Steinburg | ||
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Standort der Steinburg im April 2010 | ||
Alternativname(n) | nd. Steenborch | |
Staat | Deutschland | |
Ort | Süderau-Steinburg | |
Entstehungszeit | kurz nach 1300 | |
Burgentyp | Niederungsburg, errichtet als Turmhügelburg mit festem Haus | |
Erhaltungszustand | Burgstall, 1984 restaurierter Burghügel mit Wehrgraben erhalten | |
Geographische Lage | 53° 51′ N, 9° 34′ O | |
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Die Steinburg ist eine abgegangene, vermutlich in den Jahren nach 1300 erbaute Niederungsburg, die urkundlich erstmals 1307 erwähnt wurde. Sie befand sich im heutigen Ortsteil Steinburg der Gemeinde Süderau im nach ihr benannten Kreis Steinburg. An die alte Steinburg erinnert heute nur noch das denkmalgeschützte Ensemble des von einem Erlenkranz und dem Wehrgraben umschlossenen Burghügels nördlich der Landesstraße 112.
Die Steinburg wurde errichtet als Verwaltungszentrum der seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts eingedeichten und besiedelten Kremper Marsch. Deren neue Siedler waren freie Bauern, die abgabenmäßig, rechtlich, militärisch und politisch der Herrschaft der Grafen von Schauenburg und Holstein unterstanden. So wird 1238 ein Vogt des Grafen Adolph IV mit Sitz auf der Itzehoer Burg erwähnt, der für die Wilstermarsch und die Kremper Marsch zuständig ist. Die Vögte erhielten ihr Amt als erbliches Lehen. Nach Konflikten mit den gräflichen Landesherren wurde der Burgvogt ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts vom jeweiligen Landesherrn ernannt.
Nach der Abtrennung der Kremper Marsch an die Kieler Linie hatte Graf Johann II zu Kiel im Jahre 1293 einen Vogt Nicolaus, der als „advocatus in palude“ bezeichnet wurde. Wenn auch keine Quellen hierzu vorliegen, ist anzunehmen, dass ebendieser Johann II den Bau der Steinburg veranlasste[1]. Als zur Vogtei gehörend wurden 1307 in einer Urkunde genannt: Hohenfelde, Horst (Holstein), Neuenbrook, Krempe, Neuenkirchen, Borsfleth, Süderau, Heiligenstedten und Bole (1412/3 in einer Elbflut untergegangen).
Am Übergang von der Geest zur Marsch gelegen war die Steinburg strategisch günstig positioniert worden an der alten Straße, die am Rande des Elbeurstromtals von Hamburg nach Itzehoe führte und die hier die damals noch schiffbare Kremper Au kreuzte. Die Straße war auf der Grevenkoper Fluss-Seite durch einen „Rönnebaum“ genannten Schlagbaum geschlossen, an dem vermutlich auch Wegezoll erhoben wurde.
In kriegerischen Zeiten wirkte die Festungsanlage der Steinburg mit Wall und Wehrgraben als Wegesperre, militärischer Stützpunkt des Landesherrn sowie bei Bedarf als Schutz- und Fluchtburg für die Bevölkerung vor heranziehenden feindlichen Truppen.
Ansichten der Steinburg sind nicht überliefert. Hinweise auf die Gestalt der Burg lassen sich jedoch ableiten aus den Resten des quadratischen Fundaments mit 40 m messenden Außenmauern, das aus mit Segeberger Kalk fest vergossenen Findlingen bestand. Diese wurden vom damaligen Besitzer 1884 vollständig geborgen und in der Folgezeit für den Chausseebau verkauft.
Eine mittlere, in Ost-West-Richtung verlaufende Trennlinie im Grundriss aus ebensolchen Steinen verrät, dass das Gesamtgebäude aus zwei aneinander stehenden, untereinander verbundenen Häusern zusammengesetzt war (Doppelhaus), deren Giebel zur Kremper Au hin zeigten. Der Felssteinfundierung verdankt die Steinburg wohl ihren Namen. Über ihnen war aus Ziegelsteinen das Hauptgebäude zweigeschossig als Festes Haus aufgemauert. Im Erdgeschoss befanden sich die Pförtnerwohnung, das Archiv, das Amtszimmer, das Gefängnis, Wohnräume der Dienerschaft und Vorratsräume, während die Wohnung des Vogts den ersten Stock einnahm.
Dieses Haus war in der Bauform der Motte (Turmhügelburg) zentral auf dem 60 m im Durchmesser weiten Burghügel, der von einem 4 m breiten inneren Wehrgraben umgeben war, errichtet worden. Von Süden querte ihn eine Zugangsbrücke. Dem Wehrgraben vorgelagert war ein Erdwall, der nach außen durch einen weiteren Burggraben gesichert wurde. Das Burgtor im Wall und die Holzbrücke befanden sich auf der Westseite der Burg an der schmalen Landstelle zwischen der Au und dem Graben.
Des Weiteren gehörte zur Burg ein Vorwerk von ca. 250 ha Größe, das den Unterhalt der Besatzung sichern sollte. Neben diesem gab es ein Wirtshaus und eine Mühle sowie in der Au einen Schiffswendeplatz. Die Bauern der Marsch waren zum Burgwerk, zur Unterhaltung der Werke und zum Kleien der Gräben verpflichtet.
Als der Schauenburger Herzog Adolph VIII 1459 ohne Erbnachfolger verstorben war, ging die Steinburg an seinen Neffen, den dänischen König Christian I, über. Nachdem dieser 1460 im Vertrag von Ripen die Landesherrschaft übernommen hatte, wurde die Vogtei Steinburg zum Amt Steinburg mit einem jeweils vom König eingesetzten Amtmann. Dessen Zuständigkeit umfasste die gesamte allgemeine Verwaltung (wie Polizeiwesen, Infrastruktur- und Deichwesen etc.) sowie das Gerichts-, Steuer- und Militärwesen.
In der Folgezeit erfuhr die Steinburg verschiedene Veränderungen.
Nach dem Abriss des Schlosses wurde die Festungsanlage zur Schanze ausgebaut. Diese bildete den östlichen Eckpunkt im Steinburger Festungsdreieck von Glückstadt, Krempe und eben der Steinburger Schanze. Vom alten Gebäudebestand waren einige Wirtschaftsgebäude stehen geblieben und das Vorwerk.
In den dänisch-schwedischen Kriegen (1644 / 1658) gewann sie noch mehrfach Bedeutung, da sie die Hauptlandstraße von Hamburg nach Itzehoe kontrollieren konnte. Sie wurde mit dänischen Truppen besetzt und konnte 1644 zwei schwedische Vorstöße zurückweisen. Im folgenden 2. dänisch-schwedischen Krieg hatte sie mehrere Überfälle hinzunehmen.
Im Jahre 1742 wurde von König Christian VI eine Modernisierung der Schanzenanlage erwogen und Christian Eberhard Detlev von Oetken mit der Erarbeitung von Vorschlägen betraut. Von ihm sind 2 Zeichnungen erhalten, die zwar nicht umgesetzt wurden, deren Wert aber darin besteht, dass sie den derzeitigen Bestand maßstabsgerecht darstellen:
Keiner der beiden Pläne wurde ausgeführt. Stattdessen wurde im Jahre 1763 die Demolierung der Schanze verfügt und das zugehörige Land in Zeitpacht vergeben. Die Vorwerksländereien waren schon 100 Jahre zuvor verpachtet und im Jahre 1677 verkauft worden.
Nach der Annexion der Herzogtümer Schleswig und Holstein in der Folge des Deutsch-Dänischen und des Preußisch-Österreichischen Krieges (1864 und 1866) wurden die Herzogtümer 1867 als Provinz Schleswig-Holstein in den Staat Preußen eingegliedert. Auf der Grundlage der „Verordnung, betreffend die Organisation der Kreis- und Distriktbehörden, sowie die Kreisvertretung in der Provinz Schleswig-Holstein“ vom 22. September 1867 wurden das Amt Steinburg, die Städte Itzehoe, Wilster, Crempe und Glückstadt sowie zahlreiche weitere Ortschaften zum Kreis Steinburg zusammengeschlossen. Entsprechen den neuen Verwaltungsstrukturen wurden das Amt des Amtmanns durch das des Königlich Preußischen Landrats ersetzt sowie das „Amt Steinburg“ in „Kreis Steinburg“ umbenannt.
Bis zu seiner Erweiterung um 17 Gemeinden des ehemaligen Kreises Rendsburg im Zuge einer Gebietsreform des Jahres 1970 blieb der Kreis Steinburg in seinen 1867 festgelegten Grenzen bestehen.
Der Sitz der Kreisverwaltung befindet sich bis heute in Itzehoe.