Thomas Müller (* 16. Januar 1953 in Wuppertal) ist ein deutscher Physiker. Sein Forschungsgebiet ist die experimentelle Teilchenphysik.[1][2]
Nach seinem Studium an der Universität Bonn (Diplom 1979) promovierte Müller 1983 mit Daten des CERN-Experimentes UA5 über das Thema „Teilchenerzeugung in Proton-Antiproton-Reaktionen bei 540 GeV Schwerpunktsenergie“. 1988 folgte die Habilitation mit einer Arbeit zum Thema „Production Properties of the Intermediate Vector Bosons W and Z at the CERN p anti-p Collider“ an gleicher Stelle. Nach Forschungsaufenthalten am CERN von 1984 bis 1989 und einer Professur an der Universität von Kalifornien in Los Angeles (UCLA) von 1990 bis 1996 wurde Thomas Müller im Jahr 1995 zum ordentlichen Professor an der Universität Karlsruhe berufen und war bis 2019 Leiter des Instituts für Experimentelle Kernphysik (EKP).[1]
Müller arbeitet auf dem Gebiet der experimentellen Teilchenphysik an Hadron-Collidern. Im Rahmen des Standardmodells interessiert er sich vor allem für die Eigenschaften des Top-Quarks sowie für die Suche nach dem Higgs-Boson und dessen Yukawa-Wechselwirkung. Außerdem beteiligt er sich an der Suche nach Anomalien in der EWK-Wechselwirkung. Auch die Physik jenseits des Standardmodells gehört zu seinem Forschungsbereich.
Darüber hinaus nimmt er an der Entwicklung von Detektorkomponenten mit Schwerpunkt auf Kalorimetern und Spurdetektoren teil. Er forscht über Detektoren für eine Spurendriftkammer am International Linear Collider und ist an der Entwicklung des Hochluminositäts-LHC beteiligt.
Im Rahmen seiner Forschungstätigkeiten nahm er bisher an Experimenten am CERN (Intersecting Storage Rings, UA5, UA1, p-pbar Collider, Compact Muon Solenoid), am Fermi National Accelerator Laboratory (Tevatron, Collider Detector at Fermilab, APEX), am Superconducting Super Collider, am ICARUS sowie seit 2008 am Belle-II-Experiment teil.[1]
Themen von Müllers Vorträgen, Artikeln und Seminaren sind:
Seine Lehrveranstaltungen haben die folgenden Themen:
Von 1992 bis 1994 hatte er Leitungsfunktionen an der UCLA (Member of the Legislative Assembly UCLA). Von 1995 bis 2019 leitete er das Institut für Experimentelle Teilchenphysik des Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Von 2000 bis 2002 war er Prodekan der Fakultät für Physik an der Universität Karlsruhe. Von 2004 bis 2006 und seit 2019 hat er das Amt des Dekans inne. Von 2004 bis 2006 und seit 2015 ist er Mitglied des KIT-Senats. Im Rahmen der internationalen akademischen Selbstverwaltung war Müller Mitglied (2005–2016) und Deutscher Vertreter (2010–2016) im European Committee for Future Accelerators (EFCA) und Mitglied im Executive Board der Europäischen Physikalischen Gesellschaft (2011–2016).
Müller ist Mitbegründer des Grid Computing Centre Karlsruhe (GridKa) – Deutsches Tier1-Zentrum für den LHC. Von 2001 bis 2018 war er dort Mitglied. Ebenso ist er Mitbegründer des Karlsruher Center of Excellence CETA, dessen Sprecher er von 2004 bis 2007 war.
Müller war von 1994 bis 1996 Co-Sprecher der US-CMS und von 1999 bis 2004 sowie von 2015 bis 2018 Sprecher des deutschen CMS.[1][3][4]
Müller ist Mitglied
Von 1984 bis 1985 hatte Müller eine Fellowship des CERN und von 1991 bis 1993 eine des SSC inne. Müller war von 1996 bis 2017 Mitherausgeber der Springer-Zeitschrift Tracts in Modern Physics. Er arbeitete von 1999 bis 2018 im Gutachterausschuss des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit, den er zeitweise leitete. Außerdem saß er von 2005 bis 2011 im Beirat des EUDET (= europäischer Zusammenschluss von 31 Institutionen aus 12 Ländern zur Forschung und Entwicklung von Detektoren für den International Linear Collider; bestand von 2006 bis 2010[5]), den er ebenfalls zeitweise leitete. Außerdem war Müller Mitglied
Für seine Arbeiten erhielt Müller von der European Physical Society zweimal den High Energy and Particle Physics Prize: 2013 für die Entdeckung des Higgs-Bosons (ATLAS, CMS) und 2019 für die Entdeckung des Top-Quarks (CDF, D0).[1]
Müller ist verheiratet und hat vier Kinder.[1]
Personendaten | |
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NAME | Müller, Thomas |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker |
GEBURTSDATUM | 16. Januar 1953 |
GEBURTSORT | Wuppertal |