St. Norbert (Merseburg)

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St. Norbert in Merseburg

Die Kirche St. Norbert in Merseburg ist die Hauptkirche der gleichnamigen Pfarrei und heute wieder die einzige römisch-katholische Kirche in Merseburg. Das Kirchengebäude ist vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt als Baudenkmal 094 20114 ausgewiesen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die katholische Missionspfarrei Merseburg wurde mit der Entsendung von Kaplan Karl Josef Nolte nach Merseburg am 13. Dezember 1860 begründet, zuvor gehörte Merseburg zur Pfarrei Halle (Saale). Nolte bezog bereits am 20. Dezember 1860 eine Wohnung im Gasthof Zur alten Post, in dem zuvor bereits gelegentlich katholische Gottesdienste gefeiert wurden. Mit bischöflicher Urkunde vom 18. April 1861 wurde die katholische Mission Merseburg errichtet. Ostern 1861 eröffnete Missioner Nolte in einem Raum des Gasthofs Zur alten Post eine einklassige katholische Schule, in der er anfangs selbst unterrichtete. Am 20. Juni 1862 miete Nolte ein Gebäude im Hof der Gaststätte Goldener Stern, das er als Pfarrhaus und katholische Schule nutzte und in dem er bis 1869 wohnen blieb.

Vom Maurermeister Bernhard Bruno Giebenrath kaufte Nolte ein Baugrundstück in der Neuen Straße, der heutigen Bahnhofstraße, auf dem Giebenrath die Kirche, das Pfarrhaus und die Schule erbaute.

Im Jahr 1868 wurde der Kirchbau vollendet, konnte aber erst vier Jahre nach seiner Fertigstellung am 22. Juli 1872 durch den Paderborner Bischof Konrad Martin geweiht werden. Das Patrozinium des heiligen Norbert rührt aus der historischen Zugehörigkeit des Bistums Merseburg zum Erzbistum Magdeburg, dessen Erzbischof Norbert von Xanten im 12. Jahrhundert war. In der Krypta der Merseburger Kirche wird eine Norbert-Reliquie aufbewahrt, die der Kirche vom Prager Prämonstratenser-Stift geschenkt wurde.

Erst einige Jahre nach dem Kulturkampf kam es 1893 zur Errichtung der Pfarrei Merseburg. Die kanonische Errichtung der Pfarrei St. Norbert wurde am Sonntag, dem 19. November 1893, im Hochamt vollzogen. 1894 wurde Georg Rother der erste Pfarrer von Merseburg. Später war unter anderem Wilhelm Weskamm, der 1951 Bischof von Berlin wurde, Pfarrer von Merseburg.

Die Kirche in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs war von den zahlreichen Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg betroffen und wurde 1944 schwer zerstört. Bereits zum 4. Adventssonntag 1945 war die Kirche wieder soweit hergestellt, dass sie für Gottesdienste genutzt werden konnte.[1]

Im Jahr 1954 wurde der Wiederaufbau fertiggestellt unter dem Architekten Johannes Reuter.[2][3] Das Langhaus wurde dabei um zwei Seitenschiffe erweitert. Aus dieser Zeit stammen auch die beiden markanten Figuren (hl. Norbert und hl. Laurentius) an der Außenfassade über dem Kirchenportal. Die heutige Innenausstattung der Kirche stammt aus den 1980er Jahren.

Durch die Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa stieg ab 1945 die Zahl der Katholiken in der Pfarrei Merseburg erheblich an. Es kam zur Gründung von Tochtergemeinden, 1946 in Bad Lauchstädt, 1948 in Schafstädt, 1954 in Langeneichstädt und 1960 in Merseburg-Süd.

Am 8. Juli 1994 wurde das Bistum Magdeburg gegründet, und die Zugehörigkeit von Merseburg wechselte vom Erzbistum Paderborn zum Bistum Magdeburg.

Am 1. September 2007 wurde der Gemeindeverbund Merseburg – Bad Dürrenberg – Leuna – Großkayna – Schkopau – Braunsbedra/Neumark – Bad Lauchstädt – Langeneichstädt – Mücheln errichtet.[4] Damals gehörten zur Pfarrei Merseburg rund 1200 Katholiken.

Am 1. Januar 2009 wurde das Dekanat Merseburg gegründet, dem die St.-Norbert-Kirche seitdem angehört.[5] Zuvor gehörte sie zum Dekanat Halle (Saale).

Baustil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche St. Norbert wurde im neugotischen Stil erbaut. Wie auch bei den im Umland liegenden Kirchen St. Franziskus und St. Elisabeth (Halle), St. Peter und Paul Zeitz und St. Elisabeth (Weißenfels) wurde die Merseburger Kirche nach Plänen des Paderborner Dom- und Diözesanbaumeisters Arnold Güldenpfennig errichtet, da das Gebiet im 19. Jahrhundert zum Erzbistum Paderborn gehörte. Typisch für Güldenpfennig-Kirchen ist die Stellung des Turmes neben das Schiff.

Die Kirche steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalverzeichnis mit der Erfassungsnummer 094 20114 als Baudenkmal verzeichnet.[6]

Sakrale Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche St. Norbert ist die Hauptkirche der gleichnamigen Pfarrei in Merseburg, zu der seit dem 2. Mai 2010 auch die Kirchen Christkönig in Leuna, Maria Regina in Bad Lauchstädt, St. Heinrich in Braunsbedra-Neumark und St. Bonifatius in Bad Dürrenberg gehören.[7] Folgende Kirchen sind durch Profanierung aus der Pfarrgemeinde ausgeschieden: Herz-Jesu in Mücheln-Neubiendorf (2006), Hl. Drei Könige in Großkayna (2009), St. Anna in Schkopau (2015) und St. Ulrich in Merseburg-Süd (2016).[8]

In Merseburg gehören nur drei Prozent der Bevölkerung der katholischen Kirche an.[9] Dieser geringfügige Bevölkerungsanteil rührt von der Reformation her, die nach dem Tod von Bischof Michael Helding im Jahr 1561 umgesetzt wurde. Heute sind neben dem Dom der Stadt auch die übrigen Kirchen Merseburgs – abgesehen von St. Norbert – evangelisch, allerdings machen auch die landeskirchlichen Evangelischen nur neun Prozent aus.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Norbert (Merseburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt II. Regierungsbezirke Dessau und Halle. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1999, ISBN 3-422-03065-4, S. 555.
  • Rudolf Joppen: Das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg. Band 12, Teil 6, Rechtsstellung der katholischen Kirche in Preußen 1848–1871. St. Benno Verlag, Leipzig 1978, S. 124–129.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Franz-Josef Gerwinn: 100 Jahre St. Norbert in Merseburg. In: Tag des Herrn. Ausgabe 1/1961 vom 7. Januar 1961, S. 8.
  2. Dehio, S. 555 hat – wohl versehentlich – Fritz Reuter.
  3. Kunst als lebendiges Bekenntnis. In: Neue Zeit. 16. August 1958, S. 4.
  4. Nr. 129 Gemeindeverbunds-Errichtung. Bistum Magdeburg, Amtsblatt 9/2007, Bischof, abgerufen am 16. Januar 2023.
  5. Nr. 136 Neuordnung der Dekanats-Ebene. Bistum Magdeburg, Amtsblatt 11/2008, Bischof, abgerufen am 14. Februar 2023.
  6. Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt (PDF; 9,9 MB) – Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung (der Abgeordneten Olaf Meister und Prof. Dr. Claudia Dalbert; Bündnis 90/Die Grünen) – Drucksache 6/3905 vom 19. März 2015 (KA 6/8670).
  7. Nr. 69 Pfarreierrichtungen. Bistum Magdeburg, Amtsblatt 5/2010, Dokumente des Bischofs, abgerufen am 16. Januar 2023.
  8. Unsere Pfarrei. Katholische Pfarrei St. Norbert Merseburg, abgerufen am 13. Januar 2022.
  9. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt: Zensus 2011. Bevölkerung und Haushalte. Gemeinde Merseburg. S. 13,

Koordinaten: 51° 21′ 23,3″ N, 11° 59′ 36,5″ O


Licensed under CC BY-SA 3.0 | Source: https://de.wikipedia.org/wiki/St._Norbert_(Merseburg)
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