Der Waldfriedhof liegt gut einen Kilometer nördlich der Füssener Altstadt auf der Ostseite der Augsburger Straße, die Teil der Bundesstraße 16 Richtung Kaufbeuren ist. Das Friedhofsgebäude mit Aussegnungshalle hat die Adresse Augsburger Straße 62. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich in Sichtlinie zum Haupteingang und zur Aussegnungshalle die Feldkirche St. Ulrich und Afra.
Nachdem der Sebastiansfriedhof in der Altstadt von Füssen zu klein geworden war, kündigte Bürgermeister Adolf Moser 1919 den Plan für einen neuen Friedhof an. Als Alternativstandort wurde der Venetianerwinkel erwogen, der aber von der Innenstadt aus nur über einen Bahnübergang erreichbar gewesen wäre. 1922 fiel der Entschluss für den Standort an der Augsburger Straße. Den Gesamtplan erstellte der Architekt Hans Grässel, der 1907 den Waldfriedhof in München als ersten Waldfriedhof in Deutschland geplant hatte. 1924 wurde der Plan für Füssen fertiggestellt, der jedoch anders als in München keine ausgedehnte Parkanlage, sondern eine kleinere und mehr geometrisch gegliederte Fläche vorsah. Die Aussegnungshalle wurde von 1925 bis 1929 errichtet.[1] 1961 wurde der Friedhof erweitert.
Heute ist der Waldfriedhof der größere von zwei von der Stadt Füssen betriebenen Friedhöfen, der andere ist der Städtische Friedhof Hopfen am See. Daneben gibt es noch die kirchlich betriebenen Friedhöfe (kirchlicher Teil des Friedhofs Hopfen am See, Sebastiansfriedhof und Friedhof Weißensee). Die Aussegnungshalle ist mit Ausstattung als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen.[2]
Das Friedhofsgebäude mit Aussegnungshalle ist ein Walmdachbau mit einem zentralen Dachreiter mit Zeltdach, Seitenarmen mit Satteldächern und einer Arkadenvorhalle. Im Inneren der Aussegnungshalle sind Wandmalereien von Rolf Nida-Rümelin[3] und ein Kruzifix, das dem Füssener Barockbildhauer Hans Adam Bayrhoff zugeschrieben wird.[4] In der Arkadenvorhalle ist eine Gedenktafel für das Füssener NS-Opfer Hermann Wegscheider angebracht.[5]
Im Jahr 2020 hatte der Waldfriedhof 2500 Gräber. Davon waren aufgrund der veränderten Bestattungskultur und des zunehmenden Trends zur Urnenbestattung nur noch knapp 1200 belegt.[3]
↑Herbert Wittmann: Der Füssener Barockbildhauer Hans Adam Bayrhoff (1650–1722). In: Alt Füssen. Jahrbuch des Historischen Vereins „Alt Füssen“. 1998, ISSN0939-2467, S.55–80, hier S. 65 und Abb. 10 S. 57.