Huxley war das siebente Kind von George Huxley (1780–1853) und dessen Frau Rachel Withers (1785–1852).
Huxley trat 1841 als Gehilfe in die Praxis eines Schwagers, des Arztes James Godwin Scott, in London ein und besuchte parallel Vorlesungen am Sydenham College.[1] Am 1. Oktober 1842 nahm er am Charing Cross Hospital das Studium der Medizin auf,[2] welches er 1845 mit dem akademischen Grad eines Bacc. med. der University of London abschloss.[3] Im Anschluss verdingte er sich bei der Royal Navy. Nach kurzer Tätigkeit am Royal Naval Hospital in Haslar vermittelte ihm sein dortiger Chef John Richardson die Teilnahme an einer Expedition der HMS Rattlesnake zur Torres-Straße in den Jahren 1846 bis 1850 als Schiffsarzt, die ihm ausgedehnte, viel beachtete zoologische Forschungen ermöglichte. 1854 wurde er von der Londoner Royal School of Mines, einem Vorgänger des heutigen Imperial College, zum Professor für Naturgeschichte berufen.[3] Als Teile der Royal School of Mines 1872 nach South Kensington zogen, führte Huxley dort nach deutschem Vorbild Biologiekurse ein, in denen Wert auf Laborarbeit gelegt wurde, was im Lauf des 19. Jahrhunderts zum Vorbild in Großbritannien geworden war. 1885 ging er an der School of Mines in den Ruhestand.
Sein bekanntestes und damals umstrittenstes Essay-Buch Evidence as to Man’s Place in Nature (1863) war Ausgangspunkt des beliebten Gesellschaftsstreits, ob der Mensch vom Affen abstamme oder nicht. Er gründete 1869 gemeinsam mit anderen Anhängern der Darwinschen Lehre die Fachzeitschrift Nature.
Vom 5. August bis 23. September 1876 hielt sich Huxley, begleitet von seiner Frau, in den Vereinigten Staaten auf, wo er mehrere Vorträge hielt.[4][5]
1868 prägte Huxley den Begriff der Wallace-Linie, der biogeografischen Trennlinie zwischen asiatischer und australischerFlora und Fauna. Im gleichen Jahr beschrieb er die Substanz Bathybius, die er für ein urtümliches Lebewesen hielt, was sich später jedoch als Irrtum herausstellte. Er begründete in der zoologischen Systematik das Taxon der Knorpelfische (Chondrichthyes), eine Klasse der Wirbeltiere (Vertebrata).
Seine Essays brachten ihm den Ruf ein, einer der größten Stilisten der englischen Sprache zu sein. Seine einfallsreichen Unternehmungen, die Gedanken seines Freundes Darwin zu popularisieren, bestanden unter anderem darin, sie in Dialog-Geschichten zu verpacken, die eine auch einfachen Menschen verständliche Sprache benutzten. Er und seine Mitstreiter setzten in der britischen Gesellschaft die neue Grundorientierung durch, anstelle von Fixierung auf geistige Autoritäten, Klassiker und Ämterpatronage ein moderneres Verständnis von empirisch fundierter Naturwissenschaft und Professionalismus zu setzen.
Ursprung für alle späteren Reihungen zum sogenannten March of Progress war diese Zeichnung von Gibbon, Orang-Utan, Schimpanse, Gorilla und Mensch in Evidence as to Man’s Place in Nature (1863)
Evidence as to Man’s Place in Nature. London 1863 (online).
übers. von J. Victor Carus: Zeugnisse für die Stellung des Menschen in der Natur. Braunschweig 1863 (online).
On Our Knowledge of the Causes of the Phenomena of Organic Nature. Six Lectures to Working Men. London 1863 (online).
übers. von Carl Vogt: Über unsere Kenntniss von den Ursachen der Erscheinungen in der organischen Natur. Sechs Vorlesungen für Laien, gehalten in dem Museum für practische Geologie. Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig 1865 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 22. Mai 2024]).
Lectures on the Elements of Comparative Anatomy. London 1864 (online).
Lessons in Elementary Physiology. London 1866 (online).
A Manual of the Anatomy of Vertebrated Animals. London 1871 (online).
A Course of Practical Instruction in Elementary Biology. London 1875 – mit H. Newell Martin (online).
Physiography: An Introduction to the Study of Nature. London 1877 (online).
A Manual of the Anatomy of Invertebrated Animals. London 1877 (online).
The Crayfish: An Introduction to the Study of Zoology. London 1879 (online).
On the application of the laws of evolution to the arrangement of the Vertebrata and more particularly of the Mammalia. In: Proceedings of the Zoological Society of London 43,1880, S. 649–662
Introductory Science Primer. London 1880 (online).
Gerhard Heberer: Thomas Henry Huxley (1825–1895), Charles Lyell (1797–1875), Carl Vogt (1817–1895), Ernst Haeckel (1834–1919). Einleitung zu Thomas Henry Huxley: Zeugnisse für die Stellung des Menschen in der Natur. Gustav Fischer, Stuttgart 1963, S.1–53.
Leonard Huxley (Hrsg.): Life and Letters of Thomas Henry Huxley. 3 Bände, London 1900. 3. Auflage. Macmillan, London 1908 (Band 1, Band 2, Band 3).
Ilse Jahn: Thomas Henry Huxley. In: Ilse Jahn (Hrsg.): Geschichte der Biologie: Theorien, Methoden, Institutionen, Kurzbiographien, unter Mitwirkung von Erika Krauße, bearbeitet von 21 Fachwissenschaftlern. 2., korrigierte Sonderausgabe der 3., neubearbeiteten und erweiterten Auflage. Spectrum, Heidelberg / Berlin 2002, ISBN 3-8274-1023-1, S.860.
↑William Peirce Randel: Huxley in America. In: Proceedings of the American Philosophical Society. Band 114, Nr. 2, 1970, S. 73–99 (JSTOR:986027).
↑J. V. Jensen: Thomas Henry Huxley's Lecture Tour of the United States, 1876. In: Notes and Records of the Royal Society of London. Band 42, Nr. 2, S. 181–195 (JSTOR:531356).
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 121.