Thomas Farrell

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Sir Thomas Farrell (* 1827 in Dublin;[1]2. Juli 1900 ebenda)[2] war einer der bedeutendsten irischen Bildhauer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts,[3] der in einer Reihe mit John Henry Foley und John Hogan gesehen wurde.[4]

Farrell wurde als dritter Sohn in die katholische Familie von Terence und Maria Farrell geboren,[5] die bereits eine Bildhauer-Werkstatt in Dublin betrieben. Anders als seinen beiden älteren Brüdern gelang Farrell 1842 die Aufnahme in die Modelling School der Royal Dublin Society. Die Schule führte damals in den Stil des Neoklassizismus ein, wobei insbesondere die Arbeiten von John Flaxman als Grundlage verwendet wurden. Der Neoklassizismus fand in Irland erst vergleichsweise spät Verbreitung, war aber zu dieser Zeit insbesondere durch den in Rom arbeitenden irischen Bildhauer John Hogan sehr populär geworden. Bereits 1843 gewann Farrell den Preis in der Kategorie Original Design in Clay. Weitere Preise der Royal Irish Art Union folgten in den Jahren 1844 und 1846.[6] In den Ausstellungen 1852 in Cork und 1853 in Dublin wurden seine Werke bekannt und positiv gewürdigt.[7]

Das Monument für den 1852 verstorbenen Dubliner Erzbischof Daniel Murray in der Dubliner Pro-Kathedrale war der erste große Auftrag für Farrell

Nach dem Tod des 1852 verstorbenen Dubliner Erzbischofs Daniel Murray gab es einen offenen Wettbewerb um den Auftrag für eine entsprechende Skulptur. Zu den wichtigsten Mitbewerbern gehörten der frisch aus Rom nach Dublin zurückgekehrte John Hogan, Christopher Moore und Joseph Kirk. Farrell gewann den sehr prestigeträchtigen Auftrag und wurde damit zu einem unabhängigen Künstler, der sich aus dem Schatten seiner Familie löste. Zur Vorbereitung der Arbeit unternahm Farrell eine Studienreise in Italien, wahrscheinlich im Winter 1853/1854. 1854 begann Farrell in Dublin mit den Arbeiten zu der Statue, 1855 wurde sie in der Dubliner Pro-Kathedrale aufgestellt.[8] Die Statue zeigt Murray in einer knienden, devoten Gebetshaltung, die bereits Antonio Canova für seine Statue für Clemens XIII. verwendet hatte.[9]

Ein weiterer wichtiger Auftrag für Farrell war das 1861 fertiggestellte Bronze-Relief auf dem Wellington Testimonial im Phoenix Park, jedoch half es ihm nicht, um damit in den englischen Markt einzutreten. Auch wenn Farrell zu Beginn der 1860er-Jahre als der führende irische Bildhauer angesehen werden könnte, erhielt er zunehmend ernsthafte Konkurrenz durch den in London ansässigen John Henry Foley, der viele Aufträge aus protestantischen Kreisen erhielt. Farrell wurde hier zwar nicht ignoriert, aber die Aufträge der katholischen Kirche und von Katholiken gewannen für ihn zunehmend an Bedeutung.[10] Ein Problem war auch das nicht immer vorhandene Vertrauen in lokale, irische Künstler. Mitte der 1860er-Jahre gab es eine offene Ausschreibung für das Monument zu Ehren von Daniel O’Connell, bei der über 60 Entwürfe eingingen, darunter auch von Farrell, der um das Podest für die Statue für O’Connell vier allegorische Figuren für Irland, das Gesetz, Patriotismus und Redegewandtheit vorsah als Aspekte der Freiheit, die in besonderem Maße von O’Connell repräsentiert worden sind. Zwar fand der Entwurf Anerkennung, aber dennoch ging der Auftrag letztlich an John Henry Foley in London, obwohl die öffentliche Meinung eher auf der Seite von Farrell war. Der Kommission fehlte offenbar der Mut, den Auftrag an einen Künstler zu vergeben, der sich außerhalb von Irland noch nicht bewiesen hatte.[11]

Gegen Ende seines Lebens erhielt Farrell immer noch zahlreiche Aufträge, teilweise auch in offenen Ausschreibungen wie etwa im Fall der Statue für Robert Stewart. Auch Ehrungen wurden ihm zuteil. Am 13. Oktober 1893 wurde er als erster Bildhauer zum Präsidenten der Royal Hibernian Academy gewählt und am 24. Mai 1894 zum Knight Bachelor („Sir“) geschlagen[12]. Farrell starb am 2. Juli 1900 in Redesdale House, wo auch noch seine drei verbliebenen Brüder lebten. Seine sehr zurückgezogene Lebensweise fand auch Ausdruck in seinem letzten Wunsch, dass über seinen Tod erst mit mehreren Tagen Verzögerung berichtet werden möge. Diesem Wunsch wurde entsprochen, sehr zum Bedauern der Royal Hibernian Academy, deren Mitglieder gerne der Beerdigung beigewohnt hätten. Ihm wurde stattdessen in einer Sitzung am 18. Juli 1900 gedacht.[13]

Werke (Auswahl)

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  • The Late Sir Thomas Farrell, P.R.H.A. In: Irish Times. 5. Juli 1900, S. 6, Sp. 8 (irishtimes.com).
  • Paula Murphy: Thomas Farrell, Sculptor. In: Irish Arts Review Yearbook. Band 9, 1993, S. 196–207, JSTOR:20492737.
  • Paula Murphy: Nineteenth-Century Irish Sculpture. Native Genius Reaffirmed. Yale University Press, New Haven 2010, ISBN 978-0-300-15909-7.
  • Fintan Cullen: Visualizing Ireland's first cardinal. In: Dáire Keogh, Albert McDonnell (Hrsg.): Cardinal Paul Cullen and his World. Four Courts Press, Dublin 2011, ISBN 978-1-84682-235-3, S. 401–413.
  • Paula Murphy: Farrell, Thomas. In: Sculpture 1600–2000 (= Art and Architecture of Ireland). Volume III. Yale University Press, Dublin 2014, ISBN 978-0-300-17921-7, S. 109–112.
Commons: Sir Thomas Farrell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Die Angaben zum Geburtsjahr sind widersprüchlich wie bereits Paula Murphy 1993 feststellte (Fußnote 1 auf S. 207): Im Nachruf auf Thomas Farrell in der Irish Times wird 1829 als Geburtsjahr angegeben. Die Unterlagen beim Glasnevin Cemetery bestätigen dies, da sie Farrells Alter zum Todeszeitpunkt mit 70 Jahren angeben. Paula Murphy stellt jedoch fest, dass 1827 als Geburtsjahr bei Stricklands Dictionary of Irish Artists angegeben wird und als Taufdatum der 13. Mai 1827 in den Unterlagen der Gemeinde St. Andrew in Dublin angegeben ist. Paula Murphy hält 1827 für plausibler.
  2. Paula Murphy 2014, S. 112; diese Angabe ist ebenso im Widerspruch zum Nachruf der Irish Times, die am 5. Juli 1900 mit Bedauern feststellt, dass aufgrund Farrells Wunsch über den Tod erst mit vier Tagen Verspätung berichtet wird; dies würde auf den 1. Juli 1900 hindeuten.
  3. Paula Murphy 2014: „Farrell was one of the most famous sculptors in Ireland in the second half of the nineteenth century.“
  4. Nachruf der Irish Times: „Sir Thomas Farrell was the successor of Foley and Hogan; he maintained after those pre-eminent masters the best traditions of the Irish School of Sculpture, […]“
  5. Paula Murphy 2014, S. 109; zum Namen der Mutter siehe Paula Murphy 1993, S. 207, Fußnote 1.
  6. Paula Murphy 1993, S. 196.
  7. Paula Murphy 2014, S. 109.
  8. Paula Murphy 1993, S. 198.
  9. Cullen 2011, S. 404; Bild dazu auf Commons.
  10. Paula Murphy 1993, S. 198–199.
  11. Paul Murphy, S. 201.
  12. William Arthur Shaw: The Knights of England. Band 2, Sherratt and Hughes, London 1906, S. 393.
  13. Paula Murphy 1993, S. 206.
  14. Fintan Cullen 2014, S. 405; Paula Murphy 2014, S. 110.
  15. James Stevens Curl: Funerary Monuments & Memorials in St Patrick's Cathedral, Armagh. Historical Publications, Whitstable, Kent 2013, ISBN 978-1-905286-48-5, S. 83–85.
  16. Paula Murphy 2014, S. 112.
  17. Paula Murphy 1993, S. 205.
  18. Viola Barrow: The National Gallery of Ireland. In: Dublin Historical Record. Band 36, Nr. 4. Old Dublin Society, 1983, S. 132–139, JSTOR:30100737. Paula Murphy 1993, S. 199.
  19. Paula Murphy 1993, S. 196; Christine Casey: Dublin (= The Buildings of Ireland). Yale University Press, New Haven 2005, ISBN 978-0-300-10923-8, S. 622.
  20. Paula Murphy 1993, S. 203.
  21. Paula Murphy 1993, S. 201.
  22. Paula Murphy 2010, S. 164; Paula Murphy 2014, S. 111.
  23. The Jubilee of the Archbishop of Tuam. In: Irish Times. 10. Juni 1875, S. 3, Sp. 2 (irishtimes.com).
  24. Paula Murphy 1993, S. 200.
  25. Paula Murphy 2010, S. 183–184.
  26. Paula Murphy 1993, S. 202; Fintan Cullen, S. 407
  27. Paula Murphy 1993, S. 202.
  28. Paula Murphy 1993, S. 204.
  29. Paula Murphy 1993, S. 203.
  30. Paula Murphy 1993, S. 199.
  31. Am 6. Februar 1892 berichtete die Irish Times, dass die Büste kürzlich installiert worden sei: The Catholic University Church Stephen's Green. In: Irish Times. 6. Februar 1892, S. 6, Sp. 2 (irishtimes.com). Paula Murphy 1993, S. 206.
  32. Paula Murphy 2010, S. 164.
  33. Paula Murphy 1993, S. 200.
  34. Paula Murphy 1993, S. 200.

Licensed under CC BY-SA 3.0 | Source: https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Farrell
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