Wie die meisten deutschen Städte dürfte die Stadt Homberg im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis in der Regierungszeit der Staufer (1138–1254) planmäßig angelegt worden sein. Bauliche Besonderheiten im Stadtbild sowie die Stadtplanung weisen auf eine nicht auf den ersten Blick erkennbare Stadtplanung hin. Das historische Homberg ist an sich eine Doppelstadt, bestehend aus der Altstadt (1231 erstmals urkundlich erwähnt) und der Freiheit. Die Freiheit war eine 1356 gegründete selbständige Stadt, die erst 1536 mit der Altstadt vereinigt wurde und damit die vierte Geburde (Gebündnis) von Homberg wurde. Die Altstadt selbst bestand aus drei Geburden; hierfür stehen die drei Kleeblätter im Wappen der Stadt.
Im Stadtplan erkennt man die drei Hauptzugänge der Stadt über die ehemaligen Toreingänge: Westheimer Tor, Obertor und Holzhäuser Tor. Mittelpunkt und Zielpunkt aller Wegeverbindungen ist der Marktplatz, überragt von der Stadtkirche St. Marien, die ehemals vom Friedhof der Stadt umgeben war. Einen regelmäßigen Grundriss weist die Stadt nicht auf. Doch eines ist der Stadt mit vielen mittelalterlichen Stadtgründungen gemein. Die mittelalterlichen Stadtplaner verwandten bei der Anlage von Straßen das bewusste Krümmen und das Versetzen der Kreuzungen oder Einmündungen von Straßen und Gassen. Insbesondere wurde die Straßenkrümmung als ästhetisches Mittel bei der Anlage der heutigen Untergasse eingesetzt. Durch eine gekrümmte Straßenführung wurde der Straßenraum optisch begrenzt, es entstand ein geschlossener Straßenraum, und am Endpunkt war ein in die Blickachse geschobenes Haus zu erkennen. In der Untergasse war es das ehemalige Brauhaus der Stadt, ein Eckhaus der Enten- und Untergasse. In der Untergasse ist die ehemalige Straßenführung im Rahmen der Stadtsanierung verschwunden und ist nur noch an der Häuserstellung oder in der Aufsicht auf die Stadt zu erkennen.
Der gleiche Effekt wurde erreicht, indem man die Seitengassen gegeneinander versetzte oder ohne geradlinige Fortsetzung auf eine der Hauptstraßen münden ließ. Dadurch wurde Zugluft vermindert. Eine weitere Möglichkeit, Zugluft zu vermeiden, war das Versetzen bzw. Vorziehen einzelner Häuser oder Straßenabschnitte aus der Straßenachse. Dies ist in der oberen Westheimer Straße gut zu erkennen. Auch in der unteren Westheimer Straße bestand ein solcher Versprung, der aber im Laufe der Jahrhunderte verschwunden ist.
Besonders augenfällig wird diese stadtplanerische Besonderheit gegenüber dem Haus Stolzenbach im Bereich der oberen Westheimer Straße. In Richtung Marktplatz schauend treten die Gebäude der linken Straßenseite aus der Bauflucht zurück und das Haus Stolzenbach ragt in den Straßenraum hinein. Es entsteht eine Engstelle, und der Bürgersteig wird plötzlich ganz schmal.
Der Stadtplan von 1721 zeigt die ursprüngliche Stellung der Häuser in der Oberen Westheimer Straße. Im Laufe der Zeit wurden einige Gebäude erneuert oder bei Um- und Neubaumaßnahmen den geänderten Straßenverkehrsansprüchen zurückgesetzt neu errichtet.
Einhergehend mit dem Effekt des Brechens der Zugluft ergibt sich ein besonderer optischer Reiz. Der Blick wird auf die Stadtkirche gelenkt. Durch die Verengung des Straßenraumes wirkt die Kirche größer und mächtiger. Es ist zu vermuten, dass die optische Betonung der Stadtkirche im Stadtbild auch ein Grund für die planmäßige Straßenführung von Westheimer und Holzhäuser Straße war. Bereits beim Betreten der Stadt vom ehemaligen Westheimer Tor kommend fällt der Blick auf die Stadtkirche. Der Eindruck verstärkt sich, bis man den Marktplatz betritt und die Kirche in ihrer ganzen Imposanz über dem Platz und dem Betrachter thront. Die Wegführung erhält gleichsam eine Spannung, die sich erst auf dem weiten Marktplatz löst.
Friedrich Bleibaum beschreibt 1959/60 die Wiederherstellungsarbeiten am Marktplatz von Homberg (Efze)wie folgt, Zitat:
In einer weiteren Veröffentlichung werden der Homberger Marktplatz und die Wirkung der architektonischen Besonderheiten wie folgt treffend beschrieben: