Das Wort Tauern bedeutete ursprünglich „Hohe Übergänge“ (Pässe) in den österreichischen Zentralalpen und charakterisierte die vielen Saumpfade und Pässe, welche die parallelen Seitentäler der Salzach in das Gebirge schnitten. Seit dem Mittelalter, als der Bergbau zu einer Hochblüte gelangte, bezeichnet Tauern jedoch auch die entsprechenden Gebirgszüge. In vielen lokalen Bezeichnungen blieb der Name erhalten.
Die Namensherkunft von Tauern wird unterschiedlich gedeutet.
- Der Name der Tauern sei ein altes Substratwort (*taur- für ‚Berg‚ Bergpass, Übergang‘), das direkt (weniger wahrscheinlich) oder durch slawische Vermittlung (wahrscheinlicher) ins Deutsche gelangt ist. (Der Tauern-Name ist wahrscheinlich vorslawisch, doch es gibt auch ein gemeinslawisches tur- ‚schwellen‘ > ‚Bodenschwellung‘, ‚ableitiger Hügel‘ usw.).[1][2]
- Eine andere Annahme geht davon aus, dass ‚Tauern‘ der einzige Gebirgszug ist, der seinen vorslawischen Namen in Kärnten in ununterbrochener Überlieferung behalten hat. Er ist aus dem indogermanischen *(s)teur- für ‚Stier, großer Berg‘ abgeleitet. Die Tauern sind sozusagen die „Stiere“, die alten Taurisker Oberkärntens die „Bergbewohner“, und die alte Oberkärntner Stadt Teurnia die dazugehörende Bergstadt.[3]
Wenn der Name Tauern vorslawisch ist, wäre er als keltisch anzunehmen, was als mutmaßliche Zugehörigkeit der Taurisker angenommen wird, oder als „illyrisch“, einem Sammelbegriff für mögliche vor- und frühkeltische Population im Alpenraum. In unklarem Zusammenhang steht etwa der Name der Gemeinde Thaur bei Innsbruck, der analog von illyrischen ‚Fels‘, aber auch zu rätoromanisch Tgaura (‚Ziege‘) abgeleitet wird.
Die folgenden Gebirgsgruppen tragen heute den Namen Tauern:
Hohe und Niedere Tauern wurden historisch – und werden in manchen Gebirgsgliederungen bis heute – gemeinsam als Tauernalpen bezeichnet. Das erstreckt sich teils auch in den Grenzen Brennerpass–Liesing/Paltental, also einschließlich Zillertaler Alpen.
Die folgenden Verkehrsverbindungen erlauben die Querung der Tauern von Nord nach Süd:
Die folgenden Übergänge tragen den Namen Tauern (von West nach Ost):
Entsprechende der Pässe findet sich Tauerntal ebenso wie Tauernbach und auch Taurach mehrmals, letztere teilweise von einem Tauernpass in beide Richtungen.
Die Tauernhäuser des Fürsterzbistum Salzburg wurden schon ab dem Mittelalter an den Übergängen errichtet, sie dienten dem Schutz und der Instandhaltung der damals so wichtigen Handelswege, wie auch als Unterkunft und Verpflegungsstation für die Säumer und Händler. Beispiele dafür sind das Krimmler Tauernhaus am Krimmler Tauern und das Tauernhaus Schößwend, das Tauernhaus Spital und das Matreier Tauernhaus am Felber Tauern.
Aber auch Unterkünfte, die sehr viel später errichtet wurden, wie das 1928 errichtete Kalser Tauernhaus des DAV oder das private Rauriser Tauernhaus folgen dieser Tradition.
Folgende Orte leiten ihre Namen ebenfalls vom Begriff Tauern ab:
- die Pongauer Gemeinde Untertauern am Radstädter Tauernpass
- der Wintersportort Obertauern direkt am Radstädter Tauernpass
- die Gemeinde Hohentauern am Triebener Tauernpass
- die Katastralgemeinde Untertauern von Ossiach am Ossiacher Tauern
- der Weiler Tauern von Ossiach
- die Ortschaft Tauer von Matrei in Osttirol
Mehrere Gipfel, vornehmlich in der Nähe der Übergänge, tragen auch von Tauern abgeleitete Namen:
- August Prinzinger: Die Tauern. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Jahrgang 7, 1867, S. 46–78 (Google eBook, vollständige Ansicht).
- Heinrich Wallmann: Was versteht man unter Tauern? Eine alpine Studie. In: Zeitschrift des Deutschen Alpenvereins, Jahrgang 1869–70 (Band I), S. 442–472 (Online bei ALO).
- Eberhard Kranzmayer: Ortsnamenbuch von Kärnten. Band 1, Die Siedlungsgeschichte Kärntens von der Urzeit bis zur Gegenwart im Spiegel der Namen. Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie, Band 50. Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt 1956, OBV.
- Willi End, Hubert Peterka: Glocknergruppe und Granatspitzgruppe – ein Führer für Täler, Hütten und Berge, verfaßt nach den Richtlinien der UIAA. 8., vollständig neu bearbeitete Auflage. Alpenvereinsführer, Zentralalpen. Bergverlag Rother, München 1990, ISBN 3-7633-1258-7.
- Willi End, Hubert Peterka (Begr.): Venedigergruppe – mit nördlichen Deferegger Alpen (Panargenkamm, Lasörlingkamm). Alpenvereinsführer für Täler, Hütten und Berge, verfasst nach den Richtlinien der UIAA für Wanderer, Bergsteiger und Kletterer. 5., aktualisierte und vollständig neu bearbeitete Auflage. Alpenvereinsführer, Ostalpen. Bergverlag Rother, München 2006, ISBN 3-7633-1242-0.
- Heinz-Dieter Pohl: Die Bergnamen der Hohen Tauern. OeAV-Dokumente, Band 6. Österreichischer Alpenverein, Fachabteilung Raumplanung-Naturschutz, Innsbruck 2009, OBV (Inhaltsverzeichnis online, abgerufen am 27. März 2011).
- ↑ Heinz-Dieter Pohl: Kärnten – deutsche und slowenische Namen. Namenkundliche Grundlagen. In: members.chello.at/heinz.pohl, 16. Mai 2010, abgerufen am 27. März 2011.
- ↑ Pohl: Bergnamen, S. 17 ff.
- ↑ Kranzmayer: Ortsnamenbuch von Kärnten, S. 21.