden. Schließlich stellen auch verschiedene konnektivistische Ansätze einen spezifischen Zugang zum Social Learning dar. Sie betonen besonders die aktiven Anteile, die Lerner beim Social Learning einbringen und die Bestandteil des Lernprozesses werden.
Social Media bzw. etwas allgemeiner Social Software haben viele grundlegende Eigenschaften, die Social Learning befördern können, wie etwa das (Mit-)Teilen von Informationen (Share). Sie stellen deshalb Werkzeuge (Tools) für das gemeinsame Lernen dar und können didaktisch Social Learning ermöglichen. „Aber Social Learning setzt das Nutzen von Social Tools nicht voraus und das Gebrauchen solcher Tools bedeutet nicht notwendig, dass Social Learning stattfindet“.[Zitat 2]
Die lerntheoretische Eigenständigkeit und Funktionsweise des Social Learning kann man gut am Beispiel des Sprachlernens verdeutlichen. Ontogenetisch geht Sprache dem Einzelnen voraus. Sprache ist also immer schon als gesellschaftliches Kommunikationsmittel vorhanden. Das individuelle Sprachlernen ist Produkt der gemeinsamen Teilnahme an der gesellschaftlichen Lebenspraxis und ihren sozialen Handlungsvollzügen, die wesentlich über Sprache vermittelt werden. Mit der Sprache lernt man schließlich nicht nur eine Art zu sprechen, sondern auch eine spezifische Art zu Denken und damit einen individuellen Wissenskanon.[4] Für das Social Learning gilt aber auch der umgekehrte Prozess: Die jeweilige Sprachgemeinschaft legt durch ihren gemeinsamen Gebrauch die Bedeutung fest.[5] Und konstituiert damit vielfach erst die sozio-kulturelle Wirk-lichkeit. Dieser Umstand ist besonders in der Diskussion um das Lernen in Organisationen starkgemacht worden. Andere plastische Beispiele, insbesondere für die vielen impliziten Wissensanteile, sind der kollaborative Werkzeuggebrauch und schließlich die Enkulturation kultureller Verhaltensweisen.
Eine wissenschaftliche oder breit geteilte Definition von Social Learning gibt es bisher nicht.[6] Beschrieben werden daher vor allem spezifische Bedingungen, die für ein Social Learning gegeben sein müssen bzw. aus denen sich Social Learning ableiten lässt, wie beispielsweise in der englischsprachigen Wikipedia. Dem gemäß handelt es sich beim Social Learning um ein Lernen, das in einem größeren Rahmen als einem rein individuellen Lernen oder bloßem Gruppenlernen zu sehen ist. Insbesondere mit der Betonung des Stellenwerts der Community geht Social Learning über den Ansatz des Sozialen Lernens hinaus. Social Learning ergibt sich dabei aus der aktiven sozialen Interaktion zwischen Peers im Rahmen eines sozialen Netzwerkes.[Zitat 3] Es ist als Lerntheorie zu unterscheiden von der Didaktik bzw. den Methoden zum Erreichen eines Social Learning Prozesses, was nicht immer trennscharf gemacht wird.[Zitat 4]
Anthropologisch geht man davon aus, dass die biologische Ausstattung der Menschen in den letzten ca. 40.000 Jahren keinen weitreichenden Veränderungen mehr unterlag. Dies betrifft auch die neuronale Grundausstattung für das Lernen wie beispielsweise die Aufmerksamkeitssteuerung. Aufmerksamkeit ist mit ihren unterschiedlichen Komponenten eine der wichtigsten Basisleistungen des Gehirns. Höhere kognitive Prozesse wie das Lernen bauen auf intakte Aufmerksamkeitsleistungen auf. Aufmerksamkeit hat im sozialen Kontext damit zu tun, von anderen auf etwas aufmerksam gemacht zu werden – oder andere auf Dinge aufmerksam zu machen. Bei Menschen geht die Aufmerksamkeitssteuerung bis in die biologische Merkmalsausstattung hinein. So ist beispielsweise der weiße Teil des Auges, Sclera oder Lederhaut genannt, etwa drei Mal größer als bei den über 200 Arten nichtmenschlicher Primaten. Dies ermöglicht es Menschen sehr gut, der Blickrichtung anderer Menschen – und damit der Richtung ihrer Aufmerksamkeit – zu folgen. Die „Blickverfolgung“ ist evolutiv in Gruppen entstanden, die kooperativ zusammenarbeiteten und „in denen es für alle von Vorteil war, den Aufmerksamkeitsfokus der Anderen zur Lösung gemeinsamer Aufgaben im wahrsten Sinne des Wortes im Auge zu behalten“.[7] In der biologischen Anthropologie kann man weiter zeigen, dass sich beim Menschen im Laufe der Evolution von allen Gehirnarealen der Neocortex am stärksten entwickelt und um ca. 80 Prozent vergrößert hat. Da der Neocortex auch für soziale Interaktionen, Vernunft und andere kognitive Leistungen verantwortlich ist, legt diese Größenzunahme die Vermutung nahe, dass die Entstehung sozialer Interaktionen unter Menschen eine große evolutive Kraft darstellte.
Die Größenzunahme des Neocortex belegt weiter, dass im Laufe der Evolution die Fähigkeit sozialen Zusammenlebens für das Überleben der einzelnen Menschen immer wichtiger geworden ist. Soziales Lernen legt dabei phylogenetisch den Grundstein dafür, dass sich ontogenetisch durch das Lernen eine individuelle Weiterentwicklung vollziehen kann. Mit anderen Worten: Der Gruppenvorteil wurde zum Vorteil für den Einzelnen.[8] Das bedeutet, dass das Lernen in Gruppen von Anfang an ein wesentlicher Bestandteil menschlicher Lernprozesse war. Die vergleichende Verhaltensforschung hat dabei wichtige Zusammenhänge erkannt und herausgestellt. Ein weiterer zentraler Befund, dass es nämlich einen engen Zusammenhang zwischen Körper, Handlungen und dem abstrakten bzw. theoretischen Denken gibt, häufte sich später auch in der psychologischen Lernforschung.[9] Vor allem die philosophische Anthropologie hat sehr früh auf damit zusammenhängende menschliche Eigenschaften hingewiesen. Die für den Kontext des Social Learning wichtigste Eigenart ist die Notwendigkeit von Gefühle beim Lernen[10] und insbesondere das Phänomen der Empathie, der Weltoffenheit von Menschen, wie es Adolf Portmann formuliert hat. Gegenüber anderen Spezies haben Menschen so die Möglichkeit, die Perspektive anderer einzunehmen und damit Sachverhalte mit anderen Augen anzusehen.
Social Learning als Lerntheorie hat viele Zugänge und unterschiedliche theoretische Grundlagen. Die wichtigsten Aspekte ergeben sich dabei aus philosophischen Überlegungen (philosophische Anthropologie) sowie aus der Lernpsychologie und Mediendidaktik.
Die Kooperationskompetenz von Menschen stellt die anthropologische Grundlagen von Social Learning dar. Die Konzentration und „gemeinsame Aufmerksamkeit“ richtet sich darauf, wie am Beispiel der Feuerwehr im Bild, was für das Erreichen des Zieles notwendig ist. Daraus wird die eigene Perspektive dergestalt abgeleitet, rollenspezifisch den zum Erreichen notwendigen Beitrag, also koordiniert mit den Partnern, Teilschritte zu leisten. Weder bei einer Beteiligungshandlung, noch beim Social Learning kann das Ergebnis einer einzigen bzw. (nachträglich) isolierten Person zugeschrieben werden. Eine Beteiligungshandlung muss „immer zwei oder mehreren Personen zugleich zugeschrieben werden […], um überhaupt stattzufinden“.[12] Notwendig hierfür ist etwas, das Michael Tomasello (2010) mutualen Wissen und kollektive Intentionalität nennt. Diese Art der Kompetenzbildung ist erst im Rahmen von Problemlöseprozessen und mutualen, also wechselseitigen Handlungen zu beobachten und unterscheidet sich im Erwerb, also lerntheoretisch, deutlich vom Imitationslernen oder auch gegenüber einem Reiz-Reaktions-Lernen. Mutuales, also gegenseitiges Wissen dagegen stellt oft ein implizites Wissen dar und ist erst über Reflexionen auf die Handlungen in der Gruppe zugänglich. Es ist die Grundlage der „Weisheit der Vielen“ und des Lernens in Organisationen anhand der dortigen Prozesse (Lernende Organisationen). Der Philosoph John Searle untersucht das Phänomen der gemeinsamen Intentionalität in Bezug auf die Kommunikationsfähigkeit von Menschen. Über die gemeinsame Intentionalität und Sprache ist es Menschen schließlich möglich, Wirklichkeit nicht nur zu erschließen, sondern über die dabei entwickelten Begriffe zum Teil überhaupt erst zu konstituieren.[13] Social Learning betont diesen kreativ-aktiven Prozess, den Gruppen bei der Generierung von Wissen haben (können).
Der Psychologe Albert Bandura legte bereits früh eine sehr weit gehende soziale Lerntheorie vor, in der er schrieb: „Glücklicherweise können Menschen großartig von der Erfahrung anderer profitieren“.[14] Nach seiner Auffassung ist Lernen ein kognitiver Prozess, der sich im sozialen Kontext einfach beobachten lässt. Lernen geschieht für ihn durch das „bloße“ Beobachten existierender Normen in Gruppen, also beispielsweise durch Belohnung von Handlungen und/oder Bestrafung von deren Folgen. Gerade „komplexe Verhaltensweisen […] können ausschließlich durch den Einfluss von Modellen“ erklärt werden.[15] Durch die Verbindung der Aspekte eines Verhaltenslernens mit dem eines kognitiven Prozesses stößt er tatsächlich eine Weiterentwicklung der klassisch behavioristischen Lerntheorien an. Das „Lernen am Modell“ über sprachliche Instruktionen, bei dem das zu Lernende noch nicht einmal gesehen werden muss, ist als sozialkognitive Lerntheorie die heute noch aktuelle Schlussfolgerung aus Banduras Überlegungen.
Eine Community of Practice bezeichnet eine Gruppe, die sich fortlaufend gemeinsam einer Aufgabe bzw. Herausforderung stellt und dabei kommunikativ und wechselseitig (mutual) Sinn konstruiert. Eine Community of Practice ist eine Gruppe in der persönliche Vorhaben wertgeschätzt und gemeinsam verfolgt werden. Die Mitglieder partizipieren darüber, dass ihre spezielle Fähigkeit wechselseitig als Kompetenz anerkannt wird. Sie werden in der Organisationsliteratur schon sehr lange als Beispiel kollaborativen Lernens und Arbeitens genannt.[16] Sie haben insbesondere im Kontext von Unternehmen eine besondere Bedeutung gewonnen.[17] Funktionierende Communities of Practice haben gezeigt, dass die Zusammenarbeit im Rahmen einer Gemeinschaft, speziell auf der Ebene von Gruppen und Teams, für den Wissenserwerb und die Weitergabe von Wissen in Organisationen entscheidend ist. Sie sind insofern und von Anfang an zutiefst ein Ausdruck kollaborativen Lernens.
Die Aushandlung von Sinn und der Kontext des Lernhandelns, der immer vorhanden ist, stehen im Zentrum dieses Ansatzes. Wissen wird in diesem Zusammenhang „nicht von einem Kopf in einen anderen kopiert, sondern eine Externalisierung (Verschriftlichung, Visualisierung) wird interpretiert und konstruktiv angeeignet“.[18] Sowohl die symbolische Weitergabe von Wissen, als auch die Re-Konstruktion sind nur unter der Maßgabe einer Bedeutung möglich. Im Ansatz des situierten Lernens wird dieser Sinn im Rahmen der Gruppe in sozialen Interaktionen „ausgehandelt“ (Bedeutungsaushandlung). Die sozialen Kontakte stellen dabei nicht nur die Möglichkeit dar, eigene Erfahrungen zu machen, sondern auch, die Umwelt zu prägen.
Der Pädagoge Paulo Freire betont in seinen Werken, dass jedes Lernen als „Lernen in Beziehungen“ stets eine soziale Praxis darstellt. Lernen ist dabei kein bloßes Rezipieren, sondern ein aktives und prozessuales Entwicklungsvermögen von Menschen. Die Beziehungen, die sich in Gruppen und Communities ergeben, sind für ihn dabei sowohl „pädagogisch gehaltvoll“, als auch von konkreten sozialen Strukturen (bspw. Machtstrukturen) geprägt. Reflexion und Aktion, Analyse und Dialog waren für ihn die didaktischen Mittel, die einen Freiheit eröffnenden Lernprozess für die Beteiligten ermöglichen sollten. Sein Blick richtet sich von da aus vor allem auf die andere Seite des Lernens, zumindest was menschliche Lernpraxis ausmacht: das Lehren. Das Wissen, das sich die Lerner in der Praxis aneignen, kann wiederum für Lehrprozesse genutzt werden. In den Worten von Freire: „Wer lehrt, lernt beim Lehren, und wer lernt, lehrt beim Lernen“.[19] Das ist der Kontext, der die eigene Aktivität der Lernenden im Rahmen von Social Learning in den Fokus rückt.
Die anthropologische Entstehungsgeschichte der Fähigkeiten von Menschen zum sozialen Lernen verdankt sich dem Umstand des gemeinsamen, das heißt kollaborativen Zusammenarbeitens. In der Konsequenz heißt das, dass Social Learning sowohl einen privilegierten Lernprozess[20][Zitat 5] darstellt, als auch normal und weit verbreitet ist. Für die Bildungspraxis interessant ist nun die Frage, inwiefern Social Learning systematisch genutzt werden kann und welche Bedingungen dazu jeweils in der Lebenswelt, aber auch Institutionen und Organisationen gegeben sein müssen.
Social Learning, soweit kann man sicher konstatieren, ist ein ganz alltäglicher und normaler Lernprozess, der sich in der Alltagswelt oft genug unbewusst abspielt. Für Menschen sind Sachverhalte in der Regel immer schon interpretierte Tatsachen. Die Erfahrungen, die aufgrund des Handelns in der Lebenswelt gemacht werden, ermöglichen es, auf Sinnzusammenhänge zu verweisen und Deutungsmuster zu entwickeln.[21] Seine Stärke wurde vielfach beschrieben und die Dynamik ist wesentlicher Aspekt der Disziplin Gruppendynamik. Bereits sehr früh hat der enorme Erfolg der Social Media und von Web 2.0 Anwendungen die Frage danach aufkommen lassen, was deren alltägliches Erfolgskriterium sein könnte. Insbesondere der Faktor des Zusammenschlusses in Netzwerken, wie etwa in Facebook oder beruflich im Rahmen von LinkedIn, evoziert die Frage nach dem Zusammenhang mit Social-Learning. Social Media sind pädagogisch (bzw. didaktisch) besonders gut geeignet, Social Learning zu ermöglichen,
Hauptsächlich jedoch ist Social Learning deshalb so gut über sie zu ermöglichen, weil sie das (alte bzw. analoge) Konzept des sozialen Zusammenlebens und Austauschs auf eine einfache Art ermöglichen. Das Partizipieren der Gruppenmitglieder beim Lernen gilt vor allem in Bezug auf das Mit-teilen (sharen) von Informationen und das aktive Beitragen zum Wissenspool durch eigene Wissensanteile. „Die Stärke dieser Art von Software liegt darin, dass sie alle in den Prozess einbezieht, der gruppenbasiertes Sammeln von Wissen und von Artefakten, die von spezifischem Interesse für die Lerncommunity sind, ermöglicht“.[Zitat 7]
Als besonders wichtige Variante digitalisierter Wissensvermittlung und der kollaborativen Wissenserzeugung werden im Kontext von Hochschulen und Universitäten mittlerweile die “Massive Open Online Courses” (MOOCs) betrachtet. Die angelsächsischen Diskussionen zum Einsatz von MOOCs, insbesondere in einer konnektivistischen Variante, haben dabei die Auseinandersetzung um Social Learning enorm befeuert und positiv befruchtet. Werden Teilnehmer im Rahmen eines (konnektivistischen) cMOOC aktiv, dann wird zum zentralen Kursziel, dass sie selbst Beiträge erstellen, die dem Kurs (oder der Vorlesung) beispielsweise in Form von Blogs, Tweets, Videos oder Podcasts zur Verfügung stehen. Dadurch, dass diese teilnehmergenerierten Kursinhalte im weiteren Verlauf kommentiert, diskutiert, abgewandelt oder auch erweitert werden können, entsteht eine enge Verzahnung – und damit Lerncommunity – zwischen Lernenden, deren kommunikativer Inhalte, dem Lerngegenstand und schließlich auch der Lehrenden (Vernetzung bzw. Netzwerk). Bemerkenswert ist daran, dass damit in einem Kernbereich universitärer Lehre bzw. von Hochschulbildung, nämlich der Vorlesung, die Wende hin zum Social Learning eingesetzt hat.
Die im Moment im Unternehmenskontext stark favorisierte Form der Zusammenarbeit über Social (Collaboration) Plattformen bzw. Social Software hat die gleiche Wurzel – und die gleiche Wirkung – wie Social Learning. Mit der Einführung wird nun versucht, die positiven Effekte, welche sich in der Zusammenarbeit über die Social Media leicht realisieren lassen, auf die Arbeitsorganisation und vor allem das Lernen in Organisationen zu übertragen. Aufgrund der Funktionsweise, die relativ ausschließlich an Gruppen und Teams geknüpft ist, gilt es notwendigerweise, die entsprechenden Rahmenbedingungen von Social Learning zu berücksichtigen. Social Collaboration Plattformen vereinen bzw. re-integrieren rein technisch eine Spaltung, die von einem sehr eingeschränkten Verständnis von Arbeit im Sinne einer Trennung von Hand- und Kopfarbeit (Taylorismus) ausgegangen ist. Sie heben diese arbeitsorganisatorische Trennung jedoch nicht automatisch im Sinne echter Zusammenarbeit und Kommunikation darüber auf. Dennoch – und hier schließt sich der Kreis zur Entstehungsgeschichte von Social Learning – als konsequente Fortführung der Arbeits-, Kommunikations- und vor allem der Lernprozesse von Gruppen sehen. Dabei muss eine Social Collaboration in Organisationen um die Prozesse und Gruppen herum organisiert – und damit aus der Hierarchie herausgelöst – werden. Dann stellt Social Learning, speziell über Communities of Practice, die Basis dafür dar, was im Bereich der Organisationsliteratur und -wissenschaft als Lernen in Organisationen oder Lernende Organisation bezeichnet wird.
Social Learning ist auch im Bereich der Didaktik etablierte Praxis, insbesondere Ansätze für Gruppenarbeit sind in der Pädagogik historisch tief verwurzelt. Neu ist jedoch die Reflexion auf die Möglichkeiten, die gerade Social Media und Social Software in diesem Kontext bieten. Die wichtigste didaktische Aufgabe besteht darin, für den jeweiligen Lehr- und Lernkontext eine echte Gruppe oder Community zu bilden. Damit die Gruppenmitglieder ihre Erfahrungen, Sichtweisen und auch Kompetenzen bei der Bearbeitung bzw. dem Lernen eines Themas einbringen, sind hierfür elementare Schritte notwendig:
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