Theodore Albert Parker III (oft auch Ted Parker, Theodore A. Parker) (* 1. April 1953 in Lancaster, Pennsylvania; † 3. August 1993 nordwestlich von Guayaquil) war ein US-amerikanischer Ornithologe, der bei einem Flugzeugabsturz zusammen mit dem Botaniker Alwyn Howard Gentry (1945–1993), dem Präsidenten der lokalen Gruppe der Fundación Natura Eduardo Aspiazu Estrada und dem Piloten Luis Raúl Mortensen Jiménez bei einer Expedition zur Cordillera del Cóndor nordwestlich von Guayaquil verstarb.
Seine Eltern waren Theodore Albert Parker Jr. und Dorothy Parker geb. Lowery.[1]
Ted Parker wuchs in einer Pflegefamilie in Lancaster auf. Im Alter von sechs Jahren besuchte er mit seiner Großmutter das örtliche North Museum of Natural History & Science. Es war wahrscheinlich die Initialzündung für seinen Wunsch Naturwissenschaftler zu werden.[2] Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Blanford Chase Parker[1] war er schon in jungen Jahren oft in der freien Natur rund um Lancaster unterwegs. Schon während seiner Schulzeit sammelte er beispielsweise Weichtiere. Doch während andere Kinder am Strand suchten oder beim Händler Sammlerstücke erwarben, besuchte er, immer auf der Suche nach seltenen Exemplaren, die lokalen Fischmärkte. In der Highschool engagierte er sich als Naturschützer und nahm an einer Umweltverträglichkeitserklärung der Wasserversorgung von Lancaster teil. Schon früh bildeten sich seine Vorlieben für Vögel heraus.[2]
Im Jahr 1976 heiratete er Susan Allen (heute Susan Allen Lohr).[3] Durch seine ständige Abwesenheit zerbrach die erste Ehe und sowohl die Louisiana State University (LSU), als auch Baton Rouge wurden zu seinem Lebensmittelpunkt.[4]
Im Jahr 1980 lernte er Carol Walton kennen, die er 1985 ehelichte. Doch auch diese Ehe scheiterte, da Parkers Leben immer noch auf die Arbeit im Gelände fokussiert war.[4]
Als Senior an der Highschool unternahm Parker den Versuch einen seit 1956 bestehenden Rekord von Stuart Keith (1931–2003) zu brechen. Es galt dabei möglichst viele Vogelarten in den USA und in Kanada innerhalb eines Jahres zu beobachten. Keith hatte bis dahin 598 Vogelarten in einem Jahr beobachtet. Im Frühling und Sommer des Jahres 1971 reiste Parker mit der Hilfe von Harold B. Morrin (1923–2012) und anderen Freunden kreuz und quer durch die USA.[5] Im Herbst schrieb er sich aus strategischen Gesichtspunkten bei der University of Arizona ein, da dieses Gebiet als ein allgemein guter Standort für Vogelkundler galt. Parker brach den Rekord, auch wenn er deswegen die ersten zwei Semester keine Vorlesung besuchte. So entstand seine erste Publikation 626 Species in One Year: A New North American Record und dies wurde sogar in Reader’s Digest erwähnt. Sehr schnell galt er als Fachmann für die Vogelwelt in Arizona. Innerhalb von zwei Jahren wurde er zum Editor für die Region Südwest für das Fachmagazin American birds der National Audubon Society. Er studierte im Hauptfach Biologie, wechselte aber später in die Anthropologie um organischer Chemie und Physik aus dem Weg zu gehen. Universitätsprofessoren wie Howard Ronald Pulliam überzeugten ihn, sein Talent auf die Hauptrichtung Ornithologie zu lenken.[2]
Durch seine Forschungsreisen verzögerte sich sein Universitätsabschluss bis ins Jahr 1977. Dass er überhaupt einen Abschluss machte, verdankte er seiner damaligen Frau Susan und seinem Freund John Patton O’Neill, zwei Personen, die ihn beständig antrieben.[3]
Seit Mitte der 1970er bis in die 1980er Jahre bestand sein Haupteinkommen in der Leitung von Touren für Vogelbeobachter. Hier war er hauptsächlich für Victor Emanuel Nature Tours tätig. Diese Arbeit gab ihm die Möglichkeit, Vogelkolonien in hunderten verschiedenen Orten in den Neotropen zu studieren. Im Durchschnitt war er 6 Monate im Jahr im Gelände.[4]
Parker arbeitete 15 Jahre am Bestimmungsbuch Birds of Peru, ein Buch, das erst nach seinem Tode von Thomas Scott Schulenberg, Douglas Forrester Stotz, dem Illustrator Daniel Franklin Lane, John Patton O’Neill und ihm publiziert wurde. Zwischen 1977 und 1990 publizierte er 37 Aufsätze, produzierte 2 Kassetten und einen Katalog mit Anmerkungen mit dem Titel A checklist of Peruvian birds.[6] Wenn man die Referenzliste der Bände 8 und 9 von Handbook of the Birds of the World betrachtet, so kann man erahnen wie viel Einfluss seine Publikationen auf die Ornithologie der Neotropen hat.[7] Auch Phoebe Snetsinger (1931–1999) wusste seine Leistungen in ihrem Buch "Birding on Borrowed Time" zu würdigen, indem sie schrieb:
„…his ability to name – at the pace of a machine gun – all bird species within a quick-moving flock, which a few seconds later was gone. (deutsch: …seine Fähigkeit – in der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs – alle Vogelarten einer schnell bewegenden Vogelgruppe, die innerhalb von Sekunden davon geflogen waren, zu benennen.[8]“
Postum bekam er für seine Verdienste rund um die LSU-Programme den Ph.D. verliehen.[6]
Schon während des zweiten Semesters unternahm Parker erste Reisen nach Mexiko und die Neotropen. Diese Ausflüge führten zu bedeutenden Erkenntnissen über das Gebiet von Jalisco bis Chiapas und ersten wissenschaftlichen Beiträgen. In der Zeit, in der er keine Reisen nach Mexiko plante, wälzte er intensiv Literatur über die Neotropen.[2] Im Frühling des Jahres 1974 rief George Hines Lowery (1913–1978) bei seinem ehemaligen Studenten Stephen Mims Russell an, um sich zu erkunden, ob er keinen Studenten kenne, der daran Interesse hätte, für die LSU an einem Survey über die Vögel Perus teilzunehmen. Russell empfahl ihm Parker, der das Angebot der LSU dankend annahm. Bei seiner ersten Reise verbrachte er acht Monate in Peru und lernte mit seinem peruanischen Begleiter Reyes Rivera die Sprache und die lokalen Gepflogenheiten kennen. Bei diesem Trip aus dem Jahre 1974 erwuchs seine Leidenschaft für die Aufnahme von Vogelstimmen.[3]
Schon kurz nach seiner ersten Heirat brach er mit seiner Frau Susan erneut zu einer siebenmonatigen Reise nach Peru auf. Im Naturschutzgebiet Tambopata verfeinerte er das Vorgehen bei der Bestandsaufnahme der Vögel in einem bestimmten Gebiet. Dies war wohl sein größtes Verdienst für die Avifauna der Neotropen. Bis zu diesem Zeitpunkt basierte die Bestandsaufnahme vorwiegend aus gesammelten Berichten aus Museen, gefangenen und freigelassenen Vögeln und gelegentlichen Beobachtungen.[3] Um ein vollständiges Bild zu erhalten, hätten die traditionellen Museumsmethoden für die Bestandsaufnahme im artenreichen Amazonas tausende von Arbeitsstunden verschlungen. Parker spezialisierte sich auf die Aufnahme von Vogelstimmen. Mit dem Abspielen der Aufnahmen spürte er methodisch fast jeden Vogelgesang im Regenwald auf. Was noch wichtiger war, er erinnerte sich an jede Vogelstimme, die er je gehört hatte. Es gelang ihm selbst Skeptiker an der LSU von seinem Ansatz der Vogelinventur zu überzeugen. Seine Methode hatte Züge eines revolutionären Charakters. Auch wenn Stimmaufzeichnungen eine lange Tradition in den Neotropen hatte, gab es bis dato niemand, der dieses Handwerk so effektiv wie Ted Parker beherrschte. Bis Mitte der 1980er hatte er es so perfektioniert, dass er in der Lage war, in lokalen Gebieten von Mexiko bis Brasilien 80 bis 90 % der Vögel in diesen Gebieten an wenigen Morgen zu erfassen. Mit mehr als 15000 Aufnahmen lieferte er viel Material für die Library of Natural Sounds (LNS) der Cornell University. Neben den Stimmaufzeichnungen sammelte er außerdem über 3000 Typusexemplare für die LSU.[4]
In seinem Buch A Parrot Without a Name: The Search for the Last Unknown Birds on Earth beschrieb Don Stap ein LSU-Programm, an dem auch Parker teilnahm. Er beschrieb darin, wie Parker den für die Wissenschaft neuen Orangeaugen-Breitschnabeltyrann (Tolmomyias traylori) nur über seinen Gesang entdeckte.[6]
Das Risiko, dem er sich aussetzte, wenn er abgelegene Gegenden besuchte, war im vollkommen bewusst. Seine Reiseerfahrungen reichten von Autounfällen mit Wildtieren und anderen Transportmitteln in Mexiko über das Versenken des Bootes von John Patton O’Neills und ihm durch die Aguarunas bis hin zu Verfolgungen von steineschmeißendem Mob in Peru. Selbst mit Kleinflugzeugen hatte er kritische Momente erlebt. So kam er in einem Flugzeug in den Ostanden Perus in einen schweren Gewittersturm und bei der Landung auf einem stillgelegten Flughafen in Bolivien bereits fast ums Leben.[9]
Am 3. August 1993 brachen Al Gentry, Jaqueline Maria Goerck, Eduardo Aspiazu, die Biologen Alfredo Luna, Carmen Bonifaz de Elao (1956-) und Parker von Guayaquil zu einer Expedition in die Cordillera del Cóndor auf. Durch Pilotenfehler von Luis Raúl Mortensen Jiménez prallte das Flugzeug in einen von Nebel verdeckten Bergwald.[9] Goercke, die damalige Verlobte Parkers[10], brach sich sowohl das Sprunggelenk und wies Rückenverletzungen auf. Trotzdem schafften Bonifaz de Elao und sie es irgendwie, in Richtung Tal zu gehen. Als die Hilfe am Unglücksort eintraf, war nur noch der schwer verletzte Alfredo Luna am Leben.[9]
Egal mit wem er sich auch umgab, Parker war immer bestrebt die Menschen davon zu überzeugen, wie wichtig es ist die Fauna der Welt zu erhalten. Selbst der Nobelpreis für Physik Murray Gell-Mann, der ein begeisterter Vogelbeobachter ist, war von Pakers Wissen während eines Südamerika-Tripps tief beeindruckt. Als Direktor der John D. und Catherine T. MacArthur Foundation setzte er sich dafür ein, dass die Stiftung Geld für Parkers Idee einer großangelegten biologischen Bestandsaufnahme mit dem Namen Rapid Assessment Program (RAP) über Conservation International zur Verfügung stelle. Zum harten Kern des Programms gehörten neben Parker, die beiden Botaniker Alwyn Gentry und Robin Bradford Foster sowie die Mammalogin Louise Hickok Emmons. Das Ziel des Programms war in relativ kurzer Zeit eine Bestandsaufnahme in einem bestimmten Gebiet durchzuführen und die Ergebnisse in einem eiligst erstellten Bericht Umweltschützern, Biologen, Verwaltungsangestellten und Politikern zur Verfügung zu stellen. Auch wenn Parker sehr wohl bewusst war, dass weitere Langzeitstudien unerlässlich sind, sah er in den RAP-Protokollen ein wichtiges Instrument, um genügend Daten zu sammeln, die helfen sollten die Prioritäten zum Umweltschutz in den Tropen zu setzen.[6] Deshalb überzeugte er die MacArthur-Stiftung zusätzliche Gelder für traditionelle Langzeitstudien zur Verfügung zu stellen.[9] Es gilt als eines seiner Verdienste, dass der Nationalpark Madidi in Bolivien zu einer Schutzzone erklärt wurde.[8]
Seit dem Jahr 1982 war Ted Parker Mitglied der American Ornithologists’ Union (AOU). Im Jahr 1987 wurde schließlich zum gewählten Mitglied der AOU.[11]
In ihrem Buch Birds of the High Andes schrieben Jon Fjeldså und Niels Krabbe über Parker:
„In particular we thank Theodore A. Parker for an enormous amount of life history data. As he by far the greatest capacity on the life histories of Neotropical birds there ever was, his contribution to our knowledge of Neotropical birds can not be stressed strongly enough. (deutsch: Insbesondere danken wir Theodore A. Parker für seinen enormen Beitrag von naturhistorischen Daten. Er war bei weitem die beste Fachkraft, die es je für die Vögel der Neotropen gab. Seine Beiträge zu unserem Wissen über die Vögel der Neotropen kann nicht genug betont werden.[12]“
Thomas Carlberg nennt ihn in seinem Nachruf gar den Mozart unter den Ornithologen.[10]
Im Jahr 1981 und 1997 machte Gary Russell Graves jeweils in der wissenschaftlichen Namensgebung seine Aufwartung. So nannte er eine Unterart des Kupferglanzschwänzchen (Metallura theresiae parkeri)[13] und die Art Parkers Ameisenfänger (Cercomacroides parkeri).[14] Graves hob sein Genie hervor, indem er schrieb:
„Ted Parker did not spend his time performing statistical analyses of character gradients or formulating null models of mixed-species flocks, but more importantly he collected data and observations that made my research on the set topics possible. That was part of his genius.(deutsch: Ted Parker verbrachte seine Zeit nicht damit statistische Analysen über Stoffgradienten oder Null-Modelle für gemischte Vogelgruppen zu formulieren, sondern viel wichtiger er sammelte Daten und Beobachtungen, die meine Forschung auf diesen Gebieten ermöglichten. Dies war ein Teil dieses Genies.)[14]“
Im Jahr 1986 widmeten ihm Tristan J. Davis und John Patton O’Neill das Artepitheton im wissenschaftlichen Namen des Graukehl-Ameisenfängers: Herpsilochmus parkeri.[15] Für ihn fand in der englischsprachigen Literatur der Trivialname Parker’s Antbird Einzug.[16]
Mark Blair Robbins und Steve N. G. Howell würdigten seine Leistungen im Jahr 1995 mit dem wissenschaftlichen Artnamen für den Zwergkauz Glaucidium parkeri, für den der Trivialname Parkerzwergkauz gewählt wurde.[3]
In Studies in Neotropical Ornithology honoring Ted Parker, einem Sammelwerk aus dem Jahre 1997 mit verschiedener Artikel unterschiedlichster Autoren, welches von James Vanderbeek Remsen Jr herausgegeben wurde, wurde ihm gleich mehrfach bei der Namensgebung gedacht. Neben dem Parkers Ameisenfänger, widmeten ihm John W. Fitzpatrick und Douglas Forrester Stotz den Zimtgesicht-Laubtyrann (Phylloscartes parkeri)[17], Niels Krabbe und Thomas Scott Schulenberg den Bambustapaculo (Scytalopus parkeri)[18] und schließlich Morton L. Isler, Phyllis R. Isler und Bret M. Whitney eine Unterart des Natterers Tropfenameisenwürgers (Thamnophilus stictocephalus parkeri)[19].
Früher wurde der Parkers Buschschlüpfer (Cranioleuca vulpecula) (Sclater,PL & Salvin, 1866), als Unterart des Rötlichbraunen Buschschlüpfers (Cranioleuca vulpina) (Pelzeln, 1856) betrachtet. Kevin Jay Zimmer erhob Cranioleuca vulpecula schließlich in einer Analyse zur eigenständigen Art.[20] Als englischen Trivialnamen schlug er schließlich Parker's Spinetail im Gedenken an den Verstorbenen vor.[16]
Im Jahr 2000 beschrieben Gilbert Barrantes und Julio E. Sánchez eine neue Unterart des Gelbflanken-Seidenschnäpper (Phainoptila melanoxantha parkeri), welche ebenfalls Parkers Name beinhaltet.[21]
Ted Parker hat einige Arten und Unterarten als Erstautor beschrieben. Hierbei arbeitete er mit Gary Russell Graves, John Patton O’Neill und Thomas Scott Schulenberg zusammen.
Zu den Arten die Parker u. a. mitbeschrieben hat, gehören chronologisch:
Zu den Unterarten die Parker u. a. mitbeschrieben hat, gehören chronologisch:
Personendaten | |
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NAME | Parker, Theodore Albert III |
ALTERNATIVNAMEN | Parker III, Theodore A.; Parker, Ted |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Ornithologe |
GEBURTSDATUM | 1. April 1953 |
GEBURTSORT | Lancaster, Pennsylvania |
STERBEDATUM | 3. August 1993 |
STERBEORT | nordwestlich von Guayaquil |